Halbruderale Trockenrasen

Halbruderale Trockenrasen

Halbruderaler Trockenrasen ist eine Pflanzengesellschaft auf trockenen Ruderalflächen (Trockenweiden und Trittrasen), die vorwiegend aus Süßgräsern und anderen krautigen Pflanzen besteht.

Die halbruderalen Trockenrasen (Artemisio-Agropyrion intermedii Müller/Görs 1969[1]) sind ein pflanzensoziologischer Verband in der Ordnung Agropyretalia intermedii-repentis in der Klasse der Agropyretea intermedii-repentis, welche neben den Halbruderalen Trockenrasen noch die Gesellschaft der Halbruderalen Halbtrockenrasen (Convolvulo-Agropyrion repentis) umfasst. In Gesellschaften dieser Klasse dominieren die sich ersetzenden Agropyron-Arten, Gemeine Quecke (Agropyron repens) oder Graugrüne Quecke (Agropyron intermedium). Daneben kommen in der Regel gewisse Ruderalarten und Vertreter der Klasse von Trocken- und Halbtrockenrasen (Festuco-Brometea, Br.-Bl. & Tüxen 1943) vor.

Artenreiche Wiesen gehören zu den sogenannten FFH-Biotopen und genießen nach EU-Recht (Natura 2000) einen besonderen Schutz.

In diesem Wiesentyp dominieren häufig Agropyron intermedium, Convolvulus arvensis, Artemisia absinthium. Ökologisch zwischen den steppenartigen Trockenrasen (Stipio-Poion) und ruderalen Queckenrasen (Agropyretalia repentis) angesiedelt kommt dieser Typ nicht nur in den inneralpinen Trockentälern vor, sondern auch in trockenwarmen Gebieten im Tessin sowie entlang dem Jura-Südfuß (Genf), im schaffhausischen Randen und grenznahen Hegau sowie Basel-Stadt.

Diese Pflanzengesellschaft hat potentiellen Charakter, erschließt rasch die aufgelassenen Äcker oder offene Stellen im extrem trockenen Grünland (Erdanrisse, Weidetritte). Hier zeigt sich die typische Eigenschaft der Queckenrasen, mit ihren Ausläufern auch größere Erdflächen rasch zu überziehen. Zu den Kennarten des Stipio-Poion und Agropyretalia gesellen sich stets trockenheitsertragende Ruderalarten, die ihren Schwerpunkt in den Onopordetalia (xerotherme zweijährige Ruderalgesellschaften) haben. Ruderalgesellschaften dürfen aber maximal die Hälfte der Fläche ausmachen. Arten des Subkontinentalen Trockenrasen (Cirisio-Brachypodion)dürfen nur schwach vertreten sein.

Halbruderale Trockenrasen werden soziologisch unterschiedlich aufgefasst. Den schweizerischen Beständen am nächsten kommt das in Mucina at al. (1993) angegebene Agropyro-Artemisietum, das dort dem Stipo-Poion untergeordnet wird.

Die Definition nach Eggenberger et al. (2001) schließt auch Gesellschaften des Halbruderalen Halbtrockenrasen (Convolvulo-Agropyrion) mit ein.


Gesellschaftstypische Arten:

Schweiz

Auswertung Trockenwiesen und Trockenweide: Bisher (vor der Kartierung des VS) wurden Gesellschaften der halbruderalen Trockenrasen nur selten gefunden. Da die Hauptverbreitung in den noch nicht kartierten Regionen Engadin und VS liegt, werden sich die Zahlen noch ändern. Der artenreiche halbruderale Trockenrasen gilt als naturschützerisch überdurchschnittlich wertvoll.

Vorkommen halbruderale Trockenflächen

  • ausschließlich in südlicher Exposition
  • zu 80% unter 1'000 m ü. M.
  • nicht im Sömmerungsgebiet

Häufigkeit

  • 0,1% der erfassten Flächen
  • 1% der genannten Schutzobjekte
  • 16 Nennungen absolut

Die wichtigsten Vegetationstypen sind:

  • 25% echter halbruderaler Trockenrasen mit mindestens 6 Arten aus der Artengruppe.
  • 50% – Übergänge zum Steppenrasen (Stipio-Poion), Arten dieser Gruppe dominieren, v.a. Festuca valesiaca
  • 25% – Übergänge zum Halbtrockenrasen (Mesobromion), Arten dieser Gruppe dominieren, v.a. Bromus erectus.

Nutzung: Aus den bisherigen Zahlen kann bereits geschlossen werden, dass die Gesellschaft nur ausnahmsweise gemäht wird. Manchmal werden die Flächen extensiv mit Schafen beweidet, meist aber liegen sie brach.

  • Wiesen 5%
  • Weiden 40%
  • Brachen 55%

Literatur

  1. Halbruderale Trocken- und Halbtrockenrasen; Plant Ecology, ISSN 1385-0237 (Print) 1573-5052 (Online); Volume 18, Numbers 1-6 / January, 1969; Pages 203-221; Theo Müller und Sabine Görs, Landesstelle für Naturschutz und Landschaftspflege Baden-Württemberg
  • Eggenberg et al., 2001: Kartierung und Bewertung der Trockenwiesen und -weiden von nationaler Bedeutung. Technischer Bericht. Schriftenreihe Umwelt Nr. 325. BUWAL, Bern.
  • Delarze et al. 1999: Convolvulo- Agropyrion(4.6.1)
  • Ellenberg 1996: Artemisio absinthii- Elymion(3.552)
  • Oberdorfer 1978: Artemisio-Agropyrion intermedii
  • Mucina et al. 1993: Agropyro-Artemisietum und Convolvulo-Agropyrion
  • CORINE: ruderal communities (87)

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