Grafschaft Ortenburg

Ruine Ortenburg

Die Ortenburger waren ein mittelalterliches reichsunmittelbares Grafengeschlecht in Kärnten, vermutlich^[1] vom bayerischen Adelsgeschlecht Hirschberg abstammt. Das Geschlecht erlosch 1418 im Mannestamm, die Grafschaft fiel an die Grafen von Cilli.

Geschichte

Die Gründe ihrer Niederlassung in Kärnten sind unbekannt, ebenso wie sie dort zu Besitz gelangten. Es ist auch keine Urkunde erhalten, die über die Errichtung der Ortenburg berichtet.

Begründer des Geschlechts war Adalbert I. († August 1096). Er war vermutlich ein jüngerer Sohn des Grafen Hartwig II. an der unteren Amper (Haus Hirschberg) und der Aviza, Tochter des Grafen Altmann von Kühbach.^[2] Adalbert war 1072 Vogt der Freisinger Kirche und deren Vizedom in Kärnten. In einem Zehntvertrag hielt er die Grenzen des freisingischen Kirchenbesitzes im Oberland fest. Verheiratet war er mit Bertha († nach August 1096), Tochter des bayrischen Grafen Meginhard IV. von Reichersbeuern. Der Heiratskontrakt war von 57 adligen und weiteren 27 nicht-adligen Zeugen unterzeichnet worden. Die Stammburg des Geschlechtes - westlich von Spittal an der Drau, vermutlich um 1091 unter Adalbert errichtet, wird erstmals in einer Urkunde von 1093 genannt. Adalbert nennt sich darin erstmals „von Ortenburg“ (Adelbertus de Hortenburc). Die Burg lag auf der Schattseite, südlich der Drau (im Einflussbereich der Patriarchen von Aquileia), gegenüber der lurnschen Hohenburg. Von ihr aus konnte man den Verkehrsweg im Lurnfeld gut überblicken. Wie groß Adalberts Besitz war, ist nicht überliefert. Bedeutend kann er nicht gewesen sein, denn das Oberland befand sich in der Hand der Grafen von Lurn.

Als diese 1135 ausstarben, wurde ihr riesiger Landbesitz wie folgt aufgeteilt: Der Graf von Görz erhielt die Gegend westlich von Möllbrücke, der Ortenburger die Gegend östlich davon bis hinunter nach Rennstein (Vorort von Villach) und das Erzbistum Salzburg erhielt Pusarnitz, Sachsenburg, Gmünd und Stall im Mölltal. Die Ortenburger gehörten zu diesem Zeitpunkt bereits dem Grafenstand an. Die Ortenburger, die auch große Güter in Ober- wie in Unterkrain besaßen, waren maßgeblich - großteils unter der Lehnsherrschaft der Patriarchen von Aquileia - an der Besiedlung des Gottscheerlandes ab 1320/30 beteiligt.

Das Geschlecht erlosch 1418 mit dem Tod des Grafen Friedrich III. im Mannestamm. Das Erbe fiel an die Grafen von Cilli.

Bayerische Ortenberger

Die bayerischen Ortenburger (ursprünglich Ortenberger) haben mit den Kärntner Ortenburgern nur den Namen gemein; ihr Ahnherr ist Rapoto I. von Ortenburg aus dem Hause der Spanheimer.^[3]

Nach dem Aussterben der Grafen von Cilli 1456, die 1422 das Erbe der Kärntner Ortenburger angetreten hatten, versuchten die bayerischen Ortenberger unter Berufung auf (allerdings unbewiesene) gemeinsame Ahnen, die Kärntner Grafschaft zu gewinnen, allerdings vergeblich (siehe Ortenburger Erbstreit (Kärnten)).

Der Name Grafschaft Ortenburg wurde noch von Kaiser Friedrich III., der sich in den Auseinandersetzungen um das Cillier Erbe hatte durchsetzen können, 1478 für ein eigenes Fürstentum Oberkärnten gebraucht.

