- Alfred Weidenmann
-
Alfred Weidenmann (* 10. Mai 1918[1] in Stuttgart; † 9. Juni 2000 in Zürich, Schweiz) bzw. mit Pseudonym W. Derfla war ein deutscher Autor von Jugendbüchern und Regisseur.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Alfred Weidenmann wurde als Sohn eines Fabrikanten geboren. Nach dem Besuch des Realgymnasiums studierte er an der Kunstakademie Malerei und Grafik und arbeitete als Fotograf.
Bereits 1934 wurde er Mitglied der NSDAP (Nr. 3.456.764)[2] und der Hitlerjugend.
Er wurde zunächst Presse- und Propaganda-Referent und war anschließend in der Propagandaabteilung der Württembergischen Hitler-Jugend Abteilungsleiter für die Sparte Film.[2] 1936 erschien Weidenmanns erstes Buch „Jungzug 2“, eine Hitler-Jugend-Erzählung. 1939 leitete er die „Kriegsbücherei der deutschen Jugend“.[2] Von 1938 bis 1940 übernahm er, als Nachwuchsschriftsteller gefördert, die Herausgabe der dreizehnbändigen Buchreihe Bücher der Jungen. Weidenmanns 1939 entstandener Roman Jakko über die Marine-HJ wurde 1941 verfilmt.[2] 1940 musste Weidenmann zum Frankreichfeldzug und nach Russland einrücken, wurde danach aber freigestellt.
1942 übernahm er als Leiter und Regisseur die HJ-Filmschau Junges Europa und wurde zugleich Leiter der Hauptabteilung „Film“ in der Reichsjugendführung unter Baldur von Schirach. Im selben Jahr debütierte er als Filmregisseur mit dem Spielfilm Hände hoch!.[2]
Als die Rote Armee in Berlin einmarschierte, geriet Weidenmann in russische Gefangenschaft. Mehrere seiner Schriften wurden in der Sowjetischen Besatzungszone auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[3][4]
Nach der Entlassung aus der Gefangenschaft schrieb er zunächst Jugendbücher.[2] Diese erschienen im Loewe Verlag, in dem er bereits vor 1945 hauptsächlich publiziert hatte. Kaulquappe, Boss der Zeitungsjungen, die Fortsetzung Kaulquappe und die Falschmünzer sowie Gepäckschein 666 zählen zu den erfolgreichsten Jugendbüchern ihrer Zeit. Gepäckschein 666 wurde 1961 von Theo Mezger verfilmt. Auch Weidenmanns Buchreihe Die glorreichen 7, die bis 1986 sechs Bände umfasste, erfreute sich großer Beliebtheit.[5]
Als Filmregisseur drehte Weidenmann seit 1953 drei Kulturfilme, von denen Weg in die Freiheit den Deutschen Filmpreis erhielt. Neben dem Kulturfilm widmete er sich erneut dem Spielfilm, zum Beispiel mit Canaris (1954). Zudem führte er Regie bei Kriminal- und Unterhaltungsfilmen, in denen prominente deutsche Schauspieler und Schauspielerinnen auftraten. Ein Beispiel ist Scampolo (1957) mit Romy Schneider.
In den 1970er Jahren wurde aus dem Kinoregisseur ein vielbeschäftigter Fernsehregisseur, der unter anderem bei den Serien Der Kommissar, Derrick und Sonderdezernat K1 sowie bei Fernsehspecials mit Lilli Palmer und Martin Held mitwirkte. 1984 verlegte Weidenmann seinen Wohnsitz in die Schweiz.
Alfred Weidenmann starb im Alter von 82 Jahren in Zürich bei den Vorbereitungen zu einem Fernsehfilm. Sein Grab befindet sich auf dem Waldfriedhof Stuttgart.
Ein Bild Weidenmanns, das den Autor Mitte der fünfziger Jahre zusammen mit Herbert Reinecker zeigt, dessen Laufbahn zahlreiche Parallelen aufweist, findet sich in dem von Rolf Aurich u.a. hrsg. Band Reineckerland (edition text + kritik 2010, ISBN 978-3-86916-068-9) auf S. 103.
