Hawker Sea Hurricane

Hawker Sea Hurricane
Hawker Hurricane
Hawker Hurricane Mk I 2006
Typ: Jagdflugzeug
Entwurfsland: Großbritannien
Hersteller: Hawker Aircraft Ltd.
Erstflug: 6. November 1935
Indienststellung: 1937
Produktionszeit: 1937 bis 1944
Stückzahl: 14.533

Die Hawker Hurricane war ein britisches Jagdflugzeug aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Die bei Hawker Aircraft Ltd. konstruierte Maschine wurde von 1936 bis 1944 über 14.000 mal gebaut.

Während der Luftschlacht um England im Spätsommer und Herbst 1940 kämpften die Jagdflieger der Royal Air Force (RAF) über Südengland verbissen gegen den Ansturm der deutschen Luftwaffe. Zu zwei Drittel flogen die jungen Piloten die Hawker Hurricane, die vielleicht zu Unrecht im Schatten der Supermarine Spitfire stand. So gingen auch die meisten Abschüsse auf das Konto der robusten und zuverlässigen Hurricane.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung

Unter der Leitung von Chefkonstrukteur Sidney Camm hatte man bei Hawker seit 1933 an einem neuen Eindeckerjagdflugzeug gearbeitet, dessen Prototyp am 6. November 1936 zum Erstflug startete.

Bei der RAF fand der schnelle Jäger großen Anklang, und bereits im Juli 1936 wurden 600 des Hurricane benannten Typs in Auftrag gegeben, um die veralteten Doppeldeckerjäger der RAF schnellstens zu ersetzen. Die erste Serienmaschine Hurricane I flog schließlich am 12. Oktober 1937.

Konstruktion

Von der Konstruktion her war der neue Hawker-Jäger altbewährt: Rumpf und Flächen bestanden aus einem Stahlrohrgerüst als tragende Komponente sowie aus Sperrholz gesägten und laminierten Rippen und Spanten, die größtenteils stoffbespannt oder mit Balsaholz beplankt waren (Formgebende Komponente). Diese Bauweise entsprach zwar schon damals nicht mehr dem neuesten Stand der Technik - der in metallbeplanktem Mischmetalltragwerk Stahl/Alu mit zunehmender Verwendung von geodätischen Elementen bestand - ermöglichte aber die schnelle Serienproduktion der Hurricane. Vor allem kleine holz- und metallverarbeitende Betriebe fertigten die Einzelteile dezentral im Manufakturstil. Auch in diesem Stil war die Kabinenhaube entstanden: ein aus Winkeleisen geschweißtes Rahmengestell mit planen Glasscheiben, später zur Gewichtsreduktion aus Plexiglas, herstellbar durch Kleinbetriebe. Diese Produktionsbedingungen waren zur Zeit der schweren Bombenangriffe auf die Insel 1940/41 ein rüstungsstrategischer Vorteil. Waffen und Motor hingegen wurden in Industriezentren gefertigt. In den Hawker-Werken erfolgte die Endmontage.

Hurricane Mk I im August 2006 in Gloucestershire

Bewaffnung und Motorisierung

Der Hawker Hurricane war zunächst mit acht Browning-Maschinengewehre des Kalibers .303 British (7,7 mm) bewaffnet. Angetrieben wurde der stabile, mit Einziehfahrwerk versehene Tiefdecker von einem 1030 PS leistenden Rolls-Royce Merlin II Motor, der auf eine starre Zweiblattluftschraube wirkte, Anfang 1939 kam der gleichstarke Merlin III zum Einbau, der einen effizienteren, mit konstanter Drehzahl laufenden Verstellpropeller mit drei Blättern antrieb.

Die Tragflächen wurden mit Blech beplankt und innen nur noch bis zu den Fahrwerkanschlüssen hin als Rohrgerüst, darüber hinaus in moderner Schalenbauweise gefertigt.

Um die Leistung der Hurricane, besonders die Höchstgeschwindigkeit und Steigrate, zu erhöhen, erhielt die Version Mk.II den stärkeren Merlin XX Motor mit zweistufigem Lader und einer Leistung von 1300 PS.

