Hufrehe

Hufrehe

Die Hufrehe (Laminitis) ist eine Pferdekrankheit. Sie ist eine aseptische (nicht durch Infektionserreger bedingte) Entzündung der Huflederhaut beim Pferd, wobei sich die Hufkapsel von der Lederhaut ablöst. Die akute Hufrehe ist ein Notfall und bedarf der sofortigen Behandlung; in Extremfällen kann es zum Ausschuhen kommen. Die chronische Rehe kann zu einer Hufbeinrotation führen.

Inhaltsverzeichnis

Ursachen

Eine Hufrehe kann durch mehrere Ursachen bedingt sein. Ihnen ist gemeinsam, dass sie zu einer Störung der Mikrozirkulation des Blutes im Bereich der Huflederhaut führen.

Die Belastungsrehe entsteht durch Überbelastung des Hufes. Sie wird vor allem durch langes Laufen auf harten Böden ausgelöst („Marschrehe“) oder durch Überlastung eines Hufes z. B. nach der Ruhigstellung des gegenüber liegenden Beines. Auch lange Stallphasen können aufgrund der dadurch ausgelösten Störung der Blutzirkulation zu einer Rehe führen („Stallrehe“).

Die Futterrehe ist die am weitesten verbreitete Hufrehe und wird durch falsche Fütterung verursacht. Eine kohlenhydratreiche Nahrung fördert das Entstehen von Stoffwechselstörungen. Strukturlose, kohlenhydratreiche Futtermittel (z. B. Getreide) führen zu einer explosionsartigen Vermehrung der Streptokokken (kohlenhydratspaltenden Bakterien) im Dickdarm und zu einer massiven Freisetzung von Milchsäure. Diese verursacht ein Massensterben der rohfaserverdauenden Bakterien und eine Freisetzung von Giftstoffen (Endotoxine) und eine Übersäuerung im gesamten Organismus. Ähnlich können bei der Rehe durch Wasseraufnahme durch Aufnahme größerer Mengen kalten Wassers vermutlich die Darmflora geschädigt und Endotoxine freigesetzt werden.

Eine Geburtsrehe kann durch Verbleiben von Kleinstteilen der Nachgeburt in der Gebärmutter entstehen. Hierbei kommt es zu einer bakteriellen Zersetzung und der Aufnahme von Endotoxinen in die Blutbahn.

Bei der Vergiftungsrehe werden im Darm ähnliche Vorgänge wie bei der Futterrehe ausgelöst. Vergiftungen können entstehen bei Aufnahme von Giftpflanzen wie z. B. Wicken, Robinie, Rizinus und Eicheln sowie durch Herbizide, Fungizide, Pestizide, Schimmelpilze, Pilzsporen und Schlangenbiss. Gelegentlich sind aber auch Impfungen und Wurmkuren die Auslöser einer Vergiftungsrehe, wenn ein massiver Parasitenbefall vorlag und große Parasitenzahlen absterben. Hier besteht eine Inkubationszeit von 2 bis 21 Tagen.

Bestimmte Medikamente können die Ursache für eine Medikamentenrehe sein. Unter besonderem Verdacht stehen Cortisonpräparate.

Eine Rehe kann auch als Folge- oder Begleitkrankheit beim Cushing-Syndrom, Schilddrüsenerkrankungen, Zyklusstörungen der Stute (Dauerrosse oder ausbleibende Rosse), Koliken (Vergiftung durch Dickdarmgärung) und Darmentzündung infolge von Durchfallerkrankungen sowie als Folge einer Hyperlipidämie (erhöhte Blutfette) oder Kreuzverschlags entstehen. Auch Strom- oder Blitzschlag können eine lokale Entzündung und damit eine Rehe hervorrufen.