Auszeichnungen
- 1936 1. Preis beim Wettbewerb des Verbandes deutscher Amateurfilmer
- 1938: Hans-Schemm-Preis des NSLB für die Buch-Trilogie Jungen im Dienst
- 1942 „bester Jugendspielfilm des Festlandes“ beim Filmwettbewerb der europäischen Jugend in Florenz für Hände hoch
- 1954 Bundesfilmpreis für Weg in die Freiheit (bester Kulturfilm des Jahres)
- 1955 Filmband in Gold (Bester Regisseur) für Canaris
- Prix Femina (Paris) für Canaris
- Preis des spanischen Kritikerverbandes für Canaris
- 1956 Filmband in Silber für Alibi
- 1981 Goldener Gong für Sonderdezernat K1, gemeinsam mit Martin Boettcher und Harald Vock
Filmografie
- Soldaten von morgen (Reportage über Ausbildungszweige der Hitlerjugend)
- 1941 Außer Gefahr (Reportage über die Kinderlandverschickung)
- 1942 Hände hoch
- 1944 Junge Adler
- 1945 Die Schenke zur ewigen Liebe (unvollendet)
- 1953 Weg in die Freiheit
- 1953 Ich und du
- 1954 Canaris
- 1955 Alibi (mit Siegfried Schürenberg)
- 1955 Der Himmel ist nie ausverkauft
- 1956 Kitty und die große Welt
- 1956 Der Stern von Afrika
- 1957 Scampolo
- 1958 Solange das Herz schlägt
- 1959 Buddenbrooks (zweiteilig)
- 1959 Bumeran
- 1960 An heiligen Wassern
- 1961 Julia, Du bist zauberhaft
- 1962 Ich bin auch nur eine Frau
- 1963 Das große Liebesspiel
- 1964 Verdammt zur Sünde
- 1964 Schüsse im Dreivierteltakt
- 1965 Ich suche einen Mann
- 1965 Das Liebeskarussell (Episodenfilm)
- 1966 Maigret und sein größter Fall
- 1969 Unter den Dächern von St. Pauli
- 1970 Das Freudenhaus
- 1972 Eine Frau bleibt eine Frau (1)
- 1973 ... aber Jonny!
- 1973 Eine Frau bleibt eine Frau (2)
- 1975 Derrick: Tod am Bahngleis
- 1975 Derrick: Ein Koffer aus Salzburg
- 1975 Liebe mal so - mal so
- 1975 Der Kommissar: Mord nach der Uhr
- 1976 Derrick: Kalkutta
- 1976 Derrick: Das Bordfest
- 1976 Sanfter Schrecken (TV-Film)
- 1977 Der Schimmelreiter
- 1977 Konkurs
- 1977 Eine Frau bleibt eine Frau (3)
- 1977 Der keusche Lebemann
- 1978 Unsere kleine Welt (4 Geschichten)
- 1978 Der große Karpfen Ferdinand
- 1978 Eine Frau bleibt eine Frau (4)
- 1979 Geschichten mit Martin Held
- 1980 Die Karten lügen nicht
- 1980 Derrick: Ein Lied aus Theben
- 1981 Sonderdezernat K1: Die Spur am Fluss
- 1981 Sonderdezernat K1: Die Rache eines V-Mannes
- 1981 Der Alte: Der Überfall
- 1982 Derrick: Hausmusik
- 1982 Unsere schönsten Jahre (4.Folge)
- 1983 Unsere schönsten Jahre (6.Folge)
- 1983 Derrick: Die Tote in der Isar
- 1984 Derrick: Keine schöne Fahrt nach Rom
- 1984 Mann ohne Fahrschein
- 1986 Der Alte: Killer gesucht
- 1986 Derrick: Der Fall Weidau
- 1986 Derrick: Die Rolle seines Lebens
- 1986 Wer erschoss Boro?
- 1987 Derrick: Kein Risiko
- 1987 Ein teuflischer Plan
- 1988 Derrick: Die Mordsache Druse
- 1988 Der Alte: Freispruch
- 1988 Der Alte: Ein ganz gewöhnlicher Mord
- 1989 Derrick: Diebachs Frau
- 1990 Derrick: Der Augenblick der Wahrheit
- 1990 Der Alte: So gut wie tot
- 1991 Derrick: Caprese in der Stadt
- 1991 Der Alte: Tagebuchmord
- 1992 Derrick: Die Reise nach München
- 1992 Derrick: Die Festmenüs des Herrn Borgelt
- 1993 Derrick: Mann im Regen
- 1993 Derrick: Melodie des Todes
- 1994 Derrick: Das Thema
- 1994 Derrick: Eine Endstation
- 1994 Der Alte: Verschwunden ... und nicht vermisst
- 1994 Derrick: Abendessen mit Bruno
- 1995 Derrick: Ein Mord, zweiter Teil
- 1995 Derrick: Teestunde mit einer Mörderin
- 1995 Derrick: Eines Mannes Herz
- 1995 Derrick: Herr Widanje träumt schlecht
- 1996 Derrick: Einen schönen Tag noch, Mörder
- 1996 Derrick: Das dunkle Licht
- 1997 Derrick: Verlorener Platz
- 1997 Derrick: Mama Kaputtke
- 1999 Der Alte: Die zweite Frau
Jugendbücher (Auswahl)
- Jungzug 2. Stuttgart: Loewe. 1936.