Die ersten der um rund 20 km/h schnelleren Hurricanes Mk.IIA wurden im Herbst 1940 ausgeliefert. Bei dieser Baureihe kam auch ein neuer Flügel zum Einsatz, der zum Tragen von Abwurflasten oder Zusatztanks ausgelegt war. Zugleich erhielt das Flugzeug einen verlängerten Rumpf. Mit der Mk.IIB erhöhte man die Flügelbewaffnung auf zwölf Browning-MGs.

Versuche hatten jedoch gezeigt, dass eine Bewaffnung mit Bordkanonen effektiver war als mit MGs, deshalb erhielt die 1941 erschienene Version Mk.IIC vier 20-mm-Hispano-Suiza Maschinenkanonen. Da die Hurricane mit Fortschreiten des Krieges als Jäger gegenüber ihren Gegnern immer mehr ins Hintertreffen geriet, richtete sich das Augenmerk der Entwickler vorrangig auf die Tiefangriffsqualitäten der Hurricane.

Dies führte zur Variante Mk.IID, die mit zwei schweren 40-mm-Bordkanonen unter den Tragflächen als Schlachtflugzeug zur Panzerjagd verwendet wurde.

Hurricane Mark IV (August 1945)

Eine erst Mk.IIE, dann Mk.IV genannte Version, angetrieben von einem Motor des Typs Rolls-Royce Merlin 24 oder 27 mit 1620 PS Leistung, konnte wahlweise mit schweren Kanonen, Bomben oder Raketen ausgerüstet werden. Sämtliche in Wüstenregionen eingesetzten Hurricanes erhielten spezielle Sandfilter, die allerdings die Motorleistung und damit die Geschwindigkeit erheblich herabsetzten. Für den Flugzeugträger-Einsatz bei der Fleet Air Arm (FAA) wurden verschiedene Varianten mit Fanghaken für den Einsatz auf Flugzeugträgern und Hilfsträgern versehen. Dabei kam der Hurricane wiederum ihr Aufbau zugute, bei dem man zur Gewichtsreduktion formgebende Teile austauschen konnte. Insgesamt wurden über 14.000 Hurricanes gebaut, viele davon in Lizenz im Ausland. Rund 3000 Maschinen wurden an die sowjetische Luftwaffe geliefert.

Die Hurricane im historischen Rückblick

Die Stabilität des Rumpfes und des Tragwerks waren während der gesamten Produktion des Baumusters durch eine Kombination von tragenden und formgebenden Teilen gewährleistet. Dadurch war die Hurricane weniger anfällig gegen Explosivgeschosse als ihre Pendants mit tragender Außenhülle. Ihr modularer Aufbau ermöglichte es, nachträglich einen gepanzerten Sitz, ein Panzerschott nach vorne und einen gepanzerten Boden einzubauen.

Selbstdichtende Treibstofftanks standen 1940 allerdings nicht zur Verfügung. Obwohl die Hurricane eine Löscheinrichtung für den Motorraum hatte, war das Flugzeug bei einem Vergaserbrand praktisch verloren, da das Tragwerk - zum Feuchtigkeitsschutz aus ölgetränktem Sperrholz gefertigt - sofort in Brand geriet. Diese Mängel konnten nie wirklich behoben werden. Zur weiteren Gewichtsreduktion hatte man zudem die Maschinenkanonen ausschließlich zur Flügelmontage vorgesehen, da eine Synchronisiereinrichtung, die das Feuern durch den Propellerkreis erlaubt hätte, nicht vorgesehen war. Die Kanonen lagen daher außerhalb des Propellerradius und wurden gleichzeitig abgefeuert. Fiel eine Seite dieser Bewaffnung aus, geriet die Hurricane aufgrund des großen Salvengewichtes der Maschinenkanonen beim Feuern schnell ins Trudeln.

