- Hollertszug
-
Hollertszug Mundloch des Königsstollens (Trinkwassergewinnung) in Herdorf Abbau von Eisenerz Größte Tiefe 240 m Förderung/Gesamt 1,3 Mio. t Eisenerz Seltene Mineralien Ankerit, Chalkosiderit, Dufrenit, Lepidokrokit, Skorodit Beschäftigte 300 (1900) Betriebsbeginn 1794 Betriebsende 1910 Geografische Lage Koordinaten 50° 46′ 41″ N, 7° 56′ 0″ O50.7780555555567.9333333333333Koordinaten: 50° 46′ 41″ N, 7° 56′ 0″ O Lage HollertszugGemeinde Herdorf Kreis Landkreis Altenkirchen Revier Bergrevier Daaden-Kirchen Der Hollertszug war eine Eisenerzgrube im „Städtchen“ Herdorf im Landkreis Altenkirchen in Rheinland-Pfalz. Sie war eine der vielen Gruben im Ort.
Inhaltsverzeichnis
Gangmittel
Die Gangmittel der Grube waren in der Teufe zwischen 10 und 12 m mächtig und auf der Stollensohle knapp 1000 m lang. Die abzubauende Gangfläche des Gangzug betrug hier 2200 m². Die einzelnen Gangmittel Mittelberg / Euel und Oberster Pferdestall waren in den oberen Teufen zwischen 5 und 6 m mächtig und enthielten Spateisenstein und Brauneisenstein von sehr guter Qualität. Der Fe-Gehalt im Spateisenstein betrug nach Röstung 48,8 %.[1]
Geschichte
Die ersten Grubenerwähnungen auf dem „Hollerter Gangzug“ gehen auf um 1770 zurück, einzelne Stollen wurden bereits früher erbaut. 1720 wurde der 389 m lange „Alexanderstollen“ angehauen. Sechs Jahre später folgte der „Herrschaftliche Stollen“. Ebenfalls ins erste Drittel des 18. Jahrhunderts gehört der Bau des „Friedrich-Stollens“. Ab 1780 wurde der mehr als 1000 m lange „Hollerter Erbstollen“ angelegt, der eine Teufe von bis zu 185 m erreichte und 1840 mit einer Schienenbahn ausgestattet wurde. Schon zu diesem Zeitpunkt hatten die Hollerter Gruben eine weitreichende Bedeutung, da Becher den Betrieb in seiner minearologischen Beschreibung 1789 als einzigen in der Grafschaft Sayn nennt. Die Gruben auf dem Gangzug förderten zusammen jährlich ca. 4000 t Eisenstein. In einem Seigerriss aus dem Jahr 1792 deutet sich an, dass der Betrieb auf dem Gangzug zu einer großen Anlage entwickelt, was den eigentlichen Anfang der Grube Hollertszug bedeutet. Zwei Jahre später vergab Alexander von Humboldt den Auftrag zum Bau der Grube, der Preußische Staat beteiligte sich daran. 1798 wurde der Name „Hollertszug“ schließlich erstmals genannt.
Am 26. Juli 1816 erfolgte die Konsolidation der Gruben Offhäuser, Hühnerhord, Althollert, Junghollert, Mittelberg und Euel zu einem Verbund, der 1844 schließlich mit dem Feld Hollertszug westliche Beimaßen zur Grube Hollertszug konsolidierte. Zwischen den beiden Konsolidationen förderte die Grube jährlich knapp 2540 t Eisenerz, was für die damalige eine beachtliche Förderung darstellte. Übertroffen wurde die Grube von nicht vielen Betrieben, am meisten von der Grube Stahlberg, die im Jahr 1836 4192 t förderte. Am 28. September 1820 war zudem im Hellertal der Tiefe Königsstollen angehauen worden. Er brachte 76 m Teufe unter dem Hollerter Erbstollen ein und war 1852 1445 m lang. Er bot den Aufschluss von errechneten 500.000 t Eisenstein im Gangzug, was bei einer jährlichen Förderung von 4000 t eine dem Bergwerk eine Lebensdauer von 125 Jahren verschaffte. 1863 wurde er mit einer Länge von 1822 m fertig gestellt. Während die Grube im Jahr 1860 in den Förderstatistiken noch vor den anderen Herdorfer Gruben Stahlert, Friedrich Wilhelm und Zufällig Glück stand, blieb sie in den Folgejahren mehr und mehr zurück. 1877 stand sie mit der Förderung auf Platz 28 im Siegerland, während die Nachbargrube Bollnbach auf Platz 6 stand. Zudem nahmen die Erzvorräter immer weiter ab. 1866 standen noch 98.000 t Erz zum Abbau, 1890 waren es noch 34.000 t. 1880 arbeiteten in der Grube 170 Bergleute.
