Hexenjagd (Drama)

Hexenjagd (Drama)
Daten des Dramas
Titel: Hexenjagd
Originaltitel: The Crucible
Gattung: Tragödie
Originalsprache: Englisch
Autor: Arthur Miller
Uraufführung: 22. Januar 1953
Ort der Uraufführung: Al Hirschfeld Theatre (Broadway) in New York City
Ort und Zeit der Handlung: Salem (Massachusetts) im Jahre 1692
Personen
  • Abigail Williams
  • John Hale; Pastor
  • Samuel Parris; Pastor, Abgails Onkel
  • Betty Parris; Pastor Parris' Tochter
  • Tituba; Pastor Parris' Sklave
  • Thomas Putnam
  • Mercy Lewis; Dienstmädchen der Putnams
  • John Proctor; ein Bauer
  • Elizabeth Proctor; seine Gemahlin
  • Thomas Danforth; Stellvertreter des Gouverneur
  • Mary Warren; Magd der Proctors
  • John Hathorne; Richter bei den Hexenprozessen von Salem
  • Giles Corey; Freund von John Proctor
  • Rebecca Nurse
  • Ezekiel Cheever
  • George Herrick; Polizeidirektor von Salem
  • John Willard; Richter bei den Hexenprozessen von Salem

Hexenjagd (engl. Originaltitel The Crucible) ist ein Theaterstück des US-amerikanischen Dramatikers Arthur Miller aus dem Jahre 1953.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Hexenjagd spielt im Jahre 1692 in Salem, einer Gemeinde im heutigen US-Bundesstaat Massachusetts.

In dem kleinen Städtchen Salem überrascht der Pfarrer Samuel Parris seine Tochter Betty, seine Nichte Abigail und einige andere Mädchen bei einem okkulten Ritual im Wald.

Einige der Kinder scheinen sich nicht von dem Schock der Entdeckung zu erholen. Sie werden ohnmächtig und krank, was nur von ihnen vorgetäuscht wurde, um sich selbst zu schützen. Da die „Krankheiten“ der Kinder nicht von Ärzten zu erklären sind, entsteht schnell das Gerücht von übernatürlichen Ereignissen, von Teufelsbeschwörung und Hexerei.

Pastor Parris beauftragt Pastor Hale, einen Teufelsspezialisten, der Krankheit seiner Tochter auf den Grund zu gehen. Die Mädchen, allen voran Abigail, merken sehr schnell, dass sie sich selbst vor Strafe bewahren können, wenn sie andere beschuldigen, sie zu ihrem verbotenen Tun getrieben zu haben. Sie nennen wahllos Namen von Gemeindemitgliedern, die angeblich mit dem Teufel im Bund stehen, und das Verhängnis nimmt seinen Lauf.

Der Stellvertreter des Gouverneurs, Danforth, und sein Assistent Richter Hathorne eröffnen das Gericht in Salem. Hauptzeugen sind die Mädchen, die bald halb Salem als Hexen denunzieren. Der Bauer John Proctor durchschaut jedoch diese Lügen und warnt davor, den Anklagen der Mädchen Glauben zu schenken. Abigail, die ein persönliches Interesse an Proctor hat, da er eine Affäre mit ihr hatte, klagt seine Frau Elizabeth wegen Hexerei an. Elizabeth wird verhaftet.

Proctor versucht mit Hilfe seiner Magd Mary Warren, seine Frau zu retten und vor Gericht zu beweisen, dass Abigail und die Mädchen lügen. Anfangs gesteht Mary, dass das Verhalten der Mädchen Vortäuschung ist, doch unter dem Druck der Mädchen und einem neuen gespielten Anfall kann sie die Wahrheit nicht durchhalten. Proctor gesteht seine ehemalige Beziehung mit Abigail und versucht, Richter Danforth von ihrem Hass auf Elizabeth zu überzeugen. Dieser lässt Elizabeth kommen und befragt sie. Doch Proctors Frau, die seine Ehre retten will, behauptet, dass es kein Verhältnis gegeben hätte. Während sie abgeführt wird, offenbart John ihr sein Geständnis. Mary bricht zusammen. Sie beschuldigt nun Proctor, mit dem Teufel im Bund zu sein und sie zum Geständnis gezwungen zu haben. Proctor wird sofort verhaftet und zum Tod verurteilt. Hale, der Zweifel an Proctors Schuld hat, verlässt das Gericht.

