- Aliah
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Alija (hebr. עלייה, Pl. Alijot, wörtl. Aufstieg) bedeutete im Hebräisch der Antike Hinaufziehen zum Tempel in Jerusalem im Sinne einer Wallfahrt. Seit dem babylonischen Exil existierte der Gedanke einer Rückkehr ins Gelobte Land im Sinne einer durch biblische Prophetie begründeten Zions-Erwartung. Dieser folgten Juden als Gruppen und Einzelne besonders seit dem Hochmittelalter immer wieder. Seit dem Holocaust bezeichnet der Ausdruck die nachträglich periodisierten Einwanderungswellen von - meist europäischen - Juden nach Palästina bzw. Israel.
Inhaltsverzeichnis
Alijot bis 1948
Die Alijot werden in der Literatur unterschiedlich periodisiert, sowohl hinsichtlich der Dauer als auch hinsichtlich der Einwanderungszahlen.
- Erste Alija (1882–1903): 20–30.000 Einwanderer: "Bilu". Ca. 20 000 bis 30 000 Einwohner kommen aus Osteuropa, Russland, Rumänien und dem Jemen nach Palästina (das zum türkischen Großreich gehört), vor allem als Reaktion auf ihre Unterdrückung und Ausschreitungen in Osteuropa.
- „BILU“ ist Akronym für „Beit Jaakov, lechu unelcha“ („Kommt nun, ihr vom Hause Jakob, lasst uns wandeln“ - Jesaja 2,5). BILU wurde nach den Pogromen von 1881/82 von einer Gruppe junger Juden in Charkow gegründet. Die Grundsätze waren Alija, Siedlung in Palästina und Wiederbelebung der hebräischen Sprache. Nur wenige BILU-Mitglieder kamen wirklich wie geplant nach Eretz Israel, die erste Gruppe von 14 Personen ging am 6. Juli 1882 in Jaffa an Land, die zweite Gruppe mit 34 Personen kam zwei Jahre später. Zu dieser Gruppe gehörten auch vier Frauen. Gedera ist eine BILU-Gründung.
- Zweite Alija (1904–1914): 35–40.000 Einwanderer, vor allem aus Russland und Polen. Folge bzw. Anhänger des „praktischen Zionismus“; Begründung der modernen Arbeiterbewegung in Palästina.
- Dritte Alija (1919–1923): 35.000 Einwanderer, vor allem aus Russland, aber auch aus Rumänien. Die ersten Mitglieder von HaSchomer HaZair ("der junge Wächter", älteste jüdische Jugendbewegung, die sich selbst als Weltorganisation der zionistischen Jugend bezeichnet) kamen 1919 bis 1923 mit der Dritten Alija und gründeten Kibbutzim. 1927 wurde ihre Kibbutzbewegung in Palästina ins Leben gerufen. Im Zweiten Weltkrieg operierten Mitglieder im nazibesetzten Europa, vor allem in Polen, wo sie maßgeblich an Ghettoaufständen beteiligt waren. Mordechai Anielewicz, der Führer des Warschauer Ghettoaufstandes, war Mitglied des HaSchomer HaZair. Nach dem Krieg nahmen sie an Bricha-Unternehmen teil. 1946 gründete die Bewegung eine politische Partei, die gemeinsam mit Ahdut Ha´Avoda 1948 "Mapam" bildete.
- Vierte Alija (1924–1931): etwa 80.000 Einwanderer, vor allem aus Polen und der Sowjetunion (auch als "Mittelstands-Alija" bezeichnet). Der Völkerbund hatte 1923 die Teilung Palästinas beschlossen. Transjordanien wurde als eigenes Mandatsgebiet etabliert. Die Rückendeckung des Völkerbundes für den Zionismus begünstigte die vierte Einwanderungswelle von vor allem polnischen und russischen Juden.
- Fünfte Alija (1932–1938): nach der Machtübernahme Hitlers; etwa 200.000 Einwanderer vor allem aus Deutschland (schwankende Angaben, andere nennen den Zeitraum 1930-1939, über 250 000 Einwanderer, die meisten Flüchtlinge aus Nazi-Deutschland, Polen und Zentraleuropa)
- Alija Bet (Bet = 2. Buchstabe des hebräischen Alphabets = "sekundärer Aufstieg" = illegale Einreise, auch unter dem Namen Ha’apalah bekannt; ca. 1934 bis vor der Staatsgründung): Einwanderung von Verfolgten aus Deutschland während der Zeit des Nationalsozialismus – trotz Hürden der britischen Regierung (u. a. "Weissbuch" vom Mai 1939). Organisation 1939 als Teil der Haganah (Leitung: Schaul Avigur) gegründet.
In der Literatur finden sich auch Periodisierungsversuche, die eine sechste Alija benennen: 6. Alija, 1936-1940, ca. 90 000 Einwanderer, hauptsächlich "illegale" Flüchtlinge vor dem Nationalsozialismus (Maapilim).
Alijot seit Israels Staatsgründung
- 1948–1951: jüdische Masseneinwanderung aus arabischen Ländern (Ägypten, Irak, Jemen), Polen und Rumänien (etwa 690.000 Einwanderer)
- 1955–1957: jüdische Einwanderung aus arabischen Ländern in Nordafrika (Marokko, Algerien, Tunesien und Libyen) (etwa 100.000 Einwanderer)
- 1984–1985: Die Operation Moses (Miwza Mosche) bringt etwa 10.000 äthiopische Juden nach Israel
- 1989: Beginn der Masseneinwanderung aus Sowjetunion/GUS (bis 1995 etwa 600.000)
- 1991: Die Operation Salomon bringt weitere Juden aus Äthiopien
Jugend-Alija
Jugend-Alijah - Abteilung der Jewish Agency: Die Jugendalija bzw. Kinderalija wurde 1933 von Henrietta Szold gegründet, um jüdische Kinder und Jugendliche aus Nazideutschland zu retten. Vor dem Zweiten Weltkrieg wurden ungefähr 5 000 Jugendliche ins Land gebracht und erzogen. Nach dem Krieg kamen noch 15 000 Holocaustüberlebende dazu.
In Deutschland: Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugend-Alija gegründet Juli 1933 mit Sitz in Berlin-Charlottenburg 2, Kantstrasse 158 (überparteiliche Organisation zur Überführung jüdischer Jugendlicher nach Palästina), umfasste die drei Berliner Vereine: Kinderheim Ahawah, jüdische Waisen- und Jugendhilfe.
Siehe auch
Weblinks
- NOAM - Deutschsprachige Einwanderer Israels Offizielle Anlaufstelle für Alija-Interessenten in Israel
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