Hedwig-Heyl-Schule

Hedwig-Heyl-Schule
Alice-Salomon-Schule
Schultyp Berufsbildende Schule
für Gesundheit und Soziales
Gründung 1878
Koordinaten 52° 22′ 16″ N, 9° 47′ 32″ O52.3711111111119.79222222222227Koordinaten: 52° 22′ 16″ N, 9° 47′ 32″ O
Schüler 2.800
Website www.asbbs.de

Die Alice-Salomon-Schule, Berufsbildende Schule für Gesundheit und Soziales, in der Landeshauptstadt Hannover im Stadtteil Hannover-Kleefeld ist einerseits die älteste staatliche berufsbildende Schule für Frauenbildung und andererseits mit zurzeit 2.900 Schülern und 125 Lehrkräften die größte ihrer Art in Niedersachsen. In der Schülerschaft haben die Schülerinnen zwar weiterhin die große Mehrheit, der Anteil der Schüler ist aber in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen. 1999 wurde die Schule nach Alice Salomon benannt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gründung und Zeit im Kaiserreich

Die Alice-Salomon-Schule wird im Januar 1878 vom damaligen Frauenbildungsverein als Gewerbe- und Haushaltungsschule in Hannover gegründet. Es werden Kurse für Maschinennähen, Schneidern, kunstgewerbliches Zeichnen und Handarbeit eingerichtet. Die Schule beginnt mit 8 Schülerinnen. Bereits zu Ostern des Gründungsjahres wird ein Seminar für Handarbeitslehrerinnen eingerichtet (damals "technische Lehrerinnen" genannt). 1902 kommt ein Seminar für Hauswirtschaftslehrerinnen dazu. Seit diesem Jahr führt nicht mehr der Frauenbildungsverein sondern eine angestellte Schulleiterin die Schule. Im Jahre 1911 schafft ein Erlass des Ministeriums für Handel und Gewerbe, der die Einführung von Gewerbeseminaren regelt, die Voraussetzung für die Einrichtung von Seminaren zur Ausbildung von Gewerbelehrerinnen, zunächst gibt es Seminare für Kochen und Hauswirtschaft, später auch für Schneidern und Wäscheanfertigung.

Staatliche Schule in der Weimarer Republik

Im Jahre 1921 geht die Schule in die Trägerschaft der Stadt Hannover über und heißt nun Städtische Gewerbe- und Haushaltungsschule. 1923 erfolgt die Einrichtung von Seminaren für "Gewerbelehrerinnen für Berufs- und Fachschulen in der Fachrichtung Handarbeit und Hauswirtschaft". 1926 wird eine Kinderpflegerinnenschule mit ihrem Kindergarten angegliedert. Mit dem Wechsel zur staatlichen Schule geht auch eine Ausweitung des Ausbildungskonzepts einher, das nicht nur die Vermittlung praktischer Fertigkeiten, sondern auch allgemeine Bildungsziele beinhaltet. Nun gehören neben den berufsbezogenen gewerblichen und hauswirtschaftlichen Fächern auch Deutsch, Geschichte, Mathematik und Physik zum Fächerkanon. 1930 werden durch Ministerialerlass die Seminare für Lehrerinnen für Hauswirtschaft und Handarbeit und ein Jahr später auch die Seminare für Gewerbelehrerinnen geschlossen, da diese nur noch an Hochschulen ausgebildet werden dürfen. Die eingerichtete höhere Fachschule für Frauenberufe qualifiziert aber für das Studium des Gewerbelehramtes.

Die Zeit des Nationalsozialismus

Während des III. Reiches findet die nationalsozialistische Ideologie Eingang in die Lehrpläne. So wird ein Frauenbild vermittelt, welches die gesellschaftliche Rolle der Frauen auf sogenannte "weibliche" Tätigkeiten im Bereich Haushalt, Pflege und die Vorbereitung auf das Dasein als Mutter beschränkt. Die Schule verliert in dieser Zeit die höhere Fachschule für Frauenberufe, so dass von 1935 bis 1939 lediglich die Haushaltungsschule und die Abteilung für Kinderpflegerinnen weitergeführt werden. 1939 wird die zweijährige Frauenfachschule gegründet und 1941 gibt es auch wieder die Möglichkeit, Gewerbelehrerinnen für Handarbeit und Hauswirtschaft auszubilden. Das Gebäude der Schule wird 1943 ausgebombt und die Schule muss nun in bis zu 4 verschiedenen Gebäuden den Unterricht weiterführen.

