Gymnasium Nepomucenum Coesfeld

Gymnasium Nepomucenum Coesfeld
Gymnasium Nepomucenum
Logo
Schulform Gymnasium
Gründung 1627 als Jesuitenkolleg
Ort Coesfeld
Land Nordrhein-Westfalen
Staat Deutschland
Koordinaten 51° 57′ 2″ N, 7° 10′ 5″ O51.9505555555567.1680555555556Koordinaten: 51° 57′ 2″ N, 7° 10′ 5″ O
Träger Stadt Coesfeld
Schüler ca. 900
Lehrer ca. 65
Leitung Rüdiger Bamberg
Website http://www.nepomucenum.de/

Das städtische Gymnasium Nepomucenum ist 1627 von Jesuiten gegründet worden. Im August 2010 wurden knapp 900 Schüler von 69 Lehrern (inkl. Referendaren) unterrichtet. Damit ist das Nepomucenum das größte Gymnasium der Stadt, vor dem städtischen Heriburg-Gymnasium Coesfeld, gefolgt vom bischöflichen St.-Pius-Gymnasium Coesfeld. Namensgeber ist der heilige Johann von Nepomuk, unter anderem der Patron des Beichtgeheimnisses. Leiter der Schule ist Rüdiger Bamberg, stellvertretender Schulleiter ist Harry Thöring.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gründung und Blüte

Die Gründung eines Gymnasiums in Coesfeld war eine gezielte Maßnahme der Gegenreformation. Die Initiative ging von dem Jesuitenpater Johannes Steill aus, der 1621 zum ersten Mal in den Annalen der Stadt auftauchte. Zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) gab es im traditionell katholischen Coesfeld eine große Gleichgültigkeit gegenüber dem ererbten Glauben, die sich in einem großen Interesse nach neueren Anschauungen (speziell dem Kalvinismus) äußerte. Hundert Jahre zuvor war Coesfeld neben Münster stark durch die Wiedertäuferbewegung und das Münstersche Täuferreich beeinflusst.

In der Stadtgeschichte wird berichtet: „Dem Namen nach war Coesfeld katholisch, der Gesinnung nach hatte es längst dem Glauben den Rücken gewandt, an dessen Priestern Geltungsbedürfnis und Habgier hervorleuchteten, von denen aber der Gottesdienst und die Seelsorge vernachlässigt wurden.“ Verantwortlicher für die Stadt Coesfeld war zu jener Zeit Kurfürst Ferdinand von Köln, der Fürstbischof von Münster, der die Stadt zu den „unkatholischen und infizierten Orten“ zählte. Im Rahmen der Gegenreformation entsandte er Jesuiten in einzelne Städte, um dort untaugliche Geistliche zu überwachen. Selber ein Jesuitenschüler, erhoffte er sich durch den Orden die Rückgewinnung zahlreicher in ihrem Glauben schwankender Menschen.

Johannes Steill wurde 1621 vom Kurfürsten in die Stadt entsandt und als Rektor von St. Lamberti eingeführt. Durch starkes Engagement und große Erfahrung konnte er bis 1626 große Teile der Bevölkerung für sich gewinnen und die förmliche Einführung seines Ordens in Coesfeld in Erwägung ziehen.

Von wohlwollenden Kreisen der Bevölkerung ermutigt, und vom Kurfürsten Ferdinand unterstützt, legte er dem Stadtrat 1627 ein Gutachten als Entscheidungshilfe zur Gründung eines Kollegs vor. Speziell durch die Kapuziner, die 1627 selbst die Gründung einer Niederlassung in Coesfeld durchsetzten und mit den beiden Bürgermeistern und den beiden Stadtkämmerern Verbündete im Stadtrat hatten, gab es starken Widerstand gegen ein Jesuitenkolleg. Steill konnte aber die Mehrheit des Rates für sich gewinnen, und die Einrichtung des Kollegs wurde für den Herbst 1627 zugesagt.

