Heinrich Schmidt (KZ-Arzt)

Heinrich Schmidt (KZ-Arzt)
Heinrich Schmidt als Angeklagter.
Heinrich Schmidt (sitzend) wird während des Nordhausen-Hauptprozesses am 19. September 1947 von einem Zeugen der Anklage identifiziert.

Ernst Heinrich Schmidt (* 27. März 1912 in Altenburg; † 28. November 2000 in Celle) war deutscher SS-Hauptsturmführer und als Lagerarzt in Konzentrationslagern eingesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Schmidt, der 1937 an der Universität Leipzig zum Doktor der Medizin promovierte, war Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnr. 555.294) und SS (Mitgliedsnr. 23.069). Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges war Schmidt zunächst in einem Lazarett der Waffen-SS eingesetzt.[1]

Schmidt war ab 1941 Lagerarzt im KZ Buchenwald und wurde von dort im Juni 1942 in das KZ Majdanek versetzt. Im Oktober 1943 wurde Schmidt erster Lagerarzt im KZ Groß-Rosen und wurde ab September 1944 in das KZ Dachau versetzt. Zwischen März 1945 und Anfang April 1945 fungierte Schmidt als Lagerarzt in dem Außenlager Boelkekaserne des KZ Mittelbau in Nordhausen.[2] Im Zuge der Evakuierung des KZ Mittelbau gelangte Schmidt am 8. oder 9. April in das KZ Bergen-Belsen, das am 14. April von Angehörigen der britischen Armee übernommen wurde. Schmidt sagte ebenso wie Alfred Kurzke als Zeuge im Bergen-Belsen-Prozess am 25. Oktober 1945 aus. Zu diesem Zeitpunkt war er leitender Arzt im DP-Camp in Bergen-Belsen.[1]

Später wurde er verhaftet und im Nordhausen-Hauptprozess, der im Rahmen der Dachauer Prozesse vom 7. August 1947 bis zum 30. Dezember 1947 stattfand, angeklagt und freigesprochen.[3]

Nach einer erneuten Inhaftierung wurde er am 26. November 1975 vom Landgericht Düsseldorf im sogenannten Majdanek-Prozess wegen gemeinschaftlicher Beihilfe zum Mord an mindestens acht Häftlingen aufgrund der Teilnahme an Selektionen für die Gaskammer angeklagt. Aus Mangel an Beweisen wurde Schmidt, der in Polen als Mörder gesucht wurde, am 20. März 1979 freigesprochen und am 19. April 1979 aus der Haft entlassen.[4]

Schmidt soll 1985 in Uetze gelebt haben.[5] Über seinen weiteren Lebensweg ist nichts bekannt.

Literatur

  • Ernst Klee: Auschwitz, die NS-Medizin und ihre Opfer. 3. Auflage. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main, 1997, ISBN 3-596-14906-1.
  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich: Wer war was vor und nach 1945. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16048-8

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Aussage Heinrich Schmidt am 25. Oktober 1945
  2. Vgl. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich: Wer war was vor und nach 1945., Frankfurt am Main 2007, S.545
  3. Vgl. Robert Sigel: Im Interesse der Gerechtigkeit. Die Dachauer Kriegsverbrecherprozesse 1945-48., Frankfurt am Main 1992, S. 102
  4. Vgl. Nach Freispruch Flucht in das Richterzimmer - Tumulte im Düsseldorfer Majdanek-Prozeß, in: Hamburger Abendblatt, Ausgabe 92 vom 20. April 1979, S. 2
  5. Vgl. Ernst Klee: Auschwitz, die NS-Medizin und ihre Opfer., Frankfurt am Main, 1997, S. 57

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