Pathogenese

Scheibenplastinat Hufrehe mit Abbau von Knochensubstanz im Hufbein
Querschnitt einer fortgeschrittenen Hufbeinrotation

Im Huf kommt es pathogenetisch zu einer Entzündung, bei der es zu einer lokalen Durchblutungsstörung mit Austritt von Gewebsflüssigkeit und festen Bestandteilen (Blutkörperchen) aus den Blutgefäßen der Lederhautblättchen kommt. Es kommt zu einer Ödembildung und Schwellung. Dieser Flüssigkeitsaustritt verursacht durch die fehlende Ausdehnungsmöglichkeit im Huf hochgradige Schmerzen. Darüber hinaus fördert der Flüssigkeitsaustritt den Ablösungsprozess der reißverschlussartig ineinander greifenden Lederhautblättchen (innen) von den Oberhautblättchen (außen).

In der Frühphase führt eine Adrenalinausschüttung zu einer Verengung der Arteriolen mit einer (nur wenige Sekunden bis Minuten dauernden) Minderdurchblutung. In der 2. Phase löst sich der Arteriolenspasmus unter dem Einfluss des vegetativen Nervensystems, woraus eine lokale Blutfülle (Hyperämie) resultiert. Schließlich führen sog. Mediatoren zur Verengung der Venolen mit Blutstau (Stase), die mit Sludge-Phänomen, Thrombozytenaggregation, Thrombose, Permeabilitätsstörung und Exsudation einhergeht.

Bei Bestehen einer Entzündung über 48 Stunden spricht man von chronischer Rehe. Folgen können ein Absinken des Hufbeins in die Kapsel, eine Rotation des Hufes um das Hufgelenk, wobei die Hufbeinspitze zum Boden hin tendiert, oder die Kombination der beiden Varianten sein.

Bei schwerer Rehe übt die Hufbeinspitze starken Druck auf die Sohle aus. Die Hufbeinspitze weicht dem Druck von unten aus, indem sie sich verformt („Skispitze“) bzw. in dem sich Knochensubstanz abbaut. In noch schwereren Fällen bricht die Hufbeinspitze durch die Sohle (Hufbeindurchbruch).

Das Endstadium bildet das Ausschuhen, bei dem sich die Hufkapsel komplett ablöst. Von der Mehrheit der Tierärzte wird in diesem Stadium ein Erlösen des Tieres angeraten. Auch hier ist Heilung theoretisch möglich. Bei der herkömmlichen Behandlung muss das Pferd jedoch dazu bis zu 2 Jahre seines Lebens überwiegend liegend und hängend verbringen. Der Erfolg der Therapie kann nicht garantiert werden.

Symptome

Zu Beginn ist ein eher kühlerer Huf als im Normalzustand feststellbar. Da dieser Zustand nur im Minutenbereich liegt, wird dieses erste Symptom jedoch nur selten bemerkt. Wenn bereits eine Entzündung eingetreten ist, wird ein wärmerer Huf beobachtet. Der Kronrand ist leicht geschwollen. Die Pferde zeigen einen klammen, verhaltenen Gang, d. h. die Schritte werden kurz und flach, später steif. Die Steifigkeit der Bewegungen wird beim engen Wenden des Pferdes besonders deutlich. Eine erhöhte Pulsation der Zehenarterien kann an der Hinterseite des Fesselkopfs ertastet werden. Beim Abtasten der Sohle mit der Hufuntersuchungszange zeigt sich eine erhöhte Schmerzhaftigkeit.

Sind alle vier Beine oder nur die Vorderbeine von der Rehe betroffen, stellt das Pferd die Hinterbeine nach vorn unter den Bauch und verlagert das Gewicht auf die Hinterhand und auf die Trachten (Ballenfußung). Sind die Hinterbeine erkrankt, bringt das Pferd die Vorderbeine weit nach hinten unter den Bauch, senkt als Gegengewicht den Kopf und belastet die Hinterhufe abwechselnd. Ist nur ein Bein betroffen, wird es dieses hochhalten.

Als Zeichen der Allgemeinstörung kommt es zu einer Erhöhung der Atem- (normal 8-16/min in Ruhe) und Pulsfrequenz (normal 30-44 pro Minute), eventuell tritt Fieber (>38,4°C) auf. Weitere Anzeichen sind häufiges Liegen, Schmerzen, Angstzustände und Unruhe.

