Marienhafe

Marienhafe
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Marienhafe
Marienhafe
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Marienhafe hervorgehoben
53.5230555555567.27361111111110
Basisdaten
Bundesland: Niedersachsen
Landkreis: Aurich
Samtgemeinde: Brookmerland
Höhe: 0 m ü. NN
Fläche: 4,06 km²
Einwohner:

2.029 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 500 Einwohner je km²
Postleitzahl: 26529
Vorwahl: 04934
Kfz-Kennzeichen: AUR
Gemeindeschlüssel: 03 4 52 017
Bürgermeister: Heiko Coordes (CDU)
Lage der Gemeinde Marienhafe im Landkreis Aurich
Baltrum Juist Landkreis Wittmund Landkreis Leer Memmert Norderney Nordsee Emden Landkreis Friesland Landkreis Leer Landkreis Wittmund Aurich Berumbur Berumbur Dornum Großefehn Großheide Hage Hagermarsch Halbemond Hinte Ihlow (Ostfriesland) Krummhörn Leezdorf Lütetsburg Marienhafe Norden (Ostfriesland) Osteel Rechtsupweg Südbrookmerland Upgant-Schott Upgant-Schott Wiesmoor WirdumKarte
Über dieses Bild
Historisierende Darstellung des mittelalterlichen Hafens
Die Kirche zu Marienhafe während des Abbruchs 1829
Kirche St. Marien, 2005
Klaus-Störtebeker-Denkmal

Marienhafe ist eine Gemeinde und Verwaltungssitz in der Samtgemeinde Brookmerland im Landkreis Aurich in Ostfriesland. Marienhafe ist eine der kleinsten Gemeinden in Niedersachsen.

Zur Gemeinde gehört der 1973 eingemeindete Ortsteil Tjüche nördlich des Ortskerns.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Marienhafe liegt im westlichen Teil der ostfriesischen Halbinsel, rund 20 Kilometer nordöstlich von Emden und 10 Kilometer südöstlich von Norden. Es grenzt im Nordwesten an die Gemeinde Osteel, im Nordosten an die Gemeinde Leezdorf, im Osten an die Gemeinde Rechtsupweg, im Süden an die Gemeinde Upgant-Schott, im Südwesten an die Gemeinde Wirdum.

Geschichte

Die Ortschaft Marienhafe wurde 1424 aufgrund eines Bremer Schiedsspruches als Marienhoff gegründet. Die dort gelegene Kirche besteht jedoch schon seit dem 13. Jahrhundert. Sie war wegen des ursprünglich knapp 80 Meter hohen kastenförmigen Turmes und ihrer drei Kirchenschiffe bekannt. Die Wattflächen „Leybucht“ und „Kuipersand“ (vor Marienhafe in der Emsmündung bzw. in deren Übergang zur Nordsee gelegen) beziehen ihren Namen von der alten dreischiffigen Marienhafer Großkirche. Ihr Turm und alle drei Kirchenschiffe waren auf der Nordseite mit Kupfer („Kuiper“ = friesisch-niederländisch für Kupfer) und auf der Südseite mit Schiefer („Ley“=altdeutsch für Schiefer) gedeckt, sodass die Kirche von See her durch den wechselnden Blick auf die Kupfer- und die Schieferseite für Eingeweihte einen Hinweis auf die auch bei Niedrigwasser befahrbar bleibenden Priele und sonstigen Wasserflächen gab. Ohne dieses Sonderwissen waren der Ort und sein tideabhängiger Hafen vom Meer her uneinnehmbar.

Die Bedeutung der Kirche als Seezeichen ging nach dem Ende des Mittelalters durch die Verlagerung der Küstenlinie zurück. Marienhafe liegt heute im Binnenland und hat keinen Hafen mehr. Sowohl der Turm als auch die Schiffe der Kirche wurden deshalb im Hinblick auf die hohen Unterhaltungskosten des Bauwerks im Jahr 1829 drastisch verkleinert. Die Kirche St. Jacobi (Hamburg) (ohne deren heutigen spitzen Turmhelm) vermittelt in etwa einen Eindruck der ursprünglichen Größe von Turm und Hauptschiff des Marienhafer Gotteshauses.