Nachkriegszeit

Nachdem 1949 neben der zweijährigen auch die dreijährige Frauenfachschule eröffnet ist, kann die Schule im August 1952 endlich nach Umbauten wieder in ein eigenes Gebäude umziehen, das Gebäude der ehemaligen Provinzialblindenanstalt in Hannover-Kleefeld, auch heute noch die Hauptstelle der Alice-Salomon-Schule. 1953 erhält die Schule den Namen, unter dem sie über die folgenden Jahrzehnte bekannt wird: Hedwig-Heyl-Schule. Dieser Name wird vom Kollegium gewählt, da Hedwig Heyl als Vorkämpferin der Professionalisierung der Hauswirtschaft gilt. Die problematische Seite von Hedwig Heyl - ihre nationalistisch-rassistischen Ansichten und ihre Bewunderung der nationalsozialistischen Ideologie - kommt erst sehr viel später - in den 90er Jahren - ins Blickfeld der Öffentlichkeit. 1962 wird die Haushaltungsschule, die Lehrkindertagesstätte und die Kinderpflegerinnenschule der in Hannover ansässigen Anna-Siemsen-Schule angegliedert, während die Ausbildung zur Kindergärtnerin dazu kommt. 1963 wird die dreijährige Frauenfachschule Fachrichtung Hauswirtschaft und Textilgewerbe gegründet, deren Abschluss das Studium pädagogischer Berufe ermöglicht. Dagegen wird die Frauenfachschule hauswirtschaftlicher und gewerblicher Fachrichtung 2 Jahre später geschlossen. 1967 wird die zweijährige Fachschule Sozialpädagogik eingerichtet, an die Stelle der Kindergärtnerinnenausbildung tritt nun die Ausbildung zur Erzieherin/zum Erzieher. 1968 wird die einjährige Berufsfachschule Hauswirtschaft gegründet, 1969 die dreijährige höhere Frauenfachschule in ein Fachgymnasium mit hauswirtschaftwissenschaftlichem und textilwissenschaftlichem Zweig umgewandelt, an dem die fachgebundene Hochschulreife erworben werden kann.

Jüngere Vergangenheit bis zur Gegenwart (seit ca. 1970)

Seit 1970 werden in den Ausbildungsgängen der Schule bis in die Gegenwart hinein wichtige Veränderungen vorgenommen. Bereits 1970 kann die Fachoberschule Sozialpädagogik/Sozialarbeit, die heutige Fachoberschule Gesundheit und Soziales, Schwerpunkt Sozialpädagogik, die zur Fachhochschulreife führt, eingegliedert werden. 1979 vermittelt das Fachgymnasium hauswirtschaftswissenschaftlicher und textilwissenschaftlicher Fachrichtung erstmalig die allgemeine Hochschulreife (Abitur). Ebenfalls in diesem Jahr wird eine Aufbauklasse "Heilpädagogik" eingerichtet, die 1984 auf Teilzeitform umgestellt wird, um Berufstätigen diese Ausbildung zu ermöglichen. Weitere Veränderungen: Gründung der einjährigen Berufsfachschule Sozialpflege (1989), der Berufsfachschule Sozialassistentin/Sozialassistent, Schwerpunkt Sozialpädagogik (1992), Abgabe der Berufsfachschule Hauswirtschaft und des Fachgymnasiums Hauswirtschaft und Textil an die Anna-Siemsen-Schule Hannover (1995), Eingliederung der Berufsschulen für medizinische, zahnmedizinische und tiermedizinische Fachangestellte, Gründung der Fachoberschule Gesundheit und Soziales, Schwerpunkt Gesundheit-Pflege, und der Berufsoberschule Sozialwesen (1997), Einrichtung eines Fachgymnasiums Gesundheit und Soziales mit den Schwerpunkten Sozialpädagogik und Gesundheit-Pflege (1998), Übernahme der Berufsschulen Pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte (2002), Augenoptik (2003), Zahntechnik (2003), Kaufleute im Gesundheitswesen (2004) und der Berufsschule Orthopädieschumacherinnen/-schuhmacher und Schuhmacherinnen/Schuhmacher (2007). 1999 kommt es zur Ablegung des Namens "Hedwig-Heyl-Schule". Dies geschieht einerseits, weil Hedwig Heyl als Reformerin der Hauswirtschaft für einen Bereich steht, der an der Schule nicht mehr existiert, andererseits aber, weil Hedwig Heyl problematische nationalistische und rassistische Ansichten vertrat. Die Schule wird nun nach Alice Salomon benannt, da diese national und international führend in der Frauenbewegung tätig war und die erste Schule für Sozialpädagogik in Deutschland, die heutige Alice-Salomon-Fachhochschule für Sozialarbeit und Sozialpädagogik Berlin, gegründet hatte. Im Jahre 2001 wechselt die Schulträgerschaft von der Landeshauptstadt Hannover zur Region Hannover. Die 75-Jahrfeier im Jahre 1953, die 100-Jahrfeier im Jahre 1978 und die 125 Jahrfeier im Jahre 2003 werden unter großer öffentlicher Anteilnahme gefeiert. Von 1994 bis 2005 gibt es eine Zweigstelle der Schule in Hannover-Hainholz und seit 2005 in Hannover-Herrenhausen.