Die akute Hufrehe wird nach einem Vierstufenmodel eingeteilt:

  • Grad 1: In der Ruhe hebt das Pferd die Hufe ständig abwechselnd. Im Schritt ist keine Lahmheit zu erkennen, im Trab ist der Gang kurz und steif.
  • Grad 2: Das Pferd geht im Schritt zwar willig, aber steif vorwärts. Das Aufheben eines Fußes ist ohne Schwierigkeiten möglich.
  • Grad 3: Das Pferd bewegt sich äußerst widerwillig und wehrt sich heftig gegen den Versuch, einen Fuß aufzuheben.
  • Grad 4: Das Pferd weigert sich, sich zu bewegen. Es ist nur durch Zwang zum Laufen zu bringen. Eventuell wird auch das Fressen durch zu große Schmerzen eingestellt.

Sofortmaßnahmen

Die sofortige Verständigung eines Tierarztes hat bei der Rehe oberste Priorität.

Ideal ist das sofortige und anhaltende Kühlen der befallenen Hufe mit sehr kaltem Wasser. Zur Not können die Hufe auch in einen Eimer mit kaltem Wasser gestellt werden. Eine Kühlung der Hufe trägt dazu bei, den Entzündungsprozess zu hemmen und lindert den Schmerz. Nach Absprache mit dem Tierarzt kann, falls dessen Eintreffen durch andere Notfälle noch mehrere Stunden dauert, Acetylsalicylsäure verabreicht werden.

Eine sofortige Futterumstellung ist bei allen Arten der Rehe, also nicht nur bei der Futterrehe, zu empfehlen. Es sollte nur Heu und Stroh, eventuell ergänzt durch mäßige Gaben von Äpfeln und Möhren verfüttert werden. In der Akutphase der Rehe und zur Prophylaxe empfiehlt es sich, Rauhfutter mit niedrigem Futterwert (geringe Eiweiß- und Fruktankonzentration, z. B. Haferstroh und abgelagertes Heu) als Hauptnahrungsmittel einzusetzen oder die Heugabe zu verringern und durch Stroh zu ersetzen. Hochtragende (9. bis 11. Monat) und säugende Stuten sollten, da sie einen erhöhten Energiebedarf haben, fettreiche Zusatzfuttermittel erhalten, da diese das Rehegeschehen nach neuesten Erkenntnissen nicht bedingen. Dem Enzym Bromelain (in Kiwis und Ananas) wird ebenfalls eine Schutzfunktion zugeschrieben.

Das Pferd sollte, wenn möglich, auf einen weichen Untergrund gestellt und Stress unbedingt vermieden werden. Falls ein Transport notwendig ist, können die Hufe mit Schwämmen oder Verbänden abgepolstert werden.

Therapie durch den Tierarzt

Bei der akuten Rehe stehen Durchblutungsförderung und Schmerztherapie im Vordergrund. Hier werden zum Beispiel Acepromazin, Heparin (kann nachweislich die Entstehung von Rehe verhindern), Ginkgo biloba und Acetylsalicylsäure eingesetzt. Diuretika können im Frühstadium durch Entwässern Ödeme reduzieren. Begleitend können entgiftende (Lebertherapeutika) und nierenanregende Substanzen sowie homöopathische Mittel verabreicht werden, für die es aber keinen Wirkungsnachweis gibt.

Chronische Reheformen bedürfen der Abklärung der Veränderungen durch Röntgen- oder computertomographische Aufnahmen.

Rehegipse

Es gibt drei Typen von Rehegipsen. Der Sinn liegt in der völligen Entlastung der schmerzenden, geschädigten Zehe durch Gewichtsverlagerung auf den Trachtenbereich und der Entgegenwirkung des Zugs der tiefen Beugesehne, um die damit verbundene Drehung des Hufbeins zu verhindern oder aufzuhalten.

