- He 219
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Die Heinkel He 219 „Uhu“ war ein im Zweiten Weltkrieg von der deutschen Luftwaffe eingesetzter zweisitziger, propellergetriebener, zweimotoriger Nachtjäger.
Inhaltsverzeichnis
Entwicklungsverlauf
Ursprünglich war unter dem Namen Heinkel He 219 ein dem Konzept der Heinkel He 119 aus dem Jahr 1936 entsprechendes zweimotoriges Aufklärungs- und Kampfflugzeug geplant, bei dem zur Verringerung des Luftwiderstandes beide Motoren im Rumpf untergebracht waren und auf zwei gegenläufige Propeller in der Flugzeugnase wirkten.
Als für die geplante Heinkel He 219 die Verwendbarkeit als Nachtjäger gefordert wurde, musste das ursprüngliche Konzept aufgegeben werden, weil es unmöglich gewesen wäre, die für diese Rolle notwendigen Bordwaffen synchronisiert durch die gegenläufigen Luftschrauben schießen zu lassen. Auch die für den ersten Entwurf vorgesehenen Motoren (DB 613 - zwei DB 603 mit Abgasturbolader und MW-Einspritzung (später waren auch Motoren vom Typ DB 610 (Zwischenlösung) und DB 615 im Gespräch) waren in der Planungs- und Entwicklungsphase nicht verfügbar, was auch zu einem Verzicht auf das ursprüngliche Konzept führte. Aufgrund dieser Überlegungen entstand ein neuer Entwurf mit zwei konventionellen Motorgondeln unter den Tragflächen.
Die Heinkel He 219 war das erste Flugzeug der deutschen Luftwaffe, das vom Beginn seiner Entwicklung 1940 als Nachtjäger geplant war.
Technische Beurteilung
Durch die gute Flugstabilität, das Bugradfahrwerk und das doppelte Seitenleitwerk war die He 219 auch unter den für Nachteinsätze typischen schwierigen Bedingungen sicher zu handhaben. Sie war das erste Flugzeugmuster, das serienmäßig mit Schleudersitzen für die Besatzung ausgerüstet war.
Mosquito-Jäger
Taktisch erwies sich der Mangel an deutschen Hochleistungsmotoren als Nachteil. Obwohl die Leistung der He 219 die der anderen deutschen Standard-Nachtjäger übertraf und sie mit großem Erfolg gegen die britischen schweren Bomber eingesetzt wurde, war sie nicht schnell genug, um mit der als Bomber und später in zunehmenden Maße ebenfalls als Nachtjäger eingesetzten de Havilland D.H.98 Mosquito mithalten zu können. Zwar hatten He-219-Prototypen bereits 1943 einige Mosquito-Bomber abgeschossen, aber neuere Versionen der Mosquito mit leistungsgesteigerten Motoren waren zu schnell für die He 219.
Um ein Abfangen der Mosquito-Bomber zu ermöglichen, wurde daher eine leichtgewichtige Kleinserie mit Höhenmotoren und geringerer Bewaffnung aufgelegt (He 219 A-6), die 650 km/h in 12.000 m Höhe erreichen konnte. Mit dieser Kleinserie stellten sich auch Erfolge gegen diese schwer abzufangenden Schnellbomber ein.
Um den gegen schwere Bomber eingesetzten He-219-Varianten eine Verteidigungsmöglichkeit gegen die Mosquito-Fernnachtjäger zu verleihen, wurde später eine dreisitzige Variante He 219C mit zusätzlichem Heckschützen geplant, die aber nicht mehr in die Serienproduktion ging.
Erster Fronteinsatz
In der Nacht vom 11. auf den 12. Juni 1943 führte Major Werner Streib gemeinsam mit seinem Bordfunker Fischer den ersten Kriegseinsatz mit einem He-219-Nachtjäger durch, wobei im Rahmen des Einsatzes innerhalb kurzer Zeit fünf englische Bomber abgeschossen wurden. Beim anschließenden Landeanflug kam es aufgrund beschlagener Scheiben, eines Instrumentenschadens und eines Fehlers an der Landeklappenarretierung zu einer Bruchlandung, wobei die He 219 in mehrere Teile zerbrach. Die He 219 hatte für die Piloten einen großen Vorteil gegenüber den herkömmlichen Nachtjägern: In allen anderen Flugzeugen wurden sie durch das Mündungsfeuer der eigenen Waffen geblendet. Durch die Waffenanordnung, mehr als zwei Meter hinter und unter der Pilotenposition, wurde diese Beeinträchtigung vermieden. Der Pilot sah nicht mehr in das eigene Mündungsfeuer.
