- Heinrich VI. (England)
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Heinrich VI., eng. Henry VI,(* 6. Dezember 1421 bei Windsor; † 21. Mai 1471 in London) war der letzte König von England aus dem Haus Lancaster (von 1422 bis 1461 und von 1470 bis 1471).
Jugend
Heinrich war das einzige Kind und Erbe von König Heinrich V. von England. Er wurde bei Windsor geboren, sein Vater starb jedoch, als er erst wenige Monate alt war. Seine Mutter, Katharina von Valois, war aus dem französischen Königshaus der Valois und bei seiner Geburt erst zwanzig Jahre alt. Wegen des großen Argwohns aufgrund ihrer Nationalität wurde sie von ihrem Kind systematisch ferngehalten.
Heinrich VI. wurde am 6. November 1429 in der Westminster Abbey zum König von England gekrönt. Im Alter von zehn Jahren folgte am 16. Dezember 1431 die Krönung zum König von Frankreich in der Kathedrale Notre Dame in Paris. Zum ersten Mal wurde ein französischer König dort gekrönt – die etablierte Krönungskirche war bis dahin die Kathedrale von Reims, die aber aufgrund der komplizierten politischen Lage nicht erreicht werden konnte. Das Königreich England wurde von Regenten verwaltet, bis Heinrich volljährig war. Die einflussreichsten Regenten waren seine Onkel Humphrey, Herzog von Gloucester, und John of Lancaster, 1. Herzog von Bedford. John übte die Regentschaft in Frankreich aus und Humphrey in England. Das Parlament beschränkte Humphrey dahingehend, dass er nur in Johns Abwesenheit die Regentschaft über England innehatte.
Machtübernahme und militärische Niederlagen in Frankreich
1437 übernahm Heinrich VI. die Regierungsgeschäfte. Im selben Jahr starb auch seine Mutter. Die militärischen Erfolge Heinrichs V. hatten die seit rund 200 Jahren immer weiter geschrumpften Besitzungen der englischen Krone in Frankreich wieder deutlich erweitert. Zudem sorgten innere Auseinandersetzungen des Adels in Frankreich dafür, dass England während der Unmündigkeit Heinrichs VI. keine ernst zu nehmenden militärischen Auseinandersetzungen hatte.
Kurz nach seiner Machtübernahme schlug die Lage jedoch um. Der aufflammende französische Widerstand, für immer verbunden mit dem Namen der Jeanne d’Arc, läutete den endgültigen Zerfall der englischen Herrschaft auf französischem Boden ein. Auch nach Jeanne d’Arcs Tod blieb die Situation für England ungünstig. Ein großer politischer Rückschlag war dabei im Jahre 1435 das Scheitern der Friedenskonferenz in Arras. Die englischen Gesandten wollten nicht über den Anspruch Heinrich VI. auf den französischen Thron verhandeln. Mit dem Scheitern dieser Verhandlungen zerbrach auch das Bündnis Englands mit Burgund. Somit war die militärische Vormachtstellung Englands auf dem Kontinent endgültig gebrochen.
Vorerst konnten jedoch weitere Verschlechterungen der Lage 1444 durch den Frieden von Tours aufgehalten werden. Wesentlicher Bestandteil dieses Vertrags war die Heirat Heinrichs mit Margaret von Anjou. Eine Geheimklausel sah den Verzicht Englands auf die Grafschaft Maine vor.
Das Bekanntwerden dieser Klausel am englischen Hof führte dazu, dass Spannungen, die sich zuvor aufgebaut hatten, offen ausbrachen. Heinrich VI. hatte eine Reihe von Günstlingen um sich gesammelt, die zunehmend in Konflikt mit Gloucester und Bedford, den beiden ehemaligen Regenten, gerieten. 1441 gelang es der Hofpartei, Gloucesters zweite Frau in einem Hexereiprozess verurteilen zu lassen. Als der in Adel und Volk beliebte Gloucester sich offen gegen die Geheimklausel des Friedensvertrags aussprach, ließ ihn Wilhelm de la Pole, Herzog von Suffolk und wichtiges Mitglied der Hofpartei, 1447 inhaftieren. Gloucester starb wenige Tage später.
Das Ende des Hundertjährigen Kriegs und der Machtverlust Heinrichs VI.