In der Folgezeit ergaben sich Finanzierungsprobleme, da sowohl der Orden als auch die Stadt Zurückhaltung übten. Die Landesregierung erlegte den Gemeinden Abgaben für die Jesuiten auf, die teilweise mit Gewalt und Pfändung eingetrieben wurden.

Am 9. November 1627 begann der Unterricht in einem vom Rat gemieteten Haus in der Kronenstraße. Der Unterrichtsschwerpunkt geht durch Auszüge aus den damaligen Schulbüchern hervor: „Wenige Seiten mit Religionslehren, wenige mit geographischen, geschichtlichen und dahin gehörenden Nachrichten; dann ein Teil mit griechischer Sprachenlehre, aber bei weitem der größte mit den Regeln der lateinischen Sprache und der Anleitung zur Redekunst bedruckt“. Der Ruf des Gymnasiums drang bald bis nach Holland, in kurzer Zeit stieg die Schülerzahl auf 400 an, darunter auch Nichtkatholiken.

Trotz der Besetzung Coesfelds durch die Hessen (1633–1651), während der die Jesuiten zeitweise aus der Stadt vertrieben wurden und das Gymnasium geschlossen war, blühte das Gymnasium auf. So wurde ab 1664 ein ordentliches Gebäude für das Jesuitenkolleg errichtet, dass 1670 fertig wurde. Für das Bauvorhaben, bei dem von 1672 bis 1694 auch eine Jesuitenkirche gebaut wurde[1], mussten 17 Wohnhäuser und 4 Nebengebäude abgerissen werden, was einen erheblichen Eingriff in die Struktur der Stadt bedeutete.

Die Blütezeit der Stadt und der Schule sollte bis etwa Mitte des 18. Jahrhunderts anhalten.

Auflösung des Jesuitenordens und Säkularisierung

In der Mitte des 18. Jahrhunderts war es um die wirtschaftliche Situation von Coesfeld und den Orden der Jesuiten schlecht bestellt. 1773 wurde der Orden aufgelöst, was die Frage nach der Zukunft der Schule aufwarf. Kaiser Joseph II. bestimmte, dass die Einrichtungen und der Besitz der Schul-, Lehr- und Predigerstellen der Jesuiten weiter verwendet werden sollten. Beauftragte einer vom Kaiser eingesetzten Kommission beschlagnahmten die Schule noch im gleichen Jahr.

Die Schülerzahlen nahmen ab und es kam zu einem Verfall der Schule, der auch nicht aufgehalten werden konnte, als die Franziskaner ab 1782 den Unterricht fortführten.

Die Situation verschlimmerte sich noch, als 1803 infolge des Luneviller Friedens das Bistum säkularisiert wurde, und das Amt Horstmar, dem Coesfeld damals noch angehörte, an das Haus der Wild- und Rheingrafen fiel. Die Familie des Rheingrafen zog 1803 ins Schloss Varlar bei Rosendahl, 1810 zog sie in das Jesuitenkolleg.

Trotz heftigem Widerstand durch die Schule und die Stadt verloren sie noch einen Teil der verbliebenen Jesuitengüter, und das Kolleg musste geräumt werden. Im Gegenzug zahlten die Rheingrafen das Gehalt der beiden verbliebenen Lehrer, die die immerhin noch fünfzehn Schüler ab 1813 in ihren Privatwohnungen unterrichteten.

Im gleichen Jahr wurde Coesfeld vorläufig dem preußischen Civilgouvernement unterstellt. Zwei Jahre später wurde sie endgültig preußisch. Bereits 1814 wurden der Schule zwei neue Klassenräume im Stoltering-Haus zur Verfügung gestellt. Die Schule wurde zu einem Progymnasium, in dem achtzehn Schüler in drei Klassen unterrichtet wurden. 1821 trat der erste weltliche Philologe Christoph Marx in das Kollegium ein.

