Horst Gramlich

Horst Gramlich

Horst Gramlich (* 31. März 1938 in Antonufka/ Ukraine) ist ein deutscher Politiker (SPD) und ehemaliger Oberbürgermeister von Potsdam.

Leben

Horst Gramlich wuchs in Potsdam auf und machte eine Lehre als Bankkaufmann. Anschließend besuchte er eine Wirtschaftsfachschule und studierte Wirtschaftswissenschaften an der Hochschule für Ökonomie Berlin, welches er mit dem Abschluss als Diplom-Finanzwirt beendete. An derselben Hochschule promovierte er 1972. An der Deutschen Akademie für Staats- und Rechtswissenschaften in Potsdam-Babelsberg arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter und lehrte bereits seit 1969 als Dozent für Wirtschaftsplanung und Planerfüllung.[1]

Politik

Während der Wende im Herbst 1989 wurde Horst Gramlich Mitglied der neugegründeten SDP der DDR (kurze Zeit später in SPD umbenannt).

Er wurde bei der Kommunalwahlen im Mai 1990 der erste Bürgermeister nach der Wende in Potsdam (1990 bis 1998). Als Oberbürgermeister stand er im Rathaus einer Koalition aus SPD, CDU und Teilen der Bürgerbewegung vor, die in vielen Punkten sehr verschiedenen Meinungen zu den alltäglichen Sachthemen hatte. Allgemeine Themen wie in vielen anderen Regionen der ehemaligen DDR waren wachsenden Arbeitslosigkeit, Wohnungsnot, Investitionshemmnissen, hemmungslosen Immobilienspekulationen und eine nicht zeitgemäß ausgerichtete Bürokratie. Spezielle Themen in dieser Zeit waren unter anderem ein von Gramlich 1993 befürwortetes, aber umstrittenes gasbetriebenes Kraftwerk. Daneben fielen in seine Amtszeit die 1000-Jahr-Feier Potsdams und die erfolgreiche Bewerbung Potsdams zur Bundesgartenschau 2001. Zudem wurde in dieser Zeit das Zentrum , z.B. das Holländische Viertel, und Babelsberg als Sanierungsgebiete ausgewiesen.[2]

Bei den Kommunalwahlen in Brandenburg am 5. Dezember 1993 konnte im ersten Wahlgang der PDS-Herausforderer Rolf Kutzmutz mit 45,3 % der Stimmen gegenüber 29,3 % für den Amtsinhaber einen klaren Gewinn verbuchen. Bei der Stichwahl zwei Wochen später dreht sich das Ergebnis zu Gunsten Gramlichs, der dann 54,7 % der Stimmen auf sich verbuchen konnte, da er auch die Stimmen der ausgeschiedenen Kandidaten erringen konnt. Rolf Kutzmutz konnte sein Ergebnis bestätigen aber nicht ausbauen.[3] In der neuen Amtszeit stützte sich der Bürgermeister auf eine „De-facto-Koalition aus SPD und PDS“.[4]

Am 23. Dezember 1997 kündigte das BürgerBündnis im Verbund mit der Kampagne gegen Wehrpflicht und Zwangsdienste, heute Die Andere, ein Abwahlbegehren gegen Oberbürgermeister Horst Gramlich (SPD) an.[5] Im Februar 1998 schlossen die CDU, die Bündnisgrünen und andere an. Bei einem Bürgerentscheid am 17. Mai 1998 wurde er als Oberbürgermeister mit 87,5 % der Stimmen abgewählt.[6] Ihm wurde nach Angaben der Berliner Zeitung von seinen politischen Gegner „Entscheidungsschwäche, mangelnde Führungsqualitäten, Unfähigkeit, für die Stadt zu werben[1] sowie „Bürgerferne“ und „Weltfremdheit[4] vorgeworfen. Bis zu dem Bürgerentscheid stand er unter anderem wegen der ihm vorgeworfenen Überforderung im Rahmen der "Baufilz-Affäre" von SPD-Baustadtrat Detlef Kaminski in der Kritik. Sein Stellvertreter und Finanzstadtrat Hans-Joachim Bosse übernahm übergangsweise die Amtsgeschäfte in Potsdam. Gewählter Nachfolger von Horst Gramlich wurde der damalige brandenburgische Umweltminister Matthias Platzeck.

Zu seinem 70. Geburtstag im Jahre 2008 wurde Gramlich von einer Delegation der Landeshauptstadt Potsdam mit dem amtierenden Bürgermeisters Jann Jakobs geehrt. Jacobs sagte an Gramlich gerichtet: „Politik – und das haben Sie sehr deutlich erfahren – ist nicht immer ein faires Geschäft. Sie fügt zuweilen auch Wunden zu, die lange zu spüren sind“.[2]

Einzelnachweise

  1. a b "Platzeck und Gramlich - das ist wie Tag und Nacht", in Berliner Zeitung vom 13. Mai 1998
  2. a b Pressemitteilung der Stadt Potsdam - 70. Geburtstag von Dr. Horst Gramlich
  3. potsdam.de Wahlergebnisse
  4. a b Eintrag Horst Gramlich im Munzinger-Archiv von 30/1998. Abgerufen am 27. Januar 2009
  5. http://www.pnn.de/potsdam/17790/
  6. Potsdam-Chronik 1990 bis 2003

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