Heinrich Focke

Heinrich Focke
Focke Rochen

Henrich Focke (* 8. Oktober 1890 in Bremen; † 25. Februar 1979 in Bremen) war ein bekannter deutscher Flugzeugkonstrukteur und Hubschrauberpionier. Er gründete 1924 in Bremen die Focke-Wulf-Flugzeugbau AG und 1937 die Firma Focke, Achgelis und Co. GmbH in Hoykenkamp (Ganderkesee).

Inhaltsverzeichnis

Herkunft und Jugendjahre

Henrich Fockes Vater war Johann Focke, der Gründer des Focke-Museums in Bremen. Henrichs Charakter war bis ins hohe Alter von einem ruhelosen Forscherdrang und einer Faszination der technischen Machbarkeit der Fliegerei gekennzeichnet. Er begann 1908 ein Maschinenbaustudium an der technischen Hochschule in Hannover, das er kriegsbedingt erst 1920 mit dem Diplom abschließen konnte. Von 1908 bis 1921 baute er mit Georg Wulf und anderen mehrere Flugzeuge.

Ingenieurtätigkeit bis Ende 1945

Tragschrauber C.19 von 1932, in Lizenz von Cierva bei Focke-Wulf nachgebaut.

Zusammen mit Georg Wulf und Werner Naumann gründete er 1924 die Bremer Flugzeugwerke, die im gleichen Jahr als Focke-Wulf AG in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurden. Bis 1933 entstanden 29 verschiedene Flugzeugmuster, von denen insgesamt etwa 140 Flugzeuge gebaut wurden. Darunter war die A 19 Ente, ein Entenflugzeug, welches auf ein Patent aus dem Jahre 1908 zurückging und an dem auch sein Bruder Wilhelm Focke beteiligt war. Mit einem der beiden gebauten Exemplare verunglückte sein Partner Wulf 1927 dann tödlich. Die Entenform hatte alle drei wegen der Überziehsicherheit eine lange Zeit beschäftigt.

Nach der Fusion von Focke-Wulf mit den Albatros Flugzeugwerken (1931) begann Henrich Focke auf dem Gebiet der Drehflügler zu arbeiten. Zunächst sammelte er Erfahrungen beim Betrieb und Bau von Cierva-Tragschraubern C.19 und C.30, für welche die Firma Lizenzen erworben hatte. Ein Tragschrauber muss, ähnlich dem Flächenflugzeug, erst Fahrt aufnehmen, um Auftrieb zu erzeugen. Das System der Tragschrauber, bei dem der Rotor vom Fahrtwind durch Autorotation in Bewegung gesetzt wird, überzeugte ihn jedoch nicht.

Im Jahre 1931 ernannte der Senat der Stadt Bremen Henrich Focke zum Professor. Er hielt in der Folgezeit Vorlesungen an der Technischen Lehranstalt in Bremen. 1933 schied Focke auf äußeren Druck aus der Leitung der von ihm gegründeten Focke-Wulf AG aus, durfte aber den Bau von Drehflüglern weiter verfolgen. Als Ergebnis konnte 1934 in Bremen der erste wirklich leistungsfähige Hubschrauber erstmals abheben, die Fw 61. Dieses Fluggerät konnte, im Gegensatz zum Tragschrauber, senkrecht starten und landen. Die Leitung der Focke-Wulf AG sah die Entwicklungsmöglichkeiten des Konzeptes jedoch nicht und machte seinem Verfechter derartige Schwierigkeiten, dass er sich schließlich ganz aus der Firma zurückzog. Statt dessen gründete Focke 1937 zusammen mit dem Kunstflugweltmeister Gerd Achgelis die Firma Focke-Achgelis in Hoykenkamp (Ganderkesee). Schon vor Kriegsbeginn wurde dort auch an der Entwicklung und dem Bau des Lastenhubschraubers Fa 223 Drache gearbeitet, von dem auch eine zivile Ausführung mit der Bezeichnung Fa 266 geplant war. 1944 wurde die Firma schließlich mit der Weser-Flugzeugbau GmbH vereinigt.

Nach 1945

Nach dem Zweiten Weltkrieg, von 1945 bis 1948, wurde Focke als Kriegsgefangener in Frankreich zwangsverpflichtet. Er war beratender Ingenieur beim Nachbau der Fa 223, bei der staatlichen SNCASE in Paris, welcher unter der Bezeichnung S.E. 3000 lief. Gleichzeitig baute er die einrotorige S.E.3101, die Vorläuferin der Alouette.

Wohnhaus von Focke nach der „Methode Messerschmitt“

Um 1948 errichtete Focke ein Ingenieurbüro in Bremen. Da Flugzeugbau seitens der Alliierten in Deutschland nicht gestattet war, übertrug er seine Erfahrungen aus dem Flugzeugbau auf Schiffe, Boote und Bauwerke. 1949 baut Focke in Horn-Lehe sein Wohnhaus als erstes Fertighaus nach der Bauweise von Professor Willy Messerschmitt. Von 1948 bis 1958 war er als technische Berater im Hubschrauberbau für das britische Luftfahrtministerium tätig. 1950 Konstrukteur bei den Norddeutschen Fahrzeugwerken in Wilhelmshaven. 1951 Entwicklung des Convertiplan, eines 4-rotorigen Senkrechtstarters, in Amsterdam. 1952 bis 1956 Entwicklung und Bau des zweisitzigen Leichthubschraubers Beijaflor (auf Deutsch Kolibri) in Brasilien.

1956 kehrte er endgültig von Brasilien nach Bremen zurück. Henrich Focke erhielt 1957 ein Patent auf den Focke Rochen, einen ringförmigen Nurflügler mit zentralem Rotor, dessen Entwicklung bereits 1944 begonnen hatte. Bei den Borgward Automobilwerken in Bremen folgte dann die Entwicklung eines weiteren, mit Kolibri bezeichneten Hubschraubers, wobei Focke sich auf die in Brasilien gewonnenen Erfahrungen stützen konnte. Der Erstflug fand 1958 statt. Wegen des Konkurses der Firma Borgward im Jahre 1961 musste die Entwicklung abgebrochen werden.

Focke im Rentenalter

Ende der fünfziger/ Anfang der sechziger Jahre baute Focke, inzwischen siebzigjährig, in Bremens Innenstadt mit eigenen Mitteln in einem Hinterhofschuppen einen Windkanal, um mit seiner Hilfe die Flugeigenschaften von Hubschraubern zu verbessern. Hier erforschte er auch andere Probleme der Aerodynamik, unter anderem beim Langsamflug auftretende Strömungphänomene und die Nachstrompropulsion. Der Focke-Windkanal ist erst 1997 wiederentdeckt worden und bildet heute das Kernstück eines kleinen Museums.

Bis 1965 war Focke als beratender Ingenieur bei den Vereinigten Flugtechnischen Werken (VFW) in Bremen und bei der Deutschen Forschungs- und Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt tätig. Am 25. Februar 1979 starb er in Bremen, hoch geehrt und vielfach ausgezeichnet. Sein Grab befindet sich auf dem Riensberger Friedhof.

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