Bedeutende Familienmitglieder

• Adalbert I. von Ortenburg († nach August 1096)
• Otto I. Graf von Ortenburg († 1147)
• Otto II. Graf von Ortenburg († wahrscheinlich 1197 auf dem Kreuzzug)
• Hermann von Ortenburg (* 1147; † 1200), Gegenbischof von Gurk
• Ulrich von Ortenburg (* um 1188; † 1253), Bischof von Gurk,
• Hermann II. Graf von Ortenburg († 19. Mai 1256), ließ 1237 Burg Sommeregg erbauen
• Friedrich I. Graf von Ortenburg († 28. März 1304)
• Meinhard I. Graf von Ortenburg († um 1332)
• Otto V. Graf von Ortenburg († 1342)
• Albrecht I. Graf von Ortenburg († 1336)
• Euphemia Gräfin von Ortenburg
• Hermann III. Graf von Ortenburg († 1337)
• Meinhard II. Graf von Ortenburg († 1338)
• Anna Gräfin von Ortenburg
• Klara Gräfin von Ortenburg
• Otto VI. Graf von Ortenburg († 28. März 1374)
• Friedrich III. Graf von Ortenburg († 28. April 1418)

Stammliste

Stammliste der Kärntner Grafen von Ortenburg (basierend auf K. Tangl et al.):

1. Adalbert I.^[4] (* 1038; † August 1096), Vizedom von Freising, ∞ Bertha von Dießen († 1070), Tochter von Graf Otto I.
   1. Ulrich (* 1091; † zwischen 1176 und 1188), Domherr, Propst und Erzdiakon von Aquileia, Elekt von Aquileia (1130-32, nicht konfirmiert), danach Mönch in Rosach/Rosazzo
   2. Adalbert II.^[5] (* 1086; † 1102)
   3. Otto I.^[6] (* 1088; † 1147/57), 1141 Graf von Ortenburg, ∞ 1140 Agnes von Auersperg-Krain († 1178)
      1. Gertrud (* 1143; † um 1200), Äbtissin von St. Georgen
      2. Hermann (* 1147; † 1200), 1169 Dompropst und Erzdiakon in Laibach, Elekt und Gegenbischof von Gurk (1179-80)
      3. Agnes^[7] (* 1149; † 1207), ∞ Berthold I. († 1179/80), Graf von Tirol
      4. Heinrich I.^[8] (* 1138; † nach 1192)
      5. Otto II.^[9] (* 1140; † 1197), Gründer von Spittal an der Drau 1191, ∞ Brigida von Heunburg)^[10] († 1207)
         1. Heinrich II. (* 1184, früh verstorben)
         2. Ulrich (* 1188; † 14. September 1253), Bischof von Gurk (1221-1253)
         3. Otto III. (* 1190, † nach 1243)
         4. Hermann II. (I.)^[11] (* 1196; † 19. Mai 1256), ∞ I. Elisabeth († 1249), Tochter von Graf Gero II. von Heunburg, ∞ II. 1254 Euphemia († 1292), Tochter des Grafen Konrad I. von Plain und Hardegg
            1. NNw, ∞ Poppo von Peggau-Pfannberg
            2. NNw, ∞ Konrad von Auersperg († 1248)
            3. NNw, ∞ Ulrich von Taufers († 1293)
            4. Euphemia/Offmia (* vor 18. Juni 1256; † 9. Februar nach 1292), 1256-1257/62 verlobt mit Graf Albert I. von Görz (und Tirol) († 1304), ∞ ca. 1257 Konrad III. von Plain-Hardegg († 1260)
            5. Elisabeth (* 1235; † 1288), ∞ Wulfing von Stubenberg
            6. Agnes (* 1238), ∞ Friedrich, Vogt von Marsch
            7. Ulrich, Domherr zu Salzburg (1268)
            8. Otto (IV.) (* 1226), Domherr zu Bamberg
            9. Heinrich III. (* 1232; † um 1271)
            10. Friedrich II. (I.) (* 1247; † 28. März 1304 Laibach) Landeshauptmann von Krain durch König Rudolf, ∞ I. Adelheid (* 1250, † 1291), Tochter von Meinhard III. von Görz-Tirol, ∞ II. NNw
                1. Euphemia (* 1278; † 23. April 1316), ∞ Hugo II. von Werdenberg († 1308)
                2. Katharina (* 1279), ∞ Rizzardo II. da Camino (* 1275)
                3. Adelheid (* 1284; † 1304), ∞ Graf Ulrich IV. von Berg-Schelklingen († 1309)
                4. Meinhard I. (* 1280; † 1332), „Schwert Aquileias“, 1301 Generalkapitän von Friaul (Cividale, Udine, Gemona), 1307 Landeshauptmann von Krain und „auf der Mark“, Beginn Siedlungswerk Gottschee vor 1315, ∞ Elisabeth von Sternberg-Peggau
                   1. Meinhard II. († 1337), ∞ 1320 Berlingueria/Belingeria della Torre, Nichte von Patriarch Paganus
                   2. Hermann III. († 1338), Erschließer der Gottschee, ∞ Adelheid von Hohenlohe († 1335)
                   3. Heinrich IV. († 1335)
                   4. Elisabeth, ∞ Stjepan II. Kotromanić († 1352/53)
                   5. Adelheid
                   6. Anna († 23. Dezember 1340), ∞ Friedrich von Auffenstein († 1361)
                   7. Klara, ∞ Ulrich von Neuhaus († 1337)
                5. Otto V. (III., Otto der Ältere) (* 1282, † 1343), 1329 Erwerbung Sternberg, 1336 von Patriarch Bertrand in Treffen/Villach zur weiteren Kolonisation der Gottschee gedrängt, 1339 Genehmigung Kapelle und Kaplanstelle für „villa Mooswald“ (Gottschee), ∞ Sophie von Maidburg-Hardegg, Tochter von Graf Berthold II. von Hardegg, Burggraf von Magdeburg
                6. Albrecht II. (I.) (* 1286; † 1335 oder Frühjahr 1336), ∞ Helena/Hailn/Hayln/Halweig
                   1. Elisabeth, ∞ Hartnid IV. von Pettau († 1382)
                   2. Agnes († 29. Oktober 1386), ∞ I. Graf Johann Jans von Kuenring († 1347/48), ∞ II. Burggraf Eberhard VI. von Walsee-Weitra († 1365)
                   3. Adelheid († 17. August 1391), ∞ 1. Graf Albrecht von Öttingen († 1356/57), ∞ 2. Graf Ulrich I. von Cilli († 1368)^[12]
                   4. Anna († 28. Juni 1357), ∞ Graf Dionysius von Babonic-Krupp († 1370)
                   5. Katharina († 1382), Nonne zu Michelstätten/Krain
                   6. Heinrich V. († 1347), ∞ Katharina Babonic
                   7. Friedrich (II.) (Einreihung fraglich) († 1355), ∞ Margareta von Pfannberg († 1377)
                   8. Rudolf († 1362), ∞ Margareta von Görz († 1374), Tochter von Albert II. von Görz († 1327)
                   9. Albert/Albrecht V. († 9. September 1390), Bischof von Trient (1363-1390)
                   10. Ruprecht?
                   11. Ulrich
                   12. Otto VI. (IV.) († 1374/76), 1363 erste urkundliche Erwähnung der „Gottschee“, 1335-1360 Landeshauptmann von Krain, ∞ Anna von Cilli
                       1. Friedrich III. († 1418 als letzter seines Stammes), genannt „Schwert Aquileias“, Reichsverweser in Krain, 1377 Erbvertrag mit Grafen von Cilli, 1393 Gottschee eigene Pfarre, 1409 Reichsvikar in Friaul, ∞ Margarethe von Teck († 24. Juli 1422)
                          1. NNm († als Kind)