  1. Der untere Rehegips wird ausschließlich auf den Huf bei leichter Rehe aufgebracht, mit den oben beschriebenen Vorteilen. Er kann problemlos direkt zur Soforttherapie im Stall angebracht werden.
  2. Der mittlere Rehegips zieht bereits den Fesselkopf zum Tragen der Körperlast heran. Dabei wird zur unteren Unterstützung des Hufes der Gips um den gesamten Huf bis hinauf zum Fesselkopf verlegt.
  3. Der hohe Rehegips wird bei noch schwereren Reheveränderungen nötig. Dieser wird bis unterhalb des Vorderfußwurzelgelenkes angebracht, um eine bessere Verteilung der Traglast zu erreichen. Der mittlere und hohe Rehegips können und sollen nur unter Klinikbedingungen angebracht werden, da dies eine schwierige, absolute Genauigkeit und eine Aufhängevorrichtung oder mehrere starke Aufhalter und sofort erreichbares Spezialwerkzeug zum eventuellen Abnehmen des nicht korrekt sitzenden Gipses nötig macht.

Rehegipse stellen hohe Anforderungen an alle Beteiligten. Druckveränderungen unter der Sohle können unbemerkt und unversorgt bleiben, Scheuerstellen mit Infektionsgefahr können durch den Gips verursacht werden und das absolut wichtige Kühlen der Zehe ist so nicht oder nur schwer möglich. Zudem entsteht eine zusätzliche Verletzungsgefahr durch Stolpern. Außerdem soll die Struktur eines Rehegipses besonders beim mittleren und hohen Rehegips überfordert werden, denn er nimmt das Gesamtgewicht des Pferdes auf und besitzt nach kurzer Zeit nicht mehr die stützende Funktion in der gewünschten Form.

Aderlass und Blutegeltherapie

Beim Aderlass werden Mengen von 5-10 Liter Blut abgenommen, die abhängig von Größe und Gewicht des Pferdes sind. Allerdings wird die Blutabnahme in der Regel an der mengenmäßigen Untergrenze gehalten, um das Risiko eines Kreislaufkollapses zu vermeiden. Der Zweck dieser für das Pferd nicht angenehmen Prozedur ist die Reduzierung von Giftstoffen und festen Blutbestandteilen. Die entnommene Menge an Blut kann durch eine Elektrolytlösung oder physiologische Kochsalzlösung ersetzt werden.

Ein sogenanntes ganzheitliches Verfahren zur Behandlung der Rehe ist die lokale Anwendung von Blutegeln.

Ein Wirkungsnachweis für beide Methoden existiert nicht.

Behandlung durch verschiedene Hufbearbeiter (Hufschmied, Hufpfleger, Huforthopäde, Huftechniker, Hufheilpraktiker)

Der Hufschmied übernimmt das Abnehmen der Eisen, falls dies durchführbar ist, die Herstellung einer „schwebenden Zehe“, das Kürzen bzw. Erhöhen der Trachten, das Einfräsen von Dehnungsfugen, die Anfertigung einer punktuellen Bohrung, das Entfernen des Narbenhorns und die Anbringung eines Rehebeschlages.

Kürzen oder Erhöhen der Trachten

Dies ist eines der größten Streitthemen in Bezug auf Hufrehe. Die Einen fordern das sofortige Hochstellen der Trachten ab der Akutphase bis zur vollständigen Ausheilung. Die Anderen plädieren für ein Kürzen der Trachten in mehr oder minder starkem Maße.

Für eine Trachtenerhöhung spricht, dass der Zug der tiefen Beugesehne vermindert und die Belastung in die weniger erkrankten Gefäß- und Wandlederhautbereiche der Trachten verlagert wird. Gegner der Trachtenerhöhung führen die Richtungsänderung der Hufbeinspitze nach unten, eine erhöhte Belastung des Aufhängeapparats und Hufbeinträgers und den reduzierten Hufmechanismus und die damit herabgesetzte Durchblutung des Hufes an.

Für eine Trachtenkürzung spricht die Gewichtsverlagerung auf die Trachten, die dem natürlichen Verhalten eines Rehepferdes entgegenkommt und deren korrekte anatomische Form aus den vom Menschen unbehandelten Pferdehufen wildlebender Pferde abgeleitet werden kann. Die Kürzung der Trachten führt zu einem bodenparalleleren Hufbein, die Gewichtsverlagerung auf die gekürzten Trachten verstärkt den Hufmechanismus und fördert so die bessere Durchblutung und Heilung der erkrankten Huflederhaut.