1828 kam es zu einer wesentlichen Verbesserung der Unterrichtsverhältnisse, als die Regierung das frühere Zisterzienserinnenkloster Marienborn kaufte und der Schule zur Verfügung stellte. Am 23. August erhob das Provinzial-Schulkollegium von Münster das Progymnasium zu einem Vollgymnasium und gab ihm das Recht, „seine Schüler durch die gesetzmäßige Abiturientenprüfung zur Universität zu entlassen“. Mit der Erhebung zum Vollgymnasium am 20. Oktober ging die Ernennung des ersten Schuldirektors einher: Bernhard Sökeland, ein Philologe und Historiker, sollte eine der bekanntesten Persönlichkeiten der Stadt werden.

Das „Königlich-Preußische Gymnasium“

Die Ernennung zum Vollgymnasium leitete für die Schule eine neue Blütezeit ein. Die Bekanntheit der Schule nahm zu, bis 1886 stieg die Schülerzahl auf über 200 an. Obwohl Leibesübungen erst 1844 als „notwendiger und unentbehrlicher Teil der Gymnasialerziehung“ zählten, erhielt die Schule bereits ab 1831 den ersten Sportplatz Coesfelds.

Ab 1869 nannte sich die Schule „Gymnasium Nepomucenianum“, allerdings nur bis 1897. Um die Jahrhundertwende - der Unterricht fand mittlerweile in dreizehn Klassen statt - zeichnete sich ab, dass die Nutzungsmöglichkeiten des Gebäudes an ihre Grenzen gelangten. Man entschied sich, auf dem alten Grundstück an der Kupfer- und Poststraße ein neues Gebäude zu errichten. 1914 begann der Bau. Zur gleichen Zeit wurden das Gymnasialgebäude und die Turnhalle mit deutschen Truppen belegt, der Unterricht fand aber trotzdem statt.

Am 13. September 1917 wurde das neue Gebäude bezogen, die offizielle Einweihung fand aber erst am 21. Oktober 1918 statt.

In den Nachkriegsjahren fandt lediglich ein realgymnasischer Ersatzunterricht statt. Die Hoffnung, dass dem Gymnasium ein voller realgymnasischer Zweig angeschlossen werde, erfüllte sich nicht. 1927 wurde die Schule aber zu einer Vollanstalt erhoben. In fünfzehn Klassen wurden 484 Schüler unterrichtet.

Das Dritte Reich und die Nachkriegsjahre

Das Gymnasium blieb von den Umwälzungen nach 1933 nicht verschont. Am 4. Juli 1937 wurde es in eine „Staatliche Oberschule für Jungen“ umgewandelt. Innerhalb des Kollegiums kam es zu zahlreichen Umbesetzungen. Im gleichen Jahr wurde eine neue Turnhalle gebaut und die alte abgerissen.

Ab 1938 wurde die Aufbauschule für Mädchen „Heriburgschule“ genannt. Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde deren Gebäude erst als Lazarett, dann als Ausweichkrankenhaus für die Stadt Gelsenkirchen genutzt. Der Unterricht der „Heriburgschule“ fand in der „Oberschule für Jungen“ statt.

In den letzten Jahren des Zweiten Weltkrieges war der Unterricht am der Oberschule stark eingeschränkt. Die meisten Primaner wurden zum Wehrdienst abberufen, erhielten aber bei ihrer Einberufung den sogenannten Reifevermerk, der sie zum Hochschulstudium berechtigte. Ab 1943 wurden die Sekundaner als Luftwaffenhelfer bei Mecklenbeck und Gimbte eingesetzt, wurden aber von den Lehrern der Oberschule weiter unterrichtet. Die Keller der Schule wurden als behelfsmäßige Luftschutzräume eingerichtet, in die die Schüler fliehen konnten.