Nach einer kurzen Kampfpause setzten sich die Niederlagen der Engländer in Frankreich fort. 1450 ging die Normandie für immer verloren. Im gleichen Jahr musste Heinrich VI. auf Drängen des Parlaments seinen Vertrauten Suffolk verbannen. Auf der Überfahrt nach Frankreich starb dieser unter ungeklärten Umständen. Nur wenige Wochen später kam es in der Grafschaft Kent zu einem von Jack Cade angeführten Bauernaufstand, der von Teilen des Landadels unterstützt wurde, aber im Juli 1450 zusammenbrach. Heinrich VI. litt psychisch sehr stark unter diesen Niederlagen und dem Widerstand, der ihm von Seiten des englischen Hofes immer mächtiger entgegenschlug. Auch wegen seiner gesundheitlichen Schwäche gelang es dem König nicht, diese Intrigen zu unterbinden. Die Folge davon war, dass um 1450 eine Gruppierung von Adligen um Edmund Beaufort, Herzog von Somerset versuchte, die tatsächliche Regierungsgewalt in England zu übernehmen.
Der Kampf um die brachliegende Regierungsgewalt
Aufgrund des Machtstrebens von Somerset begann Richard Plantagenet, Herzog von York, politisch aktiv zu werden. Richard hatte laut der englischen Erbfolge ein begründbares Anrecht auf den englischen Thron, dessen Ansprüche mit denen von Heinrich VI. selbst vergleichbar waren. Der Großvater Heinrichs VI., Heinrich IV., hatte den englischen Thron besetzt, obwohl sein Cousin Edmund Mortimer, 5. Earl of March das größere Anrecht auf die Thronfolgerschaft hatte. Richard Plantagenet war der Neffe und Erbe Edmunds. Nun trat Plantagenet als Gegner der Hofpartei auf, insbesondere gegen ihren mächtigsten Anführer Somerset. Richard Plantagenet war in den Jahren vor 1450 Statthalter der Normandie gewesen und hatte sich dort persönlich und finanziell stark engagiert. Er war aber dann von Somerset abgelöst worden, unter dem das Gebiet schließlich an Frankreich zurückfiel. Der Konflikt zwischen den beiden war also auch persönlicher Natur. 1450 und 1452 versuchte York erfolglos, Somerset zu stürzen. Erst 1453 konnte er die Unterstützung der mächtigen und mit ihm verwandten Hochadelsfamilie Neville erlangen, unter deren Protektion er den Vorsitz des Kronrats einnahm. Dieses Gremium wurde nun so mächtig, dass es anstelle des inzwischen regierungsunfähigen Heinrichs VI. nahezu alle Amtsgeschäfts wahrnahm.
Kurz nach der Geburt seines ersten und einzigen Kindes, Edward am 13. Oktober 1453 hatte der König, der schon zuvor ein zurückgezogener Mensch war, einen Nervenzusammenbruch, dem eine erste längere Phase von Geisteskrankheit folgte. Es wurden Gerüchte verbreitet, dass der Herzog Somerset der wahre Vater Eduards sei. Die Beliebtheit des Königs, um die es wegen seines mönchischen Gehabes, seiner Abneigung gegen das Reiten und Waffentragen sowie wegen seines Vertrauens in unpopuläre Berater bereits zuvor schlecht gestanden hatte, nahm dadurch weiter ab.
Der Beginn der Rosenkriege
Während sich der gesundheitliche Zustand des inzwischen völlig machtlosen Königs vorübergehend besserte, tötete Richard Plantagenet 1455 Somerset in der Ersten Schlacht von St. Albans. Diese Schlacht wird allgemein als der Beginn der Rosenkriege zwischen den Häusern Lancaster und York angesehen.
Richard Plantagenet bemühte sich nach dem Erfolg von St Albans zunächst nicht, seinen Thronanspruch durchzusetzen, da er den König noch nicht in seiner Gewalt hatte. Während er sich 1460 in Irland befand, bemächtigte sich jedoch in der Schlacht von Northampton sein Verbündeter, Richard Neville, 16. Earl of Warwick, des Königs. Nun erst wollte Richard Plantagenet seinen Anspruch auf den Thron durchsetzen, scheiterte jedoch sowohl mit dem Vorhaben, sich vom Parlament per Akklamation als auch mit einem formaljuristischen Verfahren als König einsetzen zu lassen. Schließlich wurde folgende Regelung getroffen: Am 31. Oktober 1460 ernannte der zum Spielball gewordene Heinrich VI. Richard Plantagenet zu seinem Erben und Nachfolger anstelle seines eigenen Sohns Eduard. Zusätzlich erhielt er sofort den Titel und die Rechte eines Prinzen von Wales. Heinrich VI. wurde im Tower of London gefangen gesetzt.