Keile

Die Verwendung von Keilen ist umstritten, sie weisen eine Reihe von Nachteilen auf.

Sogenannte Aufschweißkeile führen zur Gewichtssteigerung des Beschlages speziell im Trachtenbereich und bewirken somit oft eine deutliche Tendenz zur Trachtenfußung. Allerdings erhöhen sie den punktuellen Druck auf die Trachten bei Belastung und die Verformung derselben (untergeschobene Trachten).

Einlegekeile haben ebenfalls negative Auswirkungen. Die nachwachsenden Trachten drücken sich in den Plastikkeil ein. Das Einsinken der Trachten in das Keilmaterial ist eine mechanische Bremse für den Hufmechanismus. Vor allem bei harten Hornqualitäten können Zusammenhangstrennungen des Hornes wie Spalten, hohle und lose Wände auftreten.

Die Resektion der dorsalen Hufwand

Beim Ausschneiden eines Rehehufes sind umfangreiche Korrekturmaßnahmen erforderlich, überschüssiges Hufhorn muss entfernt werden. Das Ziel der dorsalen Hufwandresektion ist, das Wachstum des neugebildeten Horns so nah wie möglich parallel zum Hufbein wachsen zu lassen.

Die „schwebende“ Zehe

Während des Heilungsprozesses sollte die Belastung der geschädigten Zehe vermieden werden. Am einfachsten ist dies zu erreichen, indem die vordere Zehenwand im rechten Winkel abgenommen wird. Dies kann auch durch ein an dieser Stelle Luft lassendes Eisen geschehen, nicht aber durch verkehrt herum aufgenagelte Eisen. Als Mindestmaß gelten 3 mm Schwebe, 5 mm sind ideal.

Dehnungsfugen und punktuelle Bohrungen

Beide Methoden, das Einfräsen von Dehnungsfugen (zwei Fugen die von ca. 1 cm unterhalb des Kronrandes bis zur Sohle reichen) und die punktuelle Bohrung (Einfräsung eines Loches unterhalb des Kronrandes) dienen der Druckminderung. Das Horn wird bis an die Lederhaut heran entfernt, und gegebenenfalls mit einer sterilen Kanüle angestochen. Dadurch kann die angestaute Flüssigkeit entweichen, es tritt sofort eine Schmerzlinderung ein und das Lösen der Verzahnung zwischen Lederhaut- und Oberhautblättchen wird reduziert.

Barhufbearbeitung nach Straßer

Die Methode der Hufbearbeitung nach Dr. med. vet. Hiltrud Straßer gehört nicht zur evidenzbasierten Medizin. Die Barhufbearbeitung nach Straßer führt die überwiegende Anzahl an Huferkrankungen wie die Hufrehe, die Hufrollenentzündung, Lahmheiten „unklarer“ Genese, Stellungsfehler der Gelenke des Pferdebeines sowie diverse Stoffwechselerkrankungen, in einer Vielzahl der Fälle auf eine anatomisch nicht korrekte Hufform und die negativen Folgen des Hufbeschlags zurück.

Die Therapie der Hufrehe nach Straßer erfolgt durch den Versuch des Wiederherstellens einer guten Nährstoffversorgung der Huflederhaut durch Abnahme des Hufeisens sowie anatomisch korrekten Ausschnitt des Hufes, welcher den Hufmechanismus wieder erleichtern und somit der Heilung des geschädigten Gewebes dienen soll. Die Verwendung von Schmerzmitteln wird in den meisten Fällen als nicht zweckdienlich erachtet, da diese gemäß Straßer zu verminderter Durchblutung führen und außerdem den körpereigenen Schmerzregelkreis ausschalten, so dass das neu gebildete Gewebe sofort wieder überlastet wird. Im Gegensatz zur traditionellen Therapie, bei der in der Regel Boxenruhe verordnet wird, gehört bei Strasser die freie Bewegung des rehekranken Pferdes zur Therapie, da diese als Voraussetzung für einen erfolgreichen Heilungsprozesse angesehen wird.

