- Kriegsbücherei der deutschen Jugend
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Die Kriegsbücherei der deutschen Jugend war eine deutsche Heftroman-Serie, die von 1939 bis 1945 in wöchentlicher Ausgabe in den Steiniger-Verlagen, Berlin, erschien. Sie war vom Reichsjugendführer Baldur von Schirach initiiert worden und besaß die Unterstützung des Oberkommandos des Heeres, des Oberkommandos der Marine sowie des Oberbefehlshabers der Luftwaffe. Neben den 156 in Reihe publizierten Bänden wurden von 1942 bis 1945 noch 14 nichtnummerierte Sonderdrucke veröffentlicht, die unverkäuflich waren und offenbar auf dem Dienstweg an Institutionen wie die Wehrmacht geliefert wurden. Die Hefte erschienen im Mittelformat in einem Umfang von 32 Seiten. Aufgrund von Papiermangel scheint die Serie im Verlauf des Zweiten Weltkriegs nicht regelmäßig erschienen zu sein.
Inhaltsverzeichnis
Propagandistischer Auftrag und Autoren
Formales Vorbild war offenbar die Heftromanserie Unter deutscher Flagge, die zwar bereits vor dem Ersten Weltkrieg erschienen war, aber 1933/34 als einzige Militärromanheftserie des Deutschen Kaiserreichs noch einmal eine kurzfristige Neuauflage erlebt hatte. Die Kriegsbücherei sollte nach eigener Darstellung dem selbstbewussten Stolz der deutschen Jugend dienen und gleichzeitig die Opferbereitschaft intensivieren. Weiterhin sollte sie der Verbindung zwischen den Männern an der Front und den Jugendlichen in der Heimat herstellen bzw. halten.
Als Verantwortliche für den Inhalt der Serie wurden in Heft Nr. 1 genannt: Hauptbannführer Günter Kaufmann für die Reichsjugendführung, ein Oberstleutnant Voelckers für das Heer, ein Korvettenkapitän Nahrath für die Kriegsmarine und Peter Supf für das Reichsluftfahrtministerium.
Als Verfasser der Bände waren einerseits bekannte Schriftsteller wie Franz Schauwecker, Friedrich Freksa, Fritz Otto Busch, Jakob Kinau und Fred Schmidt tätig, andererseits aber auch jüngere Autoren, die zum Teil als Kriegsberichterstatter arbeiteten wie Otto Mielke und Henri Nannen. Weitere Autoren waren Josef Müller-Marein (Pseudonym: Jupp Müller-Marein), Walter Henkels und der spätere Filmregisseur Alfred Weidenmann (Pseudonym: W. Derfla).
Themen
Die Serie behandelte ausschließlich reale Ereignisse des Zweiten Weltkriegs in Europa und Nordafrika. Protagonisten waren die drei Teilstreitkräfte der Wehrmacht: das Heer, die Luftwaffe und die Kriegsmarine. Ein Titel lässt sich dem Einsatz der Waffen-SS zuordnen (Alfred Thoss: Waffen-SS im Kampf vor Leningrad, Nr. 151).
Auffällig ist, dass die Ostfront als europäischer Hauptkriegsschauplatz in der Darstellung nur eine untergeordnete Rolle einnahm. Der ostasiatische Kriegsschauplatz wurde nicht thematisiert. Soweit sich den Titeln entnehmen lässt, lag der Schwerpunkt der Darstellungen entgegen der Kriegsrealität eindeutig auf dem Seekrieg bzw. Luftkrieg. Diese Auswahl hatte möglicherweise dramaturgische Gründe, da bei der Thematisierung des Seekriegs an die Struktur des Reiseromans angeknüpft werden konnte, der dem Leser eine größtmögliche Identifikation mit den Protagonisten der Handlung ermöglicht. Auffällig ist weiterhin, dass offenbar kein Band den Partisanenkrieg thematisierte.
