Granatenwerfer

Granatenwerfer
32,5-cm-Festungsmörser (1812), Zitadelle Wesel
21-cm-Mörser im 1. Weltkrieg
Langer 21-cm-Mörser 16 (1916)
moderner 120-mm-Mörser beim Laden von vorn
81-mm-Mörsergranaten

Der Mörser als Artillerie-Waffensystem ist ein Steilfeuergeschütz für kurze Schussreichweiten. Im ursprünglichen Sinn gehört diese Geschützart zur Artillerie. Mit einem relativ kurzen Rohr im Verhältnis zum Kaliber (12- bis 18-fache Rohrlänge im Vergleich zum Kaliber) hat der Mörser eine relativ geringe Mündungsgeschwindigkeit von 300 m/s.

Ursprünglich waren Mörser sogar mit nur etwa zwei Kaliberlängen in Gebrauch. Nach dem Zweiten Weltkrieg bis heute werden auch die Vorderlader-Steilfeuergeschütze der Infanterie, die Granatwerfer oder Minenwerfer, als Mörser bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Entwickelt im 15. Jahrhundert von Mehmed II., wird der Mörser ausschließlich in der oberen Winkelgruppe (Steilfeuer) eingesetzt. Bei den leichten Mörsern waren Rohr und Fuß oft zusammen in einem Stück gegossen. Solche Stücke bezeichnete man als »Schemel- oder Fußmörser«. Lafetten für Mörser gab es als Wandlafetten und als stabile Blocklafetten oder »Schleifen«.

Als Munition wurden zunächst - analog zu den Steinbüchsen und ähnlichen historischen Vorderladergeschützen - Steinkugeln und später gusseiserne Kugeln verwendet. Mit Entwicklung der Granaten wurden Kartuschen und sprengstoffgefüllte Hohlkugeln, in der Neuzeit auch drall- oder flossenstabilisierte Artilleriegranaten verschossen. Die frühen Mörser waren, wie alle damaligen Geschütze, allesamt Vorderlader. Mit Entwicklung der Hinterlader Mitte des 19. Jahrhunderts wurden auch Hinterladermörser gebaut.

Arten von Mörsern

Historische Vorderlader-Mörser mit glattem Rohr

Verschossen wurden Stein- oder Eisenkugeln, später auch Granaten. Durch das sehr kurze Rohr, das große Kaliber, die steile Flugbahn sowie die kurze Schussreichweite vornehmlich als schweres Belagerungsgeschütz eingesetzt.

Hinterlader mit gezogenem Rohr und schwerem Kaliber (ab etwa 200 mm)

Durch Verkürzung des gezogenen Rohres konnte das Gewicht gesenkt und damit das Kaliber vergrößert werden. In ihrer Wirkung kamen diese Mörser als weiter verkürzte Haubitzen auf. Schwerste Exemplare dieser Art waren die „Dicke Bertha“ mit dem Kaliber 42 cm im Ersten und die Selbstfahrlafette „Gerät 040“ (siehe Mörser Karl) mit 60 cm sowie „Gerät 041“ mit 54 cm Kaliber im Zweiten Weltkrieg. Die Reichweite des deutschen 60-cm-Mörsers im Zweiten Weltkrieg lag trotz des kurzen Laufs bei über 6000 Metern. Dieser Mörsertyp war jedoch zu unbeweglich (124 t Masse) und wurde häufig im Krieg zerstört.

Vorderlader-Steilfeuergeschütz als Unterstützungswaffe der Infanterie

Diese Waffengattung wird im deutschsprachigem Raum als Granatwerfer, in der Schweiz als Minenwerfer bezeichnet. Mit Wegfall der schweren Mörser (siehe oben) nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Begriff Mörser auf die Vorderlader-Steilfeuergeschütze der Infanterie ausgedehnt. Meist mit glattem, aber auch mit gezogenem Lauf versehen wurden diese Waffen bereits vor dem Ersten Weltkrieg entwickelt. Es gab diverse Varianten, zum Teil auch mit flügelstabilisierten Geschossen (sogenannte „Flügelminenwerfer“).

1907 führte die deutsche Armee aufgrund der Erfahrungen des Russisch-Japanischen Krieges den Minenwerfer ein. Im Stellungskrieg des Ersten Weltkriegs wurde er zu einer vorherrschenden Infanteriewaffe. Leichte (Kaliber 75,8 mm), mittlere (Kaliber 170 mm) und schwere (Kaliber 250 mm) Minenwerfer kamen zum Einsatz. Der leichte Minenwerfer mit einem Gesamtgewicht von unter 200 kg eignete sich wegen des geringen Gewichtes und der großen Wirkung der Granate, die immerhin der einer 15-cm-Granate entsprach, sehr gut als leichtes Infanteriegeschütz, das auch bei Angriffen im Mannschaftszug bewegt werden konnte.

Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs standen der Wehrmacht ausgereifte Waffen zur Verfügung. Kostengünstige Herstellung, Mobilität, einfache Handhabung, hohe Treffsicherheit, schnelle Feuerbereitschaft und hohe Splitterwirkung waren schon damals gewährleistet.

Leichte Mörser (Granatwerfer) in der Wehrmacht

Normalerweise gehörte in der deutschen Wehrmacht zu jeder Maschinengewehrkompanie eines Grenadierbataillons ein Zug mittlerer Granatwerfer. Der 13. Infanteriegeschützkompanie jedes Grenadierregiments war ein Zug schwerer Granatwerfer zugeordnet. Eigene Granatwerferbataillone wurden erst 1944 aufgestellt. Im Gegensatz dazu gehörten bei der Roten Armee die Granatwerfer zur Artillerie. Dort machten sie rund 50 Prozent des Geschützbestandes aus. Während des Krieges lieferte die sowjetische Rüstungsindustrie jedes Jahr rund 100.000 Werfer aller Baumuster an die Truppe.

