Schlossberg (Gützkow)

Schlossberg (Gützkow)
Blick auf den Burgberg

Der Schlossberg in Gützkow im Landkreis Vorpommern-Greifswald ist eine unbebaute Erhebung nördlich des Stadtkerns. Gützkow war im 11. und 12. Jahrhundert ein bedeutendes Zentrum und Tempelort der Slawen. Im 13. und 14. Jahrhundert befand sich hier die Burg der Grafen von Gützkow. Später stand hier ein Schloss der Herzöge von Pommern. Seit 1950 ist der Schlossberg ein Bodendenkmal.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Der Schlossberg befindet sich etwa 250 Meter nördlich des Stadtzentrums und 280 Meter südlich der Bundesstraße 111. Östlich und nördlich verläuft ein Bach, die Swinow, durch eine ausgedehnte feuchte Niederung. Von Westen her ist der Schlossberg von der Straße aus zugänglich.

Geschichte

Jungslawische Burganlage

Um 1100 befand sich hier eine hölzerne Burganlage auf einer natürlichen Anhöhe, die sich über den Schlossberg und den damals mit diesem zusammenhängenden südlich gelegenen Moosberg erstreckte. Am Westhang dieses Hügels befand sich eine slawische Siedlung. Als Bischof Otto von Bamberg auf seiner zweiten Missionsreise nach Pommern im Jahre 1128 Gützkow erreichte, herrschte dort der Fürst Mitzlaw als Kastellan, der ein Vasall des pommerschen Herzogs Wartislaw I. war. 1140 wurde Gützkow erstmals urkundlich als fürstliche Burg erwähnt. Heinrich der Löwe ließ 1164 Burg und Ort niederbrennen.

Der Schlossberg wurde 1175 durch einen Burggraben vom Moosberg getrennt. Das Plateau der Burganlage wurde dabei erhöht und begradigt, wobei bis zwei Meter starke Erdschichten bewegt wurden. Bereits zwei Jahre später wurde Gützkow mit der Burg durch dänische Truppen unter Waldemar I. zerstört. Danach wurde die slawische Siedlung auf den Stadtberg verlegt, der Graben zwischen Schloss- und Moosberg auf 12 bis 15 Meter verbreitert. Zum Ende des 12. Jahrhunderts gehörte Gützkow zum Fürstentum Rügen, dass ein dänisches Lehen war.

Burg der Gützkower Grafen

In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde auf dem Schlossberg eine deutsche Burganlage errichtet. Dobroslawa, Witwe des letzten Kastellans Wartislaw († 1219) heiratete 1234 Jaczo von Salzwedel und begründete mit ihm das Geschlecht der Grafen von Gützkow. Die Burg wurde als massiver Steinbau ausgebaut. Sie erhielt einen Bergfried von 16 Meter Durchmesser und 2 Meter Wandstärke, dessen Fundamente 6 Meter in die Tiefe reichten. Die Turmhöhe wird danach auf 20 bis 25 Meter geschätzt. Eine Zugbrücke führte zum Moosberg, der als Vorburg diente und den Marstall und andere Wirtschaftsgebäude beherbergte. Unter den Grafen von Gützkow wurde die Anlage bis ins 14. Jahrhundert ausgebaut. Nach dem Tod des letzten Grafen während des Rügischen Erbfolgekrieges 1351 wurde die Burg noch bis 1378 von dessen Schwestern bewohnt. Danach wurde das Lehen von den pommerschen Herzögen eingezogen.

Herzogliches Schloss

In der folgenden Zeit stand die Burg wahrscheinlich leer und diente angeblich Raubrittern als Unterkunft. 1386 wurde sie durch ein Kontingent aus Greifswalder und Stralsunder Bürgern eingenommen und zerstört. Von 1412 bis 1422 waren Burg und Grafschaft Gützkow an Rikold von Lepel, danach bis 1425 an Tydeke von Borne verpfändet. Anschließend residierte Herzog Barnim VII. auf der Burg, die in dieser Zeit zu einem Schloss ausgebaut wurde. Nach seinem Tod 1450 oder 1451 setzte wieder der Verfall der Anlage ein. Die Ruine diente zur Gewinnung von Baumaterial. Auf der Vedute am Rand der Lubinschen Karte sind nur noch wenige Mauerreste erkennbar.

