- Grafen von Goëss
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Die Familie der Grafen von Goëss (auch: Goëß) war ein von einer ursprünglich portugiesischen, dann niederländischen Familie abstammendes österreichisches Adelsgeschlecht.
Als bedeutender Vorfahr ist der portugiesische Diplomat, Historiker und Humanist Damião de Góis oder Goez zu nennen, (1502–1574), geboren in Alenquer (Portugal). Er war seit 1528 königlich portugiesischer Geschäftsträger in Flandern, Dänemark und Schweden. 1546 wurde er portugiesischer Staatsarchivar. 1571 ging er ins Kloster. Damião de Góis verfasste unter anderem die Chroniken des Königs Dom Manuel und des Prinzen Johann.[1]
Sein Urenkel, der 1611 als Sohn des Offiziers Peter de Troch und der Franziska Goëssen in den Spanischen Niederlanden geborene Johann de Troch a Goëssen studierte in Löwen und schlug anschließend eine militärische Laufbahn ein. Auf Vermittlung seines Onkels Johann von Goosen wurde er für diplomatische Missionen im kaiserlichen Auftrag herangezogen, erhielt daraufhin 1632 den Titel eines Reichsfreiherren und wurde 1639 Reichshofrat. 1675 wurde er, obgleich noch Laie, als Fürstbischof von Gurk eingesetzt und kam so nach Kärnten. Er holte seine Priesterweihe in drei Monaten nach, wurde noch zum Kardinal ernannt und wirkte als Vertrauter des Kaisers in der römischen Kurie.
Sein Adelsprädikat wurde 1677 per kaiserlichem Dekret auf seine von ihm adoptierten Neffen ausgedehnt, von denen jedoch nur einer, Johann Peter von Goëss, den Tod des Onkels 1696 erlebte. Er wurde Nachfolger und Erbe der Herrschaft Karlsberg, die auch das Stadthaus in Klagenfurt umfasste, sowie des Guts Pfannhof mit dem Seebichlhof bei Kraig (heute Gemeinde Frauenstein), die der Fürstbischof ab 1682 erworben hatte.
Johann Peter Graf von Goëss (* 1667; † 13. März(?) 1716) wurde 1667 in den Niederlanden geboren und 1693 in den Reichsgrafenstand erhoben. Den von seinem Onkel erworbenen Besitz erweiterte er durch die Übernahme mehrerer Güter, darunter der Herrschaft Ebenthal, die er 1704 von Graf Lemberg erwarb. Auch politisch gewann die Familie in Kärnten an Gewicht, 1712 wurde Johann Peter von Goëss zum Landeshauptmann von Kärnten gewählt, er übte dieses Amt bis 1716 aus.
Weitere wichtige Mitglieder der Familie waren:
- Anton Graf von Goëss, von 1734 bis 1759 Landeshauptmann von Kärnten
- Peter Graf von Goëss (* 8. Februar 1774 in Florenz; † 11. Juli 1846 in Wien) bekleidete mehrere hohe Ämter, er war ab 1803 Präsident des österreichischen Guberniums Dalmatien, ab 1804 führte er die Landstände in Kärnten an, ab 1806 war er Landrechtspräsident des steiermärkisch-kärntnerischen Guberniums, ab 1809 Landesgouverneur in Galizien und 1815 der venetianischen Provinzen. Von 1819 an war er in verschiedenen Funktionen in Wien tätig. 1825 wurde er niederösterreichischer Landmarschall und 1834 Hofmarschall.
- Johann Anton Graf von Goëss (* 6. August 1816 bei Venedig; † 20. Mai 1887 in Wien), der Sohn von Peter Graf Goëss, war Offizier und Politiker und 1861 bis 1876 Landeshauptmann von Kärnten.
- Zeno Vinzenz Graf von Goëss (* 26. Oktober 1846 in Graz; † 14. Mai 1911 in Klagenfurt), ein Cousin von Anton Graf von Goëss, war ebenfalls Offizier und Politiker und bis 1897 Reichsratsabgeordneter, ab 1897 bis 1909 Landeshauptmann von Kärnten. Er förderte den Bau des Landeskrankenhauses und des Künstlerhauses in Klagenfurt.
- Leopold Graf von Goëss (* 28. Oktober 1848 in Graz; † 22. Juli 1922 in Ebenthal in Kärnten), Bruder von Zeno Vinzenz Graf Goëss, war Verwaltungsjurist und Beamter. Von 1893 bis 1897 war er Landespräsident der Bukowina, anschließend bis 1904 Statthalter in Triest und Küstenland. Er machte sich nach dem Ersten Weltkrieg um die Kärntner Volksabstimmung 1920 verdient.
- Leopold Goëss, Dr. (* 2. September 1916 in Graz; † 25. Dezember 2005 in Klagenfurt). Während des Zweiten Weltkrieges sechs Jahre Militärdienst, darunter in einer Kosaken-Einheit der Waffen-SS, sowie drei Monate Gefangenschaft. Bewirtschaftung des väterlichen land- und forstwirtschaftlichen Betriebes 1953–1993. Mitglied des Bundesrates für die ÖVP 17. Juli 1962 bis 2. Juli 1974. Präsident des Bundesholzwirtschaftsrates 1975 bis 1981. Bis zu seinem Tod aktiv in der Ulrichsberggemeinschaft, der er 1958 den im Familienbesitz befindlichen Ulrichsberg bei Klagenfurt zur Verfügung stellte.
Durch Verlust durch die Aufhebung der Grundherrenschaft 1848 sowie dem Verkauf von Gütern umfasst der Familienbesitz heute noch den Gutsbetrieb und das Schloss Carlsberg bei Liebenfels, den Ulrichsberg, das Schloss Moosburg, das Schloss Ebenthal bei Klagenfurt, wo bis heute traditionsgemäß das Familienoberhaupt wohnt sowie das Palais Goess am Alten Platz in Klagenfurt.
Literatur
- Goëss Anton (II.) Graf. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 2, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1959, S. 18.
- Goëss Leopold Graf. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 2, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1959, S. 18.
- Goëss Peter Graf. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 2, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1959, S. 18 f. (Direktlinks auf S. 18, S. 19).
- Goëss Zeno Vinzenz Graf. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 2, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1959, S. 19.
- Johann Zeno Graf Goëß: Göeß. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 6, Duncker & Humblot, Berlin 1964, S. 543 f.
- Heinrich von Zeißberg: Goëß. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 9, Duncker & Humblot, Leipzig 1879, S. 323–326.
- Göeß. In: Heinrich August Pierer: Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit. 4. Auflage, Band 7, Prierer, Altenburg 1859, S. 440 (online)
Einzelnachweise
- ↑ Vgl.Pierers Universallexikon, a.a.O.
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