Die "Strassermethode" ist umstritten. Auf alle Fälle ist es auch hier unumgänglich vor der ersten Behandlung der Hufe, eine umfassende Beurteilung mit Röntgenbildern von einem Tierarzt einzuholen!

Rehebeschlag

Siehe Hauptartikel Rehebeschlag

Bei Rehebeschlag werden verschiedene Formen von Hufeisen verwendet. Alternativ können Kunststoffbeschlag, Klebeschuhe, Kunsthorn oder anschnallbare Hufschuhe verwendet werden.

Bewegung rehekranker Pferde

Befürworter führen die durchblutungsfördernde Wirkung der Bewegung unter Herdenzwang durch Artgenossen an. Auch die Zwangsbewegung von jeweils 10 Minuten pro Stunde auf weichem Boden im Schritt während der ersten 24 Stunden wird in manchen Werken empfohlen. Die Gegner warnen jedoch vor der mechanischen Einwirkung auf den ohnehin geschädigten Aufhängeapparat und den daraus resultierenden irreparablen Schäden. Auch wird die natürliche Schutzfunktion des Schmerzes angeführt, aufgrund derer ja gezielt verhindert werden soll, dass das Pferd den Huf belastet. Die Mehrheit der hufrehebehandelnden Tierärzte fordert ein absolutes Ruhigstellen von Anfang an.

Heilungschancen

Die Heilungschancen sind immer vom Grad der Erkrankung abhängig, eine umfassende Untersuchung durch einen Tierarzt ist also unabdingbar. Das Alter, Begleiterscheinungen, Vor- und Zusatzerkrankungen, das Gangvermögen vor und nach der Reheerkrankung, spielen ebenfalls eine Rolle. Gegebenenfalls kann man sich durch das Einholen einer Zweitmeinung zusätzliche Sicherheit verschaffen. Auch ein Hufschmied, der auf diesem Gebiet Erfahrung besitzt, ist ein guter Ansprechpartner.

Das Narbenhorn, als Verbreiterung der weißen Linie, bildet bei durchstandener Hufrehe einen lamellären Keil zwischen Lederhaut und der Hufaußenwand. Wird diese Verbreiterung nach und nach schmäler, heißt dass, der lamelläre Keil wächst heraus und das Hufbein nimmt wieder annähernd seine ursprüngliche (unrotierte) Position ein. Bei schwerer Rehe sinkt das Hufbein soweit in die Hufkapsel ab, dass starker Druck auf die Sohle ausgeübt wird. Dies führt dann zu einer Wölbung der Sohle nach unten (Vollhuf).

Anhand sogenannter „Reheringe“ können Krankheitsbeginn und weiterer Verlauf bestimmt werden. Der Krankheitsbeginn wird als ausgedehnte Rinne sichtbar, das Horn darüber, das sonst in parallel zueinander stehenden Ringen herunterwächst, läuft nun im Bereich der Trachten auseinander. Ist die Rehe überstanden, wird dies auch an wieder normal herunterwachsenden Ringen erkennbar. Dies geschieht jedoch nur, wenn eine umfassende, kontinuierliche Therapie vollzogen wird.

Bei einer Hufbeinrotation von bis zu 5,5° ist eine normale Einsatzfähigkeit des Pferdes sehr wahrscheinlich, bei einer Rotation von 5,5-11,5° ist dies nicht mehr so sicher und bei einer Rotation von über 12° erscheint ein zukünftiger Einsatz als Reitpferd als unwahrscheinlich.

