- Hafenkran
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Ein Hafenkran ist ein Kran, der zum Be- und Entladen von Schiffen am Kai steht.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte des Hafenkrans
Stationäre Hafenkrane – nach dem gegenwärtigen Erkenntnisstand in der Antike unbekannt – werden als eine Neuentwicklung des Mittelalters angesehen.[1] Der typische Hafenkran war eine drehbare Konstruktion, die mit zwei Treträdern ausgestattet war. Diese Krane wurden zum Laden und Löschen von Frachtgut direkt am Kai errichtet, wo sie ältere Hebemethoden wie Winden, Wippen und Rahen ersetzten oder ergänzten.[1]
Drei Typen von Hafenkranen mit unterschiedlichen geographischen Schwerpunkten lassen sich identifizieren: Zum einen Bockkrane, deren gesamte Konstruktion sich um eine zentrale, vertikale Achse drehte, und die gewöhnlich in flämischen und holländischen Küstenorten zu finden waren (Brügge). Zum anderen Turmkrane, bei denen Seilwinde und Laufräder sich in einem festen Turm befanden, und nur Ausleger und Dach sich mit der Last drehten. Dieser Typus war in deutschen See- und Binnenhäfen verbreitet.[2] Zum dritten Krane, bei denen Kranhaus mit den Antriebstreträdern vom Ausleger getrennt waren. Letzter stand separat als drehbarer Galgenausleger vor dem Kranhaus. Solche Krane waren in England verbreitet (Guildford, Harwich), aber auch auf dem Kontinent. So gehörte der zweite Kran von St. Goar (erbaut unter Landgraf Ernst I. 1658) zu diesem Typus: Im achtkantigen vierstöckigen Steinturm liefen die Treträder, während der eigentliche Ausleger als Galgen zwischen Kranhaus und Kai stand, im Kaiboden und einer überdachten Holzkonstruktion vom Kranhausdach ausgehend, einem starren Ausleger nicht unähnlich, eingespannt war.[3]
Neben den Tretradkranen gab es auch Wellradkrane. Hier wurde die Trommel oder das Rundholz zur Aufnahme des Seils mit meist zwei Wellrädern an beiden Rollenenden und darüber laufendem Endlosseil per Hand angetrieben. Ein solcher Kran steht als Nachbau in Otterndorf.
Interessanterweise wurden Kaikrane nicht im Mittelmeerraum und in den hochentwickelten italienischen Hafenstädten übernommen, wo die Behörden über das Mittelalter hinaus Gebrauch machten von der arbeitsintensiveren Methode des Löschens über Rampen.[4]
Im Gegensatz zu Baukranen, bei denen die Arbeitsgeschwindigkeit durch den relativ langsamen Arbeitsrhythmus der Maurer bestimmt wurde, besaßen Hafenkrane gewöhnlich ein Doppel-Tretrad, um den Verladeprozess zu beschleunigen. Die zwei Treträder, deren Durchmesser auf 4 m und mehr geschätzt wird, wurden an beiden Seiten der Kranachse angebracht und drehten sich zusammen.[1] Heutzutage existieren nach einer Untersuchung noch neunzehn (fünfzehn originale) Tretradhafenkrane aus vorindustrieller Zeit in Europa.[5] Neben diesen stationären Kranen kamen im 14. Jh. auch Schwimmkrane oder Kranschiffe auf (Düsseldorf, Köln, Andernach, Trier u.a.), die im ganzen Hafenbecken flexibel eingesetzt werden konnten.[2]
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36 m hoher Mastkran (1748–51) in Kopenhagen zum Aufstellen von Segelschiffsmasten
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Stockholm: Kanonenkran von 1751
Deutschland
Sankt Goar: achteckiger Steinkran
von 1658, um 1860In der Schifffahrt kamen beim Betrieb der seit dem Mittelalter verbreiteten Hafenkräne zwecks Zeitgewinns gewöhnlich Doppeltreträder zum Einsatz, die an beiden Seiten eines drehbaren Turms befestigt waren. Diese Turm-Tretkräne waren entweder aus Holz oder Stein gebaut und konnten beim Verladen eine Last von bis 2,5 Tonnen bewältigen. Es wird geschätzt, dass circa 80 Tretkräne an 32 Kranstandorten am Rhein mit Nebenflüssen im Einsatz waren, im gesamten deutschsprachigem Raum sogar ca. doppelt so viele.
