- Grafschaft Gützkow
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Die Grafschaft Gützkow war eine Unterherrschaft innerhalb des Herzogtums Pommern.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Fürstentum
Das lutizische Fürstentum Gützkow war bis ins 12. Jahrhundert eine eigenständige Herrschaft mit dem Zentrum Gützkow, in dem sich auch ein bedeutendes slawisches Heiligtum befand. Zum Zeitpunkt der zweiten Missionsreise des Bischofs Otto von Bamberg 1128 hatte Herzog Wartislaw I. von Pommern das Fürstentum bereits unterworfen. Die Chronisten Ottos nennen hier einen Fürsten Mitzlaw von Gützkow. Das Fürstentum wurde durch die Pommernherzöge in eine Kastellanei umgewandelt. In den Jahren 1164 und 1177 war die Gegend Ziel mehrerer dänischer und sächsischer Kriegszüge.
Grafschaft
Um 1219 starb der Gützkower Kastellan Wartislaw, der mit Dobroslawa, der Tochter des Herzogs Bogislaw II. von Pommern, verheiratet war. In einer Schenkungsurkunde an das Kloster Stolpe von 1226 wird Dobroslawa als Gräfin to Gützkow bezeichnet. Das Dobroslawa mit der gleichnamigen, 1248/1249 erwähnten Frau des deutschen Vogtes Jaczo von Salzwedel identisch ist, der als Begründer der Gützkower Grafenfamilie gilt, ist urkundlich nicht belegbar.[1] Als Sitz der Grafen wurde die Burg auf dem heutigen Gützkower Schlossberg ausgebaut. Die hier bestehende slawische Fürstenburg wurde als massiver Steinbau befestigt.[2]
Um 1230 hatten die pommerschen Herzöge begonnen, den Zuzug deutscher Siedler in die, durch die zahlreichen kriegerischen Auseinandersetzungen des 12. Jahrhunderts nur noch gering bevölkerten, mittleren und nördlichen Ländereien des Gützkower Bereichs zu fördern. Die Gützkower Herren haben als Lehnsmänner der Herzöge die Besiedlung aktiv unterstützt, wie der Name des Ortes Hanshagen zeigt, der auf den Grafen Johannes I. von Gützkow zurückgeführt wird. Der 1233 ins Amt gekommene Konrad II. von Salzwedel, Jaczos Bruder, begünstigte als Bischof Konrad III. von Cammin seine Gützkower Verwandten mehrfach, in dem er diese mit Einkünften aus dem Usedomer Klosterbesitz belehnte.[3]
Um den Einfluss des Klosters Eldena auf das Territorium der Grafen zu begrenzen, hatten Jaczo und Dobroslawa 1242 das Franziskanerkloster in Greifswald gegründet. Dort befand sich auch die Familiengruft der Gützkower Grafen. Zeitweilig betrieben die Grafen auch eine eigene Münze.[4]
Der Titel des Grafen von Gützkow ist ab 1249 urkundlich belegt.[1] Jaczos Söhne Johann I., Konrad und Jaczo II. wurden bis 1270 Herren von Gützkow genannt. Konrad war der erste namentlich genannte Graf von Gützkow.[1] Jaczo II. wurde bereits im Alter von 5 Jahren mit der 2 Jahre alten Cecislawa von Putbus, aus einer Seitenlinie der Fürsten von Rügen verlobt, die er später auch heiratete. Durch die als Mitgift erhaltene terra Streu wurde er Lehnsmann der Fürsten. 1295 trat Jaczo II. als Zeuge bei der pommerschen Landesteilung auf. Die Grafschaft wurde dabei dem Herzogtum Pommern-Wolgast unterstellt. Sein Enkel, Graf Nikolaus von Gützkow, wurde 1319 durch Herzog Wartislaw IV. von Pommern-Wolgast zum Oberrichter eines Landgerichts gegen Straßenräuber im Peenegebiet ernannt.