- Trupp Plassen. Stuttgart: Loewe. 1937. (= Jungen im Dienst; 2)
- Kanonier Brakke Nr. 2 Stuttgart: Loewes. 1938. (= Jungen im Dienst; 3)
- Jakko. Stuttgart: Loewe. 1939. (1941 von Fritz Peter Buch verfilmt)
- Junges Europa. Stuttgart: Loewes. 1940.
- Junges Griechenland (1940)
- Junges Italien. Stuttgart: Loewes. 1940.
- Junges Portugal (1940)
- Junges Spanien (1940)
- Kaulquappe, Boss der Zeitungsjungen (1951)
- Winnetou junior fliegt nach Berlin (1952)
- Kaulquappe und die Falschmünzer (1953)
- Gepäckschein 666. Stuttgart: Loewes. 1953. (1961 von Theo Mezger verfilmt)
- Die Fünfzig vom Abendblatt (1960) (Zusammenfassung der beiden Kaulquappe-Bücher)
- Ganz Pollau steht kopf (1961)
- Der blinde Passagier. Bayreuth: Loewes. 1968.
- Die Glorreichen 7 und der rätselhafte Kunstraub Bindlach: Loewes. 1972 (Neuauflage 1994). ISBN 3-78552702-0
- Der gelbe Handschuh. Bayreuth: Loewes. 1974. ISBN 3-7855-1679-7
- Die Glorreichen 7 und der Junge aus dem Meer. Bayreuth: Loewes. 1976. ISBN 3-7855-1712-2
- Die Glorreichen 7 und das Geheimnis der grünen Maske. Bayreuth: Loewes. 1976. ISBN 3-7855-1741-6
- Die Glorreichen 7 und der Sohn des Häuptlings. Bayreuth: Loewes. 1979. ISBN 3-7855-1808-0
- Die Glorreichen 7 und der doppelte Schlüssel. Bayreuth: Loewes. 1981. ISBN 3-7855-1858-7
- Die Glorreichen 7 und das unheimliche Haus, Sonderausgabe. Bindlach: Loewe. 1986. ISBN 3-7855-2048-4
- Dicke Fische - Kleine Gauner. Das große Alfred-Weidenmann-Buch. Bayreuth: Loewes. 1982. ISBN 3-7855-1906-0
- Die Spur führt nach Tahiti. Bindlach: Loewe. 1995. ISBN 3-7855-2739-X
Weblinks
- Literatur von und über Alfred Weidenmann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Alfred Weidenmann in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Alfred Weidenmann bei filmportal.de
- Kurzbiografie Alfred Weidenmann im Deutschen Filmhaus
Einzelnachweise
- ↑ Ernst Klees gibt in seinem Kulturlexikon zum Dritten Reich, S. 650 abweichend 1916 als Geburtsjahr an. www.filmportal.de ebenfalls
- ↑ a b c d e f Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 650.
- ↑ http://www.polunbi.de/bibliothek/1946-nslit-w.html
- ↑ http://www.polunbi.de/bibliothek/1947-nslit-d.html
- ↑ Jörg Weigand: NS-Propagandist, Jugendbuchautor und „Buddenbrooks“-Regisseur. Alfred Weidenmann (1918–2000), Träger des Bundesfilmpreises und des „Prix Femina“. In: JMS-Report. August 2009.
Kategorien:- Filmregisseur
- Autor
- Literatur (20. Jahrhundert)
- Literatur (Deutsch)
- Nationalsozialismus (Literatur)
- Kinder- und Jugendliteratur
- NSDAP-Mitglied
- Deutscher
- Geboren 1918
- Gestorben 2000
- Mann
Wikimedia Foundation.