Mit dem Beginn der Bombenangriffe auf Coesfeld verschlimmerte sich die Lage für die Schule weiter. Im März 1945 wurden das Schulgebäude und die Turnhalle schwer getroffen, der Unterricht wurde unmöglich. Im Mai begannen einige Lehrer und Schüler des Gymnasiums, das noch erhaltene Inventar der Schule zu bergen. Sie brachten alles in der notdürftig wiederhergestellten Bibliothek unter. Nach und nach wurde klar, dass auf Jahre hinaus nicht mit einer Wiederaufnahme des Unterrichts im Schulgebäude gerechnet werden konnte.

Erschwerend kam es am 8. März 1946 zu einer Hochwasserkatastrophe in Coesfeld. Das Wasser stand auf dem Grundstück der Schule etwa einen Meter hoch. Wichtige naturwissenschaftliche Geräte, die man zum Schutz vor Plünderern in den Keller gebracht hatte, wurden zerstört. Zur gleichen Zeit drängten Eltern und Lehrer zur Wiederaufnahme des Unterrichts. Das Gebäude der Heriburgschule war das einzige noch für den Unterricht taugliche Gebäude der Stadt. Am 2. April fand dort wieder Unterricht statt. Neben der Heriburgschule und Oberschule für Jungen waren dort auch die Berufsschule, die Mittelschule und die Volkshochschule untergebracht.

Gerade in den ersten Jahren waren die Lehrzustände kaum ausreichend. Es herrschte großer Mangel an Schulbüchern und Schulmaterial, die Zahl der Unterrichtsstunden war stark eingeschränkt.

Bedingt durch die Rückkehr von Kriegsflüchtlingen und Vertriebenen aus den Ostgebieten stieg die Schülerzahl mit der Bevölkerung von Coesfeld an. Bis 1949 entwickelte sich trotz der schlechten Umstände neben dem altsprachlichen Zweig auch ein neusprachlicher, ein mathematisch-naturwissenschaftlicher und ein hauswirtschaftlicher Bereich. 470 Schüler wurden in sechzehn Klassen unterrichtet. Da auch die anderen im Gebäude der Heriburgschule untergebrachten Schulen langsam wieder auf Vorkriegzustände anwuchsen, wurde der Raumbedarf immer dringender. Der Wiederaufbau des Gymnasiums war zwar bereits 1946 genehmigt, aber noch nicht vollzogen worden. Erst die Währungsreform 1948 schaffte die nötigen Voraussetzungen für den Beginn der Bauarbeiten.

Am 23. August 1949 waren die ersten Räume weitgehend fertiggestellt, so dass dort erstmals wieder zehn Klassen unterrichtet werden konnten. Am 28. Januar 1950 fand ein großes Richtfest statt, obwohl weite Teile des Gebäudes noch nicht fertiggestellt waren. Die letzten Arbeiten wurden erst fast zehn Jahre, nachdem das Gebäude durch Bombenangriffe zerstört wurde, beendet.

Zur Unterstützung der Schule und zur Förderung des Unterrichtes wurde 1954 der heute so genannte „Verein der Freunde des Städtischen Gymnasiums Nepomucenum e.V.“ ins Leben gerufen. Dieser Verein, der gegenwärtig (Stand: Ende 2004) 300 Mitglieder hat, hat sich unter anderem die Verbesserung der schulischen Ausstattung und die Unterstützung von Schulprojekten zur Aufgabe gemacht. Der Verein unterstützt bei Bedarf auch einkommensschwache Schüler zur Förderung der schulischen Laufbahn.

Zum 1. Januar 1974 gab die Landesregierung die Schule in die Obhut der Stadt; aus dem staatlichen Gymnasium wurde ein Städtisches. Dies geschah gegen den Widerstand der Stadt, die neben dem verlorenen Renommee - zwei staatliche Schulen in einer Stadt von der Größe Coesfelds war damals wie heute nahezu einzigartig - auch die Frage des Unterhalts besorgte. Nach langen Beratungen im Kollegium einigte man sich darauf, das seit Kriegsende „St. Nepomuk-Schule“ genannte Gymnasium mit Blick auf seine Geschichte „Gymnasium Nepomucenum“ zu nennen.

