Hansaplatz (Berlin)

Hansaplatz (Berlin)

Der Hansaplatz ist ein Platz im Berliner Ortsteil Hansaviertel des Bezirks Mitte. Seinen Namen erhielt der Platz 1878; die Benennung sollte daran erinnern, dass das Hansa-Viertel seit 1874 von einer Hamburger Immobiliengesellschaft erschlossen wurde, dass es durch den nahegelegenen Hamburger Bahnhof sowie durch Spree und Elbe mit Hamburg verbunden war bzw. ist und schließlich daran, dass Berlin und Hamburg im 14. und 15. Jahrhundert durch den Hansa-Bund in Beziehung zueinander standen.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte und Lage

Der Platz bildete den Mittelpunkt des alten Hansa-Viertels; hier kreuzten sich sternförmig die Altonaer Straße, die Klopstockstraße und die Lessingstraße. Bauform war die Blockrandbebauung, dem Stil nach gehörten die Häuser zum Historismus. Die Straßennamen, auch die Dichternamen, sollten an Hamburg erinnern, also etwa daran, dass Klopstock in Hamburg-Ottensen begraben liegt.[2]

In den 1950er-Jahren wurde der Hansaplatz zum Mittelpunkt des Südlichen Hansaviertels, einer Mustersiedlung der Klassischen Moderne, die 1955 bis 1960 im Rahmen der Internationalen Bauausstellung von 1957, der „Interbau“, errichtet wurde. Beim Bau der neuen Siedlung wurde der Verlauf der Lessingstraße geändert, sodass sich am neuen Hansaplatz nur noch zwei Straßen kreuzen; dies waren zunächst nur die Altonaer Straße und die Klopstockstraße, der nördliche Teil der Klopstockstraße wurde 1960 in Bartningallee umbenannt. Die Freiflächen des Platzes wurden im Wesentlichen von Herta Hammerbacher aus Berlin und Edvard Jacobson aus dem schwedischen Karlstad gestaltet.

Aufgrund der lockeren Bebauung des Wohnviertels hat der Platz keine scharfen Grenzen. In Sichtweite liegen die Siegessäule (im Südosten), die Kaiser-Friedrich-Gedächtnis-Kirche (im Süden) und eine Unterführung der Stadtbahntrasse (im Nordwesten). Die auf dem Platz stehenden Gebäude verlaufen nicht parallel zur Straße, sondern schräg – sämtliche Häuser zeigen mit einer Ecke zur Straße. Alle Gebäude des Platzes dienen dem gemeinschaftlichen Gebrauch (U-Bahnhof, Einkaufszentrum, Kino bzw. Theater, Kirche, Bibliothek). Die Grenzen zwischen privaten und öffentlichen Freiflächen sind, wie im gesamten südlichen Hansaviertel, auch hier meist unsichtbar; eine Ausnahme bilden der Kirchgarten und der Restaurantgarten am Grips-Theater. Das nördliche und das südliche Platz-Segment sind architektonisch miteinander verklammert: durch zwei U-Bahneingänge, durch die Eingeschossigkeit der Gebäude und durch das Gestaltungselement des Innenhofs. Im Kontrast dazu stehen der hohe Glockenturn auf dem westlichen Segment und die unbebaute Fläche des östlichen Abschnitts. Bei den von Hammerbach gestalteten Wegen griffen steinerne Beläge und angrenzende Rasen- und Beetflächen ineinander, womit im Detail die übergreifende Idee des Hansaviertels, der Wechsel von Bebauung und Grünflächen, aufgegriffen wurde; dieses Merkmal ist verloren gegangen, erhalten ist die Materialvielfalt der Wegebeläge.

Im nördlichen Segment des Hansaplatzes zwischen Altonaer Straße und Bartningallee liegen

  • einer der beiden Eingänge des U-Bahnhofs Hansaplatz,
  • eine offene Einkaufspassage mit Atriumhöfen und 13 Läden,
  • ein Theatergebäude, das seit 1974 das Kinder- und Jugendtheater Grips-Theater|Grips beherbergt (in früheren Jahren das Kino Bellevue) sowie
  • eine Gaststätte.

Der gesamte Komplex dieses Segments wurde von Ernst Zinsser und Hansrudolf Plarre entworfen und von 1957 bis 1960 erbaut; 1975 kamen Erweiterungsbauten von Plarre und Manfred Frankenberger hinzu.[3] Die Gartenanlagen dieses Teils wurden von Pietro Porcinai und Gustav Lüttge gestaltet. Die Fassade des Theatergebäudes zeigt seit den 1970er-Jahren ein Mosaik aus bemalten Keramikfliesen nach einer Zeichnung von Rainer Hachfeld. Sämtliche Gebäude dieses Abschnitts sind durch Überdachungen miteinander verbunden; der Wechsel zwischen offenen und überdachten Flächen führt dazu, dass die Grenze zwischen innen und außen aufgelöst wird.

