- Gütefaktor
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Der Gütefaktor, auch Güte, Kreisgüte, Resonanzschärfe, Schwingkreisgüte, Polgüte oder der Q-Faktor genannt, ist ein Maß für die Dämpfung eines schwingfähigen Systems (z. B. einen Schwingkreis). Er beschreibt in welchem Maß Energie in einem schwingfähigen System gespeichert werden kann, in Verhältnis zur umgesetzten Verlustenergie. Q wird vorwiegend in der Elektrotechnik verwendet. Der Kehrwert des Gütefaktors wird als Verlustfaktor d bezeichnet. Der Gütefaktor beschreibt nicht die Flankensteilheit eines Filters, denn dazu gehört unbedingt der maximale Pegel der Anhebung bzw. Absenkung mit der Bandbreite. Bei starker Anhebung des Pegels erscheint eine größere Flankensteilheit links und rechts neben der Resonanzfrequenz, bei geringer Pegelanhebung kann es auch nur eine geringe Flankensteilheit des Filters geben.
Der Gütefaktor Q berechnet sich wie folgt:
- ,
also Resonanzfrequenz f0 (auch Mittenfrequenz) bezogen auf die Bandbreite B, wobei sich die Bandbreite ergibt zu:
- .
Hierbei sind f2 die obere und f1 die untere Grenzfrequenz.
Der Kehrwert des Gütefaktors Q wird mit Verlustfaktor d (Dämpfung) bezeichnet:
- .
Bei Darstellung des Pegels in Abhängigkeit von der Frequenz ist die Bandbreite definiert als der Frequenzbereich, an dessen Grenzen sich der Spannungspegel um den Faktor als linearer Faktor gegenüber dem Extremwert geändert hat; im logarithmischen Maß entspricht dieses ungefähr 3 dB.
Der Gütefaktor Q = f0 / B wird häufig fälschlicherweise mit der Bandbreite B = f2 − f1 gleichgesetzt. Ein großer Gütefaktor entspricht jedoch einer kleinen Bandbreite B und umgekehrt, wie aus obigen Gleichungen zu ersehen ist.
Inhaltsverzeichnis
Güte in der Elektrotechnik
Die Güte eines elektrotechnischen Systems kann aus dem Quotient zwischen pendelnder Blindleistung PBlind und Wirkleistung PWirk berechnet werden:
Für eine Reihenschaltung eines Widerstandes R mit einer Spule mit der Induktivität L und einem Kondensator C gilt beispielsweise für Wirk- und pendelnder Blindleistung:
mit dem komplexen Strom I und der Kreisfrequenz ω. Somit ergibt sich für dieses System nach obiger Beziehung eine Güte Q von:
In Analogie dazu ergibt sich für eine Parallelschaltung von Spule, Kondensator und Widerstand mit der komplexen Spannung U:
- und
die Beziehung:
Für ein komplexes Zweitor mit der Impedanz Z gilt für dessen Güte:
.
Für diese Berechnungen sind Kenntnisse der komplexen Wechselstromrechnung notwendig.
Energie und schwingende Systeme
Dieses impliziert, dass man bei schwach gedämpft schwingenden Systemen von Systemen hoher Güte spricht.
Sonderfall: Ein Gütefaktor von 0,5 entspricht in der Physik dem aperiodischen Grenzfall.
Beispiele
In der folgenden Tabelle sind einige Größenordnungen von Gütefaktoren von und bei verschiedenen schwingenden Systemen angegeben. Bei Gütefaktoren unterhalb von 0,5 (Dämpfung größer als 2) gibt es keine Schwingung.
System Gütefaktor Aperiodischer Grenzfall 0,5 Elektrodynamischer Lautsprecher typ. 0,2...1,2 Elektrischer Schwingkreis 102 Pendeluhr 104 Schwingquarz 10 MHz 3...10 * 105 Kompensatorpendel 106 Frequenzstabilisierter Laser 109 Cäsium-Atomuhr 1013 Mößbauer-Effekt bei Gammastrahlung 1015 Siehe auch
Weblinks
- Umrechnung: 'Bandbreite in Oktaven' N in Gütefaktor Q und Gütefaktor Q in 'Bandbreite in Oktaven' N
- Q-Faktor und Mittenfrequenz - Finde die Grenzfrequenzen (Bandbreite)
- Gütefaktor Q in 'Bandbreite in Oktaven' N - und zurück - Excel
- Der Gütefaktor (Q-Faktor) hat keine Beziehung zur Flankensteilheit eines Filters (PDF-Datei; 108 kB)
Kategorien:- Oszillator
- Theoretische Elektrotechnik
- Messgrößen zur elektromagnetischen Verträglichkeit
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