Gundahar

Gundahar

Gundahar (lat.: Gundaharius; auch überliefert als Gundohar, Gundihar und Guntiar; † 436) war Anführer der Burgunden im frühen 5. Jahrhundert.

Die Burgunden hatten gemeinsam mit anderen Stämmen 406 die Schwäche des Römischen Reiches genutzt, um bei Mogontiacum (Mainz) den Rhein zu überschreiten, und waren in Gallien eingefallen (siehe Völkerwanderung). Vermutlich wurden sie bereits zu diesem Zeitpunkt von Gundahar angeführt.

Nach den Angaben des Geschichtsschreibers Olympiodoros von Theben, dessen bedeutendes Geschichtswerk ausführlich auf die Ereignisse im Westen einging, uns aber nur in Fragmenten erhalten ist, war Gundahar 411 zusammen mit dem Alanenführer Goar an der Erhebung des Gallorömers Jovinus zum Gegenkaiser beteiligt. Eine Bemerkung des Geschichtsschreibers Renatus Profuturus Frigeridus, die im Werk des Gregor von Tours erhalten ist, legt nahe, dass die Burgunden Jovinus auch nach Südgallien begleitet haben.[1] Nachdem Jovinus aber 413 von loyalen Truppen des Kaisers Honorius besiegt worden war, siedelten sich die Burgunden am Rhein an. Gundahar bezog seine Residenz vermutlich am Mittelrhein im Raum von Worms.[2]

Unter Gundahar fand wohl eine gewisse Stärkung der Königsgewalt statt. Als jedoch die Burgunden aufgrund hunnischen Drucks versuchten auszuweichen und ihr Reich nach Westen auszudehnen, stieß dies auf den Widerstand der Römer unter dem Heermeister Flavius Aëtius. 436 wurde das Burgunderreich von Worms von den hunnischen Hilfstruppen des Aetius angegriffen und zerstört. Gundahar fiel, die Reste seines Volkes wurden von den Römern an der oberen Rhône neu angesiedelt.[3]

Die Ereignisse um die Zerschlagung des ersten Burgunderreiches und den Tod Gundahars können als der historische Kern der Nibelungensage angesehen werden (siehe hierzu auch: Gunther).

Literatur

Anmerkungen

  1. Gregor von Tours, Decem libri historiarum, 2, 9.
  2. Ob die Reichsbildung der Burgunden am Mittelrhein erfolgte, war lange Zeit umstritten. Die neuere Forschung tendiert jedoch wieder dazu: Anton (1999), S. 193; Kaiser (2004), S. 27–29.
  3. Kaiser (2004), S. 31ff.

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