Rolls-Royce Merlin

Rolls-Royce Merlin
Rolls-Royce Merlin
Rolls-Royce Merlin.jpg
Rolls-Royce Merlin 23
Typ: V-Flugmotor
Entwurfsland: Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich
Hersteller: Rolls-Royce
Produktionszeit: 1936-1950
Stückzahl: 149.659

Der Rolls-Royce Merlin ist ein 12-Zylinder-Flugmotor von Rolls-Royce in V-Bauweise, der vielen wichtigen britischen und US-amerikanischen Flugzeugmustern des Zweiten Weltkriegs als Antrieb diente. Ab 1941 wurde der Motor in Lizenz von der Packard Motor Car Company in den USA als Packard V-1650 gebaut.

Nach dem Krieg wurden diverse Passagier- und Frachtflugzeuge mit diesem Motor ausgestattet. Der zivile Einsatz des Merlin hielt sich jedoch in Grenzen, da er als robust, aber zu laut galt.

Die Bezeichnung des Motors ist gemäß damaliger Rolls-Royce Tradition von einer Vogelart, dem Merlinfalken, übernommen und nicht, wie oft vermutet, von dem Zauberer Merlin.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Rolls-Royce Merlin (Bild aus Betriebsanleitung)
Rolls-Royce Merlin 23 von der Seite
Merlin 24 und Merlin XX in Betrieb

Entwicklung

Als privates Projekt PV-12 gestartet, wurde es zuerst im Jahre 1935 in einem Hawker-Hart-Doppeldecker eingebaut und erprobt. Der Merlin besaß einen Hubraum von etwa 27 Litern. Die ersten Versionen des Triebwerks leisteten ca. 1.000 PS, die letzten ca. 2.000 PS. Der Motor erwies sich als gelungene und zuverlässige Konstruktion.

Militärischer Einsatz

Der Merlin sorgte im Zweiten Weltkrieg auch in den wichtigsten britischen Jagdflugzeugen Boulton-Paul Defiant, Hawker Hurricane und Supermarine Spitfire sowie den Marineflugzeugen des Fleet Air Arm wie Fairey Barracuda bzw. Fairey Fulmar für Vortrieb, später auch in Bombern wie Fairey Battle, Armstrong Whitworth Whitley sowie der Avro Manchester (später zur Lancaster weiterentwickelt).

Die Royal Air Force betrieb den Merlin zunächst mit dem bis 1940 üblichen 87-Oktan-Treibstoff, konnte im Laufe des Jahres aber auf von den USA gelieferten 100-Oktan-Treibstoff umstellen und durch ebendiese bessere Qualität die Leistung des Motors in niedrigen Flughöhen deutlich steigern. Im Verlauf des Krieges wurden ständig weitere Leistungssteigerungen durch Einführung von Treibstoffadditiven verwirklicht. So konnte man ab Herbst 1944 bei Verwendung von 100/150-Oktan-Treibstoff den maximal zulässigen Ladedruck auf 25 psi erhöhen und damit die Leistung in geringen und mittleren Höhen ohne großen konstruktiven Aufwand nochmals deutlich verbessern.

In den USA wurde der Merlin von Packard als Packard Merlin V-1650 in Lizenz gebaut und z. B. in den US-amerikanischen Jagdflugzeugen Curtiss P-40 Warhawk und North American P-51 Mustang, später aber auch in britischen Flugzeugen wie z. B. der Spitfire Mk.XVI und den Bombern Avro Lancaster, De Havilland Mosquito und der späteren Weiterentwicklung De Havilland Hornet eingesetzt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg verwendete die spanische Firma Hispano Aviación den Merlin als Antrieb für in Lizenz gebaute deutsche Flugzeugmuster. Dazu zählten die Messerschmitt Bf 109 (als HA-1109 und HA-1112 bezeichnet) und die Heinkel He 111 (CASA 2.111B). Maschinen dieser Typen sind unter anderem im Film Luftschlacht um England zu sehen. Äußeres Unterscheidungsmerkmal zu den deutschen Originalen waren die bulligeren Motorenverkleidungen sowie bei der "Bf 109" die oben statt unten liegendenden Auspuffrohre, da der Merlin nicht hängend, sondern stehend eingebaut war. Eine CASA 2.111B befindet sich in der Flugwerft Schleißheim, einer Zweigstelle des Deutschen Museums in München.

