Hans-Adolf Jacobsen

Hans-Adolf Jacobsen

Hans-Adolf Jacobsen (* 16. November 1925 in Berlin) ist ein deutscher Politikwissenschaftler und Historiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Jacobsen wurde im Jahr 1925 als Sohn eines Musikpädagogen in Berlin geboren. 1940 besucht er die deutsche Schule in Brüssel, bis er überrascht vom Westfeldzug nach Deutschland zurückkehrte und 1943 Soldat wurde.

Mit 19 Jahren gerät Leutnant Jacobsen in sowjetische Gefangenschaft. Während dieser fünfjährigen Haft erlernt Jacobsen die russische Sprache und entwickelt Sympathie für die Eigenarten der russischen Bevölkerung. Hier entsteht erstmals das Interesse für die Innen- und Außenpolitik der Sowjetunion. Nach seiner Rückkehr aus der Sowjetunion absolviert er sein Abitur, um danach an der Heidelberger und Göttinger Universität Geschichtswissenschaft, Slawistik und Völkerwirtschaft zu studieren. Schon im Jahr 1954 erscheinen militärgeschichtliche Aufsätze, welche zeigen, dass in Jacobsen ein Militärhistoriker heranwächst. Einer seiner ersten Höhepunkte, der starke internationale Resonanz fand, war die „Edition des Kriegstagebuches von Generaloberst Halder“, welche in viele Sprachen übersetzt wurde.

Von 1956 bis 1961 ist er Dozent an der Schule der Bundeswehr für Innere Führung in Koblenz. In den Jahren 1969 bis 1989 wird er Sprecher des Beirats für Innere Führung beim Bundesminister der Verteidigung. Von nun an wendet sich Jacobsen immer mehr den diplomatischen und politischen Zusammenhängen zu und entfernt sich zunehmend von den militärstrategischen und operativen Fragen. Von 1961 bis 1964 war er Direktor des Forschungsinstituts der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik Bonn und Dozent an der Universität Bonn 1966. Seine Antrittsvorlesung zum Ende seiner Habilitation hielt er am 26. November 1966. Ab 1. April 1969 war er ordentlicher Professor für Politikwissenschaft, Zeitgeschichte und Internationale Beziehungen.

Im gleichen Jahr wird er Mitglied des Beirates für Innere Führung beim Bundesverteidigungsministerium. Vom 10. bis 22. September 1977 leitete er ein Colloquium eines Seminars in der UdSSR, dabei halten sich Studenten in Moskau und Leningrad auf. 1981 wird Jacobsen Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Friedens- und Konfliktforschung. Am 9. Mai 1983 leitet er ein Podiumsgespräch, an dem Professor Andreas Hillgruber (Köln), Professor Weinberg (USA) und Professor Daschtischew (UdSSR) teilnahmen. Das Thema war: Internationale Bilanz des Zweiten Weltkrieges. Eine Diskussion internationaler Forscher über Aspekte der Kriegsforschung und der Bedeutung des Kriegsendes vor 40 Jahren leitere er am 8. Mai 1985. Im Februar 1986 wird er mit Professor Knütter und Professor Schwarz Mitglied des wissenschaftlichen Beitrats der Bundeszentrale der Politische Bildung. Vom 2. bis 15. September 1987 betreut er ein Seminar mit 20 Studenten der jüdischen Organisation Hillel (Stanford, USA).

Selbstbeschreibung von Hans Adolf Jacobsen

Hans Adolf Jacobsen war bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1990/1991 Ordinarius für Politische Wissenschaft an der Universität Bonn, gilt als einer der besten Kenner der Geschichte der Weimarer Republik bzw. des Nationalsozialismus in Deutschland und war in den 70er Jahren ein Pionier des fachwissenschaftlichen Dialogs zwischen deutschen und polnischen Historikern, der allerdings in beiden Ländern nicht unumstritten blieb. Nach der Wende von 1989 verstärkte Prof. Jacobsen seine Verständigungsbemühungen mit den polnischen Nachbarn und war bis Ende 2002 Präsident der „Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit“ in Warschau. Er ist Mitglied im deutschen Polen- Institut.

