- Grenadiermütze
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Die Grenadiermütze ist eine militärische Kopfbedeckung.
Inhaltsverzeichnis
Ursprünge
Die Entwicklung der Grenadiermütze hat ihren Anfang in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, als zunächst im stehenden Heer Frankreichs Infanteristen eine Spezialausbildung als Grenadiere erhielten. Die übliche Kopfbedeckung der Soldaten jener Zeit war ein breitkrempiger Hut; dieser war jedoch für die Grenadiere aus zwei Gründen nicht zweckmäßig: Einerseits störte der ausladende Hut, wenn sich der Soldat im Gefecht die Muskete rasch mit dem Riemen über die Schulter hängen musste, um zum Kampf mit den Granaten zu wechseln. Außerdem war die breite Krempe hinderlich beim Ausholen zum Wurf der Granate. Daher wurde den Grenadieren anstelle von Hüten die krempenlose zipfelmützenartige Kopfbedeckung vorgeschrieben, die von der übrigen Truppe nur zum Exerzieren getragen wurde.
Verbreitung und Entwicklung
Da Frankreich im ausgehenden 17. Jahrhundert die politische, militärische und kulturelle Vormacht in Europa innehatte, wurde das französische Heerwesen von anderen Staaten zum Vorbild genommen. Zusammen mit anderen Elementen gelangten so auch die Grenadiere mit ihrer besonderen Kopfbedeckung in andere Armeen, wobei die Grenadiermütze im Verlaufe der Jahrzehnte je nach Land sehr unterschiedliche Formen annahm. Gemeinsam war allen Varianten, dass die ursprünglich weiche Mütze in den Jahren nach 1680 zunächst an der Vorderseite einen kleinen, aufrechten Schild erhielt. An diesem Punkt endeten die Gemeinsamkeiten und die verschiedenen nationsspezifischen Entwicklungen setzten ein. Einige Beispiele:
- In Frankreich wurde der Vorderschild mit schwarzem Bärenfell überzogen. Um 1720 umschloss der Schild bereits ringförmig den gesamten Kopf, wobei er an den Seiten und hinten niedriger, über der Stirn aber deutlich höher war, so dass der ursprüngliche Zipfel der Mütze vollkommen eingefasst war. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts schließlich war die Mütze nicht nur im Ganzen erheblich in die Höhe gewachsen, der Zipfel war auch zu einem unscheinbaren Beutel verkleinert worden. Ähnlich war die Entwicklung in Österreich.
- In Großbritannien wurde der Zipfelmütze ein stoffbespannter Schild vorgesetzt, der mit heraldischen Symbolen und Ornamenten bestickt war. Als der Schild höher wurde, befestigte man den Zipfel des Mützenbeutels an seiner oberen Spitze. Nach 1760 wurden diese Mützen durch neue aus Bärenfell ersetzt.
- In Preußen wurden bis etwa 1730 ähnlich wie in England Mützen mit besticktem Vorderschild verwendet. Dann wurde ein neuer Mützentyp eingeführt, bei dem der Schild aus Metall mit eingeprägten Wappen und Verzierungen bestand. Anfangs war der Schild noch durchbrochen und mit farbigem Tuch hinterlegt; später war die Metallfläche durchgehend. In dieser friederizianischen Form waren die Grenadiermützen bis ins späte 18. Jahrhundert in Verwendung.
Generell lässt sich sagen, dass im 18. Jahrhundert die Wahl des Grenadiermützen-Typs in Zusammenhang mit politischen Sympathien oder Abhängigkeiten stand. Im Heiligen Römischen Reich etwa fand man die Mützen mit Metallschild nach preußischem Modell vorwiegend bei protestantischen und Preußen nahe stehenden Staaten, während die Heere katholischer oder Österreich zugewandter Staaten zumeist Bärenfellmützen trugen. Im Kurfürstentum Hannover wiederum, das durch Personalunion mit England verbunden war, verwendete man Mützen nach britischem Vorbild.
Schon seit Beginn des 18. Jahrhunderts hatten die Grenadiermützen ihren ursprünglichen Zweck verloren, da im Gefecht kaum noch Wurfgranaten verwendet wurden. Die Mützen wurden jedoch beibehalten, da sie bereits etabliertes Zeichen von Elitetruppen geworden waren.
Entwicklung im 19. Jahrhundert
In Preußen wurde die teuer herzustellende und wegen ihrer Höhe unpraktisch gewordene Grenadiermütze im ausgehenden 18. Jahrhundert abgeschafft und durch das Kaskett als Einheitskopfbedeckung der Infanterie abgelöst. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts jedoch erhielten die Grenadiere erneut spezielle Mützen, die aber erheblich von den vorherigen Modellen abwichen. Ihr am Rand umlaufend mit Pelz besetzter hoher Vorderschild bestand aus schwarzem Leder, auf dem als Abzeichen eine Granate aus Messing angebracht war; das untere Drittel des Schilds wurde von einer Messingplatte mit dem preußischen Adler eingenommen. Im Unterschied zu den klassischen Grenadiermützen hatten spätere Ausführungen des neuen Typs zudem einen Mützenschirm. Dieses neue Modell galt als ästhetisch unbefriedigend und kostspielig. Als nach 1807 die Uniformierung der preußischen Armee reformiert wurde, fiel die Grenadiermütze fort. Erst in den 1820er Jahren wurde sie bei den Grenadieren der Garde zu repräsentativen Anlässen wieder eingeführt, zunächst allerdings mit Mützen russischen Modells. Erst später wurden zusätzlich historische friderizianische Mützen ausgegeben und bis 1918 getragen.
In Frankreich wurde die Bärenfellmütze auch nach der Französischen Revolution und dem Ende des Ancien Régime beibehalten. In nochmals vergrößerter Form wurde sie zum typischen Erkennungsmerkmal der Grenadiere in Napoléons Garde. Im Zweiten Kaiserreich wurde die Bärenfellmütze wieder eingeführt, da sie als Symbol für die militärischen Erfolge Napoléon Bonaparte verstanden wurde. Die schweren, besonders im Sommer unangenehm zu tragenden Mützen erfreuten sich jedoch bei den Soldaten nur geringer Beliebtheit. Im Sardinischen Krieg gingen unzählige Bärenfellmützen während des Feldzugs „verloren“, was nichts anderes bedeutet, als dass sie von den Soldaten weggeworfen wurden. Nach der Schlacht von Solferino 1859 schaffte die französische Armee die Grenadiermützen endgültig ab.
In Großbritannien hingegen wurde die aus Bärenfell gefertigte Grenadiermütze nie ganz aufgegeben, wenn sie auch schon lange kein Bestandteil der im Gefecht getragenen Uniform mehr ist. Heute beschränkt sich ihr Gebrauch auf repräsentative und zeremonielle Anlässe, wie beispielsweise das Trooping the Colour oder die Wachablösung an Buckingham Palace und St. James’s Palace.
Museale Rezeption
Im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien sind die drei Schlesischen Kriege sowie die Preußische Armee zur Zeit König Friedrichs II. im Detail dokumentiert. Darunter befinden sich auch mehrere sehr gut erhaltene, originale Grenadier- und Füsiliermützen.[1]
Einzelnachweise
- ↑ Manfried Rauchensteiner, Manfred Litscher (Hg.): Das Heeresgeschichtliche Museum in Wien. Graz, Wien 2000 S. 30.
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