Im Vergleich zur "Legende" Spitfire wurde die Hurricane als Abfangjäger, ungeachtet ihrer großartigen Leistung, als weniger gut beurteilt. Die britische Propaganda bauschte die Spitfire Mk.II zum Garanten des Sieg auf. Die bekannten Schwächen des Flugzeugs wurden dabei verständlicherweise übergangen. Dem kam entgegen, daß die Einführung der Spitfire Mk.II während der Luftschlacht um England zeitlich zusammenfiel mit der bereits spürbaren Wende zugunsten der britischen Luftverteidigung.

Einsatz

Kurz nach Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde die leistungsstärkere, spätere Mk.I-Variante mit dreiblättriger Luftschraube an die Einheiten geliefert. Doch konnte sich auch diese Variante nur mit Mühe gegen die deutschen Messerschmitt Bf 109 behaupten, denen sie über Frankreich im Frühjahr 1940 begegnete. Anfang August 1940 waren 32 Jägerstaffeln mit der Hurricane ausgerüstet, nur 19 mit der Spitfire. Während der Luftschlacht um England erzielten die Hurricane-Piloten einen Großteil der britischen Abschüsse, und nicht wenige Jagdflieger zogen 1940 die langsamere und wendigere Hurricane der zwar schnelleren und besser steigenden, aber beschussempfindlicheren Spitfire vor. Große Erfolge verbuchten Hurricane-Einheiten auch bei der Verteidigung von Malta und über Nordafrika, wo sie sich schon in ihrer neuen Rolle als Jagdbomber bewährte. Mit zwei schweren 40-mm-Kanonen bewaffnet, gingen Hurricanes sogar erfolgreich auf Panzerjagd. Auch hier zeigte sich die Hawker-Konstruktion wieder als hervorragende Waffenplattform. So waren es auch Hurricanes, mit denen alliierte Piloten 1942 erstmals Raketengeschosse gegen Erdziele einsetzten. Weitere Einsatzgebiete lagen in der Fotoaufklärung und in der Nachtjagd. Schon im Herbst 1940 starteten Hurricanes zu Dämmerungs- und Nachtjagdeinsätzen, was sich bis ins Jahr 1943 in nennenswertem Umfang fortsetzte. Außer in der Royal Air Force des Mutterlandes flogen Hurricanes auch in Verbänden der britischen Überseegebiete und Luftstreitkräften weiterer Länder:

  • Ägypten (ab 1941: 7 Hurricane I, ab 1943: 52 Hurricane II)
  • Australien (1 Hurricane I)
  • Belgien (30 Hurricane I, 6 Hurricane IIc)
  • Griechenland (30 Hurricane I, 1 Hurricane II)
  • Finnland (12 Hurricane I, 1 Hurricane IIb)
  • Frankreich (4 Staffeln der Luftwaffe der "France libre")
  • Indien (insgesamt ca. 370 in den Kämpfen gegen Japan)
  • Iran (1 Hurricane I ab 1939, 36 Hurricane II ab 1946)
  • Irland (11 Hurricane I, 8 Hurricane II, 1 Hurricane X)
  • Jugoslawien (24 Hurricane I)
  • Kanada (72 Hurricane I, 1 Hurricane IIc, 401 Hurricane XII, 50 Hurricane XIIa; insgesamt 524)
  • Niederlande (ab 1942: 24 Hurricane I in Indonesien)
  • Norwegen (9 Hurricane I, 14 Hurricane IIb)
  • Portugal (135 Hurricane II von 1943 bis 1952)
  • Rumänien (15 Hurricane I)
  • Sowjetunion (insgesamt 2952, davon 2776 Hurricane II)
  • Südafrika (31 Hurricane I, 43 Hurricane II)
  • Türkei (35 Hurricane I, 129 Hurricane II)

Polen hatte 15 Hurricane I bestellt, um damit eine Jagdstaffel auszurüsten. Die Flugzeuge wurden fertiggestellt und mit polnischen Hoheitszeichen versehen, konnten aber vor dem deutschen Angriff auf Polen nicht mehr ausgeliefert werden. Diese Maschinen gingen dann an die Türkei.

Auch konnten die Deutschen einige über eigenem Gebiet abgeschossene Hurricanes wieder flugfähig machen. Es kam auch zu Kämpfen zwischen finnischen und sowjetischen Hurricanes.

