Gunzen

Gunzen
Gunzen
Koordinaten: 50° 21′ N, 12° 20′ O50.35512.334444444444600Koordinaten: 50° 21′ 18″ N, 12° 20′ 4″ O
Höhe: 600 m ü. NN
Eingemeindung: 1. Jan. 1995
Postleitzahl: 08261
Vorwahl: 037422

Gunzen ist ein Ortsteil von Schöneck im sächsischen Vogtland. Die Nachbarorte sind Wohlbach, Breitenfeld, Zwota und Eschenbach. Das Dorf liegt im Tal des Eisenbaches von drei Seiten eingeschlossen und wird von Äckern und Wiesen, sowie einem reichen Bestand an Fichtenwald, umgeben. Im NO der 630 Hektar umfassenden und auf durchschnittlich 600 m Höhe liegende Dorfflur befindet sich die Siedlung Zwotental die zusammen mit dem auf 675 m gelegenen und 1875 erbauten Bahnhof (bis 1909 "Bahnhof Zwota") entstanden ist. Im Zwotental befindet sich eine bis in die 1990er Jahre betriebene Mülldeponie, die mittlerweile rekultiviert wurde. Nördlich des Dorfes finden sich die unter Naturschutz gestellten Orchideenwiesen und im Dorf selbst drei Griebenherde, die einst zur Herstellung von Pech für die Eigenversorgung dienten. Der am Dorfausgang Richtung Eschenbach stehende Griebenherd aus Schiefer ist der größte seiner Art im Vogtland. Durch Gunzen führt die Bahnstrecke Chemnitz–Aue–Adorf. Der Ort besitzt seit 1908 einen eigenen Haltepunkt.

Inhaltsverzeichnis

Gründung

Gunzen wurde im Zuge der Ostbesiedelung der Franken um 1200 als Waldhufendorf zusammen mit den benachbarten Dörfern und der Stadt Schöneck gegründet.

Das Dorf wurde nahe der Quelle des Eisenbaches errichtet, woher sich auch der Name „Gunzen“ ableiten dürfte, da letzteres eine Quelle bezeichnet. Der Dorfbach markiert gleichzeitig die Grenze zwischen den Bistümern Naumburg und Bamberg, so dass die Einwohner der Nordseite nach Schöneck, die der Südseite nach Markneukirchen eingepfarrt sind. 1409 wird Gunzen das erste Mal in einer Urkunde erwähnt (damals noch „zu der Guntzen“ geschrieben), als Peter von Thoß zu Marieney der Gemeinde die in Nordosten des Dorfes gelegene Wüstung Pechtelsgrün (im Dialekt der Bewohner „Bachlitzgrie“ genannt) zur Holznutzung übereignet. Mit der Wüstung ist auch die Sage von der Ortsgründung verbunden.

Die Sage von der Ortsgründung

Unter den Einwohnern hat sich aus alter Zeit die Überlieferung erhalten, dass Gunzen einst am Standort der Wüstung Pechtelsgrün gegründet wurde und die Einwohner erst später in den Bereich der Mühle bachabwärts an den heutigen Standort umgesiedelt sind. Als Grund für die Umsiedlung wird der Hussitenkrieg genannt.

Die Sage wirft einige Probleme auf, vermutlich haben sich auch hier Wirklichkeit und Phantasie vermischt.

  • Die Ersterwähnung der Mühle in Gunzen fällt in das Jahr 1583 als Jobst Jorum als Müller genannt wird. Frühere Dokumente (Einwohnerliste, Türkensteuerliste) berichten von keiner Mühle.
  • Pechtelsgrün war bereits Wüstung, bevor die Hussiten ins Vogtland kamen.

Möglicherweise war es so, dass Pechtelsgrün aus wirtschaftlichen Gründen oder z. B. während der Pest um 1350 verlassen wurde und die Bewohner nach Gunzen übersiedelten. Die Flur Pechtelsgrün wurde daraufhin mit zu Gunzen geschlagen, die fortan als Gemeindewald genutzt wurde.

Geschichte

Dieser Artikel oder Abschnitt besteht hauptsächlich aus Listen, an deren Stelle besser Fließtext stehen sollte.

Gunzen gehörte ursprünglich zum Amt Plauen. Diese Verbindung wurde auch nicht gelöst, als die Herrschaft Schöneck/Vogtl. in Voigtsberger Besitz wechselte.

