Almkanal

Almkanal

Der Almkanal ist ein künstliches, verzweigtes Gewässer in der österreichischen Stadt Salzburg. Sein Stiftsarmabschnitt durch den Mönchsberg ist das älteste mittelalterliche Stollensystem Mitteleuropas und diente zur Versorgung der Stadt mit Nutz-, Trink- und Löschwasser sowie dem Mühlenbetrieb.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der älteste Teil des Almkanalnetzes (der heutige Müllner Arm) entstand vermutlich schon im 8. Jahrhundert.

In den Jahren 1137 bis 1143 ließen das Salzburger Domkapitel und das Stift St. Peter einen Stollen durch den Mönchsberg graben. Er ist 370 Meter lang, im Schnitt etwa 0,8 bis 1,2 Meter breit und je nach Art der Einwölbung 1,50 bis 2,20 Meter hoch. Es sollte anfangs nur die Überwässer des Riedenburger Moores in die Stadt leiten. Diese Wassermenge erwies sich aber als zu gering. Eine Verlängerung bis zum Rosittenbach erschien deshalb notwendig.

1160 war das Gerinne am Rand des Leopoldskroner Moores unweit der Berchtesgadener Straße fertig gestellt. Das Wasser des Rosittenbaches floss zum Teil durch den Mönchsberg in die Stadt, das Überwasser in den Riedenburgbach und damit nach Mülln. Auch das Überwasser des weiträumigen Leopoldskroner Moores brachte einige Zeit zusätzliches Wasser, da das Moorniveau höher lag als der Almkanal.

1286 gestattete Kuno von Guetrat den Bau eines fünf Kilometer langen Durchstichkanals vom Rosittenbach zur Königsseeache.

1335 erteilte Erzbischof Friedrich III. den Bürgern der Stadt das Recht der freien Wasserentnahme. In der Folge wurde der Neutorarm (städtischer Arm) mit einem zweiten Stollen durch den Berg gebaut. Dieser neue Arm zweigt vom Müllner Arm ab und durchquert (gegenläufig zum Hauptarm) die innere Riedenburg von Süden nach Norden. Er versorgte neben dem Bürgerspital hauptsächlich Mühlen, Schleifereien, Walken, Schmieden und Sägen.

Das Nonntaler Brunnhaus

1548 wurde das Städtische Brunnhaus am Neutorarm des Almkanals errichtet, das mit Hilfe der Kraft des Almwassers Salzachgrundwasser hochpumpt. In der Folge entstanden zahlreiche Leitungen für Brunnen, Waschhäuser, Bäder, Pferdeschwemmen und Fischkalter. Der Stiftsarm durchzieht in vier Teilarmen die Innenstadt. Er diente auch als Unratkanal.

1664 wurde der Nonntalarm mit dem erzbischöflichen Nonntaler Brunnhaus errichtet. Er diente zur Wasserversorgung des Residenzbrunnens sowie von Häusern am Nonnberg und im Kaiviertel.

Im 19. Jahrhundert trieb das Almwasser bis zu 120 Mühlräder an und es bestanden über 400 Wasserrechte.

1960 stellte die Festungsbahn vom Antrieb mit Almkanalwasser, das aus der Bergstation in die Wassertanks der talwärts fahrenden Bahn gepumpt und im Tal wieder abgelassen wurde, auf elektrischen Betrieb um.

Gegenwart

Der in den Jahren 1137 bis 1143 gegrabene Stollen durch den Mönchsberg ist noch in Betrieb.

Die Alm versorgt 14 Turbinen, darunter das älteste Wasserkraftwerk Salzburgs, das Kraftwerk Pulvermühle der Stieglbrauerei und das städtische Notstromaggregat, sowie Teiche, Kühl- und Klimaanlagen (etwa die des Festspielhauses) mit Wasser.

5500 Liter Wasser fließen pro Sekunde von der Königseeache durch den zwölf Kilometer langen Almhauptkanal und durch sechs Kilometer lange Nebenarme in die Salzach.

Jährlich im September findet für drei Wochen die Almabkehr statt, in der alle Wasserläufe abgefischt, trockengelegt und Ausbesserungsarbeiten vorgenommen werden.

Die Kopfweiden am Almkanal sind ein Kulturrelikt im Gemeindegebiet der Stadt Salzburg und stehen als geschützter Landschaftsteil unter Schutz.

Tourismus und Freizeit

Der Almkanal begegnet in der historischen Altstadt an folgenden Stellen:

  • Am Universitätsplatz wurde von Boris Podrecca ein künstlerischer Brunnen gestaltet, der jedoch gewisse Irritationen hinterlässt, da der Sinn dieses Lochs im Boden verborgen bleibt.
  • Betritt man den Petersfriedhof vom Kapitelplatz her, fällt der dort aus dem Berg tretende große Wasserstrahl auf. Hier wurde ein großes hölzernes Mühlrad wieder eingebaut, das das Bild der Stiftsmühle St. Peter und die angeschlossene Pfisterei (Klosterbäckerei, die mit Abstand älteste Bäckerei der Stadt Salzburg) wieder von außen sichtbar macht.
  • In der Talstation der Festungsbahn wurde der Almkanal freigelegt, künstlerisch gestaltet und mit Erklärungen versehen.
  • Am Beginn der Gstättengasse wurde der Kanal 2004 von Architekt Will Lankmayr mit einem beleuchteten „Sehschlitz“ freigelegt.

Seit September 2010 existiert die sogenannte Almwelle. Diese künstlich geschaffene Surfwelle liegt in Gneis zwischen der Eichethofsiedlung und der Birkensiedlung.

Bilder

Literatur

  • Heinz Dopsch: Der Almkanal - eine Pionierleistung europäischer Bautechnik. In: Heinz Dopsch (Hrsg.): Das älteste Kloster im deutschen Sprachraum. Sankt Peter in Salzburg. Schätze europäischer Kunst und Kultur. 3. Landesausstellung vom 15. Mai–26. Oktober 1982. Amt der Salzburger Landesregierung – Kulturabteilung, Salzburg 1982, S. 117–121 (Sonderschau des Dommuseums zu Salzburg 7, ZDB-ID 2294851-X).

Weblinks


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