Im Sommer 1977 wurde das erste Abitur nach dem Modell der differenzierten Oberstufe abgelegt, laut dem im Kurs- und nicht mehr im Klassenverband unterrichtet wird. Im August des gleichen Jahres zog das Gymnasium in das von der Landesregierung gebaute Schulzentrum an der Holtwicker Straße, wo es bis heute seinen Sitz hat. Zum Schulzentrum gehören bis heute eine Hauptschule, eine erweiterte Realschule, zwei Dreifachturnhallen, ein Hallenbad und die Freisportanlagen.

Im August 1982 wurde die Koedukation am Gymnasium Nepomucenum zeitgleich mit dem Heriburg-Gymnasium eingeführt. Jungen und Mädchen werden seitdem zusammen unterrichtet.

Gegenwart

Gymnasium Nepomucenum

Heute ist das Nepomucenum das größte Gymnasium der Stadt. Es besteht eine enge Partnerschaft mit dem nahen Heriburg-Gymnasium, mit dem seit vielen Jahren eine große Zahl von „Koop-Kurse“ stattfinden, d.h. Fächer, in denen Schüler beider Schulen gemeinsam unterrichtet werden.

Weiterhin finden laufend kulturelle, gesellschaftliche, sportliche und naturwissenschaftliche Projekte statt, in denen Schüler unter der Leitung von Lehrern zum Beispiel Theaterstücke aufführen oder sich an bestimmten landesweiten oder internationalen Wettbewerben beteiligen. Auf Stadtebene engagiert sich die Schule in unterschiedlichen gemeinschaftlichen Projekten.

2010 wurde das Nepomucenum für sein besonderes Engagement mit dem Schulentwicklungspreis "Gute gesunde Schule" ausgezeichnet.

2010 wurde dem Nepomucenum der Status der Anwartschaft in dem Verein MINT ec (Mathematik Informatik Naturwissenschaften Technik - Excellence Center) zuerkannt.

2011 erhielt das Nepomucenum das "Gütesiegel Individuelle Förderung"

Seit Beginn des Schuljahres 2011/12 hat das Gymnasium Nepomucenum den Betrieb als gebundenes Ganztagsgymnasium aufgenommen.

