- Artemisia absinthium
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Wermut Systematik Familie: Korbblütler (Asteraceae) Unterfamilie: Asteroideae Tribus: Anthemideae Gattung: Artemisia Untergattung: Absinthium Art: Wermut Wissenschaftlicher Name Artemisia absinthium L. (Gemeiner) Wermut od. Wermutkraut (Artemisia absinthium L.), auch Bitterer Beifuß oder Alsem, ist eine Pflanzenart in der Gattung Artemisia, in der Familie der Korbblütler (Asteraceae, früher Compositae). Wermutkraut findet man in den trockenen Gegenden von Europa, Nord- und Südamerika sowie Asien auf kargen und steinigen Böden.
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Der Wermut ist ein verzweigter Halbstrauch, der Wuchshöhen von 80 cm bis mehr als einem Meter erreichen kann. Die ganze Pflanze riecht aromatisch. Die zwei- bis dreifach fiederteiligen Laubblätter sind weißgrau und filzig behaart.
In rispigen Blütenständen befinden sich kleine, körbchenförmige Teilblütenstände mit vielen (20 bis 25) Blüten. Die gelben Blüten sind etwa 1,25 mm lang. Diese Art blüht von Juli bis September. Als Früchte werden längliche Achänen ohne Federkrone gebildet.
Verwendung
Wermut, vor allem der Wermutsaft, wird zur Herstellung von Absinth und Weinaperitifs (Vermouth) verwendet. In der Vergangenheit wurde Absinth insbesondere wegen des in Wermut enthaltenen Nervengifts Thujon eine schädigende Wirkung zugeschrieben. In neuerer Zeit werden die entsprechenden Studien aus der Zeit um 1900 aber zunehmend angezweifelt und die Wirkung zum Teil auf den sehr hohen Alkoholgehalt des Absinths, typischerweise 45 % bis 74 % oder andere Verunreinigungen zurückgeführt.
Medizinisch wird Wermut auf Grund seiner Bitterstoffe (Hauptbestandteil Absinthin) unter anderem zur Anregung der Magenfunktion gebraucht. In der Volksmedizin findet der Wermut als Purgation auch Verwendung als gynäkologisches Mittel (zur Abtreibung und zur Einleitung der Geburt). Wermut-Tee wird bei Appetitlosigkeit, Magenbeschwerden, Erbrechen und Durchfall verwendet, ist jedoch besonders für Frauen im gebärfähigen Alter nicht empfohlen, da es bei bestehender Schwangerschaft zur Abstoßung oder zur Schädigung des Fetus führen kann.
Der englische Name „wormwood“ (wörtl. „Wurmholz“) ist eine volksetymologische Umdeutung des altenglischen Namens „wermod“ und deutet darauf hin, dass man dem Wermut anti-parasitäre Eigenschaften zuschreibt. Vgl. H. Marzell, Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen, s.v. Artemisia Absinthium L.: „[…] die Pflanze [wurde] früher (wie noch jetzt die verwandte A. Cina) gegen Würmer (Eingeweidewürmer) verwendet […]. Andere [Namens-]Formen wiederum sind an ‚warm‘ angelehnt wegen der ‚wärmenden‘ Eigenschafts des Wermutabsudes.“ Diese Eigenschaft macht es nicht verwunderlich, dass Wermut auch schon zu biblischen Zeiten weit bekannt war. Wermut gehört zu den bittersten unter den bekannten Kräutern. In symbolischer oder poetischer Sprache steht der Name oft auch für Bitterkeit und Trauer (Wermutstropfen). Dass dessen Bitterkeit bekannt war, lässt schließen, dass Wermutzubereitungen trotzdem „genossen“ wurden und man sich irgendeine positive Wirkung davon versprach. Der Name Wermut – Erhalter der Sinne – deutet auf die Anwendung als Mittel zur Stärkung der Geisteskraft, obgleich der übermäßige Genuss zu Schwindelerscheinungen führt. Im Mittelalter bezeichnete Hildegard von Bingen Wermut daher als den Meister über alle Erschöpfungen.
