Hirschberg (Warstein)

Hirschberg (Warstein)
Hirschberg
Stadt Warstein
Wappen von Hirschberg
Koordinaten: 51° 26′ N, 8° 17′ O51.4311111111118.2758333333333300Koordinaten: 51° 25′ 52″ N, 8° 16′ 33″ O
Höhe: 300–464.7 m ü. NN
Fläche: 18,03 km²
Einwohner: 1.803 (1. Jan. 2011)
Eingemeindung: 1. Jan. 1975
Postleitzahl: 59581
Vorwahl: 02902
Karte

Lage des Ortsteils in Warstein

Bild von Hirschberg

Hirschberg ist ein Ortsteil der sauerländischen Stadt Warstein im Kreis Soest. Zum 1. Januar 2011 waren 1803 Einwohner ortsansässig.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Nachbarorte

Hirschbergs Nachbarorte, aufgelistet im Uhrzeigersinn beginnend im Norden, sind Allagen, Sichtigvor, und Warstein.

Klima

Durchschnittliche Niederschlagswerte (1961–1990)
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Niederschlag (mm) 89,0 68,4 84,1 78,9 97,6 118,6 121,2 90,1 80,0 71,0 87,0 101,8 Σ 1.087,7
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Quelle: [1] auf dwd.de

Geschichte

Die erste sicher fassbare Siedlung in der Umgebung Hirschbergs ist die Siedlung und spätere Klosterwüstung Odacker, ca. 1,5 km nordöstlich des heutigen Ortes Hirschberg. Diese wird in einer Kölner Notiz aus dem späten 12. Jahrhundert als Grenzpunkt zwischen dem von Köln gegen die Grafschaft Arnsberg beanspruchten Osterwald (dem östlichen Teil des heutigen Naturparks Arnsberger Wald) und dem westlichen Teil des Waldes, der unstrittig Arnsberg zusteht, genannt. Nach der Anlage der Stadt Hirschberg siedelte sich im Bereich Odacker ein kleines Nonnenkloster an. Junggraf Wilhelm von Arnsberg erteilte Hirschberg am 26. Juli 1308 die Stadtrechte. Diese Stadtrechtsbewidmung wurde vom Erzbischof von Köln, der als Herzog von Westfalen das alleinige Befestigungsrecht hatte, bekämpft. In einem leider nicht mehr sicher datierbaren Schreiben fordert der Kölner Erzbischof Heinrich von Virneburg seine Städte Soest, Brilon, Rüthen, Marsberg, Geseke, Warstein auf, gegen die begonnenen Befestigungen in Hirschberg und Bergheim (eine Arnsberger Fehlgründung, im Bereich des heutigen Niederbergheim zu suchen) vorzugehen. Offensichtlich hatte diese Intervention Erfolg. Der Aufbau einer befestigten Stadt auf dem Hirschberger Stadtberg unterblieb. Erst dem letzten der Arnsberger Grafen – Gottfried IV. – gelingt die Befestigung Hirschbergs. Er handelt mit dem Kölner Erzbischof Walram von Jülich einen Vertrag aus, der einerseits ihm die Befestigung Hirschbergs gestattet, andererseits aber die Stadt Hirschberg dem Kölner Erzbischof zu Lehen aufträgt. In dieser Spätphase der Arnsberger Grafschaft achtete Graf Gottfried IV. allein auf die wirtschaftliche und infrastrukturelle Bedeutung. Strategische Bedeutung und militärische Stärke konnte die neue Stadt Hirschberg nicht mehr ausstrahlen. Nur deshalb genehmigte Walram von Jülich die Befestigung. Erst 1340 wurde die Stadtbefestigung durch eine neue Stadtburg und eine Stadtmauer mit Wall und Graben erweitert. Außerdem wurde eine neue Burgkapelle geweiht. 1350 wurde die St. Christophorus-Kirche fertigstellt. 1368 verkaufte der Arnsberger Herrscher die gesamte Grafschaft an das Erzbistum Köln. In den nächsten Jahrzehnten wurde die Stadtburg zu einem Jagdschloss erweitert. 1403 oder 1404 trat Hirschberg der Hanse bei. 1442 wurde ein Stadtsiegel genehmigt. An der Seite Kölns kämpfte Hirschberg zwischen 1444 und 1449 bei der Soester Fehde und wurde in dieser Zeit zweimal geplündert. 1583 wurde Kloster Odacker zum ersten Mal niedergebrannt. 1584 übernahm Ernst von Bayern die Herrschaft. Er stationierte das oberste westfälische Jagd- und Forstamt in Hirschberg. Auch dieser Ort blieb von einem Stadtbrand nicht verschont, 1597 brannten große Teile der Stadt nieder. Im 30-jährigen Krieg wurde das Kloster Odacker erneut komplett zerstört. 1633 wird auch der Ortskern zerstört, sowohl das Jagdschloss, als auch die Kirche überstanden das Jahr nicht. 1648 startete der Wiederaufbau des Klosters. Wenige Jahre später wurde auch das Jagdschloss und eine Kapelle wieder errichtet. 1778 kommt es zu einem zweiten Stadtbrand, 1788 steht der Ort erneut zu großen Teilen in Flammen. Ab 1802 lag Hirschberg in der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt. Zwei Jahre später wird das Kloster aufgegeben, das Grundstück wird an Hirschberger Bürger verkauft. Wiederum drei Jahre danach, 1807, verlor Hirschberg die Stadtrechte wieder. Damals wurde es dem „Justizamt Belecke“ unterstellt. In den Jahren 1810 und 1811 wurde das Schloss bis auf den nördlichen Flügel niedergerissen. Ab 1816 gehörte Hirschberg zur Provinz Westfalen, dem Regierungsbezirk Arnsberg und dem Kreis Soest (ab 1823 Kreis Arnsberg). Bis Ende 1974 war es dann eine eigenständige Gemeinde im Kreis Arnsberg. Am 1. Januar 1975 wurde Hirschberg ein Ortsteil von Warstein und kam damit nach 159 Jahren wieder zum Kreis Soest.[2]