  • 1409: der Gemeinde wird von Peter Thoß zu Marieney die Nutzung der Wüstung Pechtelsgrün verbrieft.[1]
  • 1477/1478: Plauensche Söldner überfallen während der Plauener Fehde das Dorf unter Bruch des Waffenstillstandes, 11 Pferde werden gestohlen, 3 Bauern ermordet, eine Frau mit einem Pfeil durchschossen und eine andere Frau tödlich verwundet.[2]
  • 1496: Peter Thoß zu Marieney verkauft das Dorf zusammen mit Wohlbach mit allen Rechten an Eberhart Thoß zu Erlbach.
  • 1525: beteiligen sich die Bauern von Gunzen, wie die meisten umliegenden Dörfer, am Bauernkrieg.[3]
  • 1548: Die Bauern von Gunzen bitten ihren Landesherren, den Burggrafen zu Meißen, um Schutz gegen Übergriffe ihres Lehnsherrn, des Junckers Joachim Thoß.[2]
  • 1583: Ersterwähnung der Mühle
  • 1599: Im thossischen Rittergut ist "die pestis" ausgebrochen, es sterben vier Mägde und Knechte sowie der Verwalter Lorentz Rüdell.[4]
  • 1605: Abschied zwischen der Gemeinde Gunzen und dem Juncker Georg Wolf Thoß daselbst über Holznutzung, Hut, Trift und Vogelfang auf der Wüstung Pechtelsgrün, sowie über Fischerei, Waldfrohn, Schäferei, Haferzinse und Siegelgeld.[2]
  • 1606: Kauf des Dorfes durch die Stadt Adorf
  • 1609: kauft die Gemeinde für 7000 rheinische Gulden das ehemalige Rittergut des Georg Wolf Thoß vom Rat der Stadt Adorf und wandelt es wieder in die drei ursprünglichen Bauerngüter um.[2]
  • 1853: verkauft die Gemeinde die seit 1409 gemeinschaftlich genutzte Wüstung Pechtelsgrün an den sächsischen Staat.
  • 1912: Elektrifizierung des Dorfes

Die Mühle

Die Mühle liegt direkt am Eisenbach auf der Südseite des Dorfes und ist somit nach Markneukirchen gepfarrt. Da die Kirchenbücher erst 1748/49 beginnen sind die genauen Lebensdaten für die Müller nicht bekannt. Bis etwa 1800 war die Familie Goram (auch Joram geschrieben) Besitzer. Neben dem Mahlgang ist zumindest für das 19. Jahrhundert ein Schneidegang nachgewiesen.

  • 1583: Jobst Jorumb[5]
  • 1628: Michel Jhoram[6]
  • 1643, 1664: Michel Goram (auch Gorramb, Jhoram)[2]
  • 1678, 1689: Michel Goramb[2]
  • ab ca. 1710: Adam Goram (1686–1765)[7]
  • 1759: Adam Goram (1733–1799)[2]
  • um 1860: Christian Gottfried Erdmann Braun[8]
  • Albin Adler (1863–1904)[2]
  • Karl Adler (1890–1915)[2]
  • Anna Adler (1890–1957)[2], Witwe von Karl Adler, spätere Frau von
  • Ernst Sämann (1881–1969)[2]

Das Mühlenprotokoll von 1683 gibt folgende Auskunft: „Die Mühle zu Guntzen. Liegt an einen Bächlein, welche nur von quellen in den Wiesen zusammenlauffet und formiret wird, hat nur einen gang und gehöret eigenthümblich den Müller Michael Gorram. Die Gerichte aber gehören dem Rath zu Adorff. Ist Adorfer maß.“[9] (1 Adorfer Scheffel = 172,02 l)

Bevölkerung

  • Um 1400 11 Bauerngüter[10]
  • 1496: 11 lehnspflichtige Einwohner werden genannt[11]
  • 1506: Gunzen stellt dem Amt "16 Mannschaften", jeder ganze oder halbe Hof stellt eine Armbrust, jede Herberge einen Spieß[12]
  • 1542: Die Türkensteuerliste nennt 17 steuerpflichtige Höfe
  • 1557: 15 Bauernhöfe und einer „Wittwe Heußlein“[2]
  • 1583: 46 Steuerzahler werden erfasst[2]
  • 1605: 8 Höfe, 2 Herbergen und 1 Rittergut (aus 3 ehemaligen Höfen)[13]
  • 1871: 235 Einwohner[14]
  • 1930: 350 Einwohner in 93 Haushalten und 61 bewohnten Gebäuden (Gunzen und Zwotental)[15]
  • 1950: 450 Einwohner
  • 1970: 320 Einwohner
  • März 1991: 197 Einwohner (tiefster Stand)

