Peter Brandt (Historiker)

Peter Brandt (Historiker)
Peter Brandt

Peter Willy Brandt (* 4. Oktober 1948 in Berlin) ist ein deutscher Historiker und Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der FernUniversität in Hagen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Herkunft

Peter Brandt wurde als ältester Sohn von Rut und Willy Brandt in Berlin geboren. Seine Brüder sind Lars Brandt und Matthias Brandt.

Schule, Studium und Promotion

Brandt ging in Berlin zur Schule. Als seine Familie nach der Ernennung seines Vaters zum Bundesaußenminister und Vizekanzler am 1. Dezember 1966 nach Bonn zog, blieb er als einziges Familienmitglied in Berlin, da er kurz vor dem Abschluss seiner Schullaufbahn stand, die er 1968 mit dem Abitur beendete.

Dem schloss sich ein Studium der Geschichte und der Politikwissenschaften an der Freien Universität Berlin an. In seiner Studienzeit war er in der Studentenbewegung politisch aktiv. Hierbei geriet er als Mitglied politisch links ausgerichteter Gruppierungen mehrfach mit den politischen Positionen seines Vaters aneinander.

Brandt promovierte 1973 an der Freien Universität mit einer Dissertation über den Wiederaufbau der deutschen Arbeiterbewegung nach dem Zweiten Weltkrieg am Beispiel Bremens.

Berufliche Laufbahn

Von 1973 bis 1975 und von 1986 bis 1989 war Peter Brandt neben seiner Forschungstätigkeit Lehrbeauftragter und freier Publizist.

In der Zwischenzeit war Peter Brandt von 1975 bis 1986 Wissenschaftlicher Assistent bzw. Hochschulassistent bei Professor Reinhard Rürup am Institut für Geschichtswissenschaft der Technischen Universität Berlin, der auch seine Habilitationsschrift betreute. 1988 hat Brandt sich an der TU Berlin mit einer Untersuchung zum Thema „Studentische Bewegungen und Frühnationalismus um 1800“ habilitiert.

Seit 1989 war er Lehrstuhlvertreter, seit 1990 ist er Professor für Neuere Geschichte an der FernUniversität in Hagen. Am Historischen Institut der FernUniversität ist Brandt zuständig für die deutsche und europäische Geschichte des 18. bis 20. Jahrhunderts. Er ist Direktor des Instituts für europäische Verfassungswissenschaften der FernUniversität und Sprecher des Historischen Promotionskollegs über „Gesellschaftliche Interessen und politische Willensbildung“. Seit März 2011 ist er ferner Mitglied im Hochschulrat der FernUniversität.

Schwerpunkte seiner wissenschaftlichen Arbeit sind die Gebiete Nationalismus und bürgerlicher Wandel seit dem 18. Jahrhundert; Vergleichende europäische Verfassungsgeschichte seit dem 18. Jahrhundert; Geschichte der Arbeiterbewegung und des Sozialismus und die Deutsche Frage, besonders nach 1945.

Neben der üblichen Vertretung des Fachs in Forschung und Lehre und der Beteiligung an der akademischen Selbstverwaltung hielt und hält Brandt Vorträge im In- und Ausland, etwa in Berlin, Bielefeld, Bochum, Göttingen, Zürich, Breslau, Oslo, Oxford, Birmingham, Paris, Rom und St. Petersburg.

Ferner ist Peter Brandt zusammen mit Martin Kirsch und Arthur Schlegelmilch Herausgeber eines vierbändigen Handbuchs mit CD-ROM-Quellenedition zur vergleichenden europäischen Verfassungsgeschichte 1780-1920, das seit 2004 erscheint.

Gesellschaftliches Engagement

Neben der wissenschaftlichen Arbeit bemüht sich Brandt um eine seriöse Popularisierung (Herausgabe historischer Lesebücher, Jubiläumsschriften, Mitarbeit an Ausstellungen, Vorträge an Volkshochschulen, Bildungseinrichtungen von Gewerkschaften und politischen Parteien usw.) sowie politisches Engagement und politische Publizistik, in den 1980er und 1990er Jahren vor allem die Problematik der Teilung und Vereinigung Deutschlands betreffend. Er ist Mitglied der SPD und der Gewerkschaft ver.di.

