- Granville (Manche)
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Granville Region Basse-Normandie Département Manche Arrondissement Avranches Kanton Granville Koordinaten 48° 50′ N, 1° 35′ W48.838055555556-1.587222222222229Koordinaten: 48° 50′ N, 1° 35′ W Höhe 29 m (0–67 m) Fläche 9,90 km² Einwohner 13.087 (1. Jan. 2008) Bevölkerungsdichte 1.322 Einw./km² Postleitzahl 50400 INSEE-Code 50218 Website www.ville-granville.fr Granville (Aussprache [ɡʁɑ̃.vil]), normannisch Graunville ([ɡʁɑɔ̃.vil]), ist eine Stadt mit 13.087 Einwohnern (Stand 1. Januar 2008) im Département Manche, in der Basse-Normandie, Frankreich mit einem Seehafen, einem Fischereihafen und einem Yachthafen mit 1100 Liegeplätzen.
Inhaltsverzeichnis
Geografische Lage
Die Stadt liegt auf und an einem Felskap im Südwesten der Halbinsel Cotentin. Sie besteht aus der alten, von Festungsmauern umgebenen Oberstadt (haute ville) und der Unterstadt (basse ville).
Geschichtliches
Die Stadt verdankt ihren Namen der Adelsfamilie Grant.[1] Diese erhielt im 11. Jahrhundert Besitztümer in der Normandie von Wilhelm dem Eroberer, als Dank für Unterstützung in Kriegshändeln. 1230 ging die Stadt, mangels männlicher Nachkommen der Familie Grant, in den Besitz der Familie Argouges über. Die Kirchen und Klöster auf dem Mont-Saint-Michel wurden aus Granit erbaut, der aus den Steinbrüchen von Granville stammt. Im 14. Jahrhundert eroberte das Königreich England die gesamte Normandie mit Ausnahme des Mont-Saint-Michel. Diesen belagerten die Engländer vom Hafen Genêts aus.
Anfang des 14. Jahrhunderts war Genêts nicht mehr sicher genug. Sir Thomas Scalles kaufte den Felsen von Lihou, so der damalige Name des Ortes, dem Jean d’Argouges ab und errichtete auf dem Feldberg eine Festung. Am Fuß der Klippen ließ er außerdem einen sieben Meter breiten und achtzehn Meter tiefen Graben ausheben, den das Meerwasser ausfüllte. Granville wurde so zu einer Insel, größer als der Mont-Saint-Michel. 1442 eroberten die Verteidiger des Mont-Saint-Michel jedoch Granville und vertrieben die Engländer ein für allemal. König Karl VII. erkannte die strategische Bedeutung des Ortes, ließ ihn zu einer befestigten Stadt ausbauen, befahl die Schaffung eines Wappens und erhob Steuern von den Einwohnern.
1492 kamen aus Spanien vertriebene Juden nach Granville. Da ihnen verboten war, im Innern der Stadt zu wohnen, siedelten sie an deren Rand. Sie hatten die Erlaubnis, Geld zu verleihen und Goldschmuck zu schmieden. Ihre Aktivitäten trugen zu Entwicklung und Wachstum der Stadt bei. Allmählich entwickelte sich Granville zum bedeutenden Hafen der Kabeljau-Fischerei. Die Schiffe der Stadt, 70 bis 80 an der Zahl, hatten das Recht, sich zu bewaffnen. Die Stadt brachte rund 15 Admirale hervor, darunter Georges-René Pléville Le Pelley, den Korsar mit dem Holzbein. Beaubriand Lévesque und Hautmesnil-Hugon waren zwei weitere Korsaren aus Granville; die Statuen der drei blicken über den heutigen Hafen der Stadt.
Unter Ludwig XIII. wurden die Mauern verstärkt, um den Fortschritten der Artillerietechnik Rechnung zu tragen. Der östliche Hafen wurde nach Süden verlegt. Heute ist dies der große Hafen, an seiner linken Seite durch die Hauptbastion geschützt.