Die deutsche Wehrmacht kannte drei Granatwerferarten:

  • „Leichter Granatwerfer 36“, Kaliber 5 cm. Mit dieser als leichtes Rückengepäck zu tragenden Waffe war bei Kriegsbeginn jeder Schützenzug ausgestattet. Aufgrund seiner Reichweite von nur 500 m und der geringen Splitterwirkung, welche der einer Handgranate entsprach, wurde er in der zweiten Kriegshälfte ausgesondert. Der Leichte Granatwerfer 36 war bei der NVA bis 1952 als Lehr- und Ausbildungswaffe im Einsatz.
  • „Schwerer Granatwerfer 34“, Kaliber 8 cm. Dieser zu Beginn des Kriegs eingesetzte Werfer wurde vom gleichkalibrigen „Mittleren Granatwerfer 42“, der in rund 60.000 Exemplaren an die Front kam, abgelöst. Die 3,5 kg schweren Granaten ließen sich bis zu 5.000 m weit verschießen. Der „Schwere Granatwerfer 34“ war auch bei der NVA im Einsatz.
  • „Schwerer Granatwerfer 42“, Kaliber 12 cm. Von ihm wurden 8.000 Stück hergestellt. Mit diesem Werfer ließen sich 15,8 kg schwere Geschosse auf eine Entfernung von 6.000 m abfeuern.

Moderne Mörser

Mörser im herkömmlichen Sinn gibt es seit Ende des Zweiten Weltkrieges nicht mehr, die Bezeichnung ist allerdings noch immer gebräuchlich. In dieser Waffengattung gibt es nur noch Granatwerfer und Minenwerfer. Bei ihnen ist die Treibladung zum Teil fest oder in Form von mehreren abnehmbaren Ladungen mit der Granate verbunden, die Zündung erfolgt über einen feststehenden Schlagbolzen (Dorn) im Bodenstück des Rohres. Die Granate wird in das Rohr eingeführt, losgelassen und fällt auf den Boden des Rohres, wo der Dorn die Treibladung zündet. Granatwerfer werden nur in den oberen Winkelgruppen eingesetzt (>45°). Dadurch wirkt der Rückstoß hauptsächlich nach unten, wo er von einer großen Bodenplatte aufgenommen wird. Diese Konstruktion erlaubt den Verzicht auf große und schwere Rücklaufbremsen. Durch dieses Prinzip können Granatwerfer relativ leicht gehalten werden und sind damit als Begleitwaffe der Infanterie gut einsetzbar. Die kleineren Kaliber (bis 120 mm) werden von vorn geladen, die schwereren Kaliber (240 mm) werden durch Schwenken des Rohres in die Horizontale von hinten geladen.

Neben Sprenggranaten werden Rauch- oder Nebelgranaten sowie Leuchtgranaten verschossen. Daneben existieren Mehrfachwerfer wie der belgische „PRB 426“ oder der von der britischen Marine im Zweiten Weltkrieg eingesetzte „Hedgehog“.

Typen

  • Leichte Mörser im Kaliber 51 und 60 mm. Diese werden zur direkten Unterstützung der Infanterie auf der Ebene der Kompanie und auch bei Kommandoaktionen eingesetzt.
  • Mittlere Mörser im Kaliber 81 mm (US, wie der „M252“) und 82 mm (sowjetische und chinesische Bautypen). Diese Mörser sind den Bataillonen (zum Teil auch den Kompanien, wie in der Schweizer Armee) zugeordnet und in Zügen zusammengefasst.
  • Schwere Mörser existieren in den Kalibern 120 mm, 107 mm (4,2 Inch), 160 mm und 240 mm. Das am weitesten verbreitete Kaliber ist heute 120 mm. Sie werden in Kompanien zusammengefasst und benötigen in der Regel ein Transportmittel, häufig in Form eines gepanzerten Fahrzeuges wie dem M113 Panzermörser der Bundeswehr. Es gibt jedoch auch tragbare 120-mm-Mörser, welche in Baugruppen zerlegt auch ohne Fahrzeug verlegt werden können. Bei der Bundeswehr werden sechs solcher Trupps zu einem Zug zusammengefasst (in Österreich: drei Gruppen pro Zug). Sie sind die schwersten Mörser, die, in ihre Hauptbauteile zerlegt, ohne Transportmittel bewegt werden können.

Heutige Bedeutung

Die Bedeutung des Mörsers als Unterstützungswaffe für die Infanterie im indirekten Feuer hält bis heute an. Besonders in urbanen Gefechtssituationen ist der hohe Steilfeuerwinkel ein Vorteil gegenüber schwererer Artillerie. Weiterhin können leichte Mörser (Granatwerfer) von der Infanterie transportiert werden und benötigen nicht immer ein Transportfahrzeug. Weiterentwicklungen bei Mörsern zielen am ehesten auf die Verbesserung von Reichweite und Treffsicherheit der Geschosse und bessere Feuerleitung mit elektronischen Mitteln.

Literatur

  • OKW: Vorschrift H.Dv. 119/562 - Schußtafel für den 21-cm-„Mörser 18“ mit der „21-cm-Granate 18 Beton“ - 1940

Weblinks


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