- Lepidokrokit
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Lepidokrokit (Rubinglimmer) blättriger Lepidokrokit aus den „Alto das Quelhas do Gestoso Mines“ bei Manhouce (São Pedro do Sul), Spanien (Bildgröße 1,5 mm) Chemische Formel γ-Fe3+O(OH) Mineralklasse Oxide und Hydroxide
4.FE.15 (8. Auflage: IV/F.06-40) (nach Strunz)
06.01.02.02 (nach Dana)Kristallsystem orthorhombisch Kristallklasse orthorhombisch-dipyramidal [1] Farbe dunkelrot bis rotbraun Strichfarbe rötlich bis bräunlich Mohshärte 5 Dichte (g/cm3) gemessen: 4,09 ; berechnet: 3,96 [2] Glanz schwacher Metallglanz bis Diamantglanz, Seidenglanz Transparenz durchsichtig bis undurchsichtig Bruch uneben, muschelig Spaltbarkeit vollkommen [010] Habitus tafelige, prismatische, nadelige Kristalle; blättrige, körnige, faserige, erdige Aggregate Häufige Kristallflächen tafelig nach {010} Kristalloptik Brechungsindex nα = 1,940 ; nβ = 2,200 ; nγ = 2,510 [3] Doppelbrechung
(optische Orientierung)δ = 0,570 [3] ; zweiachsig negativ Winkel/Dispersion
der optischen Achsen2vz ~ gemessen: 83° ; berechnet: 84° [3] Pleochroismus stark: X = b = Gelb ; Y = c = dunkel Rot-Orange ; Z = a = dunkleres Rot-Orange [3] Lepidokrokit (auch Rubinglimmer) ist ein an verschiedenen Fundorten zum Teil reichlich vorkommendes, insgesamt aber wenig verbreitetes Mineral aus der Gruppe der „Oxide und Hydroxide“. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung γ-Fe3+O(OH) und entwickelt meist tafelige bis kurzprismatische Kristalle bis etwa 2 mm Größe[2] von dunkelroter bis rotbrauner Farbe bei rötlichbrauner Strichfarbe, die gelegentlich rosettenförmige Mineral-Aggregate bilden. Auch radialstrahlig-nadelige, körnige, faserige und erdig-massige Aggregate sind bekannt. Auf den Kristallflächen zeigt sich schwacher Metall- bis Diamantglanz, feinnadelige Aggregate dagegen Seidenglanz.
Inhaltsverzeichnis
Etymologie und Geschichte
Erstmals entdeckt wurde Lepidokrokit etwa zeitgleich in der Grube „Eisenzecher Zug“ bei Eiserfeld (Siegen) in Deutschland und am Zlaté Hory (deutsch: Zuckmantel) in Tschechien. Erstmals beschrieben wurde das Mineral 1813 durch Johann Christoph Ullmann, der es aufgrund seiner gelegentlich blättrigen bis nadelig-faserigen Kristallausbildung nach den griechischen Wörtern λεπιδιον für „schuppig“ und κρόκη für „Faden“ oder „Gewebe“ benannte.
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Lepidokrokit zur Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort zur Abteilung der „Hydroxide und oxidische Hydrate“, wo er zusammen mit Akaganeit, Böhmit, Diaspor, Feitknechtit, Feroxyhyt, Goethit, Groutit, Manganit, Schwertmannit und Tsumgallit eine eigenständige Gruppe bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Lepidokrokit ebenfalls in die Klasse der „Oxide und Hydroxide“, dort allerdings in die bereits feiner unterteilte Abteilung der „Hydroxide (ohne V oder U)“ ein. Diese Abteilung ist zudem weiter unterteilt nach der möglichen Anwesenheit von Hydroxidionen bzw. Kristallwasser und der Kristallstruktur, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung und seines Aufbaus in der Unterabteilung „Hydroxide mit OH, ohne H2O; Lagen kantenverknüpfter Oktaeder“ zu finden ist, wo es nur noch zusammen mit Böhmit die unbenannte Gruppe 4.FE.15 bildet.
Auch die Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Lepidokrokit in die Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort in die Abteilung der „Hydroxide und hydroxyhaltige Oxide“ ein. Hier ist er zusammen mit Böhmit und Guyanait in der „Böhmitgruppe“ mit der System-Nr. 06.01.02 innerhalb der Unterabteilung „06.01 Hydroxide und hydroxyhaltige Oxide mit der Formel: X3+OOH“ zu finden.
Modifikationen und Varietäten
Die Verbindung Fe3+O(OH) ist trimorph,kommt also neben dem orthorhombisch kristallisierenden Lepidokrokit noch als trigonal kristallisierender Feroxyhyt und als ebenfalls orthorhombisch, wenn auch mit anderer Raumgruppe und anderen Zellparametern, kristallisierender Goethit vor.
Bildung und Fundorte
Lepidokrokit bildet sich als typisches Sekundärmineral durch Verwitterung bzw. Oxidation anderer eisenhaltiger Minerale in oberen Bodenschichten (z.B. als Niederschlag aus dem Grundwasser) ebenso wie in mineralischen Lagerstätten oder in marinen Manganknollen.[2] Zusammen mit Goethit bildet Lepidokrokit den Hauptgemengteil von Limonit (Brauneisenstein). In Erzlagerstätten findet er sich auch auf traubigem Goethit aufgewachsen oder mit Pyrit vergesellschaftet.
Weltweit konnte Lepidokrokit bisher (Stand: 2010) an rund 400 Fundorten nachgewiesen werden. In Deutschland findet sich das Mineral neben seiner Typlokalität im Siegerland noch im Schwarzwald, Odenwald, Fichtelgebirge, Oberpfälzer Wald, Odenwald, Spessart, Taunus, im Harz, Sauerland, der Eifel, im Hunsrück und im Erzgebirge. In Österreich wurde Lepidokrokit vor allem in den Regionen Kärnten, Salzburg, Steiermark und Tirol gefunden. In der Schweiz trat das Mineral vor allem in den Kantonen Bern, Schaffhausen, Wallis und Zürich auf.
Weitere Fundorte sind Ägypten, Australien, Belgien, Bolivien, Brasilien, Bulgarien, China, Frankreich, Griechenland, Grönland, Indien, Iran, Iran, Israel, Italien, Japan, Kanada, Kasachstan, Kroatien, Madagaskar, Mexiko, Namibia, Niederlande, Neuseeland, Norwegen, Polen, Portugal, Rumänien, Schweiz, Slowakei, Slowenien, Spanien, Südafrika, Tschechien, Türkei, Ukraine, Ungarn, Usbekistan, die US-Virgin Islands, das Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten von Amerika (USA). Auch in Gesteinsproben des mittelatlantischen Rückens wurde Lepidokrokit gefunden.[3]
Kristallstruktur
Lepidokrokit kristallisiert isotyp mit Böhmit im orthorhombischen Kristallsystem in der Raumgruppe Cmc21 mit den Gitterparametern a = 3,08 Å; b = 12,50 Å und c = 3,87 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[4]
Verwendung
Lepidokrokit wird bei lokaler Anhäufung als Eisenerz genutzt.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Webmineral - Lepidocrocite (englisch)
- ↑ a b c Handbook of Mineralogy - Lepidocrocite (englisch, PDF 68,7 kB)
- ↑ a b c d e Mindat - Lepidocrocite (englisch)
- ↑ Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 239.
Literatur
- Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 110.
- Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 554.
Weblinks
Commons: Lepidocrocite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Mineralienatlas:Lepidkrokit (Wiki)
Kategorien:- Mineral
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