Hafenkräne kamen ab Mitte des 13. Jahrhundert als Ersatz oder Ergänzung des Haspelantriebs in Hafenstädten wie Hamburg, Brügge, Gent oder Antwerpen auf sowie in Städten mit Stapelrecht, wie z.B. in Köln, wo es im 16. Jahrhundert vier Tretkräne gab (Stadtansicht (1531) von Anton Woensam), von denen einer 20 m hoch war, oder Trier. Es war zudem ein landesfürstliches (oft erzbischöfliches) Privileg, einen Kran zu errichten und durch einen Kranmeister zu betreiben. In Koblenz ist noch das achtkantige Steinhaus des ehemaligen Koblenzer Rheinkrans als Pegelhaus am Rhein zu sehen (250 m nördlich der Schlossanlage), in St. Goar stand bis Ende 1869 der achtkantige steinerne Rhein-Krahnen aus dem 17. Jahrhundert (Vorgänger 1484 urkundlich erwähnt) südlich des damaligen Hafenbeckens. Wenzel Hollar hat ihn um 1635 gezeichnet, eine Farblithographie "St. Goar & Rheinfels" von François Stroobant zeigt den fast gleichen Nachfolgebau von 1658 im Jahre 1860.
Liste historischer Hafenkräne
Im folgenden eine Liste erhaltene Hafenkrane im (ehem.) deutschsprachigen Raum. Auch moderne Rekonstruktionen sind aufgeführt.
Name Stadt Gewässer Geschichte Material Bild Krantor Danzig Mottlau 1367, Umbau 1442–1444; älteste Hebeeinrichtung im (ehem.) deutschsprachigen Raum Stein und Holz Alter Krahnen Trier Mosel 1413, bis 1910 in Betrieb (497 Jahre) Stein Rheinkran Bingen Rhein 1487, 1819 erneuert, bis um 1890 in Betrieb (~400 Jahre). Nach umfänglicher Sanierung seit 2008 wieder in Betrieb für touristische Vorführungen durch die Denkmalgesellschaft Bingen am Rhein. Holz Alter Krahnen Andernach Rhein 1554–1561 als Ersatz für Schwimmkran von ca. 1400, bis 1911 in Betrieb (350 Jahre) Stein Flensburger Hafenkran Flensburg Flensburger Förde 1725 bis vermutlich 1899, 1991 wiedererrichtet Holz Oestricher Kran Oestrich-Winkel Rhein 1744–1745, bis 1926 in Betrieb (181 Jahre) Holz Alter Kranen Würzburg Main 1767–1773 von Franz Neumann, bis 1846 in Betrieb (73 Jahre) Stein Historischer Kran Hanau Main 1869, bis 1924 in Betrieb (55 Jahre) Gusseisen und Stein (Sockel) Zollkran Trier Mosel 1774, bis ca. 1900 in Betrieb (126 Jahre) Stein Alter Kranen Marktbreit Main 1784 (Fachwerkvorgängerbau durch Eisgang zerstört), bis 1900 in Betrieb (116 Jahre) Stein Holzkran Otterndorf Medem ~1780 (1942 abgebrochen, später Nachbau) Holz Alter Kran Lüneburg Ilmenau 1330, 1379 und 1797 Neubau (Eisgang) bis 1860 in Betrieb (530/63 Jahre (Neubau)) Holz Hafenkran Rostock Warnow ~1620 Steinkran, 18. Jahrhundert - 1887 Holzkran vor dem Burgwalltor; Rekonstruktion Holz Alter Salzkran Stade Schwinge 1661, 1898 abgerissen (237 Jahre), 1977 Rekonstruktion nach dem Lüneburger Kran Holz Alter Saarkran Saarbrücken Saar 1762 von F. J. Stengel, 1784 erneuert; seit 1865 Verfall (103 Jahre); 1989 Rekonstruktion Holz Fußnoten
- ↑ a b c Matheus, Michael, S.345
- ↑ a b Matheus, Michael, S.346
- ↑ Stadtansicht von Friedrich Wilhelm Delkeskamp
- ↑ Matheus, Michael, S.347
- ↑ Diese befinden sich in Bergen (Norwegen), Stockholm, Karlskrona (Schweden), Kopenhagen (Dänemark), Guildford, Harwich (England), Lüneburg, Stade, Rostock, Otterndorf (Wellradkran), Marktbreit, Würzburg, Danzig, Oestrich, Bingen, Saarbrücken, Andernach und Trier (Deutschland). Vgl. Matheus, Michael, S.346
Literatur
- Cotterell, Brian & Kamminga, Johan: Mechanics of Pre-industrial Technology. Cambridge University Press, Cambridge 1992, ISBN 0-521-42871-8
- Dienel, Hans-Liudger & Meighörner, Wolfgang: "Der Tretradkran", Veröffentlichung des Deutschen Museums (Technikgeschichte Serie, 2. Aufl.), München 1997
- Alexander Grebel: Geschichte der Stadt St. Goar. Verlag Carl Sassenroth, St. Goar 1848
- Matheus, Michael: Mittelalterliche Hafenkräne. In: Uta Lindgren (Hrsg.): Europäische Technik im Mittelalter. 800-1400, Berlin 2001 (4. Aufl.), S. 345-48, ISBN 3-7861-1748-9
- Matthies, Andrea: Medieval Treadwheels. Artists' Views of Building Construction. In: Technology and Culture, Bd. 33, Nr. 3 (Jul. 1992), S. 510-547
Weblinks
Commons: Hafenkräne – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien -
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