- Hexengrund (Torpedowaffenplatz)
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Der Torpedowaffenplatz Hexengrund war eine von 1942 bis 1945 betriebene Torpedotestanlage der deutschen Luftwaffe in der Danziger Bucht bei Gdynia (Gotenhafen).
Inhaltsverzeichnis
Einrichtung
Nach der Besetzung Polens 1939 und dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion errichtete die Luftwaffe an der Putziger Wiek (ein Teil der Danziger Bucht), nördlich des Gotenhafener Stadtteils Hexengrund (heute: Babie Doły), wo sich bereits der Fliegerhorst Hexengrund und die Luftwaffen-Munitionsanstalt 3/I befanden, den „Torpedowaffenplatz Gotenhafen-Hexengrund“. Dieser wurde am 2. April 1942 offiziell als Außenstelle neu aufgestellt. Truppendienstlich und disziplinarisch war er dem Generalluftzeugmeister (Technisches Amt) unterstellt, aber kriegsgliederungsmäßig, wirtschaftlich und verwaltungsmäßig dem Luftgaukommando I zugewiesen. Ab 1. Mai 1944 wurde der Torpedowaffenplatz dem Kommando der E-Stellen unterstellt. Er war für die Erprobung und Verbesserung von Lufttorpedos und dazu gehörigen Abwurfeinrichtungen verantwortlich, ein von der Wehrmacht bis dahin ziemlich vernachlässigtes Gebiet der Militärtechnik.
Nutzung
Die Anlage bestand im Wesentlichen aus einem in der Bucht stehenden U-förmigen, vierstöckigen und von einem Beobachtungs- und Befehlsturm in seiner Mitte überragten Gebäude mit einem Gerippe aus Stahlbeton. Die Seitenflügel waren durch zwei etwa 6 Meter breite und 7 Meter tiefe Kanäle vom Hauptteil getrennt. Das Gebäude hatte zwei Torpedo-Abschussschächte von 1,5 Meter Breite und 4 Meter Tiefe. Zwischen zwei kleineren Gebäuden in der Bucht war ein Netz gespannt, in dem die abgeschossenen Torpedos wieder eingefangen wurden. Nach Fertigstellung der Anlage zog das Torpedoforschungszentrum aus Warnemünde nach Gotenhafen (Gdynia)-Hexengrund um.
Die Testtorpedos wurden zumeist in Richtung Heisternest abgeschossen bzw. abgeworfen. Ebenso wurden alle neuen Torpedos für die deutschen U-Boote, die von Gotenhafen ausliefen, hier vor ihrem endgültigen Einsatz geprüft, wobei sie mit einem Vorsatzkopf ohne Sprengladung ausgestattet wurden. Um auch Lufttorpedos und Gleittorpedos wie den Blohm & Voss L 10 sowie die notwendigen Abschuss- bzw. Abwurfvorrichtungen auf Flugzeugen zu testen, wurden verschiedene Sonderanfertigungen des Jagdflugzeugs bzw. Jagdbombers Fw 190 benutzt, die auf dem nahen Fliegerhorst Hexengrund stationiert waren (Fw 190 A-5/U14, Fw 190 A-5/U15, Fw 190 F-8/R14, Fw 190 F-8/R15, Fw 190 F-8/R16, Fw 190 F-8/U2, Fw 190(BT)).
Die Anlage wurde bis fast zum Kriegsende genutzt. Im April 1945 diente die Mole der Anlage zum Einschiffen von Tausenden von Flüchtlingen und verwundeten Soldaten auf deutsche Schiffe, die sie nach Westen brachten. In der Nacht zum 5. Mai 1945 evakuierten das Schnellbootbegleitschiff Tsingtau und seine Schnellboote noch 3.500 Menschen von Hexengrund;[1] am nächsten Morgen wurde das Gelände von sowjetischen Einheiten besetzt.
Außenstelle
Eine Außenstelle bestand im dänischen Apenrade.[2]
Heutiger Zustand
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde etwa 6 km weiter südlich (NS=54.5485|EW=18.567) eine neue Torpedoanlage ("Formoza") nahe dem Marinehafen von Gdynia errichtet und die alte Anlage dem Verfall überlassen. Die Gebäude und die Reste der Molenpfeiler stehen heute noch vor der Küste.
54.58776666666718.545733333333Koordinaten: 54° 35′ 16″ N, 18° 32′ 45″ OSiehe auch
Einzelnachweise
- ↑ http://www.deutsche-kriegsschiffe.de/Schiffe/schnellbootbegleitschiffe/tsingtau.htm
- ↑ http://www.avlg.dk/HostrupSkovTorpedostation.htm
Weblinks
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