Harro von Senger

Harro von Senger

Harro von Senger (* 6. März 1944 in Genf) ist ein Schweizer Jurist und Sinologe.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

An der Universität Zürich erfolgte zunächst 1969 seine rechtswissenschaftliche Promotion zum Thema 'Kaufverträge im traditionellen China' und anschließend 1980 die Habilitation zum Thema 'Partei, Ideologie und Gesetz in der Volksrepublik China'. Nach langen Aufenthalten in Taiwan, der VR China und Japan wurde von Senger 1981 mit einer Arbeit zum Thema 'Chinesische Bodeninstitutionen im Taiho-Verwaltungskodex' an der Universität Freiburg zum Dr.phil. promoviert.

Ab 1981 war er Privatdozent für Sinologie an der Universität Zürich und von 1981 bis 1989 wissenschaftlicher Mitarbeiter des Schweizerischen Instituts für Rechtsvergleichung in Lausanne. Von 1989 bis zu seiner Emeritierung 2009 hatte von Senger eine Professur für Sinologie an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg im Breisgau inne.

Er ist Autor mehrerer Fachpublikationen und von Büchern über die chinesischen 36 Strategeme.

Von Bedeutung, wenn auch in der breiteren Öffentlichkeit bislang wenig wahrgenommen, sind seine Arbeiten über das chinesische Recht, in denen er über das Aufzeigen der engen Verflechtung des chinesischen Rechtssystems mit der Partei-Ideologie der KP China die eminente Bedeutung des Sinomarxismus noch in der gegenwärtigen Zeit verdeutlicht.[1]

Harro von Senger hat u. a. etliche Veröffentlichungen über Menschenrechte in der Volksrepublik China geschrieben, in denen er vor allem die Position der chinesischen Regierung darstellt.[2] Thema waren unter anderem der Bedeutungswandel des Wortes „Mensch“ als Bestandteil des Wortes „Menschenrechte“ in den 200 Jahren seit der Französischen Revolution[3] sowie die sinomarxistische sowie auf die seiner Meinung nach seit den 1980er Jahren weitgehend auf UNO-Dokumente abstellende Menschenrechtsposition der chinesischen Regierung. Er weist darauf hin, dass die Volksrepublik China auf globaler Ebene im Rahmen der Vereinten Nationen, namentlich im UNO-Menschenrechtsrat in Genf, eine starke Position einnehme, eine Tatsache, mit der man sich im Westen kaum auseinandersetze.[4] In einer Veröffentlichung stellte er 1998 die vom damaligen deutschen Bundespräsidenten Roman Herzog vertretene These der Universalität der Menschenrechte mit einem nicht verhandelbaren Kernbereich der UNO-Position der universalen gleichrangigen Gültigkeit aller – politischen, wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen, individuellen und kollektiven - Menschenrechte gegenüber.[5]

In seinem neuesten Werk "Moulüe - Supraplanung: Unerkannte Denkhorizonte aus dem Reich der Mitte" (München 2008) stellt er die chinesische Strategemkunde in einen grösseren Gesamtzusammenhang, führt in die über der westlichen Strategie-Ebene stehende Supraplanung mit zwei 100-Jahreszielen der Kommunistischen Partei Chinas ein und beleuchtet die im Westen unterschätzte, zu Beginn des 21. Jahrhunderts in der Volksrepublik China nicht weniger als zu Mao Zedongs Zeiten massgebliche Rolle des Sinomarxismus.

Wichtigste Werke

  • (Hg.) Die List, Frankfurt am Main 4. Aufl. 2003.
  • Strategeme: Lebens- und Überlebenslisten der Chinesen - die berühmten 36 Strategeme aus drei Jahrtausenden, Bern ; München ; Wien 14. bzw. 3. Aufl 2008 bzw. 2004.
  • 36 Strategeme für Manager, München, 3. Auflage 2009
  • Die Kunst der List, München, 6. Aufl. 2007
  • Einführung in das chinesische Recht, München 1994. (Schriftenreihe der Juristischen Schulung ; H. 124 : Ausländisches Recht). ISBN 3-406-38216-9.
  • Partei, Ideologie und Gesetz in der Volksrepublik China, Bern ; Frankfurt am Main 1982. (Schweizer Asiatische Studien; Bd. 5), ISBN 3-261-05008-X
  • Supraplanung: Unerkannte Denkhorizonte aus dem Reich der Mitte, München 2008

Online-Ressourcen

Einzelnachweise

  1. Siehe bes. sein Werk "Moulüe - Supraplanung", München 2008, S. 57-156
  2. Harro von Senger: Versuch einer Darstellung der offiziellen Position der VR China zur Menschenrechtsfrage in Gunter Schubert (Hg.): Menschenrechte in Ostasien: zum Streit um die Universalität einer Idee II, Tübingen: Mohr, 1999, S. 123-165. Letzter Zugriff am 13. Mai 2011.
  3. From the Limited to the Universal Concept of Human Rights: Two Periods of Human Rights, in: Wolfgang Schmale (Hg.): Human Rights and Cultural Diversity, Goldbach 1993, S. 47-100.
  4. Ignoranz gegenüber Chinas Menschenrechtspolitik swissinfo.ch, 24. Juli 2008. Letzter Zugriff am 2. März 2009; Positionen der BR Deutschland und der VR China in der UNO-Menschenrechtskommission 2003. In Verbindung mit einigen Fragen zur Schweizer Menschenrechtspolitik, in: Zeitschrift für Schweizerisches Recht/Revue de droit suisse, Bâle, Neue Folge, Band 123, No. 2, 2004, p. 277-289.
  5. Harro von Senger: Der Menschenrechtsgedanke im Lichte chinesischer Werte, in: Walter Schweidler (Hg.): Menschenrechte und Gemeinsinn - westlicher und östlicher Weg? / Human Rights and Public Spirit - Western and Eastern Way?, Academia Verlag, St. Augustin 1998, Sankt Augustin: Akademia Verl., 1998, S. 267-293. Letzter Zugriff am 2. März 2009.

Weblinks


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