Unter Johann III. und IV. kam es zu Streitigkeiten um die Mitgift ihrer Mutter Margarete mit den Pommernherzögen. Margaretes Bruder, Bogislaw IV. hatte den Gützkower Grafen die Güter Konsages, Schlatkow und Bünzow überlassen. Wahrscheinlich als Wartislaw IV. diese zurückforderte, ignorierten sie ihre Lehnspflichten und unterstützten zu Beginn des ersten Rügischen Erbfolgekrieges die mecklenburgischen Fürsten. Nach der Schlacht bei Griebenow kam es zur Einigung mit den Pommernherzögen und die Grafen wechselten wieder auf die Seite ihres Lehnsherren. 1327 belagerten sie mehrere Tage die Stadt Barth. Im April 1328 schlug ein Heer unter Führung der Gützkower Grafen mit Unterstützung aus den Städten Demmin und Treptow bei Völschow die Truppen des mecklenburgischen Fürsten Heinrich II. des Löwen entscheidend.
In den Jahren 1329 bis 1334 unterstützten die Grafen Johann III. der Ältere und sein Bruder Johann IV. der Jüngere die Herzöge von Pommern-Stettin im Pommersch-Brandenburgischen Krieg mit den Markgrafen von Brandenburg. Dabei waren sie 1331 (1334) auch an der Schlacht am Kremmer Damm beteiligt. Die Kriegskosten, die die Grafen als Lehnsmänner der Herzöge selbst zu tragen hatten, zwangen sie allerdings im Zeitraum von 1334 bis 1351 mehrere Güter, darunter Sanz, Müssow und Güst an die Stadt Greifswald zu verkaufen.
Mit dem Tode des Grafen Johannes V. von Gützkow am 25. Oktober 1351 in der Schlacht am Schoppendamm bei Loitz während des zweiten Rügischen Erbfolgekrieges sowie 1359 mit dem Tode seines kinderlos gebliebenen Onkels Johannes III. des Älteren starb das Geschlecht der Gützkower Grafen in der männlichen Linie aus. Bis 1378 bewohnten die Schwestern Johannes V. noch das Gützkower Schloss. Die Grafschaft Gützkow als Lehen wurde von den pommerschen Lehnsherren eingezogen, die sich von nun an selbst Grafen von Gützkow nannten. Das Gützkower Wappen wurde ins Wappen Pommerns eingefügt; im fünffeldigen bildete es das fünfte, im neunfeldigen das achte Feld.
Ab 1466 führte Wartislaw X. neben anderen den Titel eines Grafen von Gützkow, später Bogislaw X. Auch die deutschen Kaiser Maximilian I., Karl V. und Ferdinand I. legten den pommerschen Herzögen den Titel der Grafen von Gützkow bei. Nach dem Dreißigjährigen Krieg ging der Titel an die schwedische Krone.[5]
Territoriale Entwicklung
Die Grafschaft erstreckte sich ursprünglich über das Territorium des vorhergehenden Fürstentums Gützkow. Im Norden bildeten Ryck und Ziese die Grenze. Im Osten gehörten noch die Bereiche von Züssow, Ranzin, Vitense und Owstin dazu. Nach Westen reichte die Grafschaft bis Dersekow. Im Süden gehörten zeitweilig auch die Ländereien Miserez und Ploth südlich der Peene dazu. Ende des 12. Jahrhunderts war zeitweilig auch das Land Loitz der Gützkower Burg zugeordnet.
Bereits vor Errichtung der Grafschaft wurden Ländereien beiderseits der Peene dem neu gegründeten Kloster Stolpe durch die Pommernherzöge übereignet. Südlich des Rycks gelegene Ländereien wurden durch den Fürsten Jaromar I. von Rügen dem Kloster Eldena geschenkt, während dieser auf Befehl des dänischen Königs Knut VI. von 1189 bis 1212 als Vormund für die minderjährigen Söhne des pommerschen Herzogs Bogislaw I. wirkte.