Aufstände in Andover ändern die Situation. Parris befürchtet auch einen Aufstand in Salem. Außerdem sind die Mädchen, allen voran Abigail, geflohen. Das Gericht erkennt nun seinen Irrtum. Doch sie können den Verlauf der Ereignisse nicht mehr aufhalten, da sonst deren Autorität und Respekt verloren gehen würde. Danforth, der sein Gesicht nicht verlieren will, hofft, dass der zurückgekehrte Hale es schafft, Proctor und die anderen zu einem Geständnis zu bringen. Proctor gesteht tatsächlich, zerreißt jedoch zuletzt das Geständnis und bezeichnet es als Lüge. Er und die anderen werden gehängt.

Die Entwicklung der Ereignisse zeigt sich auch besonders am kirchlichen Verhalten. Während Pastor Parris aus Angst, seine Autorität zu verlieren, einfach zusieht, reicht Richter Danforth der Glaube der naiven, eigentlich unglaubwürdigen Mädchen, um Hexerei der Angeklagten anzunehmen und sie zu verurteilen. Nach Beginn und Verselbstständigung des Prozesses verharrt er in seiner starren Haltung und glaubt, nicht mehr zurück zu können. Seine Eitelkeit und Unfähigkeit, als Autoritätsperson seinen Irrtum einzugestehen, macht es ihm unmöglich, das Aburteilen von unschuldigen Bürgern zu beenden. Nur Pastor Hale kommt zur Einsicht und versucht unschuldige Leben zu retten, doch er muss verzweifelt erkennen, dass er gegen diese Ereignisse, den Wahn, nicht ankommt.

Historischer Hintergrund und Aktualität des Stückes

Das Stück Hexenjagd basiert auf tatsächlichen Ereignissen; die Figuren der historischen Hexenverfolgung hat Miller namentlich übernommen. Miller schrieb das Stück als Kommentar auf die Kommunistenjagd in der McCarthy-Ära und konnte eine Verfilmung realisieren, die mit Unterstützung Jean-Paul Sartres (als Drehbuchautor) und der DDR-Produktionsfirma DEFA entstand und mit damals der Kommunistischen Partei Frankreichs nahestehenden Stars besetzt wurde: Mylène Demongeot (Abigail), Yves Montand (John) und Simone Signoret (Elizabeth).

Die Bewohner von Salem im Jahre 1692 sind Nachfahren der Pilgrim Fathers, englische Puritaner, die im Jahre 1620 an Bord der Mayflower nach Amerika emigrierten. Nach puritanischem Glauben war das Leben kein Vergnügen, sondern harte Arbeit. Jegliche Vergnügungen wie Feiern, Tanzen oder selbst Bücherlesen waren verboten. Die Bibel bestimmte das Handeln der Menschen. Der Glaube half ihnen, das schwere Leben in einem unbekannten, bedrohlichen Land durchzustehen, aber sie waren auch fanatisch darauf bedacht, ihr „Neues Jerusalem“, das sie aufbauen wollten, nicht durch „falsche“ Wege und trügerische Gedanken zu entehren und zu verderben.