Ortsvorstände

Ortsrichter Die Jahreszahlen beziehen sich auf die bisher nachgewiesenen Amtszeiten

  • 1611: Thoma Ficker
  • 1617-1633: Peter Ficker
  • 1643-1652: Paulus Ruthart
  • 1657-1683: Nicol Ficker
  • 1689: Christoph Zimmer
  • 1695-1702: Adam Güter
  • 1703- ca. 1730: Johann Eichhorn
  • vor 1762: Johann Männel
  • 1762-1764: Johann Georg Ficker
  • 1769: Johann Adam Männel
  • 1782, 1785: Georg Friedrich Prager
  • 1793: Johann Michael Ficker
  • 1824: Christian Friedrich Ficker
  • 1831, 1834: Christian Friedrich Prager

Bürgermeister und Ortsvorstände

  • 1854 Gemeindevorstand Weller
  • 1875-1893: Friedrich Gottfried Prager
  • 1893-1920: Emil Paulus
  • 1920-1933: Edwin Stark
  • 1933-1945: Paul Dölling
  • 1945: Paul Nötzold
  • 1945: Fritz Siegel
  • 1946-1955: Walter Marschall
  • 1955-1956: Gottfried Geyer
  • 1956-1960: Horst Dölling
  • 1961-1964: Heinrich Jäger
  • 1964-1984: Erhard Hellinger
  • 1984-1985: Christine Weller
  • 1985-2004: Günther Prinz (bis 1994 als Bürgermeister)
  • seit 2004: Ingo Penzel

Vereine

  • Feuerwehr, seit ca. 1900
  • Militärverein (zusammen mit Wohlbach), bis 1933 (?)
  • Pfeifenklub, 1913 - ?
  • Jugendverein "Lyra", 1889 - 1932 (?)
  • Männergesangsverein, 1884 - 1914
  • Gesangsverein, 1922 (?) - 1939 (?)
  • Turnverein, 1922 - 1939
  • Jugendklub (ab 1973)
  • Verein "Gunzen 1409 e. V."

Tradition

Kirchweihfest ("Kirwe") und Höhenfeuer ("Besenbrennen")

Söhne und Töchter des Ortes

  • Carl Friedrich Prager (1764 Gunzen -1817 Markneukirchen), ab 1794 Feldprediger des Albrechtischen Dragonerregiments, ab 1798 Diakon in Markneukirchen
  • Emil Schuster (1859 Gunzen - 1945 Plauen), Schriftsteller, Rektor im Plauen

Literatur

  • Zill, Günther: Die ehemalige Burgherrschaft Schöneck (Hrsg. vom Autor 1999)
  • Schuster, Emil: Was mein einst war – Bilder aus dem Paradiese meiner vogtländischen Dorfheimat, Plauen
  • Schuster, Emil: Gunzen in: Beschaulich daheim Nr. 246 vom 21. Oktober 1934, Vogländischer Anzeiger und Tageblatt, Plauen
  • Erich Wild: Gunzen – Das Dörflein vorm Walde, Kulturbote für Klingenthal und Umgebung

Weblinks

  • Gunzen im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen

Einzelnachweise

  1. Wild, Erich: Geschichte und Volksleben des Vogtlandes in Quellen aus 700 Jahren, Plauen 1936, S. 70 ff.
  2. a b c d e f g h i j k l m n ebend., S. 458
  3. Wild (Kulturbote), S. 3
  4. Sterberegister 1599
  5. Landsteuerregister
  6. Kirchenbuch Schöneck
  7. Kirchenbuch Markneukirchen
  8. Mitteilungsblatt Gemeinde Gunzen
  9. Mitteilungen des Vereins für Vogtländische Geschichte, Volks- und Landeskunde Plauen 1935–1937
  10. Wild, Erich: Gunzen - das Dörflein vorm Walde, in: Kulturbote für Klingenthal und Umgebung, S. 1
  11. Wild (1936), S. 44 ff.
  12. Amtserbbuch Plauen 1506, Mitteilungen des Altertumsvereins zu Plauen
  13. Wild (1936), S. 70 ff.
  14. Aufzeichnungen des Lehrers J. G. Hertel (1886), in: Markneukirchener Zeitung vom 1. August 2003
  15. Adressbuch des oberen Vogtlandes 1930)

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