Chronologie

  • 9. November 1627:
    Das Gymnasium Nepomucenum wird auf Betreiben des Jesuitenpaters Johannes Steill gegründet. Die Unterrichtssprache ist Latein.
  • 1773:
    Der Jesuiten-Orden wird aufgelöst. Das Gymnasium wird dem Fürstbischof von Münster unterstellt. Die Schule erlebt einen Niedergang.
  • 1782:
    Der Unterricht wird auf den Franziskanerorden übertragen.
  • 1803:
    Säkularisierung des Fürstbistums Münster infolge der Bestimmungen des Luneviller Friedens. Das Haus der Wild- und Rheingrafen von Dhaun und Kyrburg tritt die Herrschaft über die Stadt an.
  • 1813:
    Der Unterricht findet in den Privatwohnungen der Lehrer statt. Die Schülerzahl beträgt 15.
  • 1814-15:
    Coesfeld wird Teil des Königreiches Preußen. Die Schule erhält 2 Klassenräume im Stoltering-Haus. Die Schule wird als Progymnasium mit 18 Schülern in drei Klassen geführt.
  • 1828:
    Aus dem Progymnasium Nepomucenum wird das „Königlich-Preußische Gymnasium“, und damit das zweite Voll-Gymnasium des Regierungsbezirks. Die Schule zieht in das ehemalige Zisterzienserinnenkloster Marienborn. Die Schülerzahl wird auf 92 Schüler in 6 Klassen erhöht. Bernhard Sökeland wird der erste Direktor der Schule.
  • 1831:
    Die Schule erhält ihren ersten Sportplatz, obwohl Leibesertüchtigungen erst 1844 zum notwendigen Teil der Gymnasial-Erziehung erklärt wurden. 1846 folgt eine Badeanstalt, 1878 eine Turnhalle.
  • 1869:
    Das Gymnasium nennt sich „Gymnasium Nepomuceniam“.
  • August 1914:
    Schulgebäude und Turnhalle sind längere Zeit mit Truppen belegt. Der Unterricht findet aber weiterhin statt.
  • 1917:
    Angesichts der wachsenden Schülerzahl und der steigenden Ansprüche zieht die Schule in ein neues Gebäude an der Kupferstraße um.
  • 1927:
    Die Schule wird zu einer großen Vollanstalt erklärt. 484 Schüler werden in 15 Klassen unterrichtet.
  • 1937:
    Unter der nationalsozialistischen Regierung wird das Gymnasium in eine „Staatliche Oberschule für Jungen“ umgewandelt. Parallel dazu gibt es seit 1926 eine anerkannte Aufbauschule für Mädchen, die ab 1938 „Heriburgschule“ genannt wird.
  • 1939:
    Kurz nach Beginn des Zweiten Weltkriegs werden die Räumlichkeiten der Heriburgschule zwecks Aufbau eines Lazaretts beschlagnahmt. Der Unterricht wird zeitweise in die in „Oberschule für Jungen“ verlegt.
  • März 1945:
    Bombenangriffe auf Coesfeld. Das Schulgebäude und die Turnhalle werden zerstört.
  • 8. Februar 1946:
    Coesfeld wird von einer schweren Hochwasserkatastrophe betroffen. Das Gelände der Schule steht etwa einen Meter unter Wasser. Wertvolle naturwissenschaftliche Geräte, die zum Schutz vor Plünderern im Keller gelagert wurden, werden zerstört.
  • Ostern 1946:
    Das Gebäude der Heriburgschule ist großenteils unbeschädigt. Der Unterricht der Oberschule für Jungen findet zusammen mit dem mehrerer anderer Schulen in der Heriburgschule statt. Die Unterrichtszeit ist stark gekürzt. Neben dem altsprachlichen gibt es nun auch einen neusprachlichen, einen mathematisch-naturwissenschaftlichen und einen hauswirtschaftlichen Unterrichtszweig.
  • 1949:
    Durch die Rückkehr von Flüchtlingen und Kriegsvertriebenen steigt die Schülerzahl laufend an. 1949 ist ein Teil der neuen Schulgebäude fertiggestellt, zehn Klassen werden ab dem 23. August wieder unterrichtet.
  • 1954:
    Der „Verein der Freunde des Städtischen Gymnasiums Nepomucenum Coesfeld e.V.“ wird gegründet.
  • 1974:
    Das Staatliche Gymnasium geht in die Trägerschaft der Stadt über. Nach eingehenden Beratungen einigt man sich auf den alten Namen „Gymnasium Nepomucenum“.
  • 1977:
    Reform der Oberstufe. Schüler legen das erste Abitur gemäß der differenzierten Oberstufe ab, der Oberstufenunterricht findet im Kurs- statt im Klassenverband statt. Die Schule bezieht im August einen Flügel des neuen Schulzentrums an der Holtwicker Straße. U.a. auf Betreiben von Josef Pennig wird für 30.000,- DM ein programmierbarer Rechner der Firma Wang angeschafft. Schüler dürfen auf Lochkarten mittels schwarzem Filzstift den BASIC-Programmcode und die Daten markieren.
  • September 1978:
    Die Schule feiert ihr 350-jähriges Bestehen. Das Fach Informatik wird an der Schule eingeführt.
  • August 1982:
    Einführung der Koedukation, Mädchen und Jungen werden erstmals gemeinsam unterrichtet.
  • 2002:
    Feier zum 375-jährigen Bestehen, Einführung des neuen Schul-Logos.
  • 2011:
    Aufnahme des gebundenen Ganztagsbetriebes.