Zitat von Hans Adolf Jacobsen zur Meinungsfreiheit in Deutschland: „Nach wie vor gibt es in Deutschland für fast jede Richtung ein Organ, in dem u.a. die unsinnigsten Behauptungen aufgestellt werden können.“

Wissenschaftliche Arbeit

Hans Adolf Jacobsen forschte im Bereich der Geschichtswissenschaften und spezialisierte sich hierbei auf den Zweiten Weltkrieg und die Nazizeit in Deutschland. Viele seiner Werke beschäftigen sich mit außenpolitischen Themen des Zweiten Weltkriegs, zum Beispiel: „Zur Konzeption englischer Geschichte des zweiten Weltkrieges“. Ebenso dokumentierte er einige Kriegstagebücher und Berichte über Einzelpersonen oder auch spezielle Fälle im Zweiten Weltkrieg. Später spezialisierte er sich auf eine Teildisziplin der Politikwissenschaft, die Internationalen Beziehungen.

„1939-1945 Der zweite Weltkrieg in Chronik und Dokumenten“ ist eines von vielen Büchern von Hans-Adolf Jacobsen. Es ist im Jahr 1959 in der Wehr- und Verlagsgesellschaft Darmstadt erschienen. Jacobsen möchte mit diesem Buch einen guten sowie einen schnellen Überblick über die militärischen und politischen Ereignisse in der Zeit zwischen 1939 bis 1945 darstellen, so ist dieses Buch als ein Handbuch jener Zeit zu verstehen.

Es ist in insgesamt sieben Kapitel gegliedert:

Der erste Teil besteht aus den „Chroniken“, in welchen der Autor einen Überblick der Jahre sowie deren Ereignisse liefert. In den „Dokumenten“, welche den zweiten Abschnitt darstellen, veröffentlicht Jacobsen zeitgenössische Reden, Berichte usw., welche die politische und militärische Lage in dieser Zeit widerspiegeln. Das dritte Kapitel handelt von dem Zweiten Weltkrieg und wie dieser ausging. Hierbei bezieht sich Jacobsen stets auf die im zweiten Abschnitt genannten Dokumente, sodass ein Nachvollziehen des Textes vom Leser gesichert ist. Im vierten Teil stehen dem Leser diverse Karten und Skizzen zur Verfügung. Die letzten drei Punkte dienen erstens als Quellen-, Literatur- und Dokumentationsverzeichnis, zweitens als Abkürzungsverzeichnis und das Ende des Buches bilden Personen- und Sachregister.

Veröffentlichungen

  • Opposition gegen Hitler und der Staatsstreich vom 20. Juli 1944, Stuttgart, Mundus-Verlag, 1989, Zwei Bände
  • Dokument zur Vorgeschichte des Westfeldzugs, 1956
  • Fall Gelb, 1957
  • Dünkirchen, 1958
  • 1939-1945 Deutschland 2. Weltkrieg in Chronik und Dokumenten 1959, 6. Auflage 1962
  • Dokumente zum Westfeldzug, 1960
  • General Oberst Halder Kriegstagebuch, 1962-1964
  • Zur Konzeption englischer Geschichte des 2. Weltkrieges, 1964
  • Deutschland 2. Weltkrieg, 1964
  • Kriegstagebuch des OKW, 1964
  • NS Außenpolitik 33-38, 1968
  • Hans Steinacher, 1970
  • Von der Strategie der Gewalt zur Politik der Friedenssicherung, 1977
  • Weg zur Teilung der Welt, 1978
  • Karl Haushofer - Leben und Werk, 1979
  • Spiegelbild einer Verschwörung, 1984
  • Das Dritte Reich, 1984
  • Vom Imperativ des Friedens, 1995
  • Mitautor des Jahrebuches HAIT vom Veldensteiner Kreis
  • sowie zahlreiche Beiträge und Aufsätze

Literatur über Hans-Adolf Jacobsen

  • Bracher, Funke, Schwarz (Hrsg.): Deutschland zwischen Krieg und Frieden, Festschrift 1991

Weblinks


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