- HANS-System
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HANS ist ein Akronym für Head and Neck Support (englisch für Kopf-und-Nacken-Stütze) und bezeichnet ein Sicherheitssystem im Automobilsport, das Rennfahrer vor starken Verletzungen im Kopf- und Halsbereich schützen soll. Gelegentlich wird es auch H.A.N.S. geschrieben.
Inhaltsverzeichnis
Funktion
Bestandteile des HANS-Systems sind ein Schulterkorsett aus kohlenstofffaserverstärktem Kunstharz, das mit dem Helm des Fahrers verbunden und unter dem Sicherheitsgurt des Rennwagens fixiert ist, sowie ein dazu passender Helm mit Befestigungspunkten. Es soll vorwiegend die Halswirbelsäule des Fahrers vor Überdehnung (Peitschenschlagsyndrom) schützen. Bei einem Unfall werden extreme Beschleunigungen des Kopfes vermindert und auf den Hals- und Kopfbereich wirkende Kräfte reduziert. Es schützt den Fahrer zusätzlich davor, mit dem Kopf gegen das Lenkrad zu prallen. Grundlegendes Prinzip ist hierbei, dass die beim Aufprall auftretenden Kräfte vom Gurtsystem aufgenommen werden und nicht gänzlich auf Hals oder Wirbelsäule wirken.
Die ersten Ausführungen hatten ein fixiertes Haltegurtsystem für den Helm, so dass kaum seitliche Drehbewegungen des Kopfes möglich waren. Später wurde dann das Sliding tethers-System erfunden, welches ein Drehen des Kopfes ermöglicht.
Nach wie vor wird das HANS-System von einigen Rennfahrern kritisiert, da es zwar bei einem Frontalaufprall den Fahrer schützt, aber bei seitlichen Einschlägen den Nacken derart fixiert, dass durch die seitliche Körperbewegung eine Verletzung der Wirbelsäule riskiert wird.
Varianten
Je nach Sitzposition (aufrecht sitzend, halb liegend) ist der Winkel zwischen dem senkrechten Teil und dem nach vorne zeigenden, doppelseitigen Schenkel flacher oder stärker angewinkelt. Angeboten werden Systeme zwischen 10° (aufrechte Sitzposition) und 40° (halbliegende Sitzposition). Auch die Dicke des Halses wird mit zwei oder drei Baugrößen berücksichtigt. Die verschiedenen Systeme unterscheiden sich je nach eingesetztem Material stark im Gewicht, es gibt Ausführungen in reiner Kohlefaser, sowie einfachere (schwere) mit faserverstärkten Kunststoffen: 1.200, 820 und 630 g.
Geschichte
Mitte der 80er Jahre wurde das HANS-System von Dr. Robert Hubbard, einem Mitarbeiter der Michigan State University, erfunden. Wegen der Größe konnten die ersten Systeme nur in Sportwagen getragen werden. In Zusammenarbeit mit Mercedes Benz wurde 1997 eine Formel 1-taugliche Version entwickelt, die seit der Saison 2003 getragen werden muss.
Verwendung
Vorgeschrieben ist ein HANS-System bei folgenden Wettbewerbsserien:
- A1 Grand Prix
- ChampCar
- DTM seit 2002
- FIA Formel-1-Weltmeisterschaft seit 2003
- FIA GT-Weltmeisterschaft
- Formel BMW
- GP2-Serie
- IndyCar Series
- NASCAR seit 2001
- Rallye-WM
- WTCC
- ADAC-Formel-Masters
- VLN Langstreckenmeisterschaft Nürburgring
- Rundstrecken-Challenge Nürburgring
Ab dem 1. Januar 2008 wurde es auch im deutschen Bergrennsport Pflicht, für alle Wagenklassen außer Gruppe G und historischen Fahrzeugen nach Anhang K. In der Schweiz war ein Start ohne HANS-System bei Bergrennen noch bis 2008 in den Gruppen SS, N und ISN möglich.[1]
Die belgische Motorsporthoheit RACB empfahl 2009 für alle Teilnehmer des Belgischen Berg-Championats das Tragen eines HANS-Systems; seit der Saison 2010 ist es Pflicht.
Die Eignung des Helms zur Verbindung mit einem HANS-System wird durch einen Hologramm-Aufkleber mit der Kennzeichnung FIA standard 8858-2002 nachgewiesen. Bei allen Wettbewerben mit FIA-Prädikat, also auch für die Formel 1 gilt die strengere Norm FIA standard 8860-2004. Ansonsten ist jeder geeignete Helm mit jedem HANS-System kombinierbar.
Weblinks
Commons: HANS-System – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ Persönliche Gespräche mit schweizer Fahrern von Benutzer:Slartibartfass; 10. September 2008.
Kategorien:- Motorsport
- Fahrzeugsicherheit
- Sicherheitsausrüstung
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