Güterbahn Baienfurt

Güterbahn Baienfurt
Güterbahn Baienfurt
Strecke der Güterbahn Baienfurt
Kursbuchstrecke (DB): keine
Streckennummer: 4521
Streckenlänge: 0,85 km
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Legende
Strecke – geradeaus
von Niederbiegen
   
0,00 Abzw Baienfurt West nach Weingarten
Bahnübergang
0,39 Schacher Straße
Bahnübergang
0,55 Alte Poststraße
Bahnübergang
0,72 Waldseer Straße (ehemalige B 30)
Bahnhof ohne Personenverkehr
0,85 Baienfurt Güterbahnhof
Abzweig – in Fahrtrichtung: nach links
neuer Anschluss Stora Enso (seit 2003)
Bahnübergang
1,00 Bergatreuter Straße (Landesstraße 314)
   
1,01 Infrastrukturgrenze DB Netz / Stora Enso
Abzweig – in Fahrtrichtung: nach links
Werksbahn Stora Enso
Strecke – in Fahrtrichtung: nach links
> teilweise im öffentlichen Straßenraum
Die Papierfabrik mit ihren ausgedehnten Gleisanlagen

Die normalspurige Güterbahn Baienfurt ist eine 0,85 Kilometer lange Nebenbahn in Baden-Württemberg. Die kurze Stichbahn wurde am 1. Oktober 1911 von der privaten Lokalbahn Aktien-Gesellschaft (LAG) eröffnet und ergänzte die gleichzeitig eröffnete Nachbarstrecke Niederbiegen–Weingarten, mit welcher sie bis heute betrieblich eng verbunden ist. Nach der Liquidation der LAG 1938 wurde die Strecke zum 1. August 1938 verstaatlicht, sie wird bis heute durch die Deutsche Bahn AG bedient. Planmäßigen Personenverkehr gab es auf der Güterbahn Baienfurt nie.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Als die Württembergische Südbahn 1849 von Ravensburg aus nach Norden verlängert wurde, wurde der Ort Baienfurt mit damals 800 Einwohnern bei der Trassierung der Südbahn ebenso wenig berücksichtigt wie das benachbarte Weingarten. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich auch Baienfurt – mit einer gewissen Verzögerung zu seinen südlichen Nachbarorten Weingarten und Ravensburg – zu einem wichtigen Industriestandort. Im Zentrum dieser Entwicklung stand die 1870 bis 1873 errichtete Baienfurter Papierfabrik, die seit 1998 zum Stora Enso-Konzern gehörende Fabrik ist bis heute der größte Arbeitgeber am Ort geblieben. Baienfurt befand sich somit um die Jahrhundertwende in einer ähnlichen Situation wie Weingarten bis 1888: Der nächste Bahnhof an der Südbahn (Niederbiegen) lag zweieinhalb Kilometer von der Ortsmitte entfernt, zur Endstation der Dampfstraßenbahn in Weingarten waren es ebenfalls knapp zweieinhalb Kilometer. Damit entstand auch in Baienfurt der dringliche Wunsch nach einer Verbesserung der Verkehrssituation.

Geschichte

Um die Lage zu verbessern, errichtete die LAG daher im Jahr 1911 die Güterbahn Baienfurt, sie wurde gemeinsam mit der Strecke Niederbiegen–Weingarten gebaut. Beide Strecken wurden am 1. Oktober 1911 eröffnet. Aus Richtung Niederbiegen kommend, zweigt die Güterbahn beim Kilometer 2,10 (am Abzweig Baienfurt West) von der Stammstrecke ab, dort beginnt auch die Kilometrierung der hier behandelten Strecke. Vom Abzweig aus führt die Güterbahn linkerhand weiter zum Güterbahnhof Baienfurt, wo die Strecke ihre Fortsetzung auf dem Werksgelände der Papierfabrik Stora Enso Baienfurt GmbH & Co. KG findet. Die bis 1968 eigenständige Papierfabrik Baienfurt kam damals zur Feldmühle AG. Diese wurde 1990 vom schwedischen Konzern Stora übernommen. Stora wiederum fusionierte 1998 mit dem finnischen Forstkonzern Enso zum finnisch-schwedischen Konzern Stora Enso, welchem die Fabrik heute gehört. Die Papierfabrik verfügt über eine eigene Werksbahn mit 4.600 m Gleisanlagen, 2003 wurden die Gleisanlagen nochmal um 950 m erweitert. Zeitweise existierte auch ein interner Werksverkehr, bei welchem Zellstoffrollen von der Zellstofffabrik zur Stoffaufbereitung transportiert wurden.

Ende 2008 legte der Konzern die Kartonmaschine am Standort Baienfurt still, es verblieb lediglich ein Schneidcenter mit 40 Mitarbeitern. Damit wurde der Baienfurter Güterbahn ihre betriebliche Grundlage entzogen. Ihre Zukunft ist ungewiss, abhängig von der Nachnutzung des Fabrikgeländes.

Planmäßig werden derzeit fertige Papierrollen in Schiebewandwagen angeliefert, die dann geschnitten wieder abtransportiert werden. Sporadisch werden auch Hackschnitzel befördert, das heißt zerkleinerte Holzstücke für die stromerzeugende Raffinerie. Das Verkehrsaufkommen variiert dabei zwischen zwei und zehn Güterwagen je Werktag.

Die Baienfurter Güterbahn wurde von Beginn an ausschließlich im Güterverkehr bedient, den Personenverkehr von und nach Baienfurt übernahm parallel zur Güterbahn die elektrisch betriebene meterspurige Straßenbahn Ravensburg–Weingarten–Baienfurt. Sie wurde bereits zwei Wochen vorher eröffnet (am 13. September 1911), ihre Endhaltestelle – Baienfurt Ort genannt – lag etwas südlich des Güterbahnhofs im Ortszentrum von Baienfurt.

Stammlok

LAG 7 „FÜSSEN“

Zur langjährigen Stammlok der Güterbahn Baienfurt wurde die Dampflokomotive LAG 7 „FÜSSEN“. Der 1889 bei Krauss gebaute C-Kuppler wurde 1911 anlässlich der Eröffnung der Strecke von der ebenfalls zur LAG gehörenden Bahnstrecke Marktoberdorf–Füssen nach Oberschwaben umgesetzt. 1928 wurde sie schließlich an die Papierfabrik Baienfurt verkauft, sie ist bis heute erhalten geblieben.

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