Die Experten machen die Frage der Prognose für ein rehekrankes Pferd (und damit die Frage nach der späteren Reitbarkeit) nicht so sehr vom Grad der Hufbeinrotation, sondern von den Veränderungen im Lebensumfeld des Pferdes nach Auftreten der Rehe abhängig. Nach dieser schulmedizinisch nicht anerkannten Methode soll möglich sein, ein gesenktes oder im zweiten und dritten Grad rotiertes Hufbein wieder mit einer gesunden und stabilen Aufhängung am Wandhorn zu verankern, wenn die negativen Umweltfaktoren im Lebensraum des Pferdes beseitigt werden. Hierzu zählen: falsche Hufbearbeitung jeglicher Art (ob Beschlag oder Barhuf), fehlende Herdenhaltung (wobei ein rangniedriges Pferd nicht von den anderen gejagt werden sollte), mangelnde kontrollierte Bewegungsanreize, Boxenhaltung. Der Heilungsprozess kann sich in Abhängigkeit von der Vorschädigung und des Krankheitsverlaufes über Monate und ggf. Jahre hinziehen, ein vollständiges Ausheilen der Erkrankung ist bei entsprechend konsequentem Verhalten des Besitzers und regelmäßigen Korrekturen des erkrankten Hufes mit guter Prognose möglich. Die Schulmedizin geht jedoch davon aus, dass ein rehekrankes Pferd aufgrund der Schmerzen in der Huflederhaut nicht normal auffußt und dadurch selbst zu einer Verschlimmerung der Erkrankung beiträgt.

Vorbeugung

Durch artgerechte Haltung wie ausreichende Bewegungsfreiheit auf einer entsprechend großen Fläche und Gruppenhaltung sowie Vermeidung von Stress und tägliche Hufpflege lassen sich einige auslösende Faktoren vermeiden. Zum Schutz vor Vergiftungsrehe sollten Giftpflanzen und Pilze von den Weiden entfernt werden.

Zur Prophylaxe der Geburtsrehe darf die Nachgeburt nicht herausgezogen werden und nach ihrem Abgang ist sie auf Vollständigkeit zu prüfen. Ist diese Ablösung der Nachgeburt nicht innerhalb von 2 Stunden geschehen, sollte ein Tierarzt verständigt werden.

Zur Vermeidung einer Belastungsrehe sollten Trab und Galopp auf harten Untergründen vermieden werden. Nach längeren oder anstrengenden Ausritten und Transporten können die Beine gekühlt oder mit Franzbranntwein oder speziellen Gels eingerieben werden. Zur Vorbeugung vor Stallrehe bei einseitiger Überbelastung, wird das Bandagieren des strapazierten Beines empfohlen. Gegebenenfalls kann ein kurzfristiges Aufhängen des Pferdes in einer entsprechenden Halterung sinnvoll sein.

Zur Prophylaxe der Futterrehe ist Übergewicht unbedingt zu vermeiden. Es sollte stets rohfaserreiches Futter wie abgelagertes Heu und Haferstroh bevorzugt werden. Bei Zufütterung von Silage ist die Zusammensetzung des Frischgrases von Bedeutung, da Gräser wie Weidelgras und Klee einen hohen Anteil an wasserlöslichen Kohlenhydraten und somit auch an Fruktan besitzen, die zusammen mit Eiweiß für die Entstehung von Futterrehe verantwortlich sind. Weidegras unterliegt Tages- und Jahreszeitlichen Schwankungen. Überständiges Gras ist für Rehepferde am besten geeignet. Entsprechend dem Nährwertgehalt der Weide sollten Weidefläche und Weidezeiten mit den Bedürfnissen des Pferdes abgestimmt werden. Neues Futter sollte zunächst in kleinen Mengen gegeben werden, eine Futterumstellung muss immer langsam erfolgen.

Literatur

  • Romo Schmidt, Ulrike Häusler-Naumburger, Thomas Dübbert: Hufrehe. Vermeidung – Früherkennung – Heilung; Cham: Müller Rüschlikon, 2002; ISBN 3-275-01443-9
  • Christopher Pollit: Farbatlas Huf. Anatomie und Klinik; Hannover: Schlüter, 1999; ISBN 3-87706-536-8
  • Fritz Rödder: Gesunder Huf – gesundes Pferd. Anleitung, Praxis, Fallbeispiele; Rüschlikon-Zürich, Stuttgart, Wien: Müller, 1982; ISBN 3-275-00754-8
  • Hiltrud Straßer: Hufrehe (Laminitis): Erscheinungsformen, Ursachen und Behandlung; [Kirchentellinsfurt]: Knirsch, 2003; ISBN 3-927091-65-0
  • Konstanze Rasch: "Diagnose Hufrehe"; Müller Rüschlikon, 2010; ISBN 978-3-275-01752-2

Siehe auch

Weblinks

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