Taktik

Weil die Flugleistungen der Hurricane insgesamt schlechter waren als die der Spitfire, schlug die RAF eine Aufgabenteilung vor: die Spitfires sollten den Begleitschutz der deutschen Bomber angreifen, die Hurricanes die Bomber selbst. Der ausgedehnte, in Vorausjagd, erweiterten Begleitschutz und Nahbegleitschutz aufgeteilte Jagdschirm der deutschen Bomber konnte in der Praxis aber die meisten Hurricane-Staffeln in Luftkämpfe verwickeln, bevor der Durchbruch zu den Bombern gelang. Da außerdem auch die Spitfire-Staffeln weiterhin Bomber angriffen, wenn sich die Gelegenheit bot, wurde diese Aufgabenteilung im Einsatz nicht verwirklicht.

Technische Daten

Hawker Hurricane Mk.IIB
Kenngröße Daten
Länge    9,98 m
Flügelspannweite    12,20 m
Höhe    3,98 m
Antrieb    Ein Rolls-Royce Merlin XX 12-Zylinder-V-Motor mit 1280 PS
Höchstgeschwindigkeit    542 km/h in 6700 m Höhe
Reichweite    752 km
Besatzung    1 Mann
Dienstgipfelhöhe    11.000 m
Leergewicht    2560 kg
Fluggewicht    3740 kg
Bewaffnung    Zwölf MGs (Kaliber .303 British), zwei 113- oder 227 kg-Bomben
und/oder acht Raketen

Vergleichbare Typen

Kommentare von Piloten

  • Squadron Leader Bob Stanford Tuck, OC No 257 Squadron, Martlesham Heath, 1940:

Ich war nicht sonderlich beeindruckt, ich verglich sie [die Hurricane] eher mit einem stämmigen Ackergaul als mit einem reinrassigen Rennpferd, wie's die Spit war.

Nach dem ersten Kampfeinsatz mit meiner Staffel mit Hurricanes waren meine ersten Bedenken völlig weggewischt, denn die enormen Qualitäten dieses Flugzeugs waren offensichtlich - es hatte keine Laster. Man hatte eine Supersicht nach vorn über die Nase, wenn man die Grösse des vor einem arbeitenden Rolls-Royce Merlin Motors bedenkt, und es war eine stabile Schussplattform, wenn die acht Gewehre auf einmal loslegten. Nur mehr Geschwindigkeit wäre wünschenswert gewesen. Ich hatte den Eindruck, dass die Hurricane enorme Beschussschäden einstecken konnte, was sich später ja auch bewahrheiten sollte.[1] [evtl. eine Anspielung darauf, dass er im Juni 1941 über dem Ärmelkanal abgeschossen wurde]

  • Flight Officer Jim Goodson, No 71 ‚Eagle‘ Squadron, Martlesham Heath, 1941:

Ich schreibe über die Hurricane mit viel Zuneigung und Wertschätzung, nur eine kleine Sorge bewegt mich. Eigentlich war es schade, dass dieses verdiente Schlachtross von seinem Nachfolger derart in den Schatten gestellt wurde. Die elegante Spitfire stand von Anfang an im Rampenlicht, und ihr wurde der Sieg in der Schlacht um England zugesprochen, wo doch weit mehr Hurricanes eingesetzt waren als Spitfires. Natürlich war die Spitfire ein tolles Flugzeug, das Geschwindigkeit, Manövrierbarkeit und Schönheit kombinierte. Aber vergesst die alte Hurricane nicht; wir, die sie flogen, können sie jedenfalls nicht vergessen. Sie hat uns viele Fehler vergeben, welche die Spitfire nicht vergeben würde, sowohl im Flug als auch am Boden. Und in früheren Tagen, in denen wir fast ohne Erfahrung fliegen mussten, brauchten wir viel Vergebung.[1]

Weblinks

Quellen

  1. a b Flying Legends, John M. Dibbs, 1996 Schück Verlag Adliswil"

Siehe auch


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