Nachwirkung. Nachfolger in der Bundesrepublik
Im Zuge der Wiederbewaffnung der Bundesrepublik Deutschland entstanden bereits 1954 vier Militärserien in Romanheftform, die strukturell unmittelbar an die Kriegsbücherei anknüpften: SOS. Schicksale deutscher Schiffe, Anker-Hefte. Seefahrt in aller Welt, Fliegergeschichten und Soldatengeschichten aus aller Welt. Alle vier Serien erschienen im Moewig-Verlag (Pabel-Moewig), München. Als Autoren waren Fritz Otto Busch, Otto Mielke und Dr. Peter Supf tätig; Fred Schmidt, der 1957 beim Untergang der Pamir (Schiff) ums Leben kam, war zeitweise sogar Herausgeber der SOS-Serie.
1958 erfolgte die Gründung der Serie Der Landser beim Pabel-Verlag, Rastatt. Hier gab es zwar keine personelle, jedoch eine thematische Kontinuität der Kriegsbücherei.
Titel der Ausgaben
- Franz Schauwecker: Vor dem Sturmangriff
- Fritz O. Busch: Das war die „Courageous“
- Peter Supf: Sieger auf verlorenem Posten
- Kurt Krispien: Hinter den freindlichen Linien gelandet
- W. Hoeppner-Flatow: Dreihundert auf einen Schlag
- W. Derfla: Ich stürmte das Fort III
- Georg Böse: Besatzung Teichert schlägt sich durch
- W. Derfla: Unternehmen Jaguar
- W. Hoeppner-Flatow: Der Kampf mit der Mine
- Joachim Matthias: Zweimal gegen England
- Joachim Matthias: Gruppe Loeff vereitelt den Durchbruch
- K. Jentkiewicz: Drei Flieger und ein ganzes Regiment
- Joachim Matthias: Die überraschten Poilus
- Friedrich Eisenlohr: Bomber über Warschau
- Georg Böse: Die Nacht von Ilica
- Fritz O. Busch: Englands erste Schlappe
- W. Hoepner-Flatow: Jürgen rettet sein Dorf
- Franz Schauwecker: Einer von vielen
- Jakob Kinau: Vorpostenboot „Seehund“
- Wolfgang Falck: Messerschmidt-Zerstörer greifen an
- Herbert Sprang: Der Untergang der „Rawalpindi“
- Joachim Matthias: Fesselballon im Feuer
- Paul Reymann: So fiel Hela
- Ulrich Sander: Die Brücke mit den roten Türmen
- Jakob Kinau: Mit Käppen Jonas auf U-Bootjagd
- Karl Spoerer: Dreimal über London
- W. Hoeppner-Flatow: Matrosengefreiter Jesen und sein Sohn
- Ulrich Sander: Regimentsadjutant
- A. K. Kuhu: Auf Wacht in der Nordsee
- Joachim Fischer: Dem Feinde entronnen
- H. Bruckschen: Fischdampfer im Kriegsdienst
- Diedrich Helm: „Morgen werden Sie erschossen!“
- E. K. Christophe: Hände hoch, Gentlemen!
- Robert Buck: So stürmten wir Lüttich
- Axel Ulf: Konvoi in Sicht
- Adolf Ahrens: Die „Bremen“ schlägt sich durch
- E. K. Christophe: Wir versenken ein Schlachtschiff
- H. P. Harms: Dichthalten
- Jan P. Grove: Schnellboote vor Dover
- Ernst Corester: Pionier Hartmann schlägt sich durch
- E. K. Christophe: Stukas gegen Panzer
- Jakob Kinau: Durchbruch nach Oslo
- W. Hoeppner-Flatow: Vermißt im Niemandsland
- E. K. Christophe: Der tolle Wolf
- Kurt Kränzlein: Stoßtrupp auf Behlingen
- Hans E. Dettmann: Kameraden der „He 114“
- Wulf Bley: Fernaufklärer über England
- Joachim Tidick: In letzter Minute
- E. de la Croix: Calais sturmreif
- Hermann Jung : Deutsche U-Boote greifen an
- H.J. Hauptmann: Heinkel-Bomber über Paris
- J. Müller-Marein: Panzer stoßen zum Meer
- Otto Mielke: Alarm an der Küste
- Friedrich Freksa: Wir durchstoßen die Maginotlinie
- H. H. Lund: Verdun
- Jakob Kinau: Der Tiger der Fjorde
- Alfred Hein: General Rössel greift ein
- Wilhelm Schremmer: Schüsse im Teufelswald
- Fritz List: Volltreffer auf der „Glorious“
- Konrad Prack: Feindjäger über der Maas
- Jan P. Grove: Drei Hurras für „Blücher“
- Joachim Matthias: Und trotzdem Sieger
- Ulrich Maletzki: Handgranaten gegen Blockhaus B
- Ernst Burgunder: Giftzwerg, der Minenmixer
- Joachim Matthias: Fallschirmjäger über Holland
- Kurt Strohmeyer: Der Panzerjäger von Abbeville
- H. H. Lund: U-Boot-Jagd vor Norwegen
- Kurt Krispien: Hein Brodersen, der Flieger
- H. H. Lund: 17 Mann stoßen vor
- Herbert Nolte: Der Schrecken des Kanals
- Herbert Dörr: Panzerspähwagen voraus!
