- Vaals
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Gemeinde Vaals
Flagge
WappenProvinz Limburg Bürgermeister Reg van Loo Sitz der Gemeinde Vaals Fläche
– Land
– Wasser23,90 km²
23,80 km²
10 haCBS-Code 0981 Einwohner 9.799 (31. Dez. 2010[1]) Bevölkerungsdichte 410 Einwohner/km² Koordinaten 50° 46′ N, 6° 1′ O50.7727777777786.0180555555555Koordinaten: 50° 46′ N, 6° 1′ O Bedeutender Verkehrsweg N278 Vorwahl 043 Postleitzahlen 6290-6295 Website www.vaals.nl Vaals ( anhören?/i) befindet sich im äußersten Südosten der niederländischen Provinz Limburg, etwa 23 km östlich der Provinzhauptstadt Maastricht und 5,5 km westlich vom Stadtzentrum Aachens. Mundartlich wird Vaals „Vols“ genannt, die Einwohner nennen sich „Völser“.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Vaals liegt direkt an der deutschen Grenze und geht in den Aachener Ortsteil Vaalserquartier über.
Die Grenzgemeinde besteht aus den drei Kernen Vaals, Lemiers und Vijlen (Limburg). Zu Vaals gehören die Siedlungen Raren und Wolfhaag, zu Lemiers Holset und Mamelis, zu Vijlen Camerig, Cottessen, Harles, Melleschet und Rott.
Auf dem Gemeindegebiet liegt der Vaalserberg, die höchste Erhebung der kontinentalen Niederlande. Auf diesem 322,50 Meter über NAP liegendem Berg befindet sich das Dreiländereck Belgien-Deutschland-Niederlande. Seitdem Saba offiziell eine Gemeinde der Niederlande ist, befindet sich dort der höchstgelegene Punkt des Landes mit 877 Metern auf dem Vulkan Mount Scenery. Ebenso findet sich auf dem Gebiet der Gemeinde Vaals, an der Straße nach Gemmenich (Belgien), der mit 275 Höhenmetern höchstgelegene Grenzübergang der Niederlande. An der Einmündung der Akenerstraat–Alte Vaalser Straße erinnert ein winziges Museum (etwa 1 m²) an die Zeit, als die Grenzen noch nicht offen waren.
Geschichte
Die Gegend um Vaals war schon früh besiedelt. Grabhügel aus der Bandkeramischen Kultur (5300 bis 4900 v. Chr.) wurden bei Vijlen gefunden und Reste einer römischen Villa bei Lemiers. Urkundlich wurde Vaals erstmals 1041 als Vaels (von lat. vallis = Tal) erwähnt. Kaiser Heinrich III. schenkte laut dieser Urkunde Ländereien in Holset, Lemiers, Vijlen und Mamelis dem Adalbert-Stift. Durch die Bezeichnung in vallis sollte dieses Land deutlich abgegrenzt werden von Besitzungen auf den Hügeln (Aachen).
Vom Mittelalter bis zur Napoleonischen Eroberung gehörten die Ländereien zum Herzogtum Limburg, zu Lehen an verschiedene Grundherren, die sie durch eine Hofgenossenschaft von Schöffen (sogenannte Laatbank) verwalten ließen.
In der frühen Neuzeit wurde Vaals ein Industriestandort. Prägend für die Region war der Aachener Textilfabrikant Johann Arnold von Clermont (1728–1795), der 1761 unter Druck der Gegenreformation seine Heimat verlassen musste. Er baute mehrere Betriebe und erwarb flächendeckend Grundbesitz um Vaals. Seine Produkte fanden europaweit Abnehmer bis zum russischen Zarenhaus.
Niederländisch wurde Vaals erst 1815 durch den Wiener Kongress, der Aachen Preußen zuschlug und Vaals dem Königreich der Niederlande. Als Belgien sich 1830 für unabhängig erklärte, wurde Vaals vorübergehend von 1830 bis 1839 belgisch, und danach erneut niederländisch.
Am 10. Mai 1940 marschierte die deutsche Wehrmacht in Vaals ein. In das Eckhaus Prins-Bernhardstraat/Maastrichterlaan, in dem sich heute eine Arztpraxis befindet, zog die NSDAP-Ortskommandatur ein. Vorher war dort bereits die Ortsgruppe Vaals des niederländischen Nationalsozialistischen Bundes (NSB) beheimatet.