Königin Margarets Widerstand und die Absetzung Heinrichs
Königin Margaret übernahm für ihren im Londoner Tower gefangenen Mann und ihren Sohn die Führung des Hauses Lancaster im Kampf gegen den neuen König. Schon am 30. Dezember 1460 gelang es den Lancaster-Truppen in der Nähe von Sandal Castle, Richard in der Schlacht von Wakefield zu schlagen und zu töten. Richard Plantagenets zweiter Sohn Edmund, Graf von Rutland, wurde in dieser Schlacht gefangengenommen und wenig später ermordet, Richard Neville, 5. Graf von Salisbury und Vater Warwicks sowie Richard Plantagenets Schwager, einen Tag später hingerichtet. Ihre drei Köpfe wurden daraufhin in Micklegate Bar in York zur Schau gestellt.
Der zu diesem Zeitpunkt 18 Jahre alte Eduard von York übernahm an Stelle seines gefallenen Vaters die Führung des Hauses York. Auch das Haus Neville unterstützte unter Richard dem Jüngeren, dem Königsmacher, immer noch die Ansprüche des Hauses York. Eduard von York musste aber zunächst bei St Albans eine Niederlage gegen das Heer Heinrichs VI. hinnehmen. Eduard konnte jedoch bei Mortimer's Cross und am Palmsonntag 1461 in der Schlacht von Towton die Truppen der Lancaster-Familie besiegen. Durch diesen Sieg war die Regierungszeit Heinrichs VI. zunächst beendet. Am 28. Juni wurde Eduard von York als Eduard IV. zum englischen König gekrönt.
Erneuter Machtgewinn und Ende
Das Haus Lancaster trat derweil unter der Führung Königin Margarets sein Exil in Schottland an. Margaret und ihr Sohn Eduard, der Prinz von Wales, sammelten Truppen für einen Gegenangriff auf die Herrschaft Eduards IV. Der Zeitpunkt war gekommen, als Richard Neville, der Graf von Warwick, 1470 von der Seite der Familie York auf die Seite der Lancasters wechselte. Eduard IV. wurde kurzzeitig ins Exil gezwungen. Heinrich VI. wurde für kurze Zeit wieder auf den englischen Thron gesetzt.
Eduard IV. kehrte aber zu Beginn des Jahres 1471 nach England zurück. Zunächst wurde Richard Neville im April 1471 in der Schlacht von Barnet geschlagen und getötet. Das entscheidende Gefecht zwischen den Truppen der Adelsfamilien York und Lancaster fand jedoch am 4. Mai bei Tewkesbury statt. Nicht zuletzt aufgrund der militärischen Unerfahrenheit von Heinrichs inzwischen 18 Jahre altem Sohn wurde die Schlacht zu einer vernichtenden Niederlage für das Haus Lancaster. Der Prinz selbst wurde auf der Flucht erschlagen. Weitere Heerführer der Lancaster-Familie wurden nach einem Schauprozess hingerichtet. Heinrich VI. und seine Frau Margaret gerieten in die Gefangenschaft Eduards IV. Noch in derselben Nacht, in der Eduard IV. in London einzog, wurde Heinrich VI. im Tower ermordet. Die Linie der Lancasters wurde unterbrochen und erst mit der Thronbesteigung Heinrich VII. 1485 erneuert.
König Heinrich VI. wurde zuerst in der Chertsey Abtei begraben, später wurde sein Körper nach Windsor Castle überführt und schließlich in der Westminster Abtei beigesetzt.
Literatur
- Sachbücher
- Keith Dockray: Henry VI, Margaret of Anjou and the Wars of the Roses. A source book. Sutton Books, Stroud, Gloucestershire 2000, ISBN 0-7509-2163-3.
- Ralph A. Griffiths: The Reign of Henry VI. Sutton Books, Phoenix Mill 1998, ISBN 0-7509-1609-5.
- Belletristik
- Rebecca Gablé: Die Hüter der Rose. Historischer Roman. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2005, ISBN 978-3-404-15683-2.
- Rebecca Gablé: Das Spiel der Könige. Historischer Roman. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2007, ISBN 978-3-431-03721-0.
- William Shakespeare: König Heinrich VI. Diogenes Verlag, Zürich 1989, ISBN 3-257-20638-0.
Weblinks
Commons: Heinrich VI. – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienVorgänger Amt Nachfolger Heinrich V. Herzog von Cornwall
1421–1453Edward of Westminster König von England
Lord von Irland
1422–1461Eduard IV. Herzog von Guyenne
1422–1453französische Krondomäne
(Karl VII.)Eduard IV. König von England
Lord von Irland
1470–1471Eduard IV. Kategorien:- Monarch (England)
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