Hanns Rückert

Hanns Rückert

Hanns Rückert (* 18. September 1901 in Fürstenwalde; † 3. November 1974 in Tübingen) war ein evangelischer Kirchenhistoriker.

Hanns Rückert studierte in Jena und Berlin Theologie und wurde nach der Lizentiaten-Promotion 1924 Mitarbeiter am kirchenhistorischen Seminar. Er war Inspektor der Stiftung Johanneum Berlin und übernahm die Lehrstuhlvertretung für seinen verstorbenen Lehrer Karl Holl. Später sah er sich als Sachwalter des Erbes von Karl Holl.

1925 wurde er Privatdozent für Kirchengeschichte in Berlin, 1928 Ordinarius und Nachfolger von Heinrich Böhmer in Leipzig. 1931 wurde er, von Hans Lietzmann gefördert, nach Tübingen berufen. Seine Emeritierung erfolgte 1966. Die zusammen mit Emanuel Hirsch bearbeitete Edition von Luthers Hebräerbriefvorlesung von 1517/1518 führte u. a. zu Spannungen mit Johannes Ficker.

Mit anderen Fakultätskollegen beantragte er am 1. Mai 1933 die Aufnahme in die NSDAP und schloss sich im gleichen Monat der Glaubensbewegung Deutscher Christen (DC) an, verließ sie jedoch sechs Monate später wieder. In diesem Zusammenhang protestierte er gegen den Gründer von DC Joachim Gustav Wilhelm Hossenfelder wegen des Sportpalastskandals sowie der Weimarer Führertagung der DC vom 23.-24. November 1935.

Wegen seines Eintretens für Theophil Wurm wurde er 1934 als Dekan amtsenthoben. Aus der Gesellschaft für Kirchengeschichte trat er nach Anwürfen von Erich Seeberg aus. Hans Lietzmann gewann ihn für die Mitarbeit an dem Lehrbuch: "Grundriß der evangelischen Religionskunde".

1933 war er Mitbegründer, verantwortlicher Schriftleiter und Mitherausgeber der "Monatsschrift für die Deutsche Evangelische Kirche" (DEK), "Deutsche Theologie", die er 1933 mitbegründet hatte und in Zusammenarbeit mit Friedrich Karl Schumann herausgab. Die Beiträge zur sächsischen Kirchengeschichte (BSKG) betreute er mit Pfarrer Fritz Blanckenmeister und ab 1936 leitete er quellenkritisch die von Peter Barth begonnene ausgewählte Werkausgabe.

Der "Kommission zur Herausgabe der Werke Martin Luthers" stand er bis 1969 vor. Sein Nachfolger wurde Gerhard Ebeling. In seiner Erstlingsschrift gelang es ihm, gestützt auf breites Quellenmaterial, die Figur und Rolle Girolamo Seripandos zu konstruieren. Er war ein Vertreter der sogenannten Luther-Renaissance und grenzte sich von gewissen Ansichten Ernst Troeltschs ab.

Schriften

  • Die Rechtfertigungslehre auf dem Tridentinischen Konzil, (AKG 3) Bonn 1925
  • Das ev. Geschichtsbewußtsein u. das MA, in: Ma. Erbe - ev. Verantwortung, Tübingen 1962
  • Die Verfassung der ev. Landeskirchen Dtld., (Religionskundliche Quellenhh. 32), Leipzig 1925
  • Die theol. Entwicklung Gasparo Contarinis (AKG 6), Bonn 1926

Literatur

  • Rudolf Bultmann, Die liberale Theol. u. die jüngste theol. Bewegung (1924), in: Ders., Glauben und Verstehen I, Tübingen
  • Peter Barth, Zu meiner Calvin-Ausg.: ZKG NF 8 [45] (1926), 412-416. 417-418: H. R., Erwiderung]
  • Heinz Liebing, Klaus Scholder u.a. (Hrsg.), Geist u. Gesch. der Ref. Festg. H. R. z. 65. Geb., dargebr. v. Freunden, Kollegen u. Schülern, (AKG 38), Berlin 1966

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