Gräfinthal

Gräfinthal

Der Marienwallfahrtsort Gräfinthal liegt in der Gemeinde Mandelbachtal im Saarpfalz-Kreis im Saarland (Deutschland).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gräfinthal entstand Mitte des 13. Jahrhunderts, als Gräfin Elisabeth von Blieskastel hier aus Dankbarkeit ein Wilhelmitenkloster, das Kloster Gräfinthal, stiftete. Die Mönche waren Eremiten von Malvalle, besiedelten diese Einöde des Letschenbachtales und betreuten fortan die Wallfahrt zur „Madonna mit den Pfeilen“.

Nach der legendenhaften Überlieferung wurde die Gräfin zuvor durch das Gnadenbild eines Einsiedlers von einem Augenleiden geheilt. Bei diesem Gnadenbild dürfte es sich um das einzigartige Vesperbild „Unsere liebe Frau mit den Pfeilen“ handeln, das sich heute in der Heilig-Kreuz-Kapelle beim Wallfahrtskloster Blieskastel befindet.

Ensemble Gräfinthal von Süd

Im Laufe seiner wechselvollen Geschichte wurde die Klosteranlage wiederholt zerstört oder beschädigt. Eine Blütezeit mit umfangreicher Bautätigkeit erlebte das Kloster Gräfinthal in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Bedeutender Förderer war der vertriebene König von Polen und spätere Herzog von Lothringen Stanislaus Lesczynski, der von 1714 bis 1718 im Asyl in Zweibrücken lebte und seine 1717 verstorbene Tochter Anna in der Klosterkirche Gräfinthal beisetzen ließ. In diese Zeit fällt unter anderem der Wiederaufbau der Konventsgebäude (Portal mit Jahreszahl 1714) und der Klosterkirche selbst, deren Westportal 1719 datiert ist.

Der Gräfinthaler Konvent bestand bis 1785, wurde auf eigenen Wunsch aufgelöst, in ein weltliches Chorherrenstift umgewandelt und übersiedelte nach Blieskastel. Das leerstehende Kloster, aus dem 1793 die noch verbliebenen Ausstattungsstücke versteigert wurden, verfiel danach zunehmend.

1803 erwarb Jean-Baptist Mathieu, Kaufmann und späterer Bürgermeister von Saargemünd, das inzwischen ruinöse Anwesen, um hier eine Seidenfabrik einzurichten, die jedoch schon bald darauf ihren Betrieb einstellen musste. Im Chor der Kirchenruine ließ Mathieu die heutige Kapelle errichten, in der er 1842 auch bestattet wurde. Im Jahr 1888 erwarb ein zu diesem Zweck gegründetes Komitee die Kapelle, um sie als Schenkung wieder in kirchlichen Besitz zu überführen.

Gegenwart

Seit Beginn der 1980er Jahre bemühte sich die Diözese Speyer um die Errichtung einer kontemplativen benediktinischen Ordensgemeinschaft. Von Erfolg gekrönt war dieses Bemühen erst, als die damalige Besitzerin des ehemaligen Klosters in Gräfinthal starb und sie ihren Besitz testamentarisch dem Abt von Vaals hinterließ. Am 11. Juli 1993 wurde Kloster Gräfinthal wieder mit Benediktinern besiedelt, 1999 wurde es zum Priorat Päpstlichen Rechtes erhoben. Derzeit bemüht man sich seitens des Priorates Gräfinthal um den Neubau der Klostergebäudes auf dem historischen Grund.

Tourismus

Der Wallfahrtsort Gräfinthal zählt zu den religiös und kulturhistorisch bedeutenden Stätten des Saarlandes. Die geschichtlich geprägten, baulichen Ensembles inmitten einer gewachsenen Kulturlandschaft machen den ungewöhnlichen Ort auch zu einem der beliebtesten Ausflugsziele im Bliesgau. Dazu trägt auch die vorhandene Gastronomie bei.

Gräfinthal ist Pilgerort auf dem saarländischen Teil der Jakobsweg-Etappe Hornbach – Metz, die sich in Hornbach an den Pfälzischer Jakobsweg anschließt. [1]

Weblinks

49.1602777777787.127Koordinaten: 49° 10′ N, 7° 7′ O

Einzelnachweise

  1. http://www.fernwege.de/d/jakobsweg/pfalz-saar/etappen/uebersichtsskizze/index.html

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