Dem Wermut werden darüber hinaus visionsfördernde (halluzinogene) Eigenschaften zugesprochen. Diese Annahme geht vermutlich auf homöopathische Arzneimittelprüfungen zurück, die Halluzinationen, schreckliche Visionen, Kleptomanie, Gedächtnisverlust und andere Persönlichkeitsveränderungen ergeben haben. Als homöopathisches Mittel wird Absinthium denn auch in Potenzen von der Urtinktur bis zur D12 bzw. in der C1 bis zur C6 bei Erregungszuständen und Krampfleiden sowie bei Magenschleimhautentzündungen angewendet. Die Anwendung in Schwangerschaft, Stillzeit und bei kleinen Kindern ist wegen der zuvor beschriebenen Wirkungen nicht angebracht. (Aussagen zur Homöopathie nach William Boericke und Monografie der Kommission D)
Als Pflanzenbestandteile werden für homöopathische Zubereitungen die Blätter und Blüten, sowie die basalen Laubblätter verwendet.
Giftigkeit
Die tödliche Dosis (LD50) des zu ca. 50 % in Wermutöl enthaltenden Thujon wird bei Ratten mit 0,6 g/kg angegeben [1]. Andere Quellen geben den Ölgehalt mit bis zu 1,5 % und darin den Thujongehalt mit bis zu 12,5 % an, womit die auf Thujon zurückzuführende Giftigkeit von Wermut (LD50) für Ratten mit ca. 80 … 320 g/kg anzugeben wäre was keine Rückschlüsse auf die Giftigkeit für Menschen erlaubt.
Bitte beachte den Hinweis zu Gesundheitsthemen! Siehe auch: Liste der Küchenkräuter und Gewürze, Wermutjauche
Pflanzensoziologie
Wermutblätter scheiden über T-förmige Drüsenhaare Stoffe aus (u.a. Absinthin, Artabsin), die leicht flüchtig sind und auch mit der Regentraufe in den Boden gelangen und potenzielle Konkurrenzpflanzen am Wachsen hindern (vgl. Allelopathie, Interferenz (Pflanzensoziologie)).
Sprichwörtliche Verwendung
Der Ausdruck „Wermutstropfen“ spielt auf die Bitterkeit des Wermuts an und beschreibt Dinge oder Erfahrungen, die eine Spur von Bitterkeit (als Synonym für Schmerz oder Unangenehmes) in an sich Schönes bringen, so wie ein Tropfen Wermut auch einem süßen Getränk eine Spur Bitterkeit verleiht.
Namensherkunft
Der lateinische Name Artemisia absinthium deutet auf die Namensgeberschaft der antiken Göttin Artemis (griechischer Name der Diana) hin. Pseudo-Apuleius, Autor eines Kräuterbuchs aus dem 5. Jahrhundert – und nicht zu verwechseln mit dem Autor Apuleius des 2. Jahrhundert – schreibt (de virtutibus herbarum 10): ‘eines der Kräuter, das wir als Artemisia bezeichnen und von denen gesagt wird, dass Diana sie fand und dem Zentauren Chiron verabreichte, der sie wiederum Diana zu Ehren nach ihr benannte’.
Wermut ist dagegen ein westgermanisches Wort unbekannter Herkunft: *wermoda-; ahd. wer(i)muota, wer(i)muot, ae. wermod as. wermoda
lat.-grch.: absinthium, Lehnwort zu persisch sipand.
Literatur
- Werner Dressendörfer, Blüten, Kräuter und Essenzen, Ostfildern 2003, ISBN 3-7995-3509-8
- H. R. Bode, Über die Rolle der gasförmigen Ausscheidungen beim Zustandekommen der allelopathischen Wirkung des Wermuts (Artimisia absinthim L.) auf seine Nachbarpflanzen, Naturwissenschaften 51/5, Berlin und Heidelberg 1964
- Jörg Swadzba, Zur Geschichte des Wermuts. Pharmaziehistorische Untersuchung über Identifizierung, Zubereitung und Anwendung von Arthemisia absinthium L., math.-nat. Diss Marburg an der Lahn 1965.
Weblinks
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