Der Seeräuber Klaus Störtebeker soll hier außerdem im ausgehenden 14. Jahrhundert Unterschlupf gefunden haben. Dafür revanchierte er sich beim Kampf der Häuptlinge des Brookmerlandes um die Vorherrschaft in Ostfriesland.

Religionen

Kirche

Die St.-Marienkirche war ursprünglich eine dreischiffige Basilika mit Querschiff und sechsgeschossigem Turm. Sie galt früher als größte Kirche Ostfrieslands. 1829 wurde der Bau bis auf das Mittelschiff abgerissen, wobei auch ein 250 Meter langer und aus 124 Einzelbildern bestehender Sandsteinfries, der sich unmittelbar unter dem Dach befand, zerstört wurde. Der nunmehr auf vier Stockwerke reduzierte Turm war einst ein bedeutendes Seezeichen. Noch nahezu vollständig erhalten ist die bedeutende Orgel, die Gerhard von Holy 1713 vollendete.

Kirchengeschichte

Ursprünglich gehörte das alte Brokmerland zur Propstei Hinte im Bistum Münster. 1250 wurde durch einen Sühnevertrag das Brokmerland vom Bistum Münster abgetrennt und dem bischöflichen Offizial unterstellt. Eingebunden waren die Kirchgemeinden Blaukirchen (Südwold), Burhafe (um 1500 zum Kloster Ihlow gehörig), Engerhafe, Floritz, Marienhafe und Wiegboldsbur. Später folgten weitere Kirchgemeinden dazu.

Politik

Gemeinderat

Der Gemeinderat hat 13 gewählte Mitglieder. Ihm gehören seit der Kommunalwahl am 10. September 2006[2] zwei Parteien und eine Wählergruppe an:

  • SPD 6 Sitze
  • CDU 2
  • BWG 4
  • parteilos 1

CDU und BWG bilden im Rat eine Gruppe[3].

Die nächsten Kommunalwahlen werden 2011 stattfinden.

Bürgermeister

Bürgermeister ist Heiko Coordes von der CDU.

Wappen

Blasonierung: Geteilt von Rot und Gold; oben ein wachsender goldener Adler mit goldenen Kronen auf dem Kopf und den beiden Schwingenspitzen; unten ein roter Anker zwischen zwei gestürzten roten Bechern.

Partnerschaften

Marienhafe unterhält eine Partnerschaft mit dem britischen Melksham.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Auf dem Marktplatz südlich der Kirche steht ein Denkmal, das an den Piraten Klaus Störtebeker erinnert. Die Bronzeskulptur wurde vom Leeraner Bildhauer Karl-Ludwig Böke nach der Störtebeker-Radierung von Daniel Hopfer entworfen und am 27. Juni 1992 eingeweiht. Rund um die Kirche befindet sich der örtliche Friedhof. Marienhafe besteht hauptsächlich aus einem geschlossenen Wohngebiet und im Ortskern gibt es kleinere Geschäfte und Gaststätten. Durch die dichte Bebauung ist Marienhafe mit den Nachbarorten Osteel und Upgant-Schott zusammengeschmolzen, die ebenfalls zur Samtgemeinde Brookmerland gehören.

Seit dem 4. Juli 1999 ist Marienhafe mit dem Eintrag „Stadt mit der längsten Teetafel der Welt“ im Guinness-Buch der Rekorde vertreten. An dem Tag versammelten sich über 3.000 Menschen im Ortskern, um an der mit 620  Metern längsten Teetafel der Welt Platz zu nehmen und die ostfriesische Teezeremonie zu vollziehen. Die nahe gelegene Stadt Norden versuchte später den Rekord zu brechen, scheiterte jedoch mit diesem Vorhaben. Aus Anlass des zehnjährigen Jubiläums des Rekordes stellen die Marienhafer einen weiteren Guinness-Buch Weltrekord auf, bei dem sich 1.878 Menschen als Piraten verkleideten. Damit wurde der vorherige Piratenweltrekord vom Heidepark Soltau mit 1.140 Piraten übertroffen.