Ziviler Einsatz

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden diverse Passagier- und Frachtflugzeuge mit dem RR Merlin ausgestattet, so z. B. die Avro Lancastrian, Avro Tudor und Avro York, später noch einmal die kanadische Canadair C-4 (umgebaute Douglas C-54). Der zivile Einsatz des Merlin hielt sich jedoch in Grenzen, da er als robust, aber zu laut galt. Daneben konnte sich der Motor aus diesem Grund auf dem zivilen Markt nicht gegen die bewährten leistungsstarken aufgeladenen US-amerikanischen Sternmotoren von Curtiss-Wright bzw. Pratt & Whitney durchsetzen.

Varianten

Die wichtigsten Merlin-Baureihen:

  • II, III, XII: Eingang-Lader (z. B. Supermarine Spitfire I/II)
  • 20er-Serie: Verbesserte Höhenleistung durch Zweigang-Lader (z. B. Hawker Hurricane II, Mosquito IV)
  • 40er-Serie: Verbesserte Gesamtleistung durch vergrößerten Eingang-Lader (z. B. Spitfire V)
  • 60er- und 70er-Serie: Verbesserte Höhenleistung durch zweistufigen Zweigang-Lader (z. B. North American P-51B Mustang)
  • 200er-Serie: US-amerikanische Packard V-1650-Motoren (z. B. Spitfire XVI, Curtiss P-40N Warhawk, North American P-51D Mustang, Avro Lancaster)
  • 500er-, 600er- und 700er-Serie: Nachkriegsmodelle des Merlin, oft für zivile Verwendung

Lizenzversionen

  • Packard V-1650 – Ab 1942 von Packard in den USA gebaut und auch nach Großbritannien geliefert

Technische Daten (Merlin 61)

  • Typ: Flüssigkeitsgekühlter 12-Zylinder-Viertakt-V-Motor mit 60° Zylinderwinkel, mechanische Aufladung
  • Ventiltrieb: Vier Ventile pro Zylinder, über obenliegende Nockenwellen und Schlepphebel betätigt, Auslassventile natriumgekühlt
  • Bohrung: 137,2 mm
  • Hub: 152,4 mm
  • Hubraum: 27,04 l
  • Trockengewicht 745 kg
  • Verdichtung: 6:1
  • Leistung: 1170 kW (1565 PS) in 3740 m Höhe (1035 kw (1390 PS) in 7170 m) bei 3000/min
  • Aufladung: Zweistufiger Zweigang-Radialkompressor mit Ladeluftkühlung
  • Kraftstoffsystem: Steigstrom-Doppelvergaser, an der Saugseite des Laders angeordnet
  • Schmierung: Trockensumpf mit 1 Druck- und 2 Rückförderpumpen
  • Propelleruntersetzung: Einstufiges, geradverzahntes Stirnradgetriebe

Abarten

Vom Rolls-Royce Merlin stammt der Rolls-Royce Meteor ab, im Grunde ein auf (je nach Version) 600–650 oder 810 PS gedrosselter Merlin zum Antrieb von Panzern. Dieser erwies sich als sehr zuverlässig.

Vom Meteor stammt wiederum der Rolls-Royce Meteorite ab, ein auf 18 Liter verkleinerter V-Achtzylinder-Ottomotor der den schweren Panzertransporter Thornycroft Antar als Antrieb diente.

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Rolls-Royce Merlin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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