Griesstetten (Dietfurt an der Altmühl)

Griesstetten (Dietfurt an der Altmühl)

Griesstetten ist ein Weiler mit einer Wallfahrtskirche im unteren Altmühltal, nahe Dietfurt (Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz), unmittelbar am Main-Donau-Kanal am Talrand gelegen.

Wallfahrtskirche zu den „Drei Elenden Heiligen“ in Griesstetten im Altmühltal. Aquarell von Siegfried Schieweck-Mauk, Eichstätt (Nr. 1197)

Bei Griesstetten wurde ein Grabhügelfeld mit mindestens 40 Grabhügeln gefunden sowie Siedlungssfunde der Urnenfelderzeit gemacht. Bauern der Jungsteinzeit gründeten in der Nähe um 2500 v. Chr. ein großes Dorf, das beim Bau des neuen Kanals entdeckt und archäologisch ergraben wurde, begleitet von naturwissenschaftlichen Forschungen zum damaligen Klima und zur damaligen Vegetation.

Bereits im 12. Jahrhundert lässt sich hier die Verehrung der „Drei elenden Heiligen“ nachweisen, „elend“ im Sinne von „ausländisch, aus der Fremde kommend“. Denn um 1140 kamen zwei irische Benediktiner, der Priester Zimius und der Laienbruder Vimius, von ihrem Kloster St. Jakob in Regensburg ins untere Altmühltal. Sie ließen sich im nahen Ansiedel (heute: Einsiedel) nieder und erbauten dort ein Haus mit einem kleinen Oratorium (Gebetsstätte). Später stieß als dritter Einsiedler der Prior von St. Jakob, Pater Marinus, hinzu. Zahlreiche Menschen kamen mit ihren unterschiedlichsten Anliegen zu ihnen und fanden Hilfe. 1153 starb Pater Marinus, seine Mitbrüder begruben ihn im Oratorium. Sein Grab entwickelte sich in Kürze zu einer Wallfahrtsstätte für die Bewohner aus der Umgebung. Durch die vielen Besucher fühlten sich Zimius und Vimius in ihrem klösterlichen Leben arg gestört. Abt Christian III. ließ deshalb in Griesstetten zu Ehren des hl. Bischofs Martin eine eigene kleine Kapelle errichten, in welche der Leichnam von Marinus eine neue Ruhestätte fand. Nach einer Volkslegende schwammen seine Gebeine flussaufwärts bis zum neu erbauten Gotteshaus. Als ein Jahr später Vimius und Zimius starben, wurden auch sie in der Kirche begraben.

In den folgenden Jahrhunderten blühte die Wallfahrt zu diesen „Drei elenden Heiligen“. 1212 erwähnt ein Schutzbrief Kaiser Friedrichs II. Griesstetten mit der Kapelle und dem Einsiedelhof als Besitz der Schottenmönche von St. Jakob in Regensburg.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Kirche 1633 von schwedischen Truppen geplündert, stark beschädigt und in der Folgezeit nur notdürftig vor dem gänzlichen Verfall bewahrt. Ende des 17. Jahrhunderts blühte die Wallfahrt erneut auf, angestoßen durch den Druck der Legende der drei Mönche durch den Weihbischof von Regensburg, Albert Ernest Graf von Wartenburg. Er ließ die sterblichen Überreste der drei Mönche erheben und in einem großen gemeinsamen Sarg hinter dem Hochaltar zur Verehrung neu bestatten.

Wallfahrtskirche zu den „Drei Elenden Heiligen“ in Griesstetten im Altmühltal. Tuschfederzeichnung von Siegfried Schieweck-Mauk, Eichstätt (Nr. 1148)
Wallfahrtskirche zu den "Drei Elenden Heiligen"

In der Barockzeit wurde 1740 bis 1747 eine größere Wallfahrtskirche in Form eines achtseitigen Zentralbaus, in der Außenfassade durch toskanische Pilaster gegliedert, errichtet. Den Stuck fertigte Johann Michael Berg, Bruder des Eichstätter Hofstuckators Johann Jakob Berg. Das Kuppelgemälde zeigt die drei Elenden Heiligen inmitten von Ordensbrüdern im Himmel, gemalt von Johannes Adam Fux Maller. 1750 musste der Turm aus statischen Gründen um die Hälfte erniedrigt werden. Um die gleiche Zeit wurde der Hochaltar aufgestellt. Im Turm befindet sich ein dreistimmiges Paternoster-Geläute (ca. d ' ' - e ' ' - fis ' '); die Glocken stammen von 1500, 1949 und 1971. 1783 verlegte man die Gebeine der drei Heiligen in eine Mauernische auf der Evangelienseite. Zahlreiche Votivbilder bezeugen die Beliebtheit der drei Heiligen.

Bald nach Vollendung des Baues zogen sich die Schottenmönche aus Griesstetten zurück. 1849 ließ die Gemeinde drei große Reliquienkästen mit schön gefassten Wachsfiguren der „Drei elenden Heiligen“ anfertigen. Auf diese Weise sollten die Gebeine an den Seitenwänden oder an den drei Altären der Kirche zur Verehrung aufgestellt werden. Das Vorhaben scheiterte jedoch, weil die Gemeinde einen eigenen Festtag für die drei Heiligen wünschte. Dazu hätte ein Heiligsprechungsprozess in Rom stattfinden müssen, den man aus Kostengründen nicht anstrengte. Erst 1858 gelang es, Bedenken gegen die öffentliche Verehrung zu zerstreuen und eine bischöfliche Genehmigung zu erwirken. Ein Dekret des Regensburger Bischofs Ignatius von Senestrey von 1861 erlaubte, die Reliquien neu zu fassen, sie öffentlich aufzustellen und ihnen den Kult zu erweisen, „der durch die älteste Tradition geheiligt ist“. Seitdem ruhen in der Brust einer jeden der drei wächsernen Figur die Gebeine in einem Zinksarg. Am 2. Juli 1862 fand die feierliche Übertragung der neugefassten Reliquien vom Franziskanerkloster in Dietfurt an ihren heutigen Platz statt.

Der Weiler Griesstetten gehört politisch zu Dietfurt, kirchlich zur Pfarrei Altmühlmünster (Bistum Regensburg), wird aber seit 1832 von den Dietfurter Franziskanermönchen betreut.

Neben der Pfarrkirche steht eine Wegkapelle „Hl. Dreifaltigkeit“ aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Literatur

  • Franz Kerschensteiner: Wallfahrtskirche Griesstetten, Regensburg: Schnell und Steiner, 3. neubearbeitete Auflage 2001 (dort weitere Literaturangaben), ISBN 3-7954-4476-4

Weblink

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