Politik
Vaals ist der Ort in den Niederlanden mit dem höchsten Einwohneranteil deutscher Staatsbürger (26 %). Bei den Kommunalwahlen am 7. März 2006 wurde mit Dr. Georg Götz erstmals in den Niederlanden ein deutscher Staatsbürger in einen Gemeinderat gewählt. Zuerst für die lokale Partei „Burgerbelang“ (Bürgerinteressen), die er 2007 verließ und nun erneut bei den Kommunalwahlen am 3. März 2010 für seine neue eigene Partei „Betaalbaar & Duurzaam Vaals“ (B&DV; etwa: Bezahlbares & Nachhaltiges Vaals). Für „Vrij & Onafhankelijk“ (V&O; Frei & Unabhängig) nimmt seitdem auch Babette Lemmer als weitere Deutsche Platz im Vaalser Gemeinderat. Aktuell wird Vaals von einer Koalition aus V&O (3 Sitze), PvdA (Sozialdemokraten, 2 Sitze) und B&DV (2 Sitze) verwaltet.
Wirtschaft
Nach 1840 stagnierte die industrielle Entwicklung, bedingt durch zunehmende Konkurrenz und politische Isolierung vom deutschen und belgischen Hinterland. Vaals wurde nun zum Erholungs- und Entspannungsort für die Aachener; man sprach vom „Vaalser Paradies“. Ab 1889 gab es eine Pferdebahn nach Aachen, die 1895 zur ersten elektrischen Straßenbahn in den Niederlanden wurde. 1925 baute die Limburgsche Tramweg Maatschappij (LTM) eine Dampfstraßenbahnlinie von Vaals über Wijlre nach Maastricht, wodurch der deutsche Grenztourismus in der Weimarer Republik zunehmend in Gang kam.
Nach dem Zweiten Weltkrieg, ab 1948, blühte die Wirtschaft wieder auf. Die Aachener nutzten Vaals, wegen der im Vergleich zu Deutschland günstigeren Preise, bevorzugt wieder zum Einkaufen, den sogenannten Butterfahrten. Ende der 1960er-Jahre lohnte sich der Lebensmitteleinkauf (und damit dessen Schmuggel nach Deutschland) nicht mehr sonderlich, da durch die 1957 gegründete Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) sich die Lebensmittelpreise allmählich anpassten. Allerdings waren Kaffee, Tee und besonders Zigaretten lange Jahre noch wesentlich billiger als in Deutschland und deshalb florierte dieser „grenzübergreifende Handel“ außerordentlich gut – und damit auch der Schmuggel. Benzin- und Dieselkraftstoffe waren so billig, dass es sich nicht nur für die Aachener Bevölkerung, sondern weit bis in den Kölner Raum hinein lohnte, zum Tanken über die Grenze zu fahren und gleichzeitig noch groß einzukaufen. An Samstagen konnte man oft einen Fahrzeugrückstau vom Grenzübergang ein bis zwei Kilometer in Richtung Aachen beobachten. Diesen Jahrzehnte andauernden Umständen war es zu verdanken, dass die Gemeinde Vaals durch solchen Handel einen recht bemerkenswerten wirtschaftlichen Aufschwung erlebte. Erst die Grenzöffnung 1969, sowie in der Folge mit dem Schengener Abkommen und schließlich der Einführung der gemeinsamen Währung des Euro entwickelten sich die Preise für diese Güter auf ein in etwa gleich hohes Niveau wie in Deutschland.
Ökonomisch betrachtet ist der Tourismus die Haupteinnahmequelle für Vaals, seitdem ab den 1960er Jahren erst die benachbarte Kohlenindustrie und danach auch die Textilindustrie verloren ging. Die meisten Einwohner pendeln heute zur Arbeit in die größeren Nachbarstädte Heerlen, Kerkrade und Maastricht, sowie nach Aachen und Umgebung. Ein Sechstel der Bevölkerung ist nach dem aktuellen nationalen Armutsmonitor in den Niederlanden als arm eingestuft.
