Gruppe Internationale Marxisten

Gruppe Internationale Marxisten

Die Gruppe Internationale Marxisten (GIM), deutsche Sektion der Vierten Internationale, war eine kleine revolutionär-marxistische (trotzkistische) Organisation in den 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts. Obwohl dem Namen nach deutsche Sektion, existierte die GIM faktisch nur in der Bundesrepublik Deutschland und in West-Berlin.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung

Die GIM veröffentlichte die Zeitung was tun und führte (gemeinsam mit der österreichischen Schwesterorganisation Gruppe Revolutionäre Marxisten [GRM]) die seit den 1950er Jahren erscheinende Zeitschrift Die Internationale fort, von der sie ihren Namen abgeleitet hatte. was tun erschien zu unterschiedlichen Zeiten in monatlichem (1968 bis Mai 1974), vierzehntäglichem (Mai 1974 bis März 1976, Mai 1979 bis 1986) oder wöchentlichem (März 1976 bis Mai 1979) Rhythmus; die Auflage schwankte zwischen 2.200 (1982) und 9.000 (1974) Exemplaren. Mitglieder der was tun Redaktion waren 1968, neben vielen anderen, Bernhard Achterberg, Günter Amendt, Peter Brandt, Rudi Dutschke oder Gaston Salvatore .

Die GIM entstand 1969 als öffentliche Fortsetzung der deutschen Sektion der Vierten Internationalen, die seit den frühen 1950er Jahren keine eigenständige öffentliche Existenz führte, sondern Entrismus in der SPD betrieb (zuvor war sie für kurze Zeit unter dem Namen Internationale Kommunisten Deutschlands (IKD) aufgetreten - dem Namen, den die deutschen Anhänger Leo Trotzkis ihrer Organisation in den 1930er Jahren gegeben hatten). Als eine der herausragenden Leistungen der Sektion in den fünfziger Jahren gilt die politische und materielle Unterstützung des algerischen Befreiungskampfs gegen den französischen Imperialismus. Im Gefolge der Studentenbewegung und der Jugendradikalisierung rief die GIM 1970 die Revolutionär-Kommunistische Jugend (RKJ) als Jugendkaderorganisation ins Leben. Die RKJ fand rasch neue Anhänger und war zahlenmäßig bald stärker als die Sektion selbst; 1972 hatte sie etwa 400 Mitglieder. Um die sich aus zahlreichen Doppelmitgliedschaften ergebende Verdoppelung von Organisationsstrukturen zu beenden, schlossen sich beide Organisationen zur Jahreswende 1972/73 unter dem Namen Gruppe Internationale Marxisten zusammen.

Prominente Mitglieder der alten deutschen Sektion waren unter anderen der aus der KPD kommende Willy Boepple aus Mannheim, der auf dem Vereinigungsparteitag 1946 in den Vorstand der SED gewählt worden war und der über die titoistische Unabhängige Arbeiterpartei Deutschlands (UAPD) 1951 zum Trotzkismus stieß, und Georg Jungclas (1902–1975) aus Hamburg (später Köln), der schon vor 1933 zur KPD und zur Linken Opposition der KPD gehört hatte und die Nazizeit als Exilant in Dänemark überlebte, schließlich Jakob Moneta, der sich allerdings, solange er eine herausragende Stellung in der von Sozialdemokraten beherrschten IG Metall innehatte (Moneta war lange Chefredakteur der Gewerkschaftszeitung metall), nicht öffentlich zu seiner Mitgliedschaft bekannte.

Die eigenständige Existenz der GIM endete 1986 durch die Fusion mit der KPD/ML (Kommunistische Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten) (Roter Morgen) zur VSP ( Vereinigten Sozialistischen Partei), die später in Vereinigung für Sozialistische Politik umbenannt wurde. Eine Minderheit der GIM nahm an dieser Vereinigung nicht teil und ging zu den Grünen, wo einige ihrer Anhänger kurzzeitig eine (in regionalem Maßstab) prominente Rolle spielen konnten.