Der Marquis de Louvois, Kriegsminister Ludwigs XIV., ließ 1688 die Mauern schleifen, weil er der Ansicht war, dass sie einem Angriff der Engländer von der See her und einem Angriff der Protestanten von Land her nicht gewachsen seien. 1692 beschossen die Engländer mit ihrer Artillerie tatsächlich die Stadt. 80 Häuser wurden getroffen, davon 27 zerstört. 1793 griffen Truppen aus der Vendée die Stadt an, deren Hafen nur notdürftig von Palisaden und einem Erdwall geschützt war. Als die Soldaten sich jedoch anschickten, den Hafen zu besetzen, wurden sie von Frauen aus der Oberstadt herab mit Cidre-Fässern beworfen und zogen sich wieder zurück.
Die heutige, streng wirkende Wohnhaus-Architektur der Oberstadt stammt aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Granville zu einem Badeort. Seit dieser Zeit prägt in den Sommermonaten der Badetourismus das städtische Leben. Stendhal, Jules Michelet und Victor Hugo hielten sich in Granville auf.
Nach der Invasion der Normandie wurde Granville am 31. Juli 1944 kampflos von den deutschen Truppen geräumt. Am 9. März 1945 wurde die Stadt für 1,5 Stunden von einem deutschen Kommandotrupp überfallen. Die Soldaten waren von der Insel Jersey gekommen, weil kein Nachschub mehr zu ihnen gelangte.[2]
Sehenswürdigkeiten
- Die Kirche Notre-Dame du Cap Lihou stammt aus dem 15. Jahrhundert, die Fassade wurde im 17. und 18. Jahrhundert erneuert.
- Der Point du Roc ist ein Aussichtspunkt auf der kleinen Inselgruppe Îles Chausey. Er liegt am westlichen Ende der Felsen in der Nähe des Leuchtturms.
- Das Aquarium mit einer Mineralien- und Muschelkunstsammlung.
- Das Musée du Vieux Granville zeigt alte Dokumente und Gegenstände der Stadt sowie normannische Kostüme.
- Das Musée Christian Dior in der ehemaligen Villa des Modeschöpfers zeigt Original-Kreationen von ihm aus verschiedenen Lebensepochen, die zum Teil von berühmten Persönlichkeiten getragen wurden, sowie weitere Memorabilia aus seinem Leben. Der Eintritt in den umgebenden, reich mit Blumen und Zierpflanzen geschmückten Park ist frei. Vom oberhalb einer Klippe gelegenen Haus und Garten aus bietet sich ein schöner Ausblick über das Meer, die Strände und die Oberstadt von Granville und die Chausey-Inseln.
Wirtschaft
Granville ist ein traditioneller Fischereihafen. Inzwischen bildet aber der Tourismus den wichtigsten Wirtschaftszweig der Stadt.
Verkehr
Vom Gare Maritime bestehen tägliche Verbindungen zu den Kanalinseln Jersey und Guernsey und zu den Chausey-Inseln. Mit der Eisenbahn ist Granville direkt von Paris-Montparnasse erreichbar.
Städtepartnerschaften
1989 entstand durch die Partnerschaft Granvilles mit Sherborne in Großbritannien die europäische Städtevereinigung Douzelage. Je eine Stadt aus einem Staat der Europäischen Union ist Mitglied in dieser Verbindung.
Tourismus
Granville ist ein beliebter, in der Hochsaison überfüllter Badeort. Außerhalb der Saison findet man jedoch Ruhe und Platz an den abwechslungsreichen Sand- und Felsstränden und bei Spaziergängen an den Mauern und in den Gassen der Oberstadt.
Die Stadt verfügt über ein Casino am Hauptstrand. Des Weiteren ist sie ein Zentrum der Thalasso-Therapie.
Söhne und Töchter der Stadt
- Fortuné du Boisgobey (1821–1891), französischer Schriftsteller
- Maurice Denis (1870–1943), französischer Maler
- Christian Dior (1905–1957), französischer Modeschöpfer
- Léon Herpin (1841–1891), französischer Maler
Einzelnachweise
- ↑ Die Darstellung folgt der Seite der Stadt Granville zu ihrer Geschichte, besucht am 18. Juni 2009.
- ↑ Der Spiegel 46/1965
Weblinks
Donville-les-Bains | Granville | Jullouville (teilweise) | Saint-Aubin-des-Préaux | Saint-Pair-sur-Mer | Saint-Planchers | Yquelon
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