Hans Fridrich

Hans Fridrich

Hans Fridrich (* 24. Oktober 1884 in Waldenburg, Schlesien; † 8. Januar 1947 in Bautzen im Speziallager Nr. 4 Bautzen) war von Oktober 1934 bis Dezember 1943 Oberbürgermeister der Stadt Breslau. Vom 16. Dezember 1943 bis 17. Oktober 1944 war er Vizechef der Militärverwaltung für Belgien und Nordfrankreich.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Fridrich war das zweite von fünf Kindern des Kunstmalers Eugen Fridrich. Er besuchte das humanistische Gymnasium in Waldenburg, anschließend studierte er Rechtswissenschaften an den Universitäten Freiburg im Breisgau, Berlin, und Breslau. Von 1915 bis 1918 war Fridrich Soldat im Ersten Weltkrieg und wurde an beiden Händen schwer verwundet.

Nach dem Krieg begann er eine Laufbahn im Staatsdienst, die ihn über die Kreisverwaltungen von Waldenburg und Neumarkt in die Provinzialverwaltung Niederschlesiens führte, in der er bis zum Landeshauptmann (1934) aufstieg. Schon vor der Machtergreifung trat Fridrich 1932 in die NSDAP ein.

Am 1. Oktober 1934 wurde Fridrich Oberbürgermeister von Breslau. Er engagierte sich unter anderem für die Restaurierung alter Baudenkmäler, darunter sämtlicher Innenräume des Rathauses und des „Schweidnitzer Kellers“ (mittelalterlicher Bierkeller), die er nach alten Vorlagen von ihren Verfälschungen während der Gründerjahre befreien ließ. 1935 entließ er Franz von Hoeßlin als Generalmusikdirektor des Stadttheaters, weil Hoeßlin „mit einer Volljüdin“ verheiratet war (gemäß Originalbrief vom 24. Dezember 1935 in Winterthurer Bibliotheken, Sondersammlungen).

In seine Amtszeit fiel der Bau des tausendsten deutschen Autobahnkilometers bei Breslau im Jahr 1936. Ein Jahr später fand in Breslau das deutsche Sängerbundfest statt. Fridrich verlieh Reichspropagandaminister Joseph Goebbels dabei die Ehrenbürgerwürde. Im Sommer 1938 war die Stadt Gastgeberin des 12. Deutschen Turn- und Sportfestes. In der Breslauer Bevölkerung war Fridrich sehr beliebt. Von den Judenpogromen des 9. November 1938 soll er sich ausdrücklich distanziert haben.

Als Oberbürgermeister lag Fridrich im Konflikt mit dem 1941 eingesetzten Gauleiter von Niederschlesien Karl Hanke. Er trat deshalb im Dezember 1943 in die Wehrmacht ein und wurde Militärverwaltungsvizechef für Belgien und Nordfrankreich in Brüssel. Sein Vorgesetzter war dort General Alexander von Falkenhausen, der im Widerstand gegen Hitler aktiv war.

Nach der Befreiung Brüssels durch die Alliierten kehrte Fridrich im Herbst 1944 mit dem Anspruch nach Breslau zurück, sein Oberbürgermeisteramt wieder auszuüben – wohl wissend, dass Gauleiter Hanke ihn nicht lassen würde. Er blieb politisch kaltgestellt. Zu Kriegsende schlug sich Fridrich zu Fuß nach Merseburg durch, wo er am 25. Mai 1945 eintraf und bei seiner Schwester Käthe Rudolph geb. Fridrich unterkam. Er arbeitete einige Monate in der Landwirtschaft. Ende 1945 wurde Fridrich von der sowjetischen Armee verhaftet und im Lager Bautzen eingesperrt, wo er ohne Anklage oder Prozess 1947 starb.

Hans Fridrich war verheiratet mit Emy Fridrich, geb. Cornelius (1889–1979). Er hat eine Adoptivtochter.

Parteizugehörigkeit

Nach dem Ersten Weltkrieg schloss sich Hans Fridrich dem Alldeutschen Verband an. Von 1929 bis März 1932 war er Mitglied der DVP. Er trat dann der Arbeitsgemeinschaft nationalsozialistischer höherer Beamter bei und wurde am 1. Dezember 1932 Mitglied der NSDAP (Mitglieds-Nr. 1 413 841). Am 1. April 1934 SS-Anwärter und am 19. Januar 1935 SS-Mitglied (Ausweis Nr. 272 275). In der SS wurde er bis zum Standartenführer befördert.

Auszeichnungen

Literatur

  • Norman Davies, Roger Moorhouse: Breslau – Die Blume Europas. Die Geschichte einer mitteleuropäischen Stadt. München 2002.

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