Ausstattung

Das Nepomucenum verfügt über mehrere Fachräume, einen Kunst- und eine Werkraum mit einer breit gefächerten Ausstattung.

Es gibt zwei Informatikräume mit insgesamt sechsundvierzig Arbeitsplätzen und zwei Domain-Servern. Für die Betreuung und Unterhaltung des Netzwerkes zeichnen interessierte Schüler verantwortlich.

Auf dem Dach des Nepomucenum befindet sich eine Sternwarte, die für den Bereich Astrophysik genutzt wird.

Vor einigen Jahren ist ein Medien- und Arbeitszentrum (MAZ) eingerichtet worden, in dem die Schüler neben einer Bibliothek auch sieben mit Lernsoftware und Internet ausgestattete Computer benutzen können, um Hausaufgaben zu erledigen, Präsentationen für den Unterricht zu machen oder Recherchen anzustellen. Das Maz wird sowohl von Müttern als auch von Schülern beaufsichtigt und laufend erweitert.

In der Schule befindet sich auch eine Jesuitenbibliothek[2], die nach dem Umzug an die Holtwicker Straße vom Lehrerbibliotheksbestand abgetrennt wurde[2] und mit über 20.000 Monographien und Periodika. Zu den wertvollsten Stücken gehört eine Vergil-Ausgabe von 1492.

Es existiert auch die teilweise noch erhaltene Sökeland-Sammlung, die vom ersten Schuldirektor Bernhard Sökeland aufgebaut wurde. Sie enthält vor allem mineralogisch-geologische Stücke, darunter viele aus den Steinschichten der Baumberge stammend. Zu den Verdiensten Sökelands gehört auch der Bau eines Herbariums, der Aufbau einer Münzsammlung und die Gründung der Lehrerbibliothek.

Das Logo des Gymnasium Nepomucenum besteht aus einem 'N' vor einer stilisierten Brücke. Das 'N' steht für den Anfangsbuchstaben des Schulnamens. Die Schriftzeichen im Buchstaben sind ein Ausschnitt aus der Gründungsurkunde der Schule. Die Brücke vor dem 'N' ist eine Anspielung auf den heiligen Nepomuk als Brückenheiligen. Sie ist in Rot und Gelb gehalten, den Farben der Jesuiten, die die Schule 1627 gegründet haben. Der obere Balken der Brücke geht leicht aufwärts, was ein Emporsteigen beziehungsweise Erfolg symbolisieren soll.