Die Gützkower Grafen waren selbst Lehnsherren. Ihnen unterstanden etwa 18 Rittergeschlechter, unter anderem die Familien von Behr, von Horn und von Heyden.
Stammliste
- Jaczo I. von Gützkow-Salzwedel (* um 1180, † um 1248), ∞ Dobroslawa von Pommern
- Johann I.
- Konrad I. (III.), ∞ N.N. von Werle, Tochter Nikolaus I. von Werle
- Jaczo II. (* 1244, † vor 1297) ∞ Cecislawa von Putbus (* 1247, † nach 1295)
- Jaczo III. ∞ N.N. von Werle, Tochter Johann I. von Werle
- Nikolaus
- Bernhard, 1317 im Frieden zu Templin erwähnt
- Johann II. ∞ Margarete von Pommern, Tochter Barnims I.
- Jaczo IV. († 1319 in der Schlacht von Wöhrden)
- Johann III. der Ältere († 1359)
- Johann IV. der Jüngere (Henning) († 1334 nach der Schlacht am Kremmer Damm), ∞ Mechthild von Schwerin, Tochter Gunzelin V. von Schwerin
- Johann V. († 25.Oktober 1351 auf dem Schoppendamm bei Loitz
- Elisabeth († um 1378)
- Mechthild († um 1378)
- Jaczo III. ∞ N.N. von Werle, Tochter Johann I. von Werle
- Konrad II. von Salzwedel († 1241), als Konrad III. Bischof von Cammin (1233–1241)
Literatur
- Theodor Pyl: Jaczo von Salzwedel. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 13, Duncker & Humblot, Leipzig 1881, S. 633–636.
- Theodor Pyl: Johann III. und IV.. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 14, Duncker & Humblot, Leipzig 1881, S. 218–221.
- Walter Ewert: Die Grafenzeit von Gützkow. In: Unser Pommerland 10 (1925), H.12, S. 477–480.
- Roderich Schmidt: Gützkow, Grafen von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 7, Duncker & Humblot, Berlin 1966, S. 290 f.
- Albert Georg von Schwarz: Diplomatische Geschichte der Pommersch-Rügischen Städte Schwedischer Hoheit: Nebst angehängter Historie der Grafschaft Gützkow. Hieronymus Johann Struck, Greifswald 1755, S. 707f. (Google bücher).
- Joachim Wächter: Zur Geschichte der Besiedlung des mittleren Peeneraums. In: Beiträge zur Geschichte Vorpommerns: die Demminer Kolloquien 1985–1994. Thomas Helms Verlag, Schwerin 1997, ISBN 3-931185-11-7.
- Joachim Wächter: Das Fürstentum Rügen - Ein Überblick. In: Beiträge zur Geschichte Vorpommerns: die Demminer Kolloquien 1985–1994. Thomas Helms Verlag, Schwerin 1997, ISBN 3-931185-11-7.
- Werner Wöller: Vor- und Frühgeschichte, Mittelalter und frühe Neuzeit. In: Ortsgeschichtskommission Gützkow beim Rat der Stadt Gützkow (Hrsg.): Heimatgeschichte von Gützkow und Umgebung. Heft 2/1990, S. 4-23 .
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c Roderich Schmidt: Gützkow, Grafen von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 7, Duncker & Humblot, Berlin 1966, S. 290 f.
- ↑ Werner Wöller: Heimatgeschichte von Gützkow und Umgebung Heft 2, S. 15.
- ↑ Wöller, S. 17
- ↑ 1937 wurden beim Münzfund von Karrin 47 Münzen mit dem Wappen der Grafen von Gützkow entdeckt. (nach Wöller, S.21)
- ↑ Albert Georg Schwartz: Diplomatische Geschichte .. Historie der Grafschaft. S. 838 ff., § 98–100. (Google bücher).
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- Jaczo I. von Gützkow-Salzwedel (* um 1180, † um 1248), ∞ Dobroslawa von Pommern
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