Hexenverfolgungen in Hirschberg

In dem kleinen Ort Hirschberg fanden drei Hexenverfolgungen statt: 1595 wurden mehrere Männer und Frauen wegen Hexerei hingerichtet. Von 1616 bis 1617 wurden 13 Personen als Hexen angeklagt. 1616 leitete der berüchtigte Hexenrichter Dr. Heinrich von Schultheiß die Hexenprozesse in dem Städtchen Hirschberg. 1628 bis 1629 fanden 12 Menschen in Hexenprozessen den Tod. In dieser Zeit war Pfarrer Michael Stappert hier tätig. An sein Wirken erinnert ein Denkmal in der Stadt Rüthen.

Diese Prozesse sind in dem Werk Hochnötige Unterthanige Wemütige Klage Der Frommen Unschültigen (1676) von Hermann Löher beschrieben. Darin enthalten ist Schrift von Michael Stappert zu den Hexenprozessen.

1986 wurde im Warsteiner Ortsteil Hirschberg ein Gedenkkreuz für die gefolterten Frauen und Männer der Hexenverfolgungen errichtet an der ehemaligen Hinrichtungsstätte mit Texttafeln zu den Hexenprozessen an der Straße Christoffelsberg in der „Eskelle“, einem Waldstück am Ortsrand.

Einwohnerentwicklung

  • 1986 – 1.960
  • 1990 – 2.002
  • 1995 – 2.099
  • 2000 – 2.054
  • 2002 – 2.055
  • 2011 – 1.803

(jeweils zum 1. Januar)

Sehenswürdigkeiten

Hirschberg, Kirche

Der von Fachwerkhäusern (davon ca. 30 mit Hausinschrift) geprägte Ort wurde mehrfach beim Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ ausgezeichnet.

  • Christophoruskirche: Der Chorraum und das erste Gewölbejoch stammen noch aus dem 14. Jahrhundert. Das Südportal wurde 1708 errichtet. Nach einem fast kompletten Abbruch wurde 1956 eine größere Kirche mit Turm im Süden eingeweiht. Der Tabernakelaltar stammt aus dem 18. Jahrhundert.
  • Pfarrhaus: Die äußere Form eines Pfarrhauses mit Wohn und Landwirtschaftsteil ist bis heute erhalten. Großes Deelentor (Querdeele) mit lateinischer Inschrift.
  • Bilsteinhöhle: Die Bilsteinhöhle mit dem benachbarten Wildpark liegt auf dem Gebiet zwischen Hirschberg und Warstein.
  • Gedenkkreuz für Opfer der Hexenverfolgungen in der Eskelle
  • Marstall, der Pferdestall des ehemaligen Hirscherger Schlosses
  • Waldfreibad (2010 wurde die Schließung des Bades bekanntgegeben)
  • Kohlenmeilergelände mit Schaumeiler, Köhlerhütte und Informationstafel zum Thema „Köhlerhandwerk im Sauerland“

Bekannte Persönlichkeiten

  • Wilhelm Hoff, Organisator des preußischen Eisenbahnwesens und Minister für öffentliche Arbeiten

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Stadt Warstein: Zahlen, Daten, Fakten
  2. Martin Bünermann, Heinz Köstering: Die Gemeinden und Kreise nach der kommunalen Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1975, ISBN 3-555-30092-X.

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