Inzwischen war eine im Siegerland bis dato einmalige Modernisierung auf der Grube vollzogen worden. Ab 1889 fuhr eine elektrische Grubenbahn von AEG durch den „Königsstollen“. Sie wurde durch 500 V-Gleichstrom angetrieben. Nachdem der Hollertszug am 25. August 1891 mit der Grube Oberster Pferdestall konsolidiert war, baute man im Jahr 1892 die Elektrifizierung der Grube aus. Bevor in den 1890er Jahren die Erzvorräte gefördert wurden, suchte man nach neuen Gängen. 1890 entschloss man sich zum Bau einer Tiefbauanlage. Diese erhielt 1893 eine elektrische Fördermaschine mit 100-kW-Gleichstrommotor. Der Blindschacht, im Königsstollen angesetzt, erreichte die erste Sohle bei 40 m und im Jahr 1893 die 80-m-Sohle und ging mit den beiden Sohlen in Betrieb. Während 1895 noch 5000 t gefördert wurden, sank die Förderung 1897 auf 1958 t ab. Durch den später 240 m tiefen Blindschacht wurden neue Erzlager aufgeschlossen, was die Förderung im Jahr 1899 auf knapp 20.000 t Eisenerz anstiegen ließ. Ein Jahr später erzielte die Grube, die mittlerweile 300 Bergleute zählte, mit 50.030 t die höchste Förderung in der Grubengeschichte, die allerdings in den folgenden Jahren stark abfiel. Die aufgeschlossenen Vorräte betrugen 323.000 t Eisenerz.
Am 28. August 1895 erfolgte die Konsolidation mit der Grube Unterster Pferdestall, 1900 wurde der Königsstollen angeschlossen. Im selben Jahr wurde eine Bahn nach Herdorf gebaut. 1908 kam die Förderung nach jahrelangen Aufschlussarbeiten schließlich zum Erliegen. Im Jahr 1910 wurden noch 26 t Eisenerz gefördert, ehe die Grube endgültig stillgelegt wurde. Die Gesamtförderung des Hollertszuges betrug 1,3 Mio. t unverarbeiteten Eisenstein. In den 1920er Jahren wollte man von der Grube Bollnbach her noch eine Untersuchungsstrecke in 550 m Teufe schlagen, was jedoch aufgrund der Stilllegung der Grube Anfang 1927 zum Erliegen kam.
Konsolidationen
Konsolidationen gab es unter anderem mit folgenden Gruben:
- Oberster Pferdestall in der Gemarkung Dermbach, wurde am 7. September 1837 erstmals erwähnt.
- Peterszeche in den Gemarkungen Sassenroth / Biersdorf bestand zwischen 1872 und 1884. 1872 entstand sie aus einer Konsolidation der Gruben Hellmannskaute, Dreieinigkeit, Steimel, Minerva, Tiefbau wurde ab 1876 betrieben, der angelegte Schacht hatte eine Größe von 4,4 x 1,57 m und eine Teufe von 124 m (2 Sohlen). Neben dem Schacht bestanden drei Stollen. Die Gesamtförderung lag bei 25.727 t Eisenerz.
- Pferdestall in Herdorf wurde 1837 erstmals erwähnt und konsolidierte 1891 mit Hollertszug.
- Regulatus in Dermbach wurde 1865 ersterwähnt, 1869 neu gemutet und konsolidierte bereits 1870 mit Hollertszug.
Siehe auch
Literatur
- Hans Dietrich Gleichmann: Stahlberg, Hollertszug und Eisenzeche – Von Zechen und Gruben des Siegerlandes, Verlag Höppner & Göttert, Siegen 1997. ISBN 3-924948-45-3
- Ute Bosbach: Spurensuche im Eisenland - Unterwegs auf Erzstraßen und Bergmannspfaden, amadeusmedien, November 2006. ISBN 3-9808936-8-5
Einzelnachweise
- ↑ A. Ribbentrop: Beschreibung des Bergreviers Daaden-Kirchen; Bonn 1882
Weblinks
Commons: Grube Hollertszug – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienKategorien:- Stillgelegtes Bergwerk in Rheinland-Pfalz
- Stillgelegtes Bergwerk (Siegerland)
- Herdorf
- Eisenerzbergwerk
Wikimedia Foundation.