Programmatik

Mit ihrem Eintreten für eine auf Rätedemokratie und Selbstverwaltung beruhende sozialistische Alternative grenzte die GIM sich scharf vom Stalinismus wie von den in den siebziger Jahren die radikale Linke der Bundesrepublik dominierenden maoistischen Splitterparteien ab. Unter anderem solidarisierte sich die Partei mit internationalen Befreiungs- und Unabhängigkeitsbewegungen und bekämpfte nationalistische Standpunkte. In der Bundesrepublik galt die GIM als Teil der „Neuen Linken“, einer breiten Bewegung verschiedener unabhängiger linkssozialistischer und linksalternativer Gruppen und Personen, die über kein gemeinsames organisatorisches Band verfügte. Zum gemeinsamen Nenner der „Neuen Linken“ gehörte die Verortung links von Stalinismus und Sozialdemokratie und das Eintreten für den Internationalismus.

Die GIM war die deutsche Sektion der Vierten Internationalen, die 1938 in scharfer Abgrenzung und als Alternative zur stalinistischen III. (Kommunistischen) Internationale auf Initiative Leo Trotzkis gegründet worden war. Zeitweise von Einfluss auf die "Neue Linke", blieb die GIM in der offiziellen Politik der Bundesrepublik ohne Bedeutung; parlamentarisch war sie nicht vertreten.

Bekannte Mitglieder

Neben den oben bereits Genannten war auch Winfried Wolf, der später für die Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS) unter anderem als verkehrspolitischer Sprecher im Bundestag saß, einer der bekannteren Vertreter der GIM. In der PDS gehörte Wolf, der sich offen zu seiner GIM-Vergangenheit bekannte, zum undogmatischen, kritischen linken Flügel der PDS-Bundestagsfraktion.

Ehemalige Mitglieder der GIM sind auch die Bündnis-90/Die-Grünen-Politikerin und zeitweilige Bundesgesundheitsministerin der ersten Regierung Schröder Andrea Fischer, der Berliner Grünen-Abgeordnete Volker Ratzmann und der spätere PDS-Wirtschaftssenator im (von Klaus Wowereit geführten) "rot-roten" Senat von Berlin, Harald Wolf, sein Bruder Udo Wolf, deren Cousine Elke Breitenbach sowie die Fernsehjournalistin Sonia Mikich, Norbert Hackbusch und Kerstin Müller.

Wahlergebnisse

  • Bundestagswahl 1976: 4767 (0,0 %) der Zweitstimmen (in Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg) und 2035 Erststimmen (in 12 Wahlkreisen)
  • Wahl zur Bezirksversammlung in Berlin-Kreuzberg 1985: Zwei Mitglieder der GIM kandidieren auf der Liste der AL (25,5 %), eines wird in die Bezirksversammlung gewählt.

Mitgliederzahlen

Jahr Mitgliederzahl
1969 30 (Gründung)
1971 450
1972–1976 600
1977–1979 500
1980 300
1981 250
1982 200
1983–1986 250

Literatur

  • Wolfgang Alles (Hrsg): Gegen den Strom. Texte von Willy Boepple (1911–1992). Neuer ISP-Verlag, Köln 1997, ISBN 3-929008-77-7
  • Peter Brandt und Rudolf Steinke: Die Gruppe Internationale Marxisten. In: Richard Stöss (Hrsg.), Parteien-Handbuch – Die Parteien der Bundesrepublik Deutschland 1945–1980, Opladen 1986 (Sonderausgabe – Band 3), S. 1599–1647, ISBN 3-531-11838-2
  • Günther Gellrich: Die GIM. Zur Politik und Geschichte der Gruppe Internationale Marxisten 1969-1986. Mit einem Vorwort von Jakob Moneta. Neuer ISP-Verlag, Köln 1999, ISBN 3-929008-14-9
  • Georg Jungclas: Von der proletarischen Freidenkerbewegung im Ersten Weltkrieg zur Linken der siebziger Jahre. Eine politische Dokumentation. Mit einem Vorwort von Ernest Mandel. Junius-Verlag, Hamburg 1980, ISBN 3-88506-106-6

Weblinks

Siehe auch


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