„Die Salemer“, so Miller, „errichteten für hohe Ziele eine Theokratie, eine Kombination von staatlicher und religiöser Macht, deren Funktion es war, die Gemeinschaft zusammenzuhalten und jegliche Uneinigkeit zu verhindern.“

Die Mädchen, die heimlich, teilweise nackt, im Wald tanzten, wussten, dass ihr verbotenes Tun extreme Strafen nach sich ziehen konnte (z. B. Auspeitschen). So täuschten sie Anfälle vor, um der Bestrafung zu entgehen, und, als das Gerücht von Hexerei aufkam, waren sie fast logischerweise froh, die Schuld auf andere abwälzen zu können. Die Dorfbewohner, beständig in Angst vor einer möglichen Bedrohung ihrer religiösen Gemeinschaft durch dunkle Mächte, waren wiederum froh, eine Erklärung für die mysteriösen „Krankheiten“ der Kinder gefunden zu haben.

150-300 Personen wurden auf die Aussagen der Mädchen hin verhaftet, 30 davon zum Tode verurteilt. 19 wurden gehängt, einer zu Tode gefoltert, vier starben im Gefängnis. Etliche legten ein falsches Geständnis ab, um ihr Leben zu retten. Die anderen wurden später begnadigt, nachdem der Gouverneur aufgrund zunehmender Kritik an der Beweisführung ein neues Gericht einberufen hatte.

Einige der Mädchen leisteten öffentlich Abbitte, ebenso Pastor Hale. Elizabeth Proctor heiratete noch einmal; Abigail Williams tauchte angeblich später in Boston als Prostituierte auf.

Erst im Jahre 1711, als die Kinder der Opfer schon herangewachsen waren, wurde eine materielle Entschädigung von ca. £600 bewilligt, wovon John Proctors Familie mit £150 den höchsten Einzelanteil erhielt.

Leben Arthur Millers

Hauptartikel: Arthur Miller

Arthur Miller, 1915 als Sohn eines jüdischen Einwanderers in New York geboren, wurde nachhaltig geprägt durch die Depressionszeit der 30er Jahre, nachdem die Textilfabrik des Vaters ruiniert worden war. Diese Erfahrung und seine jüdische Erziehung weckten Millers kritisches Bewusstsein. 1947 gelang ihm der Durchbruch am Broadway mit dem Drama All My Sons (Alle meine Söhne). Zentrale Themen wie die Konfrontation mit der Lebenslüge, der Vater-Sohn-Konflikt und die mit beidem verknüpfte Verdrängung persönlicher und gesellschaftlicher Verantwortung wurden in Death of a Salesman (Tod eines Handlungsreisenden) wieder aufgenommen, für das Miller 1949 u.a. den Pulitzer-Preis erhielt. 1953 erschien The Crucible (Hexenjagd), nachdem sich Miller intensiv mit der Thematik und den real-historischen Ereignissen befasst hatte.

Hexenjagd ist ein Stück über den Hexenwahn in der frühen Neuzeit, aber es ist auch ein Stück über gesellschaftliche Erscheinungen, die in unserer Zeit immer wieder auftreten können. Es wendet sich gegen Angst und Massenwahn, gegen Denunziation, Gesinnungsschnüffelei und gegen den Missbrauch politischer Macht.

Thematik des Stückes und soziales Engagement trugen dazu bei, dass Miller in den 50er Jahren zur Zeit des McCarthyismus als Amerikagegner verdächtigt wurde. Er sollte zur Aufdeckung antiamerikanischer Umtriebe Namen von Personen nennen, die an kommunistischen Schriftstellertreffen teilgenommen hätten. Er verweigerte die Aussage und wurde wegen „Missachtung des Kongresses“ zu einer Gefängnis- und Geldstrafe verurteilt. Das Urteil wurde ein Jahr später aufgehoben.

2003 wurde Miller mit dem Jerusalempreis für die Freiheit des Individuums in der Gesellschaft ausgezeichnet.

Miller starb am 10. Februar 2005 im Alter von 89 Jahren in Roxbury im US-Bundesstaat Connecticut. Wie eine Mitarbeiterin mitteilte, starb Miller am Abend an Herzversagen. Nach Medienberichten litt Miller an einer Krebserkrankung und zuletzt auch an einer Lungenentzündung.

Verfilmungen

Hörspiele


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