Erhaltene Exemplare
Am 16. Juni 1945 übernahm der U.S. Army Air Force Intelligence Service im Rahmen der "Operation Lusty" (LUftwaffe Secret TechnologY) drei He 219 des Nachtjagdgeschwader 1 in Grove in Schleswig-Holstein. Die Flugzeuge wurden flugfähig gemacht und nach Cherbourg in Frankreich überführt. An Bord des Geleitflugzeugträger HMS Reaper gelangte die He-219 A-2 mit der Werknummer 290202, zusammen mit weiteren beschlagnahmten deutschen Flugzeugen, in die Vereinigten Staaten. Dort wurde sie auf dem Ford-Field in Newark, New Jersey wieder zusammengebaut und bekam die Registriernummer FE-614, später T2-614. Zusammen mit der zweiten He 219, einem A-5 Prototyp auf Basis einer A-2 mit der Werknummer 290060 (FE-613), wurde sie für Flugtests zum Freeman-Field in Indiana geflogen. Das weitere Schicksal der Werknummer 290060 ist unbekannt. Nach den Tests wurde die Werknummer 290202 zum Orchard Place Flughafen in Park Ridge, Illinois gebracht, dort in einem leer stehenden Flugzeugwerk aufbewahrt und am 3. Januar 1949 in das National Air Museum des Smithsonian überführt. Anfang 1955 wurde die He 219 zu einem Lager des Smithsonian in Silver Hill in Maryland verfrachtet. Momentan wird die He 219 A-2 Werknummer 290202 der Sammlung des National Air and Space Museum restauriert. Der Rumpf ist im Steven F. Udvar-Házy Center am Washington Dulles International Airport bereits ausgestellt, während die Tragflächen noch im Paul E. Garber Komplex in Suitland, Maryland präpariert werden. Der Rumpf der „290202“ wird dort direkt neben dem letzten erhaltenen Exemplaren der Dornier Do 335 und der Arado Ar 234 gezeigt, die es bereits über 60 Jahre vorher auf der Reise über den Atlantik an Bord der HMS Reaper begleitet hatte.
Technische Daten
Heinkel He 219 A-2 „Uhu“
- Einsatzzweck: Nachtjäger
- Besatzung: 2 Mann
- Länge: 15,55 m
- Höhe: 4,10 m
- Spannweite: 18,53 m
- Tragflügelfläche: 44,5 m²
- Flächenbelastung: 341 kg/m²
- Triebwerke: zwei 12-Zylinder-V-Motoren DB 603AA mit je 1670 PS Startleistung
- Höchstgeschwindigkeit: 615 km/h
- Gipfelhöhe: 9400 m
- Steigfähigkeit: ca. 8,8 m/s
- Reichweite: 1545 km
- Bewaffnung:
- Bis zu sechs 20-mm-Kanonen MG 151/20 - vier in einer abnehmbaren Wanne unter dem Rumpf und zwei in den Flügelwurzeln
- Optional Ersatz einiger MG 151/20 in der Waffenwanne durch 30-mm-Kanonen MK 108 oder MK 103
- Optional zwei MK 108 im hinteren Rumpf ca. 60 Grad nach vorne oben feuernd (Schräge Musik)
- Typische Bewaffnung: Je zwei MG 151/20 in Flügelwurzeln und Waffenwanne, optional mit "Schräger Musik"
- Radar (aktiv): FuG 220 Lichtenstein SN2
- Radar (passiv): FuG 227 „Flensburg“ und/oder FuG 350 „Naxos“
Siehe auch: Liste der Flugzeugtypen
Weblinks
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