Literatur

• Anton Kreuzer: Kärntner. Biographische Skizzen. 11.–20. Jahrhundert. Kreuzer Buch, Klagenfurt 2002, ISBN 3-85391-195-1, S. 26 f.

Weblinks

• Chronik
• Alle Herren der Grafschaft Ortenburg bis 1918
• AÖG Karlmann Tangl: Grafen von Ortenburg 1
• AÖG Karlmann Tangl: Grafen von Ortenburg 2
• Rootsweb
• Genealogie
• Gottschee
• Jahrhundertbuch E. Petschauer über Gottschee und Ortenburger (pdf 1,7 MB)

Einzelnachweise und Anmerkungen

1. ↑ So K. Tangl
2. ↑ Vgl. Adalbert I. bei genealogie-mittelalter.de
3. ↑ So C. Trotter
4. ↑ Vgl. Adalbert I. bei genealogie-mittelalter.de
5. ↑ Vgl. Adalbert II. bei genealogie-mittelalter.de
6. ↑ Vgl. Otto I. bei genealogie-mittelalter.de
7. ↑ Vgl. N.N. von Ortenburg bei genealogie-mittelalter.de
8. ↑ Vgl. Heinrich I. bei genealogie-mittelalter.de
9. ↑ Vgl. Otto II. bei genealogie-mittelalter.de
10. ↑ Die Abstammung Brigidas vom Spanheimer Rapoto I., der die Linie der bayerischen Ortenburger begründet hat, ist umstritten. Fraglich ist damit auch ihre Abkunft von den bayerischen Ortenburgern überhaupt. Siehe dazu die Diskussionsseite. Nachtrag: Nach K. Tangl war diese Brigitta die Tochter von Wilhelm II. († um 1150), Grafen von Heunburg.
11. ↑ Vgl. Hermann I. bei genealogie-mittelalter.de
12. ↑ Vgl. Herman (III) of Celje bei fmg.ac