Logo

Persönlichkeiten

Schulgebäude

  • Ca. 1197:
    Anfangsunterricht in der Pfarrschule (später Stadtschule) St. Lamberti. Die Unterrichtssprache ist Latein.
  • Ca. 1500:
    An der Pfarrei St. Lamberti wird ein zweites Schulgebäude errichtet.
  • 1627
    Nach der Genehmigung zur Gründung eines Kollegs erteilen die Jesuiten in einem vom Rat gemieteten Haus an der Kronenstraße Gymnasialunterricht.
  • 1670:
    Ein Teil des Unterrichts wird in den Räumen des neuen Jesuitenkollegs erteilt.
  • 1696:
    Rektor Caspar Hulsmann legt seine Ämter nieder, schenkte zum festlichen Anlaß dem Jesuitenkolleg 200 Taler und verfügte, daß die Zinsen für die Erweiterung der Schulbibliothek verwendet werden sollten.
  • 1707:
    Ein handschriftlicher Katalog aus dem Jahre 1707 verzeichnet bereits 2042 Bände in der Schulbibliothek.
  • 1725:
    Das neue Gymnasialgebäude der Jesuiten wird fertiggestellt.
  • 1810:
    Das Gebäude wird teilweise vom Rheingrafen zu Salm-Horstmar genutzt, dessen Familie von Schloß Varlar in die Stadt umzieht.
  • 1813:
    Der gesamte Unterricht findet nun in Privatwohnungen der Lehrer statt.
  • 1814:
    Das Gymnasium zieht in das Stoltering-Haus (ehem. Beguinenhaus) um.
  • 1828:
    Das „Königlich-Preußische Gymnasium“ erhält das Gebäude des ehemaligen Klosters Marienborn.
  • 1917:
    Der Neubau wird fertiggestellt.
  • 1937:
    Bau einer neuen Turnhalle, die alte wird abgerissen.
  • 1945:
    Das Gymnasium wird durch Bomben größtenteils zerstört.
  • 1946:
    Der Unterricht findet in der „Aufbauschule für Mädchen“ (Heriburg) statt.
  • 1949:
    Das Gymnasialgebäude ist wieder aufgebaut, und der Unterricht findet größtenteils wieder statt.
  • 1977:
    Das „Nepomucenum“ bezieht einen Flügel des ausgebauten Schulzentrums an der Holtwicker Straße.

Literatur

Monografien

  • Johannes Boedeker: Von dem Gymnasium Coesfelds in den Jahren 1773—1828, Coesfeld, 1917
  • Fred Hertz: 446 Jahre und 10 Tage, achterland Verlags Compagnie, 2005, übersetzt aus dem Englischen von Hildegard Banneyer und Georg Möllers, 9 Euro. Fred Hertz war jüdischer Schüler am Nepomucenum. In seinem für seine Kinder geschriebenen Buch beschreibt Hertz als Überlebender die Situation in Coesfeld im so genannten Dritten Reich aus Sicht eines jüdischen Schülers.
  • Christoph Marx: Geschichte des Gymnasiums in Coesfeld., Coesfeld, 1829
  • Otto Neumüllers: 3OO Jahre Coesfelder Gymnasium in: Festschrift Das Gymnasium Nepomucenum zu Coesfeld. 1627–1828–1928, herausgegeben im Auftrag des Lehrer-Kollegiums von Otto Neumüllers, Studienassessor am Gymnasium Nepomucenum, Coesfeld, Selbstverlag, 1928, Geleitwort von Studiendirektor Dr. Ernst;
  • Bernhard Sökeland: Geschichte der Stadt Coesfeld., Coesfeld, 1839.
  • Hermann Wolters: Von der Baugeschichte des neuen Gymnasiums, in Festschrift Das Gymnasium Nepomucenum zu Coesfeld. 1627–1828–1928, herausgegeben im Auftrag des Lehrer-Kollegiums von Otto Neumüllers, Studienassessor am Gymnasium Nepomucenum, Coesfeld, Selbstverlag, 1928

Periodika

  • Reihe Jahresberichte. Neue Folge, ab 1976 -, Herausgeber: Bernhard Kewitz, Ulrich Marwedel, u.a., Coesfeld, Druck: J. Fleißig, Coesfeld, ohne ISBN.
  • Schülerzeitschrift Splitter, erschienen in den sechziger Jahren, überregionale Wirkung
  • Schülerzeitung Koma, erschienen im Offsetdruck in den siebziger Jahren
  • Online-Schülerzeitung Sir.Nepolitan, erste Ausgabe im Dezember 2008

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Heinrich Burlage: Die Jesuitenkirche in Coesfed, in Festschrift Das Gymnasium Nepomucenum zu Coesfeld. 1627–1828–1928, herausgegeben im Auftrag des Lehrer-Kollegiums von Otto Neumüllers, Studienassessor am Gymnasium Nepomucenum, Coesfeld, Selbstverlag, 1928
  2. a b Bestandsgeschichte der Bibliothek des Gymnasiums seit 1627

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