- Hilko Wiardo Schomerus
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Hilko Wiardo Schomerus (* 7. Januar 1879 in Marienhafe/Ostfriesland; † 13. November 1945 in Halle (Saale)) war ein deutscher Missionar und späterer Professor für Missionswissenschaft und Religionsgeschichte an der Universität Halle.
Inhaltsverzeichnis
Zu Leben und Werk
Nach dem Studium am Seminar der Evangelisch-lutherischen Mission in Leipzig war Schomerus von 1902-1912 im Dienst der Leipziger Mission in Südindien tätig. Noch als Missionar verfasste er die Arbeit Der Saiva-Siddhanta. Eine Mystik Indiens, die 1912 erschien und in der Fachwelt positiv aufgenommen wurde, u. a. von Rudolf Otto und Nathan Söderblom. Studien der Indologie und Religionswissenschaft in Kiel und Leipzig schlossen sich an. Zu seinen Lehrern und Förderern gehörten der Indologe Paul Deussen, der Systematische Theologe Erich Schaeder und wiederum Söderblom, dessen Assistent er in Leipzig wurde. Unter anderem durch Schaeders Einfluss wurde Schomerus 1913 von der Theologischen Fakultät in Kiel der Lic. theol. h.c. verliehen, 1914-1920 wirkte er als Pfarrer in Rendsburg, 1920 wurde er Privatdozent, 1925 außerordentlicher Professor in Kiel, 1926 wurde er als Professor für Missionswissenschaft und Religionsgeschichte nach Halle berufen, wo er bis zu seinem Tod lebte und wirkte. Zeitweise war er Dekan der Theologischen Fakultät. Nach dem Zweiten Weltkrieg bemühte er sich gemeinsam mit seinem Theologenkollegen Otto Eißfeldt um die Wiedereröffnung der Universität, die er jedoch nicht mehr erleben sollte.
1923 hatte die Evangelisch-Theologische Fakultät der Universität Breslau Schomerus zum Dr. theol. h.c. promoviert. In den Jahren 1929/30 finanzierte ihm das preußische Kultusministerium eine Studienreise, die ihn über Indien, Sri Lanka, Indonesien in den Fernen Osten führte.
Schomerus war ein anerkannter Kenner südindischer Sprachen und übersetzte eine Reihe religionswissenschaftlicher Quellen aus dem Tamil. Er suchte christlich-europäisch geprägten Theologen und angehenden Missionaren die religiöse Welt Indiens zu erschließen. Theologisch beschäftigten ihn Fragen des Religionsvergleichs, wobei er sich gegen eine oberflächliche Auswertung von angeblichen oder tatsächlichen Parallelen wandte, die die Eigenständigkeit des Christentums und den christlichen - aber aus einer Innenperspektive bei jeder Religion mehr oder weniger vorhandenen - Absolutheitsanspruch angriff. Dieses Thema war in den 1920er und 30er Jahren nicht nur von innerkirchlicher und missionstheologischer Bedeutung, sondern auch von politischer Relevanz, da völkische Gruppen, etwa um Mathilde Ludendorff, die Originalität des Christentums unter Verweis auf indische Quellen bestritten. Schomerus sah sich daher veranlasst, mehrfach gegen diesbezügliche als pseudowissenschaftlich geltende Argumente Stellung zu beziehen. Sein integres Verhalten während des sog. Dritten Reiches ist allgemein anerkannt.
Auch wenn er Religionswissenschaft aus theologischem Interesse betrieb, war Schomerus um die methodisch saubere, objektive Darstellung fremder Religionen bemüht.
Bibliographie
Eigene Schriften
- Saiva-Siddhanta, eine Mystik Indiens. Nach den tamulischen Quellen bearbeitet und dargestellt, Leipzig 1912
- Indische Erlösungslehren. Ihre Bedeutung für das Verständnis des Christentums und für die Missionspredigt, Leipzig 1919
- Die indische theologische Spekulation und die christliche Trinitätslehre, Berlin 1919
- Indien und das Abendland, Wernigerode 1925
- Indien und das Christentum, 3 Bände, Halle 1931-1933: 1. Indische Frömmigkeit; 2. Das Ringen des Christentums um das indische Volk; 3. Das Eindringen Indiens in das Herrschaftsgebiet des Christentums
- Parallelen zum Christentum als religionsgeschichtliches und theologisches Problem, Gütersloh 1932
- Ist die Bibel von Indien abhängig?, München 1932
- Missionswissenschaft, Theologische Lehrbücher 2, Leipzig 1935
- Meister Eckehart und Manikka-Vasagar. Mystik auf deutschem und indischem Boden, Gütersloh 1936
- Religionsgeschichte und Äußere Mission, Leipzig 1938
- Indische und christliche Enderwartung und Erlösungshoffnung, Gütersloh 1941
Übersetzungen
- Die Hymnen des Manikka-Vasaga. Aus dem Tamil übersetzt von H.W. Schomerus, Jena 1923
- Sivaitische Heiligenlegenden (Periyapurana und Tiruvatavurar-Purana), aus dem Tamil übersetzt von H.W. Schomerus, Jena 1925
- Arunantis Sivajnanasiddhiyar. Die Erlangung des Wissens um Siva oder um die Erlösung, aus dem Tamil übersetzt und kommentiert von H.W. Schomerus, 2 Bde., Wiesbaden 1981 (postum hrsg. von H. Berger u. a.)
Literatur über Schomerus
- F. Heinrich, Hilko Wiardo Schomerus (1879-1945), Zeitschrift für Religionswissenschaft 9 (2001), 217-234 (dort weitere Lit!).
- A. Pohlus, Schomerus, Hilko Wiardo, in: Neue Deutsche Biographie 23, 2007, 464f.
Weblinks
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