Brandt ist beteiligt an den internationalen wissenschaftlichen Beiräten der Zeitschriften Debatte. Review of contemporary German affairs und Iablis. Jahrbuch für europäische Prozesse. Er ist Vertrauensdozent der Hans-Böckler-Stiftung, Mitglied des Vorstands der Friedrich-Ebert-Stiftung, Mitglied des Kuratoriums der Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung, Mitglied der Historischen Kommission beim Parteivorstand der SPD, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Stiftung Bibliothek des Ruhrgebiets, Sprecher des Kuratoriums der Deutschen Gesellschaft, Gründungsmitglied des Kondylis–Instituts für Kulturanalyse und Alterationsforschung. Er ist Herausgeber des Onlinemagazins Globkult.[1]

Ehrungen

Schriften (Auswahl)

Buchveröffentlichungen neben der Habilitationsschrift:

  • Antifaschismus und Arbeiterbewegung. Aufbau, Ausprägung, Politik in Bremen 1945/46. Zugleich: Freie Universität Berlin, Fachbereich 13 - Geschichtswiss., Dissertation, 1973. Hamburg: Christians, 1976, ISBN 3-7672-0400-2 (Hamburger Beiträge zur Sozial- und Zeitgeschichte; Band 11)
  • Arbeiterinitiative 1945. 1976 (Mitherausgeber und -verfasser)
  • Arbeiter-, Soldaten- und Volksräte 1918/19. 1980 (Quellenedition, Mitbearbeiter)
  • Preußen - Zur Sozialgeschichte eines Staates. 1981 (Band 3 des Ausstellungskatalogs Preußen - Eine Bilanz).
  • Mit Herbert Ammon: Die Linke und die nationale Frage. Rowohlt Verlag, 1981 .
  • Sozialismus in Europa - Bilanz und Perspektiven, 1989 (Mitherausgeber und -verfasser)
  • Volksbewegung und demokratische Neuordnung in Baden 1918/19, 1991 (Mitverfasser)
  • Peter Brandt/Dieter Groh, Vaterlandslose Gesellen“. Sozialdemokratie und Nation 1860 - 1990. München 1992
  • Peter Brandt, War das Deutsche Kaiserreich reformierbar? Parteien, politisches System und Gesellschaftsordnung vor 1914. in: Karsten Rudolph/Christl Wickert (Hg.), Geschichte als Möglichkeit. Festschrift für Helga Grebing, Essen 1995, S. 190-210. Klartext Verlag
  • 1746/1996. Beiträge zur Geschichte der Stadt Hagen, 1996 (Mitherausgeber und -verfasser)
  • Aufbruch in die Moderne - Deutschland um 1800, 1999 (Herausgeber und Mitverfasser)
  • Peter Brandt, Youth Movements as National Protest Cultures in Germany. in: Hartmut Lehmann/Hermann Wellenreuther (Hg.), German and American Nationalism. A Comparative Perspective, Oxford/New York 1999, S. 371-428.
  • Schwieriges Vaterland. Deutsche Einheit - Nationales Selbstverständnis - Soziale Emanzipation (Aufsatzsammlung) 2001
  • Peter Brandt, Art. Volk, in: Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 11, Basel 2001, Sp. 1079-1090.
  • Peter Brandt, Arthur Schlegelmilch, Reinhardt Wendt (Hg.), Symbolische Macht und inszenierte Staatlichkeit. „Verfassungskultur“ als Element der Verfassungsgeschichte. Dietz Verlag, Bonn 2005, ISBN 978-3-8012-4151-3
  • Peter Brandt, Martin Kirsch, Arthur Schlegelmilch (Hg.), Handbuch und Quellen zur europäischen Verfassungsgeschichte. Dietz Verlag, Bonn 2006, ISBN 978-3-8012-4140-7, ISBN 978-3-8012-4144-5

Film

Peter Brandt spielte in der Verfilmung der Günter-Grass-Novelle Katz und Maus die Rolle des älteren Joachim Mahlke. Sein jüngerer Bruder Lars Brandt übernahm die Rolle des jüngeren Joachim Mahlke. Die Regie bei dem 1967 in Deutschland entstandenen Spielfilm führte Hans-Jürgen Pohland, der auch das Drehbuch schrieb und die Produktion übernahm.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Globkult, Biografie des Herausgebers

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