Heinrich-Pette-Institut für Experimentelle Virologie und Immunologie

Heinrich-Pette-Institut für Experimentelle Virologie und Immunologie

Das Heinrich-Pette-Institut - Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie (HPI) widmet sich der Erforschung der Biologie humaner Virusarten, der Pathogenese von Viruserkrankungen, der Abwehrreaktion des Organismus und damit zusammenhängender Probleme.

Das HPI ist als rechtsfähige Stiftung bürgerlichen Rechts eine gemeinnützige und selbstständige Forschungseinrichtung, die der Leibniz-Gemeinschaft (WGL) angehört. Zuwendungsgeber sind auf Bundesseite das Bundesministerium für Gesundheit, die Länderseite wird von der Behörde für Wissenschaft und Forschung in Hamburg vertreten.

Inhaltsverzeichnis

Forschung

Ziel der Forschung am Heinrich-Pette-Institut ist es, virus-bedingte Erkrankungen zu verstehen und neue Ansatzpunkte für verbesserte Therapien und Diagnoseverfahren bei Viruserkrankungen und virus-assoziierten Tumorerkrankungen zu erkennen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des HPI erforschen ein breites Spektrum an Viren, wie beispielsweise Hepatitis Viren (HPV, HCV), Herpesviren (HCMV, HSV1, HSV2, EBV, KSHV), Leukämieviren (HTLV-1, MLV), Immundefizienzviren (HIV) und DNA Tumorviren (Adenoviren, SV 40). Dabei gewinnt die praktische Anwendung der Ergebnisse in Diagnostik und Therapie zunehmend an Bedeutung. Dies spiegelt sich in vielen Kooperationen mit Klinischen Instituten und der Industrie wider.

Das HPI ist in vier Forschungsabteilungen und zwei unabhängige Forschungsgruppen gegliedert. Das Forschungsspektrum wird durch drei ebenfalls unabhängige Nachwuchsgruppen ergänzt, in denen sich junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aktuellen Fragestellungen der Virologie widmen. Themen der aktuellen Arbeitsgruppen sind:

  • Molekulare Virologie (Leitung: Prof. Dr. Thomas Dobner)
  • Allgemeine Virologie (Leitung: Prof. Dr. Hans Will)
  • Zellbiologie und Virologie (Leitung: Prof. Dr. Joachim Hauber)
  • Virologie und Immunologie (Leitung: Prof. Dr. Wolfram Brune)
  • Elektronenmikroskopie (Leitung: Dr. Heinrich Hohenberg)
  • Molekulare Pathologie (Leitung: Dr. Carol Stocking)
  • Zelluläre Virusabwehr (Leitung: Dr. Adam Grundhoff)
  • Virus Pathogenese (Leitung: Dr. Michael Schindler)
  • Influenza Pathogenese (Leitung: Dr. Gülsah Gabriel)

Geschichte

Gegründet 1948 als „Stiftung zur Erforschung der spinalen Kinderlähmung“ ist die Entstehung des Instituts im Wesentlichen auf zwei Personen zurückzuführen: auf den großzügigen Mäzen Philipp Fürchtegott Reemtsma, der aus dem mütterlichen Erbe seines an Kinderlähmung verstorbenen Sohnes eine Stiftung einrichtete, und auf den Neurologen Heinrich Pette. Durch ihn wurden wissenschaftliches Konzept und Entwicklung des Instituts bis zu seinem Tod 1964 geprägt und gestaltet. Folgerichtig wurde „sein Institut“ nach dem Tode des Gründers in Heinrich-Pette-Institut für Experimentelle Virologie und Immunologie an der Universität Hamburg umbenannt. Neben der Würdigung Heinrich Pettes verdeutlicht dieser Name auch die engen Anbindung des Instituts an die Universität Hamburg, mit der seit 1993 ein Kooperationsvertrag besteht. Die Institutsgebäude wurden 1967, 1995 und zuletzt 2006 erneuert und erweitert.

1996 wurde das Institut durch den Wissenschaftsrat, 2002 durch den Senatsauschuss der WGL extern und unabhängig evaluiert. Der Wissenschaftsrat stellte fest, dass ein gesamtstaatliches, wissenschaftspolitisches Interesse an der Forschungsarbeit des HPI besteht und empfahl die Weiterförderung als „WGL-Institut“. Die Evaluation 2002 bestätigte die positive Beurteilung durch den Wissenschaftsrat: Es wurde festgestellt, dass die Qualität der Forschung am HPI hinsichtlich Aktualität, Relevanz und Originalität der Arbeiten der einzelnen Arbeitseinheiten insgesamt sehr gut und zum Teil hervorragend ist. Das HPI führt auf seinem Forschungsgebiet national und international anerkannt hochwertige Forschung durch.

Vernetzung

Das Heinrich-Pette-Institut ist auf vielfältigen Ebenen mit anderen Forschungseinrichtungen vernetzt. Das Heinrich-Pette-Institut ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft (WGL).

Das Heinrich-Pette-Institut befindet sich auf dem Campus des Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) und ist über einen Kooperationsvertrag mit der Universität Hamburg eng verbunden. Die Abteilungsleiter des Heinrich-Pette-Instituts sind C4 bzw. W3 Professoren, die in gemeinsamen Verfahren mit den Fachbereichen Medizin, Chemie oder Biologie der Universität Hamburg berufen werden.

Das Heinrich-Pette-Institut ist neben dem Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin und dem Forschungszentrum Borstel (FZB) Gründungsmitglied des Leibniz-Zentrums für Infektionsforschung (LZIF). Zusammen beschäftigen die drei Institute etwa 1.000 Personen, hiervon rund 300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Das Leibniz-Zentrum für Infektionsforschung hat zum Ziel, inventive und innovative infektionsbiologische Grundlagenforschung im Raum Hamburg/Schleswig-Holstein zu fördern.

Die Förderung der infektionsbiologischen Forschung in der gesamten Region Norddeutschland wird durch den Nordverbund Infektionsbiologie (NORDIB) verfolgt. Neben dem Heinrich-Pette-Institut sind daran die Medizinische Hochschule Hannover (MHH), die Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, das Institut für Mikrobiologie der Technische Universität Braunschweig, das Institut für Infektionsmedizin der Universität Hamburg, das Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene der Universität Lübeck, das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung Braunschweig (früher: GBF), das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, das Forschungszentrum Borstel und das Hans-Knöll-Institut beteiligt.

Mit der Fördergemeinschaft Kinderkrebs-Zentrum Hamburg e.V. ist das Heinrich-Pette-Institut in Form eines Kooperationsvertrages verbunden. Auf Basis dieser Public-Private-Partnership betreibt die Fördergemeinschaft im Ersatz- und Erweiterungsbau II des Heinrich-Pette-Instituts ein eigenständiges Forschungsinstitut für pädiatrische Hämatologie und Onkologie.

In Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik in Dresden gelang es im Labor nachzuweisen, dass es möglich ist, die vom Retrovirus HIV in die menschliche DNA eingelagerten Erbinformationen des Virus mittels eines angepassten Enzyms (Rekombinase) aus dem Genom einzelner Zellen zu entfernen. Dieser Nachweis wird als wichtiger Schritt der Grundlagenforschung in der Entwicklung einer Therapiemethode zur vollständigen Heilung von Aids (daher die Entfernung oder weitestgehende Eindämmung einer HIV-Infektion) angesehen.

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