Heimatbewegung

Heimatbewegung

Die Heimatbewegung, auch Heimatschutzbewegung, war eine Bewegung gegen Ende des 19. Jahrhunderts, deren Ziel die Stärkung und der Schutz regionaler Identität war und die schließlich in die Gründung zahlreicher regionaler Heimatvereine, Trachtenvereine, Geschichtsvereine und Volkskunstvereine und der Bewegung der Wandervögel mündete. Spezifisch für die Heimatbewegung war die starke Romantisierung und Idealisierung von Natur und unverdorbenem Landleben sowie ihre Zivilisationskritik. Ihr Ursache liegt in der Ablehnung großer Teile der Bevölkerung gegen die damaligen industriellen Revolution und Verstädterungsprozesse. Träger waren die bildungsbürgerlichen Mittelschichten.

In Deutschland war der Begriff Heimat schon mit den Befreiungskriegen und der gleichzeitigen Geistesbewegung der Romantik (ca. 1800-1850) politisch wirksam geworden.

1904 wurde in Dresden der Deutsche Heimatbund gegründet. Zu seinen Schwerpunktaufgaben seit seiner Gründung gehören der Umwelt- und Naturschutz sowie die Denkmalpflege mit dem Erhalt der Kulturlandschaften. Zwischen der Heimat- und Naturschutzbewegung und der Völkischen Bewegung gab es ideelle, personelle und organisatorische Überschneidungen. Heimat umfasste die ländliche Region als Gegenpol zum Moloch Großstadt. In diesem Begriff wurde deutsche „Kultur“ unauflöslich mit deutscher „Natur“ verbunden. Vertreter eines "völkischen Heimatschutzes"[1] forderten unter anderem eine Germanisierung des Christentums oder einen Rückgriff auf einen vorchristlichen Volksglauben (Neopaganismus). Heimatschutz wurde als Grundlage einer „unverwechselbare[n] völkische[n] Eigenart und Überlebensfähigkeit“ interpretiert, womit oft die Betonung völkischer Überlegenheit verbunden war.[2] Der Heimatbegiff wurde schließlich von der NSDAP aufgegriffen und in ihren Dienst gestellt.

Vor dem Hintergrund aktueller Globalisierungsvorgänge finden Bemühungen um das Bewahren regionaler Kultur und Sprache auch heute noch statt. Die Heimatbewegung ist verflochten mit Bewegungen zum Naturschutz, Denkmalschutz und den Bemühungen zur Pflege von Kulturlandschaften.

Siehe auch

Literatur

  • Werner Hartung: Konservative Zivilisationskritik und regionale Identität. Am Beispiel der niedersächsischen Heimatbewegung 1895 bis 1919. (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen 10), Hannover 1991.
  • Edeltraud Klueting (Hg.): Antimodernismus und Reform. Zur Geschichte der deutschen Heimatbewegung, Darmstadt, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1991.
  • Kai Detlev Sievers: Kraftwiedergeburt des Volkes: Joachim Kurd Niedlich und der völkische Heimatschutz. Verlag Königshausen & Neumann, 2007, ISBN 3826033779, ISBN 9783826033773 (online)

Einzelnachweise

  1. Kai Detlev Sievers: Kraftwiedergeburt des Volkes: Joachim Kurd Niedlich und der völkische Heimatschutz. Verlag Königshausen & Neumann, 2007, ISBN 9783826033773 (online)
  2. Ulrich Linse: „Fundamentalistischer“ Heimatschutz. Die „Naturphilosophie“ Reinhard Falters. In: Uwe Puschner und G. Ulrich Großmann (Hg.): Völkisch und national. Zur Aktualität alter Denkmuster im 21. Jahrhundert. Wiss. Buchgesellschaft, Darmstadt 2009. ISBN 978-3-534-20040-5, S. 156-159.

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