Im westlichen Teil des Platzes, zwischen Altonaer Straße und Klopstockstraße, befinden sich

  • die römisch-katholische Sankt-Ansgar-Kirche mit Gemeindehaus und Pfarrhaus; sie wurde von Willy Kreuer entworfen und 1957 konsekriert,
  • eine Kindertagesstätte.

Im südlichen Segment, zwischen Altonaer Straße und Klopstockstraße, findet man

  • ein Bibliotheksgebäude, das von Werner Düttmann und Siegfried Böhmer entworfen und 1957 fertiggestellt wurde, es lagert sich um einen offenen Innenhof mit der Bronzefigur „Vegetative Plastik I“ von Bernhard Heiliger (1955); ursprünglich war in diesem Gebäude die „Städtische Volksbücherei am Hansaplatz“ untergebracht, die 1958 den Ausleihbetrieb aufnahm,[4] aus dieser Zeit stammt die Aufschrift „Hansabücherei“; heute beherbergt das Gebäude eine Stadtteilbibliothek des Bezirks Mitte mit ca. 35.000 Medien, der Name ist jetzt „Hansabibliothek“,
  • den südlichen Eingang des U-Bahnhofs Hansaplatz, mit einem Glasmosaik von Fritz Winter aus dem Jahr 1958 auf der Außenwand,
  • die Skulptur „Morgendämmerung Nr. 1“ von Berto Lardera, die ebenfalls 1958 aufgestellt wurde.

Im östlichen Abschnitt, zwischen Altonaer Straße und Bartningallee, liegt eine Grünfläche

  • mit einer fünf Meter hohen ungegenständlichen und unbenannten Plastik von Hans Uhlmann, aus zum Teil verchromtem und vernickteltem Stahl die um 1957 aufgestellt wurde,
  • sowie mit der Bronzeplastik „Liegende“ von Alfredo Ceschiatti aus dem jahr 1958.

Der Platz ist durch den darauf gelegenen U-Bahnhof Hansaplatz direkt an das U-Bahn-Netz angeschlossen. Hier hält die in Nord-Süd-Richtung führende Linie U9; die nächste Station in südlicher Richtung ist der Bahnhof Zoologischer Garten, in nördlicher Richtung der U-Bahnhof Turmstraße. Die unterirdischen Bauten des Bahnhofs wurden 1955–1957 errichtet, nach Plänen von Bruno Grimmek und Werner Klenke.[5][6][7] Der nächstgelegene S-Bahnhof ist der Bahnhof Bellevue, er liegt etwa einen Kilometer von der Kreuzung entfernt. In derselben Distanz befindet sich der Große Stern, der zentrale Platz im Großen Tiergarten. Die Verbindung zwischen dem Hansaplatz und dem Großen Stern wird durch die Altonaer Straße hergestellt; sie mündet am Großen Stern in die Straße des 17. Juni und verbindet so für den Autoverkehr den Hansaplatz mit der Ost-West-Achse der Stadt.

Seit 1995 steht der Platz (wie das gesamte Viertel) mit allen oberirdischen und unterirdischen Bauten sowie mit den Gartenanlagen unter Denkmalschutz; seit 2006 wird er durch das Bezirksamt Mitte von Berlin wiederhergestellt. In einem schlechten Zustand befindet sich das Einkaufszentrum; die Senatsbaudirektion strebt seit 2007 eine Sanierung an.[8]

Literatur

  • Margret Benninghoff, Sibylle Schulz: Der Hansaplatz und die öffentlichen Grünflächen. In: Landesdenkmalamt (Hrsg.): Das Hansaviertel in Berlin. Bedeutung, Rezeption, Sanierung. Imhof, Petersberg 2007, S. 69–77
  • Gabriele Schulz, Klaus Lingenauber: Die Freiräume und Gartenanlagen des Hansaviertels. In: Landesdenkmalamt (Hrsg.): Das Hansaviertel in Berlin. Bedeutung, Rezeption, Sanierung. Imhof, Petersberg 2007, S. 29–35

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bertram Janiszewski: Das alte Hansa-Viertel in Berlin. Berlin 2000, S. 32
  2. Bertram Janiszewski: Das alte Hansa-Viertel in Berlin. Berlin 2000, S. 33
  3. Berliner Denkmalliste vom 11. August 2009 (PDF) bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung (Abruf 27. Februar 2010)
  4. Jörg Kuhn: Plastische Kunst im öffentlichen Raum. In: Landesdenkmalamt (Hrsg.): Das Hansaviertel in Berlin. Bedeutung, Rezeption, Sanierung. Imhof, Petersberg 2007, S. 60–64, hier: S. 62
  5. Denkmalliste 25. März 2008 (PDF) bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. (Abruf 23. August 2008)
  6. Hansaplatz (U-Bahnhof). In: Bezirkslexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins
  7. Die alte Linie G auf berliner-untergrundbahn.de (Archivversion)
  8. Klassische Moderne in der Krise. In: Berliner Zeitung, 17. Dezember 2007
52.51792813.342106

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