Tourismus
Touristisch bietet Vaals mit eindrucksvollen Gebäuden, überwiegend aus dem 17. bis 19. Jahrhundert, und den Kunstwochen Tri-Arte (Bildende Kunst, Literatur, Musik) im Juli kulturelles an. Mit Grenzen zu Belgien und Deutschland sowie dem Dreiländereck werden alte Schmugglerrouten in den Naturgebieten und im kleinsten Museum der Niederlande (limburgisch: De Kleng Wach, deutsch: Die kleine Wache) wieder lebendig. 2006 wurde das Naturreservat Cottessen zum schönsten Naturgebiet der Niederlande erklärt. Die Kirche von Vijlen ist darüber hinaus die höchstgelegene Kirche der Niederlande.
Radfahrwege und Wanderrouten sowie mehrere Golfplätze verleihen dem Gebiet um das Dreiländereck zudem einen hohen sportlichen Freizeitwert. Historische Besitzungen des Textilfabrikanten Johann Arnold von Clermont, wie Schloss Vaalsbroek und Schloss Bloemendal, wurden zu gehobenen Hotels umfunktioniert.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter:
- Willi Hoss (1929–2003), deutscher Gewerkschafter und Politiker
Personen mit Beziehung zur Stadt:
- Johann Joseph Couven (1701–1763), deutscher Architekt und Baumeister des Barock, entwarf die barocke Manufaktur Clermont in Vaals
- Jacob Engelbert Teschemacher (1711–1782), deutscher Orgelbauer, erbaute 1772 die Orgel in der Hervormde Kerk
- Johann Arnold von Clermont (1728–1795), deutscher Tuchfabrikant, Erbauer von Kasteel Bloemendal sowie vielen weiteren Bauwerken
- Otto Intze (1843–1904), deutscher Bauingenieur, Professor für Wasserbau, Baukonstruktion und Baustofflehre an der Technischen Hochschule Aachen, auf dem protestantischen Friedhof in der Tentstraat begraben
- Dominikus Böhm (1880–1955), deutscher Architekt und Kirchenbaumeister, entwarf die von 1921 bis 1923 errichtete Abtei St. Benedikt in Mamelis
- Theodore von Kármán (1881–1963), ungarisch-deutsch-amerikanischer Ingenieur; Pionier der modernen Aerodynamik und Luftfahrtforschung; Professur und Leiter des Instituts für flugtechnische Aerodynamik an der Technischen Hochschule Aachen; lebte von 1913 bis 1926 in Vaals
- Reiner Dick, (1940–1974), deutscher Professor für Betriebswirtschaftslehre, starb 1974 in Vaals
- Herbert Bardenheuer (1949–2007), deutscher Maler, Zeichner und Fotograf
- Bruce Darnell (* 19. Juli 1957 in Colorado), US-amerikanischer Choreograf und Model, lebt in Vaals
- Willi Achten (* 1958), deutscher Schriftsteller, lebt in Vaals
- Leo Ketelaars (1913–1992), holländischer Violinist, Opernsänger, Gesangspädagoge und Komponist, lebte und starb in Vaals
Trivia
Ein Marskrater mit einem Durchmesser von 10,6 km wurde nach Vaals benannt.
Literatur
- Adolph Vaessen: Die Geschichte von Vaals. Online-Text
- Andreas Lechtape: Abdij S. Benedictusberg, Vaals. 2. Auflage. Deutsche Ausgabe. (= Kunstführer; Nr. 1886). Schnell und Steiner, Regensburg 1999, ISBN 3-7954-5604-5
Einzelnachweise
Weblinks
Commons: Vaals – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienGemeinden der Provinz LimburgBeek | Beesel | Bergen | Brunssum | Echt-Susteren | Eijsden-Margraten | Gennep | Gulpen-Wittem | Heerlen | Horst aan de Maas | Kerkrade | Landgraaf | Leudal | Maasgouw | Maastricht | Meerssen | Mook en Middelaar | Nederweert | Nuth | Onderbanken | Peel en Maas | Roerdalen | Roermond | Schinnen | Simpelveld | Sittard-Geleen | Stein | Vaals | Valkenburg aan de Geul | Venlo | Venray | Voerendaal | Weert
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