- Hans-Joachim Fränkel
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Hans-Joachim Fränkel (* 31. August 1909 in Liegnitz; † 21. Dezember 1997 in Marburg) war ein deutscher, evangelischer Bischof der schlesischen Kirche und Menschenrechtler.
Leben
Fränkel, Sohn eines Studienrates, legte 1928 in Liegnitz das Abitur ab und studierte anschließend evangelische Theologie in Bethel, Breslau und Tübingen. Schon als Student trat er in die Bekennende Kirche (BK) ein und ließ sich 1936 für deren Kirchendienst ordinieren. Er übernahm noch im gleichen Jahr das Pfarramt in Kreuzburg und wechselte 1938 nach Seidenberg.
Als Mitglied der radikalen Naumburger BK lehnte er die Zusammenarbeit mit den Deutschen Christen (DC) ab. Ebenso wenig kam es für ihn in Frage, mit dem von den Nationalsozialisten eingesetzten Provinzialkirchenausschuss zu kooperieren. Er wurde zum Militärdienst eingezogen und mit schweren Verwundungen 1943 entlassen.
Er kehrte nach Breslau zurück, wo er gemeinsam mit Ernst Hornig das neue Konsistorium der Evangelischen Kirche von Schlesien aufbaute, das nach Görlitz verlegt wurde, nachdem die Kirchenleitung 1946 aus Breslau vertrieben worden war. 1952 wurde er Oberkonsistorialrat und war von 1964 bis 1979 in der Nachfolge Hornigs Bischof dieser evangelischen Kirche, die ab 1968 Evangelische Kirche des Görlitzer Kirchengebietes hieß.
Zugleich war Fränkel Mitglied des Rates der EKU und der Konferenz der Kirchenleitungen in der DDR. 1977 wurde er als Delegierter zur Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen nach Daressalam entsandt.
Als mit Unterzeichnung der Schlussakte von Helsinki 1975 immer mehr Menschen die DDR mit Hilfe eines Ausreiseantrags verlassen wollen, vertrat Bischof Hans-Joachim Fränkel die Meinung, es sei Pflicht der Kirchen für die Menschenrechte - also auch für das Recht auf freie Wahl des Wohnortes – einzutreten. Damit isolierte er sich von nicht wenigen seiner Amtsbrüder.
Ab 1992 änderte die Landeskirche im Görlitzer Gebiet ihren Namen in Evangelische Kirche der schlesischen Oberlausitz und ist seit 2004 Teil der Evangelischen Kirchen Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.
Seinen Ruhestand verbrachte Fränkel in Marburg. 1965 erhielt er von der Theologischen Fakultät Bonn die Ehrendoktorwürde und 1993 die Ehrenbürgerwürde von Görlitz.
In den Nachrufen wurde hervorgehoben, dass Fränkel sich stets dem ideologischen Wahrheits- und Totalanspruch des NS-Staates und des DDR-Regimes widersetzte und dafür spürbaren Repressionen ausgesetzt war. Seine Vorträge zu Menschenrechtsfragen galten als bedeutende Beiträge der DDR zum Helsinki-Prozess.
Als IM „Bruder“ arbeitete er für das Ministerium für Staatssicherheit. [1]
Einzelnachweise
Ratsvorsitzende der EK(ap)U (1951–1972):
Heinrich Held (1951–57) | Kurt Scharf (1957–60) | Joachim Beckmann (1960–63) | Ernst Wilm (1963–69) | Hans-Joachim Fränkel (1970–72)Ratsvorsitzende der EKU (Bereich West):
Karl Immer (1972–75) | Hans Thimme (1975–81) | Gerhard Brandt (1981–87) | Hans-Martin Linnemann (1987–91)Ratsvorsitzende der EKU (Bereich Ost):
Horst Gienke (1972–76) | Werner Krusche (1976–79) | Eberhard Natho (1979–83) | Gottfried Forck (1984–85) | Joachim Rogge (1989–91)Ratsvorsitzende der EKU (1992–2003):
Joachim Rogge (1992–93) | Peter Beier (1994–96) | Eduard Berger (1996–98) | Helge Klassohn (1998–2000) | Manfred Sorg (2000–03)
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