Nutzung und Bodendenkmal

1815 wurde der Schlossberg von Baron Lepel auf Wieck erworben. Dieser ließ am nordwestlichen Rand des Hügels eine Brauerei errichten, wofür ein Teil der Erhebung abgetragen wurde. Dabei kamen Teile der früheren Burgschmiede zum Vorschein. Bis 1919 befand sich auf dem Schlossberg eine Windmühle. 1929 wurde der Schlossberg zusammen mit dem Gut Wieck an die Stadt Gützkow verkauft. Von der Stadt erwarb 1930 der Baumeister Ramien das Gelände, ließ es parzellieren und verpachtete es als Gartengrundstücke an Gützkower Bürger. Erneut wurde 1929 ein Teil abgetragen, um den nördlich gelegenen Mühlenteich auf Anweisung des Kreisarztes Peiper zuzuschütten. Dabei wurde Mauerwerk freigelegt, aus dem der Eigentümer Ramien Steine als Baumaterial herausbrechen ließ. Eine Unterbrechung der Grabungen zwecks archäologischer Untersuchung wurde durch Ramien nicht zugelassen, da der Kreisvertrauensmann für Bodenaltertümer dafür keine Notwendigkeit sah. Obwohl ab Mai 1933 Geldmittel für archäologische Ausgrabungen zur Verfügung gestellt worden waren und Ende 1933 gut erhaltenes Holz einer slawischen Siedlung ausgegraben wurde, verhinderten Ramien und der Bürgermeister Jendris die Durchführung von wissenschaftlichen Untersuchungen. Historisch wertvolle Kulturschichten wurden in den Mühlenteich verkippt. Erst nach der Absetzung des Bürgermeisters durch den kommissarischen Landrat Ebhardt, der die Störung der Untersuchungen verbot, konnten diese fortgesetzt und 1934 abgeschlossen werden. 1939 wurde im Schlossberg ein großer Luftschutzkeller mit zwei Ein- und Ausgängen errichtet. Aus diesem wurde nach dem Zweiten Weltkrieg alles Holz als Bau- oder Heizmaterial entnommen.

1950 wurde das Areal vermessen und in die Denkmalschutzkartei aufgenommen. 1964 wurde der Schlossberg als bedeutendes Bodendenkmal in die Denkmalliste der Deutschen Demokratischen Republik eingetragen. Der Luftschutzkeller stürzte 1997 ein, der Einsturztrichter wurde zugeschüttet. Bei erneuten archäologischen Untersuchungen ab 1998 wurden bis 2002 etwa 4000 Fundstücke geborgen. Seit 1998 ist der Schlossberg zur Besichtigung freigegeben. Eine Schautafel informiert über die Geschichte des Objektes.

Literatur

  • Wilhelm Petzsch und Karl August Wilde: Ausgrabungen auf dem Schloßberg von Gützkow. Greifswald: Bamberg 1935.
  • Gützkow – 875 Jahre. MV-Verlag, Greifswald 2002, S. 14f.
  • Werner Wöller: Vor- und Frühgeschichte, Mittelalter und frühe Neuzeit. In: Ortsgeschichtskommission Gützkow beim Rat der Stadt Gützkow (Hrsg.): Gützkower Heimatgeschichte. Heft 1, Gützkow 1989, S. 4–17.
  • Werner Wöller: Die Grafschaft Gützkow - Zeitraum 1200–1400. In: Ortsgeschichtskommission Gützkow beim Rat der Stadt Gützkow (Hrsg.): Gützkower Heimatgeschichte. Heft 2, Gützkow 1990, S. 14–24.
  • Walter Ewert: Über die Ergebnisse der Grabungen auf dem Schloßberge zu Gützkow. In: Ortsgeschichtskommission Gützkow beim Rat der Stadt Gützkow (Hrsg.): Gützkower Heimatgeschichte. Heft 3, Gützkow 1997, S. 4–6.

Weblinks

 Commons: Schlossberg (Gützkow) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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