- Hermann Rink: „Seal“ setzt weiße Flagge
- Karl G. P. Henze: Husarenstreich auf englischem Boden
- Kurt Parbel: Zerstörer, Kurs Narvik!
- Kurt Parbel: Gruppe Dietl verteidigt Narvik
- Joachim Fischer: Dünkirchen
- Fred Schmidt: „Ludolf Oldendorff“ kehrt heim
- Joachim Fischer: Pioniere kämpfen Eben Emael nieder
- Walter H. Köhler: Torpedo los!
- Kurt Günther: Jagd auf feindliche Panzer
- Krl G. P. Henze: „Empreß of Britain“ fährt in den Tod
- Christoph Imhoff: Der Hölle entronnen
- Thodor Hülper: Wir holen Erz aus Narvik
- Karl G. P. Henze: Bomben auf Coventry
- Karl G. P. Henze: Prien versenkt 8 Schiffe aus einem Geleitzug
- Ulrich Maletzki: Das Geheimnis der Ruinenstadt
- Otto Mielke: Zerstörer im Handelskrieg
- Karl G. P. Henze: Fernbomber über dem Atlantik
- Hermann Bruckschen: Wir jagen U-Boote
- Bert Naegele: Ein Leutnant und zwei Mann
- Karl. G. P. Henze: Kampfgeschwader über Serbien
- Herbert Sprang: Auf Fahrt nach Drontheim
- Bert Naegele: Vorausabteilung Hagen hält Crepy
- Horst Kanitz: Scheinwerfer „Caesar“ – Licht auf!
- Arthur K. Kuhn: Achtung – Minen
- W. Menningen: Panzerpioniere im Häuserkampf
- K. G. Henze: Stukas greifen Malta an
- H. J. Biebrach: Flammenwerfer vor
- Fritz Niederlein: „mb, funkbereit!“
- ) Albert Klapprott: Notlandung im Hafen von Narvik
- Walter Enz-: Ganze Batterie Feuer!
- Otto Mielke: Schlachtschiffe im Atlantik
- K. G. Henze: Nachtjäger am Feind
- E. Kiekheben-Schmidt: Unternehmen „Panzerzug“
- Markus J. Tidick: Husarenstreiche deutscher Stukas
- Werner Lahne: Stoßtrupp Reinhold
- Otto Mielke: Vorpostenboote im Kampf
- Karl G. P. Henze: Wir jagen die Sowjets
- H. Hemmelskamp: Wir vom Spähtrupp Hase
- Hans E. Dettmann: Fliegerrettung durch U-Boot
- W. Menningen: Der Kanal brennt
- Hans E. Dettmann: Aufklärungsflüge über dem Eismeer
- Ernst Diekmann: Stützpunt Z wird genommen
- Karlheinz Holzhausen: Ein Schlauchboot im Mittelmeer
- Willy Fischer: Pak gegen Transporter
- Josef Vidua: Handstreich auf Milos
- Walter Estermann: Kolonnenfahrer in Afrika
- Hermann Marten: Zwischenlandung in England
- Fritz Böltz: Auf Feindfahrt in nordischen Gewässern
- Ludwig Danwitz: Die Bunkerknacker vom Bug
- Hanns Esebeck: Abenteuer in der Cyrenaika
- Jürgen Eick: Panzerspähtrupp überfällig
- Horst Bree: Ein Wiedersehen in der Ukraine
- W. Menningen: Pioniere zerstören sowjetische Rollbahnen
- Ludwig v. Danwitz: Fernkampfflieger im Einsatz
- Ernst E. Strassi: Durchbruch durch die Metaxas-Linie
- Rudolf Brüning: Gegen Flugzeuge und Kampfwagen
- W. Menningen: Panzer gegen Panzer
