- Wilhelmiten
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Der Orden der Eremiten des Heiligen Wilhelm (Ordo Fratrum Eremitarum Sancti Wilhelmi), kurz Wilhelmiten oder Guglielmiten, war ein Mönchsorden, der vor allem in Italien, Frankreich, Deutschland, Österreich und den Niederlanden vertreten war.
Geschichte
Der Orden beruft sich auf den Eremiten Wilhelm von Malavalle (1157 verstorben, später unter irriger Annahme französischer Herkunft auch Guillaume de Maleval genannt), aus dessen Umgebung die nach der Benediktinerregel lebenden Wilhelmiten hervorgingen. Wilhelms Einsiedelei südwestlich von Siena wurde zum Kloster ausgebaut.
In Frankreich wurden sie aufgrund ihrer Kleidung auch Blancs-Manteaux (weiße Mäntel) genannt. Sie hatten Prioreien in Louvergny bei Rethel (1249 gegründet von Graf Johann von Rethel, † 1251) und Montrouge bei Paris (ihre zweite Priorei in Frankreich, gegründet in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts), sowie ab 1297 in Paris, wo sie die Augustiner ersetzten, deren Orden aufgelöst worden war. Ihr Haus in Paris stand im 4. Arrondissement an der Nordseite der Rue des Blancs Manteaux, etwa dort, wo heute die Rue des Guillemites beginnt. Nach den Wilhelmiten ist Guillemins benannt, derjenige Ortsteil von Lüttich, der den Hauptbahnhof der Stadt beherbergt. Hier hatten die Wilhelmiten ab 1287 eine Niederlassung, um die herum sich die Siedlung entwickelte.
Mitte des 13. Jahrhunderts kam es zu grundlegenden Veränderungen, mit der Päpstlichen Bulle Licet ecclesiae catholicae von Papst Alexander IV. wurden mehrere Eremitenorden zum vierten Bettelorden mit der Bezeichnung Augustiner-Eremiten zusammengefügt. Der Wilhelmiterorden wurde 1256 aufgelöst und in die neu gegründete Ordensgemeinschaft integriert. Nach erheblichen Interventionen seitens der Wilhelmiten löste der übernächste Papst, Clemens IV., im Jahr 1266 diese wieder aus dem Augustiner-Eremitenorden heraus und stellte so den eigenständigen Wilhelmitenorden wieder her.
Die Wilhelmiten bestanden bis ins 19. Jahrhundert. Nach der Auflösung der Ordensniederlassungen in Österreich unter Kaiser Joseph II. war Gräfinthal (Gemeinde Mandelbachtal, Saarland) das letzte Wilhelmitenkloster im Reich. Mit der Bulle vom 24. November 1785 löste der Papst auf Wunsch der Mönche auch dieses Kloster auf.
Niederlassungen in Deutschland
Häuser der Wilhelmiten in Deutschland waren:
- Kloster Mariengarden in Groß-Burlo 1245-1448
- Kloster Freienhagen, 1411-1527
- Kloster Himmelpforten, bis vor 1253
- Kloster Bedernau, 1250-1263
- Kloster Schönthal, 1250-1263
- Kloster Oberried, 1252-1725 (ab 1725-1806 Benediktinerpriorat von St. Blasien)
- Kloster Seemannshausen, 1255-1263
- Kloster Gräfinthal (Saarland), 1243-1785
- Kloster Grevenbroich, 1296-1628
- Kloster Limburg an der Lahn, um 1312-1568
- Kloster Kuddewörde, 1495-Reformation, danach Armenhaus bis 1695, Abriss der Gebäude um 1780
- Kloster Windsbach (Fürstenthal) bei Bacharach
- Kloster Witzenhausen, heute Teil der Universität Kassel
- Kloster Heiligenstein in Thal, Ortsteil von Ruhla
- Kloster Mengen bei Meßkirch/Donau
Das einzige Kloster in der Schweiz war:
Kloster Sion gestiftet 1269 durch Walther von Klingen in Klingnau, kam 1725 zu St.Blasien.
Weblinks
Commons: Wilhelmiten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Veröffentlichungen zu Wilhelmiten im Opac der Regesta Imperii
- Thomas Meyer, Das sog. ›Gräfinthaler Mirakelbuch‹. Zeugnis barocker Religiosität und Gegenstand digitaler Edition , Semesterarbeit, 9. Dezember 2002
- Douglas Raymund Webster: Williamites. In: Catholic Encyclopedia (englisch, Ausgabe 1913)
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