Regelmäßige Veranstaltungen

Alle drei Jahre im Sommer finden in Marienhafe für dreieinhalb Wochen die sogenannten Störtebeker-Freilichtspiele in plattdeutscher Sprache statt. Hierbei wird der Marktplatz für mehrere Wochen mittelalterlich umgestaltet. Die Spiele werden von der Arbeitsgemeinschaft Ostfriesisches Volkstheater e.V. geleitet. Die inhaltlichen Handlungen verändern sich mit jedem neuen Spieljahr.

Ein weiterer Höhepunkt im Gemeindeleben ist das alljährliche Störtebeker Straßenfest. Dieses findet in jedem Jahr am ersten Sonnabend des Monats Juni statt. Auf der Einkaufsstraße und rund um den Marktplatz bieten zahlreiche ortsansässige Vereine selbst hergestellte Waren und Spiele an. Abends gibt es ein Musikprogramm mit mehreren Live-Bands.

Sport

Bereits weit über die Grenzen des Brookmerlandes hinaus sind die hummel Brookmerland-Meisterschaften bekannt. Dabei handelt es sich um ein Handballturnier am Ende eines jeden Jahres bei denen in unterschiedlichen Gruppen aktive und nicht-aktive Handballer/innen gegeneinander um den Gruppensieg spielen. Den Abschluss des Turniers bildet ein Zeltfest am 30.12. vor der Kurt-Knippelmeyer-Halle. In den vergangenen Jahren haben sich jeweils über 75 Mannschaften angemeldet und bis zu 8.000 Besucher feuerten ihre Teams an. Nachdem es 2008 bereits einen Rekord bei den teilnehmenden Teams (88) gab, wurde dieser Rekord 2009 erneut gebrochen. Erstmals nahmen 101 Mannschaften am größten Handballturnier für Nichtaktive in Deutschland teil.

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaft

Als Zentrum der Samtgemeinde Brookmerland mit durchaus kleinstädtischen Zügen verfügt Marienhafe im Ortskern über alle Einrichtungen, die den täglichen Bedarf befriedigen. Darüber hinaus findet man auch eine Reihe von Fachgeschäften sowie Einrichtungen der Hotellerie und Gastronomie vor.

Verkehr

Die Gemeinde liegt an der Bundesstraße 72 zwischen der alten Kreisstadt Norden und Georgsheil; außerdem an der Landesstraße 26 von Osterupgant (im Osten vom Marienhafe) nach Wirdum. Zudem gibt es in Marienhafe einen Bahnhof an der Eisenbahnstrecke zwischen Emden und Norddeich Mole, der hauptsächlich vom Regionalverkehr der Deutschen Bahn bedient wird.

Bildung

In Marienhafe befindet sich das Schulzentrum Brookmerland mit einer Haupt-, Real- und einer Förderschule. Seit dem Schuljahr 2009/2010 gibt es neben den oben beschriebenen in Marienhafe auslaufenden Schulformen eine Integrierte Gesamtschule ab Klasse fünf.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter des Ortes

  • Wilhelm Schomerus (1864-1943), lutherischer Theologe, Generalsuperintendent von Aurich
  • Hilko Wiardo Schomerus (* 1879 in Marienhafe, † 1945 in Halle/Saale), ev. Theologe, Missions- und Religionswissenschaftler, Indologe
  • Georg Peters (* 1908 in Marienhafe, † 1992 in Norden), Politiker

Literatur

  • Eberhard G. Neumann: Beitrag zur Baugeschichte der Kirche in Marienhafe. In: Die St. Marien-Kirche der Ev.-luth. Gemeinde Marienhafe. Norden, o.J.

Einzelnachweise

  1. Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen – Bevölkerungsfortschreibung (Hilfe dazu)
  2. Samtgemeinde Brookmerland - 2006 - Gemeinderatswahl Marienhafe
  3. Zusammensetzung des Rates

Weblinks

 Commons: Marienhafe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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