- Karlheinz Holzhausen: Sturzkampfflugzeug „Fritz Paula“
- Willi Gleichfeld: Wir fahren um das Nordkap
- W. Menningen: Durch Sand und Sumpf
- Gerhard Ising: Flakartillerie kämpft um die Thermopylen
- Heinrich Rodemer: Gebirgsjäger in Griechenland
- Erhard Eckert: Oberstabsarzt „Winnetou“
- W. Menningen: „Vorwärts, immer vorwärts!“
- Herbert Sprang: Staubwolke und Neptun
- A. Müller-Engstfeld: Aus Sumpf und Urwald zurück
- Bernd Richter: Von Saloniki bis Afrika
- Ernst E. Strassl: Kampf auf Kreta
- Walter Henkels: 38 Mann stürmen Vichy
- Fritz Böltz: Illn Bocca al lupoli
- Georg Schmidt: Der Kradmelder des Generals
- Fritz Böltz: Schnellboote kämpfen vor Sewastopol
- Henri Nannen: Störfeuer von „MI71“
- V. Schuster-Mungo: Küchenchef, Kompanieschuster und Kolonnenhund
- Willi Gleichfeld: Wir steuern westwärts
- Otto Köhnke: Die eisernen Drei
- Albert Wolff: „Sanitäter – Sanitäter!“
- Wolfgang Kaden: Mit der Haiflotte in die Polarnacht
- Horst Kanitz: 7 Mann auf Kreta
- Alfred Thoss: Waffen-SS im Kampf vor Leningrad
- Hermann Bruckschen: Wir fuhren auf allen Schiffen
- Hans u. Wangenheim: Wir jagen Sowjetpanzer
- Otmar Haas: Kurierflieger unterwegs
- Karl Haag: Jagd in Lappland
- Heinz Ockhardt: Eine Stuka-Staffel im Osten
Sonderdrucke ohne Nummerierung
- Ulrich Maletzki: Handstreich gegen Kowno
- Horst Meyer-Haenel: Die Männer von Swadnika
- Hein Thiel: Im Sturmgeschütz gegen Nowgorod
- Joachim Fischer: Kamjenka
- Hans-Gotthard Pestke: Wikingerfahrt nach Dagö
- Georg Schmidt: Siebente – marsch!
- Herbert Sprang: U-Boote feindwärts
- Franz Ganswind: Kradschützen brechen durch
- Josef Vidua: Panzer nach Kreta
- Hans Jürgen Krüger: Sturmgeschütze jagen Panzer
- Hans Thyssen: Schnellboote vor Afrikas Küsten
- Hans Thyssen: Das Gerät Dora X
- Fritz Weidt: Die roten Tuinen
- Otto-Henning Kempfe: 13 Tage hinter sowjetischen Linien
Literatur
- Peter Wanjek: Bibliographie der deutschen Heftromane 1900–1945, Wilfersdorf 1993, S. 293–296.
- Heinz J. Galle: Volksbücher und Heftromane, Band 2: Vom Kaiserreich zum "Dritten Reich" – 40 Jahre populäre Lesestoffe, Lüneburg 2006. ISBN 3-8334-4314-6
- Jörg Weigand: Frontlektüre. Lesestoff für und von Soldaten der deutschen Wehrmacht im zweiten Weltkrieg, Hameln 2010. ISBN 978-38271-8833-5
Weblinks
- Titelcover von Heft Nr. 100 Notlandung im Hafen von Narvik von Albert Klapprott als Beispiel für die Gestaltung der Serie
Kategorien:- Heftroman
- Deutsche Militärgeschichte
- Deutsche Marinegeschichte
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