Besondere Leistungen

In den letzten Jahrzehnten gibt es in Niedersachsen - teilweise aber auch über das Land hinaus - kaum ein Innovationsvorhaben im berufsbildenden Bereich für die Fachrichtungen Gesundheit und Soziales, an dem nicht Lehrkräfte der Alice-Salomon-Schule leitend oder zumindest maßgeblich mitgewirkt haben. Bezüglich der Kooperationen mit außerschulischen Institutionen ist die Alice-Salomon-Schule beispielgebend.

Schulträger

  • 1878 bis 1921   Frauenbildungsverein
  • 1921 bis 2001   Stadt Hannover
  • seit 2001          Region Hannover

Schulnamen

  • 1878   Gewerbe- und Haushaltungsschule
  • 1921   Städtische Gewerbe- und Haushaltungsschule
  • 1939   Städtische Frauenfach- und Haushaltungsschule
  • 1953   Hedwig-Heyl-Schule
  • 1978   Berufsbildende Schule 21 der Landeshauptstadt Hannover - Hedwig-Heyl-Schule
  • 1999   Berufsbildende Schule 21 der Landeshauptstadt Hannover - Alice-Salomon-Schule
  • 2001   Alice-Salomon-Schule, Berufsbildende Schule für Gesundheit und Soziales, Region Hannover

Schulleitung

  • 1878 bis 1902   Frauenbildungsverein
  • 1902 bis 1932   Minna Schanze, Direktorin
  • 1933 bis 1955   Margarete Schade, Direktorin
  • 1955 bis 1970   Hildegard Peters, Oberstudiendirektorin
  • 1970 bis 1971   Ilse Müller-Wiener, Studiendirektorin (kommissarisch)
  • 1971 bis 1978   Dr. Ursula Sinke, Oberstudiendirektorin
  • 1978 bis 1980   Ilse Müller-Wiener, Studiendirektorin (kommissarisch)
  • 1980 bis 1997   Hannelore Schmidt, Oberstudiendirektorin
  • 1997 bis 1998   Gabriele Hackbarth, Studiendirektorin (kommissarisch)
  • seit 1998          Dr. Matthias Gleitze, Oberstudiendirektor

Schulformen

Kooperationspartner

Mit folgenden Kooperationspartnern wird im Rahmen der praktischen Ausbildung im Bereich Sozialpädagogik und Sozialpflege zusammengearbeitet:

Mit der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) Hildesheim findet ein Studienverbund zum Bachelor Bildung und Erziehung statt, wobei die ersten Studienmodule an der Fachschule Sozialpädagogik der Alice-Salomon-Schule absolviert werden.

Partnerschaften

Mit folgenden Partnern finden jährliche Austauschbesuche von Schülern bzw. Studentinnen/Studenten statt:

Links

http://www.asbbs.de


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